Mit Jake hatten wir im Vorfeld über die möglichen Punkte unserer Tagestour gesprochen. Die üblichen Verdächtigen wie Museen, Paläste, Märkte und so weiter waren natürlich dabei. Ein besonderen Wunsch hatte sich Jens aber noch ausgedacht.
Als glühender Anhänger des VfL Gummersbach bzw. als Handball-Fan generell kennt man sicherlich den 11. größten Koreaner mit 2,04 Meter, der, bevor er richtig Deutsch sprechen konnte und deshalb von Heiner Brandt mit dem Spitznamen „Nick“ versehen wurde. Die Rede ist natürlich vom Welthandballer 2001, Sportler des Jahrhunderts in Südkorea und 7-fachen Torschützenkönig der Handball-Bundesliga: Kyun-Shin Yoon. Diesen Spieler hat er immer gerne gesehen und geschätzt. Und daher auch ein Interesse am koreanischen Handball erwähnt, was die Organisatoren damit übersetzten: Die wollen Handball sehen!
Also ging es quer die Stadt (was in Seoul durchaus zeitaufwändig ist) zum ehemaligen Olympia-Gelände entlang des Flusses Han.
Stau, zähfliessender Verkehr und andere Probleme lies Jake routiniert hinter sich und so standen wir vor der SK Olympic Handball Gymnasium.
Diese Arena war bei den Olympischen Spielen 1988 die Arena für die Fechtwettkämpfe und den modernen Fünfkampf. Sie wurde vom Namenssponsor „SK“ in 2011 komplett renoviert und in eine Handball-Arena mi 5003 Sitzplätzen umgewandelt – es finden dort nur Handballspiele und Konzerte statt.
Die Handball Korea League trug dort an diesem Wochenende das Final Four aus und wir waren am Finaltag anwesend. Allerdings „nur“ zum Spiel der Frauen: Seoul City gegen Wonderful Samcheok.
Das Spiel der Männer vorher zwischen Doosan und den SK Hawks gewann übrigens und der Manager von Doosan ist … Kyun-Shin Yoon.
Jake ist übrigens Baseball-Fan und hat noch nie ein Handballspiel gesehen. Daher hatte er auch einige Orientierungsschwächen und brachte uns durch einen Nebeneingang in die Arena, welche direkt auf das Spielfeld führte, wo die Frauen gerade das Spiel beginnen wollten.
Aber gut, so einen Auftritt hat halt nicht jeder, gell?
Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man übrigens die beiden Fanlager, welche ordentlich Lärm gemacht haben. Und zwar schön voneinander getrennt.
Das Spiel wurde auch live im TV übertragen, d.h. ggf. waren wir in koreanischen Fernsehen. 🙂
Das Spiel selber war gar nicht man so schlecht, auch wenn am Anfang Seoul etwas weggezogen ist. Die Torfrauen waren nicht so toll, daher gab es eigentlich entweder Tore oder der Ball ging vorbei. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kam Samcheok wieder ran und die Partie gewann etwas an Fahrt.
Jake war das alles irgendwie suspekt, weswegen er sich zu einem diplomatischen „Ein interessanter Sport“ hinreißen lies – wir glauben aber nicht, dass er ein riesen Handball-Fan werden wird.
Ansonsten ist das hier halt auch Handball, d.h. die Trainer sind wie überall (engagiert, kurz vorm Ausrasten, ständig auf 180) …
… und die Schiedsrichter fällen manchmal nicht nachvollziebare Entscheidungen.
Zur Halbzeit führte Seoul mit 14:13 und wir haben uns weiter auf den Weg gemacht.
Seoul hat das Finale übrigens mit 23:22 gewonnen und wurde somit zum ersten Mal südkoreanischer Meister.