Angesichtes des wieder schönen Wetters und der immer angenehmer werdenden Luftfeuchtigkeit haben wir uns heute für einen weiteren Tip aus dem Lonely Planet Buch und diversen Blogs entschlossen: EIn Fahrrad mieten und entlang des Han River fahren.
Wer den Verkehr in Seoul mal gesehen hat, der wird verstehen, warum dies gleich mehrfach irre war: Erstens ist der durchschnittliche Fahrradfahrer hier eigentlich nur Füllmaterial zwischen den 3-5 Autos auf den zu Verfügung stehenden 2 Spuren. Zweitens fahren die hier auch so Fahrrad, wie sie Autofahren. Und drittens gibt es da noch die Scooter / Mofas, für die überhaupt keine Verkehrszeichen gelten. Positiv stimmten uns die vielen Berichte von Leuten, die es überlebt haben. Wobei die anderen wohl kaum darüber schreiben würden … egal.
Die Strecke führt am Han River ausgehend von einem Fahrradverleih im Yeoido Park in der Nähe der Station Yeionaru etwa 7 km auf der einen Seite Flussabwärts, dann über eine Brücke und dann wieder auf der anderen Seite Flussaufwärts. Es gäbe noch die Option einer kleinen Tour zum Fussballstadion, aber die haben wir uns aus Zeitgründen geschenkt.
Die Hinfahrt wurde generalstabsmäßig geplant.
Allerdings zeigte die Realität, dass eine gute Planung trotzdem keine angenehme und problemlose Fahrt garantieren: Die Züge sind hier so voll, wie wir es selten in Tokyo gehabt haben. Und das um 9 Uhr morgens (wo lt. Internet ja angeblich alle schon im Büro sind!)
Das Internet lügt in diesen Punkt gewaltig! Trotzdem haben wir den Ausstieg an unserer Zielhaltestelle gefunden und uns auf den Weg zum Fahrradverleih gemacht,
Was uns immer wieder auffällt ist, dass in Seoul doch recht viele kleine und mittelgroße Parks angelegt und unglaublich stark genutzt werden. Auch in diesem Park haben wir total viele Mütter mit Kindern, Rentner und zur Mittagspause auch Büroangestellte gesehen, die dort ihre Pause verbracht haben und was gegessen haben oder sogar Sport betrieben haben.
Unser Ziel war es aber ein Fahrrad zu erhalten.
Und das gelang uns, wenn auch mit einigen technischen Herausforderungen. Das durchschnittliche Koreanerle (gender-neutral formuliert) ist klein! Meike konnte sich nur zwischen „Pedale treten“ oder „lenken“ entscheiden, da ihre Knie nur genau zwischen den Lenkerstanden hindurch passten. Bei Jens war die Höhe schon ganz gut, allerdings war die Gangschaltung nicht zu gebrauchen und damit konnte er sich nur in Comic-haften 100 Umdrehungen pro Meter vorwärts bewegen.
Aber egal, wie hatten unsere Fahrräder und was zu essen / trinken – also los.
Zuerst ging es über die Mapo Bridge auf das gegenüber liegende Ufer, inklusive schönem Ausblick auf diese riesige Stadt.
Schon wirklich beeindruckend. Auf der anderen Seite wartete ein Fahrradweg (also keine Kämpfe mit den irren Autofahrern) und den radelten wir dann gemütlich weiter – immer mal wieder für ein Foto oder eine kleine Pause (inkl. Essen) anhaltend.
Diese Seite lag allerdings im Schatten, daher haben wir uns auch gegen den kleinen Schlenker zu Stadion entschieden, sondern sind lieber wieder auf der anderen Seite etwas langsamer gefahren.
Über die Jangwha Bridge ging es dann wieder zurück – leider musste man hier sein Rad die Treppen zur Brücke hinauf tragen. Runter hätte es sogar einen Aufzug gegeben (was wir erst später bemerkt haben).
Und von der anderen Seite (die Strecke führte durch einige Parks und an der Nationalversammlung vorbei) konnte man wirklich schöne Eindrücke vom sonnigen Seoul erhalten.
Sogar eine (sehr symbolhafte) Boots-Station der (Wasser?)Polizei gibt es hier …
Sehr schöne Radstrecke – alles auf einem eigenen Radweg. Wirklich einfach und sehr cool an so einem Tag!
Kurz vor dem Ende haben wir noch einen größeren Park durchquert und dabei dieses Wasserspiel gefunden.
Na, was die Kinder da machen, sieht schon angenehm aus (ok, minus das „Ich nehme ein Trinkgefäss und spritze die anderen damit voll“) – also Schuhe aus und … ahhhhhhh!
Sehr schön und sommerlich! So lässt sich die Wärme und die Luftfeuchtigkeit (die mittlerweile wieder da war) aushalten.
Nach etwa 2,5 Stunden und um 8000 Won (also etwa 6 Euro) pro Rad ärmer ging es dann wieder zurück. Zur Abgabe mussten wir wieder durch den Park, welche inzwischen voller Angestellten bei der Mittagspause war. Die gefühlt alle auf dem Radweg spazieren gegangen sind und nicht auf dem Fußgängerweg. Das gäbe es in Japan ja nicht … glücklicherweise hatten wir das Äquivalent zur Hupe eines Autos: Die Fahrradklingel!
Da wir inzwischen schon nicht mehr totale Anfänger in dem ÖPNV von Seoul sind, haben wir auch zur Abreise eine andere Metro-Station verwendet (die auch näher an dem Fahrradverleih ist, unserer Meinung nach): National Assembly
Und auch solche Stationsansagen scheuen uns nicht mehr, denn inzwischen können wir sogar schon einige Zeichen lesen und uns so zusammenreimen, wann wir aussteigen müssen (falls man die Ansagen auf Englisch nicht hört / hören kann).
In unserer „Heimathaltestelle“ Nonhyeon ausgestiegen, sind wir noch ein wenig durch unsere neue Lieblings-Restaurant-Strasse gelaufen – hier das tolle BBQ-Restaurant bei Tageslicht.
Und selbst etwas neuseeändische Kultur gibt es hier – wenn auch nur in Form eines „echt neuseeländischen Frozen Yoghurt-Shops“ …
Schöne Sache, so eine kleine Fahrradtour!