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Eine Werft in Papenburg an der Ems

Heute morgen (naja … eher vormittags) sind wir nach Papenburg gefahren. In der dortigen Touristeninfo (die sinnigerweise für eine Stadt, die bekannt für eine Werft ist, in einem Schiff liegt) …

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… um 11:30 Uhr Karten für eine Werksführung durch die Mayer Werft abholen. Dies hat auch mit nur etwas Stress geklappt, da anscheinend jede (!) Strasse hier gerade aufgebuddelt wird und somit Umleitungen durch pitoreske aber auch echt weit abgelegene Orte gefahren werden müssen. Naja, hat ja geklappt.

Das Schiff liegt in der Ortsmitte von Papenburg, eine Stadt, die als Fehnkolonie (also als Ort, der in einem ehemaligen Moor liegt) für ihre Werften bekannt ist. Einzige übrig gebliebene Werft von ehemals über 25 ist die Meyer Werft, welche sich hier auf Kreuzfahrtschiffe spezialisiert hat. Die Schiffe der Aida-Flotte wurden beispielsweise hier gebaut, genauso wie die Norwegean-Schiffe.

Bis zur Abfahrt des Busses, der uns zur Werft bringen sollte, war noch etwas Zeit: Also spazierten wir etwas durch den Ort.

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Irgendwann war es Zeit für die Abfahrt, also hin zur Haltestelle und rein in den … sehr vollen Bus!

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Keine Sitzplatzgarantie ?!??!?!? Wir dachten zuerst, dass dies ein Scherz war, aber die Busse sind rappelsvoll und fahren im 30 Minuten Takt.

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Pro Jahr werden so um die 200.000 (!) Besucher zur Werft gefahren. Ein Geschäftszweig für sich und die Erklärung, warum das so professionell gestaltet wurde.

Das Besucherzentrum war letztes Jahr neu gestaltet worden und man konnte richtig das Geld fühlen, was man hier reingesteckt hat.

Nach der Ankunft mussten wir noch einige Zeit warten, da sich die vorangehende Gruppe (Ca. 200 Schüler) verspätet haben und somit unsere Führung etwas später gestartet werden konnte.

Vor dem Besucherzentrum erfuhren wir schon etwas von der recht redseligen und nicht besonders sympathischen Führerin über die Werft und die Umgebung. Der Schiffsbau findet im Grunde genommen in zwei Hallen (5 und 6) statt. In der größten Dock-Halle der Welt werden zwei Kreuzfahrtschiffe parallel gebaut. Bei dem einen werden einzelne Ebenen aufeinander gestapelt und so der Mittelteil der Schiffe gebaut. Bei dem zweiten werden jeweils zwei fertige Mittelteile (ein Schiff besteht aus vier Mittelteilen und einem Heck und einem Bug) zusammen mit Heck und Bug zu einem fertigen Schiff gebaut.

Ist ein Schiff und ein Mittelblock fertig, werden sie in den Hafen vor der großen Halle gebracht. Dazu dient ein riesiges Tor.

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Die Halle war zwar nicht so breit wie die Boeing-Werke, aber die Höhe war schon beeindruckend. Im Hafen stand auch bereits ein fertiger Mittelblock und wurde vorbereitet, dass er etwa im September zu einem Schiff vervollständigt werden kann.

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Aber dann ging es los mit ein paar Filmen über die Geschichte der Werft und die gebauten Schiffe.

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Im Anschluss kommt man in einem Raum, wo Modelle der hier gebauten Schiffe liegen. Die Dimensionen sind beeindruckend.

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Die hier gezeigte „Quantum of the seas“ von Royal Caribbean Cruise wurde 2014 fertiggestellt (das dauert hier übrigens etwa 1,5 Jahre von Planung bis Überführung), ist im Original 347,75 Meter lang und bietet 4.188 Passagieren Platz. Das Schiff hat 167.800 BRZ (BruttoRaumZahl), was die Zahl ist, mit der man die Dimensionen eines Schiffes angibt. Momentan könnte man Schiffe bis zu einer Größe von 181.000 BRZ bauen und die Ems entlang bekommen. Diese Größe wird auch in ein paar Jahren durch die neuen „Mein Schiff“-Schiffe von TUI erreicht werden. Im übrigen hat die Werft Aufträge bis 2023 im Umfang von 16 Schiffen für AIDA, Mein Schiff, Disney, Royal Caribbean und Dream Cruises aus China.

Auch zu sehen ist die aktuelle Position jedes hier gebauten Schiffes in Echtzeit. Die kommen schon was rum, die Boote aus Papenburg … 😉

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Hier noch einmal eine Darstellung des Werksgeländes, wo man das Ausschiffungshafen mit dem Übergang zur Ems gut erkennen kann. Das System, wie zwei Schiffe parallel gebaut werden können, hat sich übrigens ein Werftmitarbeiter einfallen lassen und per Verbesserungsvorschlag eingereicht.

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Es folgten einige beeindruckende Zahlen über die Mitarbeiter, die Planung und die Technologie der hier gebauten Schiffe. In 3 Jahren werden die ersten mit Wasserstoff angetriebenen Schiffe vom Stapel laufen – 7% des Gewinns gehen in Forschung mit den angrenzenden Universitäten.

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Und dann natürlich der Höhepunkt: Der Blick in die große Fertigungshalle!

Zuerst die „Genting Dream“, die im Herbst ausgeliefert werden wird.

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Und auf der anderen Seite ein Mittelstück der Norwegian Joy, die 2017 ausgeliefert werden wird.

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Sehr beeindruckend. Zu allem Überfluss wurde eine der Erklärungen von einem Gebrumme übertönt: Der größte Kran hier (Kaiseradler genannt) brachte zwei Whirlpools für die Genting Dream an.

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Der Kaiseradler kann bis zu 800 Tonnen tragen. Die kleineren Auslegerkräne etwa 16 Tonnen und die darunter liegenden kleinen Kräne etwa 30 Tonnen (aber ohne Ausleger).

Im Anschluss wurde gezeigt, was passiert, wenn ein Schiff vom Stapel gelaufen ist und zur Übergabe fährt. Dann passiert nämlich das, was man dann oft im Fernsehen sieht: Ein riesiges Schiff macht sich die Ems entlang.

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Für eine Überführung (bei der die Schiffe übrigens rückwärts geschleppt werden) müssen Brücken abgebaut und Engstellen mit Spielraum von 2-4 Metern (auf beiden Seiten zusammen). Das ganze Spektakel sehen sich bis zu 100.000 Menschen entlang der Ems an.

Zum Abschluss gab es noch einen Blick in die kleinere Halle, wo die Puzzelteile für die große Halle gebaut werden und kleinere Schiffe (z.B. das vor einigen Monaten fertiggestellte Forschungsschiff „Sonne“) gebaut werden.

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Und damit waren auch schon kurzweilige 2 Stunden um. Die großen Gruppen haben ein wenig genervt und das ständige „Fragenstellen“ unserer Führerin, vor allem an die Kinder in der Gruppe, die offensichtlich keinen Bock auf Schulstunde hatten, auch. Aber interessant war es auf jeden Fall.

Beste Frage des Tages kam übrigens von einer alten Dame, die wissen wollte, ob auf allen Schiffen deutsches Geschirr vorhanden ist. Das hat unseren Guide wahrlich auf dem falschen Fuß erwischt … 😉

Mit dem Bus dann zurück und weiter ging es zu unserem nächsten Tagesordnungspunkt.

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