Hakodate nun. Nach der Fahrt von Noboribetsu nach Hakodate haben wir uns erst einmal auf dem Hotelzimmer etwas ausgeruht. Zugegeben, das Wetter bei der Ankunft war auch nicht das beste.
Nach einer kleinen Siesta sind wir wieder in den Bahnhof und zur Touristeninformation gegangen, um uns dort Ratschläge darüber zu holen, was wir so machen sollten.
Der Bahnhof liegt übrigens in Sichtweite unseres Fensters.
DIe Entscheidung fiel auf den Erwerb eines 2-Tages-Tickets für Bus & Strassenbahn sowie den Besuch von Fort Goryokaku und Mount Hakodate. Angesichts der schnell nahenden Dämmerung haben wir uns dann auch gleich auf den Weg gemacht.
Mit 280.000 Einwohnern ist Hakodate eine recht kleine Stadt aber für Hokkaido eine alte Stadt, denn bereits im 15. Jahrhundert stand hier ein befestigter Handelsposten. Hakodate war einer von fünf Häfen, die am Ende der Edo-Periode für ausländische Handelsschiffe geöffnet wurden – daher auch ein etwas westlicher Einschlag in der Architektur.
Zu unserem ersten Stop fuhren wir mit dem Streetcar.
Strassenbahn ist übrigens wie Bus: Man steigt hinten ein und zieht dabei ein Ticket mit der Nummer der Station an der man eingestiegen ist.
Beim Aussteigen sieht man an der Tafel beim Ausgang vorne, wieviel Yen man dem Fahrer geben muss. Den Betrag wirft man mit dem Schnipsel beim Fahrer in einen Kasten.
Im Notfall (und das war neu) hat der Fahrer auch ein sehr schlaues „Zeig auf das, was Du sagen willst“-Täfelchen – das ist nicht dumm!
Nach 15 Minuten stiegen wir aus und folgenden der Wegbeschreibung. Glücklicherweise ist Hakodate wirklich nicht groß, was das Stadtzentrum angeht – daher kamen wir schnell am Tower des Flughafens an.
Quatsch – natürlich ist das ein Aussichtsturm, von dem man aus das Fort Goryokaku besichtigen kann. Also rauf mit uns.
Fort Goryokaku ist eine Festung der kurzlebigen Republik Ezo. Dies war die einzige Republik auf japanischem Boden und eine extrem kurzlebige dazu (Dezember 1868 bis Juni 1869).
Erbaut wurde sie allerdings schon 1866 im Tokugawa-Shogunat als die erste Festung westlicher Bauart in Japan. Ihre Form eines fünfstrahligen Sternes erlaubte die Aufstellung von mehr Kanonen als die traditionellen japanischen Festungen und sie reduzierte die Anzahl toter Ecken, die nicht beschossen werden konnten. Beim Entwurf orientierte sich der Architekt an dem Vorbild europäischer Festungen – auch wieder ein Zeichen dafür, welchen Einfluss die Öffnung der Stadt gehabt hat.
Der Einfluss der Öffnung wurde auch anhand vieler Schautafeln und Erläuterungen erklärt.
Lehrreich und wirklich gut gemacht. Allerdings durch die nun einsetzende Dämmerung etwas … in den Schatten gestellt.
Etwas nervig war eine chinesische Familie, die lautstark gefühlte 12.254 Fotos gemacht hat und jedes (!) kommentierte. Daher traten wir den geordneten Rückzug an und machten uns durch die nun schon im Dunklen liegende Stadt auf zum Hakodate Mountain.
Auf den Berg kommt man mit dem Cable Car, zu Fuß oder mit einem Bus (dessen Fahrpreis in unserem 2-Tages-Ticket enthalten war).
Die Busfahrt war interessant, denn es gab eine Moderatorin (allerdings nur auf japanisch) und sobald man den Berg erreicht hat und die Serpentinen hinauffuhr gingen die Lichter im Bus aus, damit man den Ausblick geniessen konnte.
Sowohl die Linienbusse als auch die Reisebusse hielten alle an der gleichen Stelle am Ende einer Treppe, die dann zum Ausblick führte.
Und das waren nicht wenige. Und gefühlt war eine ganze Schule da! Eine Schule von hyperaktiven Kindern.
Nicht hilfreich waren auch die Getränkeautomaten mit zuckerhaltigen Getränken …
Aber wenn man die Kinder ausgeblendet hat und eine etwas ruhigere Stelle gefunden hat, konnte man erkennen, wieso der Ausblick zu den schönsten von ganz Japan gehören soll.
Rechts sieht man übrigens die mit Disko-Licht ausgestattete Seilbahn – gut, dass wir mit dem Linienbus da waren.
Das Wetter dort oben war aber recht schattig (hihi) und die Schüler wurden aus unerfindlichen Gründen auch immer mehr – also zurück zum im 15-Minuten Takt fahrenden Bus.
Und nachdem der Fahrer sein Handy-Spielen beendet hatte, ging es auch wieder zurück zum Busbahnhof.
Wir sind allerdings etwas früher ausgestiegen und wollten noch (was für eine Überraschung) in eine Brauerei. Die wir auch gut erreicht haben, obwohl die menschenleeren Strassen und geschlossene Restaurants etwas anderes haben befürchten lassen.
Aber wir kamen dennoch zu unserem Bier.
Was (es scheint einen neuen Export-Schlager zu geben) auch wieder unter anderem ein Kölsch war.
Das Bier war ganz ok, aber das Essen war unter dem Durchschnitt. Und damit das schlechteste Essen, was wir in Japan hatten.
Nicht geholfen hat da auch dieser schöne (an die Fässla-Krüge in einer unserer Lieblingskneipen erinnernde) Krug Hakodate Beer.
Und nur bedingt geholfen hat die Klavierbegleitung – schlecht war es nicht, aber auch eben nicht gut. Wie das Essen und das Bier.
Daher sind wir noch in die Hotelbar für einen Absacker gegangen, wo Meike ein „Bier-Tasting“-Set (mit einem Bier-Cocktail) und Jens einen Whisky getrunken haben und auf den dunklen Mount Hakodate mit dem hinauf- und hinunterfahrenden Bussen geschaut haben.
Fazit: 2 schöne Orte besichtigt, aber das Nachtleben von Hakodate trägt seinen Titel zu Unrecht.