Für den heutigen Tag hatten wir uns einen Ausflug nach Suwon geplant.
Der Hauptgrund nach Suwon zu fahren ist die Festung Hwaseong. Diese wurde von 1794 bis 1796 von König Jeongjo erbaut und ihre etwa 6 Kilometer lange Mauer umschloß ursprünglich die ganze Stadt. Die Festung wurde während des zweiten Weltkrieges und der Koreakrieges beschädigt aber wieder restauriert und ist seit 1997 UNESCO Weltkulturerbe.
Suwon als Stadt ist an de KTX, die lokalen Bahnen und die Seoul Metro Linie 1 und Bundang Line angeschossen. Außerdem verkehren Busse (natürlich).
Für den Hinweg haben wir uns angesichts des späten Aufstehen für den Nahverkehrszug entschlossen. Dazu sind wir mit der Metro zur Seoul Station gefahren (haben bei der Gelegenheit die Fahrkarten für die nächsten Tage geholt) und haben ein Ticket gekauft.
Seoul Station ist ein sehr imposanter Bau mit vielen Geschäften. Und natürlich auch eines mit einem obskuren deutsch klingenden Namen …
Ansonsten sehr ausreichend dimensioniert.
Die Station selber hat 22 Gleise und von hier aus fahren die KTX Züge nach Busan los sowie der Airport Express und diverse Lokalbahnen und „normale Züge“, Mugunghwa genannt. Genau für so einen haben wir dann Fahrkarten für die 35 minütige Fahrt nach Suwon gekauft.
Ein Mugunghwa war früher, vor dem KTX, der Zug, mit dem man zwischen den größeren Städten gefahren ist. Auch heute verbindet dieser Zugtyp das Land miteinander, den schnellen KTX leisten sich nur diejenigen, die schnell irgendwo hin müssen (Geschäftsleute, etc.). Die Arbeiterklasse fährt mit dem Mugunghwa.
Unterschied: KTX ist neu, Mugunghwa sieht aus wie aus den 50er Jahren (was in der Regel auch stimmt).
Dieser Zug (auf dem unteren Bild links) fährt von Seoul bis nach Busan.
Während der KTX für diese Strecke 3 Stunden und 20 Minuten braucht, wird dieser Zug knappe 6 brauchen.
Wir dagegen fahren nur die ersten 35 Minuten mit. Der Zug hat außerdem als Besonderheit einen Speisewagen und … Stehplätze. Richtig gelesen: Es werden Stehplatzkarten verkauft. Was für eine nicht so tolle Art zu reisen … dann doch lieber einen Sitz.
In Suwon angekommen haben wir direkt die Tourist Information aufgesucht und mit den letzten Resten an englischen Vokabeln auf Seiten der Dame in der Touristeninformation herausgefunden, welche Busse in Richtung der Festung fahren.
Der erste Bus kam, wir gleich rein und los geht es. Merke: Die Linie „11“ und die Linie „11-1“ haben nicht direkt was miteinander zu tun! Unser Bus mit der Nummer „11-1“ bog auf einmal irgendwo ab und wir mussten an einer merkwürdigen, überhaupt nicht nach Weltkulturerbe aussehenden Stelle der Stadt aussteigen.
Dank Internet und GPS haben wir aber schnell das Namsunmun-Tor gefunden, eines der beiden Flusstore, durch die der Daecheon in die Festung rein- und wieder rausfließt.
Die beiden Frösche vor dem Tor sind übrigens Teil des Suwon Laternen-Festivals, welches mit vielen Laternen auf besagtem Fluss stattfindet.
Die Mauer kann man besteigen und darauf spazieren, was wir dann auch getan haben. Dabei helfen einem Informationstafeln sich zu orientieren bzw. zu erkennen, was das gerade für ein Gebäude (Ausblick, Signalposten, Lager, etc.) man vor sich hat.
Neben der damaligen Stadt hat sich Suwon heute natürlich wesentlich weiter ausgedehnt. Auch eine der größten Kirchen des Landes steht direkt in Sichtweite der Mauer.
Allerdings muss man sagen, dass Suwon, abgesehen von der Mauer, wirklich überaus hässlich ist! Auch innerhalb des Festung sieht man fast nur zusammengezimmerte Häuser, teilweise baufällig, teilweise nicht einmal fertig. Und überall Strassen, halbe Bürgersteige und sonstige Bausünden. Vor der oben erwähnten Kirche findet man ein Parkhaus (wir haben zuerst vermutet, dass die Kirche auf dem Parkhaus steht). Nicht schön anzusehen.
Die Mauer dagegen war schön, auch wenn wir die Beschilderung zuerst missinterpretiert haben.
Das Verbotsschild oben links wurde von Meike als „Panzer verboten“ gedeutet – eigentlich eine geniale Verteidigungsstrategie: Nein, hier kommt man nicht rein, hier sind Panzer verboten!
Während wir da waren, fanden gerade Proben für ein Festival statt, was am Wochenende hier stattfindet. Das gab dem Ganzen irgendwie eine besondere Note, denn die koreanische Musik (kein (!) K-Pop) konnte man sehr weit hören.
Zu einem Festival gehören in Südkorea auch immer Zelte. Diesmal entweder mit historischen Aktivitäten oder Spielen oder irgendwelchen Vereinen, die etwas ausstellen. Oder Freßbuden mit Essen aus den Partnerstädten von Suwon. Eine dieser ist übrigens das schöne Freiburg im Breisgau, dessen Köche durch Abwesenheit glänzten.
Da es langsam zu regnen begann, haben wir dann den geordneten Rückzug angetreten. Den Rückweg wollten wir allerdings nicht mehr mit der Bahn machen, sondern lieber mit dem direkten Bus nach Gangnam – im Internet hatten wir von einer solchen Linie gelesen und wie der Zufall es will, war eine Haltestelle direkt am Festivalgelände.
Der Bus brauchte zwar bei dem Verkehr etwa 1 1/2 Stunden, aber wir mussten nicht umsteigen. Vorteil Bus.
Zugegeben, cih dachte auch erst an Panzer … ;o)