Nach einer erneuten Übernachtung in Fort William wachten wir in etwas schlechterem Wetter auf, als wir es die letzten Tage gehabt hatten.
Das war aber auch nicht weiter schlimm, denn heute würden wir eine lange Bahnfahrt von Fort William nach Edinburgh auf uns nehmen. Und da ist das Wetter nicht wirklich von Belang.
Nach eine weiteren herzhaften Frühstück hat uns unser Host ein Großraumtaxi gerufen, mit dem wir dann zum Bahnhof gefahren wurden. Was in Fort William nicht ganz so einfach ist, denn viele Taxen werden z.B. als Schulbus-Ersatz verwendet, da es gerade bei den kleinen Siedlungen außerhalb keinen Busverkehr mehr gibt. Wir hatten aber Glück. Und außerdem ein schlechtes Zeitgefühl, denn wir waren viel zu früh am Bahnhof.
Naja, egal. Wenn man schon einmal da ist, kann man ja .. Eisenbahnen gucken!
Einmal natürlich der Jacobite (aka „Harry-Potter-Zug“), der unter Dampf steht und gleich abfährt.
Und dann vom Caledonian Sleeper die Zuglok, welche gerade den Zug umsetzte, der aus London angekommen ist.
Wir haben uns dann entschieden, uns für die Zugfahrt, die immerhin 3 1/2 Stunden bis Glasgow und dann noch einmal 1 Stunde bis Edinburgh gehen würde, mit Lebensmitteln einzudecken. Was im Falle von Meike bedeutet …
… eine Minz-Variante von KitKat einzukaufen. Die, wo dieser Bericht geschrieben wird (Anfang August), übrigens immer noch im Kühlschrank liegen. Zumindest 2 Riegel …
Der Zug von Fort William nach Edinburgh hatte etwas Verspätung, etwas, was hier häufig passiert. Glücklicherweise kann der Zug auch durchaus einige Minuten aufholen, indem die Halte kürzer ausfallen können. Dann muss man die Zigarettenpausen halt abkürzen …
Als der Zug langsam einfuhr, zeigte sich, dass doch viele deutsche Touristen da waren.
In guter „Deutscher Bahn“-Manier wurde sich auf dem ganzen Bahnsteig verstreut, um möglichst schnell an der Tür zu sein. Wobei es durchaus dafür einen Grund gab, denn wie wir wussten, war der Platz für große Gepäckstücke doch begrenzt.
Also machten wir uns auch daran, einen möglichst breiten Bereich unseres vermuteten Wagens abzudecken. Was natürlich total in die Hose ging, denn unser Wagen war am anderen Ende des Zuges.
Die Sitzplätze sind übrigens mit „B“ oder „F“ bezeichnet, was mit „Back to direction of travel“ oder „Face to direction of travel“ zu lesen ist. Etwas, was im Vorfeld bei uns zu etwas Verwirrung geführt hat.
Aber unseren Wagen „D“ fanden wir, unsere Koffer hatten auch einen Platz. Wenn auch im Falle von Tatjana und Thomas als Teil eines großen Haufens an einem Ende des Zuges. Was witzig wurde, als der Verpflegungs-Trolley durchfahren musste und erst einmal eine Schneise in die Taschen, Koffer, Rucksäcke und wassonstnoch räumen musste.
Wir dagegen richteten uns gemütlich ein, packten Essen und Trinken aus. Und genossen sowohl die Landschaft, die wir noch vor kurzen durchwandert hatten, als auch eine gepflegte Runde Doppelkopf.
Letztere wurde etwas durch die unergonomische Haltung einzelner, um die Karten vor neugierigen Blicken zu schützen, etwas verkompliziert. Ging aber. So etwa.
Die Landschaft dagegen war durch den Regen etwas schlechter wahr zu nehmen. Aber auch so erkannte man vieles wieder. Zum Beispiel Rannoch Moor oder Bridge of Orchy.
Und so verging die Zeit wie im Fluge … äh … Zuge. Und schon waren wir in Dalmuir, einem Vorort von Glasgow. Unser Routing ging nämlich nicht via einem der Bahnhöfe Glasgows, sondern diesen Vorort-Halt. Sehr … pittoresk.
Naja … immerhin hatten wir ein Dach über den Kopf und der Zug nach Edinburgh kam pünktlich. Und hielt auch in Edinburgh Park, womit wir direkt an unserem Hotel wären.
Dieser Zug war eine der modernen Züge im Pendelverkehr zwischen den Metropolen Schottlands. Was auch bedeutet, dass es kleine Gepäckfächer gab, sodass man dafür die Sitzplätze verwenden musste.
Naja, ging die Stunde auch. Und dann waren wir auch da. Eine Bahnfahrt mit der deutschen Bahn ist auf jeden Fall oft unbequemer und unentspannter.
In Edinburgh Park ging es dann direkt ins Hotel, aufwärmen und etwas ausruhen. Dabei im TV Cricket WM schauen.
Und wie wir jetzt wissen, den neuen Weltmeister zuschauen (England kann doch gewinnen).
Als Abendprogramm haben wir nicht viel geplant gehabt. Und angesichts des miesen Wetters haben wir uns dann auch entschieden, nix großes mehr zu unternehmen. Stattdessen haben wir das Gratisgetränk vom Novotel in Anspruch genommen und sind dann mit Bahn und Bus zum Brewdog Lothian Road gefahren. Wo wir (so schließt sich der Kreis) den Tag mit Essen, Trinken und Doppelkopf beendet haben.
Zu Essen gab es leckere Burger, zu trinken gab es leckeres Brewdog-Bier.
Zu erst sogar das neue alkoholfreie IPA:
Und zuletzt ein schönes Overworks Sour Ale mit Beeren.
Dazwischen gab es noch einige Biere, viele Schweinchen, ein paar Nuller und mindestens einen vorgeführten Jens.
Ach so, eine Sache ist uns noch aufgefallen: Eine eigentlich total einfach Idee, die in Schottland gerade eingeführt wurde. Wenn man in einer Bar bedrängt wird oder von jemandem belästigt wird, kann man sich einfach Hilfe holen, indem man zu Bar geht und einfach nach „Angela“ fragt.
Das ist dann ein Codewort für das Barpersonal, dass man Hilfe braucht. Sehr simpel, gut, dass es so etwas gibt und schade, dass es nötig ist.