Heute, an unserem letzten Tag in Tokyo, haben wir uns für eine weitere Empfehlung des Tokyo Wide Pass entschlossen: Nach Karuizawa zu fahren. Der Ort ist seit vielen Jahren ein beliebter „Fluchtort“ für reiche Tokyoter geworden, die sich dort einen Zweitwohnsitz leisten (können), um der Hitze der Stadt zu entfliehen.
Berühmt ist der Ort auch, weil hier der Kaiser seine Frau kennengelernt hat. Und zusätzlich ist er auch noch super erreichbar mit dem Shinkansen – also hin mit uns beiden.
Der Weg führte diesmal recht früh zum Hauptbahnhof, in der Rush Hour. Viele Menschen!
Aber dennoch haben wir wieder recht unkompliziert einen Sitzplatz reserviert und saßen schon kurz darauf im Asama 611 Shinkansen in Richtung Nagano auf übrigens sehr bequemen 2. Klasse Sitzen.
Und haben das gemacht, was wir meistens in Japan beim Bahnfahren machen: Essen! 🙂
„Breakfast for champions“ möchte man sagen – so macht Reisen Spass.
Nach einer guten Stunden sind wir in Karuizawa ausgestiegen und mussten uns erst einmal an die relative Kühle gewöhnen. Der Ort liegt auf etwa 1000 Metern Höhe und bietet daher ein relativ mildes und angenehmes Klima im Gegensatz zum warmen und stickigen Tokyo. Daher auch die vielen Tokyoter, die sich hier eine Fluchtmöglichkeit erreichten. Unser Zug machte sich weiter auf seinen Weg nach Nagano.
Nach einem kurzen Stop in der Touristinfo ging es dann auf einem Rundweg, welcher zwar beschrieben aber dennoch schwer zu finden war. Karuizawa mag zwar ein beliebter Ort sein, allerdings nicht an einem Samstag im Herbst – auch wenn das Wetter in Tokyo durchaus zu einer Flucht eingeladen hätte.
Fun Fact am Rande: Karuizawa hat sporthistorische Bedeutung, denn bis heute ist Karuizawa der einzige Ort weltweit, der sowohl eine Veranstaltung bei Winterspielen (Curling, Olympia 1998 in Nagano) und Sommerspielen (Reitveranstaltungen, Olympia 1964 in Tokyo) beheimatet hat.
Aber davon sah man nix. Eigentlich sah man generell wenig, denn die ersten Kilometer unseres Rundweges gab es eigentlich nur leerstehende Häuser und enge, verlassene Strassen.
Einer der ersten Stops war der Kumoda Pond, ein schön gelegener Teich, wo man die Herbstlaubfärbung schön genießen kann – wenn sie denn schon da wäre. Außer einem Baum war leider noch alles grün.
Weiter ging es auf dem Rundweg an verlassenen Häusern vorbei – es sah sehr nach einer Geisterstadt aus.
Auch wenn man in die Stadt selber kam, war es zuerst nicht besser.
Sogar die lokale Tierwelt war gelangweilt …
Der Ort ist allerdings noch für zwei weitere Dinge bekannt: Shopping und Hochzeiten – der Ort bietet eine schöne Geschäftsstraße und einige Hochzeitsmöglichkeit für die Städter. Die meisten Geschäfte waren darauf ausgelegt, dass hier (japanische) Touristen einkaufen, was sie auch tun!
Die kaufen sogar ganz Hamburg hier ein …
Irgendwie war das zwar sehr interessant, aber auch teilweise skurril. Sogar die Pandas sind hier … piratiger!
Immerhin gibt es aber auch zwei Brauereien hier – so gesehen ein Plus in unserem Buch.
Für die Kultur haben wir auch was getan, denn Karuizawa wurde 1886 von dem Kanadischen Missionar Alexander Croft Shaw als passenden Ort zum Bau einer Kirche entdeckt – die amerikanischen und europäischen Wurzeln, gerade in der Architektur, sieht man an vielen Stellen. Auch gibt es ein paar Kirchen, sogar eine relativ neue von 1935.
Aber auch die (in Japan üblichen) anderen Religionen sind hier vertreten. Da wir noch keinen im Blog hatten, hier ein Tempel:
Da uns der Sinn aber nicht so nach Shopping stand und die ganzen Gruppen von hochzeitswütigen Japanern auch begonnen zu nerven. Alternativen wie der Heidi Club waren jetzt auch nicht so verlockend …
Also zurück zum Bahnhof.
Auf dem Weg zum Bahnhof haben wir dann aber feststellen müssen, dass wir irgendwie auch in einer Art deutschen Kolonie gelandet sind. War der erste Metzger (genauer gesagt eine Kette mit ca. 4-5 Läden in Karuizawa) noch relativ neutral gehalten …
… wurde es beim „Baumkuchen Confectionary“ schon etwas merkwürdiger.
Bei „Schokoladen Burg“ vermuteten wir dann doch schon eher in einer Art Paralleluniversum gelandet zu sein.
Den hier genannten „Meister Hause“ haben wir zwar nicht gesehen, aber das war dann doch eindeutig. Im Schaufenster hingen sogar Auszeichnungen aus Deutschland für die hier produzierte Wurst.
Und endgültig wurde es dann in dieser Speisekarte, wo man „Kleinesalatmittagessen“ bestellen konnte.
Wir mussten hier weg!
Glücklicherweise kam auch relativ schnell ein Shinkansen. Zuerst allerdings einer in die andere Richtung.
Dann aber einer in unsere Richtung.
Leider ein älteres Modell mit nicht so bequemen Sitzen. Darüber hinaus waren auch noch quengelige Kinder an Bord, die die Fahrt über ihren Unmut über die Fahrt mitgeteilt haben.
Dafür haben wir von den ortsansässigen Brauereien drei Dosen erstanden und damit ein Biertasting inkl. begleitender Speisen durchgeführt.
Die Dosen haben wir aufgrund von Farbe und Gestaltung ausgesucht – witzigerweise waren es ein Weißbier und zwei Alt. 😉
Nach einer Stunde waren wir wieder in Tokyo.