Schon einige Male wollten wir das Heimatstadion des schottischen Rugbys besuchen, leider hatten wir es immer so geplant, dass wir entweder knapp vor oder knapp nach einem Spiel in der Stadt waren. Dieses war heute aber nicht so, also sind wir zum Rugby Store gegangen und haben eine Tour gebucht. Es waren sehr gut investierte 6 Pfund pro Person, denn die Tour war super interessant und lehrreich.
Die Tour begann mit einem kleinen Film über die Geschichte des Stadions. Zu den Anfängen des Rugbys in Schottland gab es noch kein festes Nationalstadion, erst so gegen 1923 gab es Bestrebungen, ein solches Stadion zu bauen, was in Murrayfield dann auch geschah.
Am 21. März 1925 wurde das Stadion mit einem Spiel gegen England eingeweiht, was auch gleich einen 14:11 Sieg brachte.
Die Rivalität zwischen England und Schottland war übrigens ein Thema, auf das unser Guide recht häufig zu sprechen kam – so meinte sie zum Beispiel, dass sie während eines Spiels eine komplette Seite des Stadions mit Papptafeln die schottischen Flagge gezeigt haben. Witzig war (zumindest für sie), dass Teile dieser Aktion von dem englischen Fanblock durchgeführt wurde (ihrer Meinung nach ist Rugby die einzige Sache, bei der ein Engländer eine schottische Flagge halten würde …
Weiter ging es über eine der Hospitality-Suiten ins TV Studio, wo z.B. die BBC die Übertragungen der Spiele moderiert.
Ein kleiner Verschlag … genau wie die Kommentatoren-Bereiche.
Im Bild vorne ist unser Guide und dahinter eine Gruppe aus Irland.
Weiter ging es auf die Tribünen – ein beeindruckendes Stadion mit 67.144 Plätzen. Heute ein reines Sitzplatzstadion gab es früher fast nur Stehplätze, daher auch der Rekordbesuch von 104.000 Zuschauern 1975 beim Spiel gegen Wales.
Der Rasen, eine Mischung aus künstlichem und natürlichen Gras, wurde für die kommende Saison neu verlegt. Und auch die Tore wurden neu gebaut, mit einem kleine Windfähnchen an der Spitze. Welche sich übrigens sehr häufig in alle Richtungen quasi im Kreis drehen, da der Wind, der ins Stadion weht, einen Wirbel verursacht.
Weiter in den Bereich, wo die Mannschaften nach dem Spiel mit ihren Familien zusammensitzen. Dort finden sich auch Memorabilia, die irgendwann in ein (noch nur geplantes) Museum ziehen sollen.
Besonders schön fanden wir die Geschichte über den oben in der Mitte stehenden „Calcutta Cup“. Dieser Pokal, den der Gewinner des Spiels zwischen Schottland und England seit 1879 bekommt, wurde eigentlich immer der Siegermannschaft übergeben. Dies endete vor etwa 20 Jahren, als während der Feier nach dem Spiel (zu dem übrigens immer beide Mannschaften, unabhängig vom Ergebnis, teilnehmen) „der Pokal, nach dem Genuss einiger Biere, zu einem Fussball umfunktioniert wurde und mit dem dann auf der Princess Street gespielt wurde“ (O-Ton unsers Guides). Dieser Skandal bedeutete einige Dellen und Beulen im Pokal, es bewirkte, dass der Pokal nicht mehr der Siegermannschaft übergeben wird, sondern nur eine Replika, und zwei Spieler von England und Schottland wurden für 6 Monate gesperrt, weil sie wohl die meisten Tore mit dem Pokal geschossen haben, oder sowas.
Rugby ist ein Sport für Hooligans, gespielt von Gentlemen – Fussball ist ein Spiel für Gentlemen, gespielt von Hooligans …
Als nächstes kam die Kabine dran. Dort, in der schottischen Kabine, ist alles darauf ausgelegt, den Stolz der Spieler anzusprechen. Wenn ein Spieler in die Kabine kommt, hängt sein Trikot schon beflockt an der Wand – wenn der Spieler es nimmt, sieht er eine Liste der Spieler, die diese Nummer in den letzten 100 Jahren getragen haben … schon bewegend.
In der Kabine war auch der Duschbereich, wo das ist, was Rugby-Spieler schon lange machen, aber gerade von den A- bis K-Promis als Trend gemacht wird: Eisbad. Warum man das macht wird auch gleich erklärt …
Funktion geht hier vor Form – die Spieler baden einfach in oben abgesägten Flüssigkeitsbehältern.
Ansonsten alles schön schottisch …
Zwischen den Duschen hängen Pläne und Infos zum Thema „Ernährung“, „Teamgeist“ oder „Training“ … sehr interessant.
Und zuletzt ging es den Weg, den die schottischen Spieler bei jedem Heimspiel gehen, es ging raus auf das Feld.
Sehr beeindruckend! Wir wollen hier auf jeden Fall ein Spiel sehen!
Und das war das Ende der Tour – sehr beeindrucken, sehr nette Gespräche mit den Iren und unserem Guide und ein beeindruckendes Stadion!