Heute stand der bereits gebuchte Ausflug nach Nara an, allerdings erst am Nachmittag. Und auch das haben wir (ich) erst später mitbekommen, denn den Vormittag verbrachten wir zuerst damit, dass wir (vorzugsweise natürlich wieder ich) panisch glaubten, der Ausflug nach Nara sei morgen und wir hätten den Tag verpasst, an dem wir zu den Pandas nach Shirahama fahren wollten. Da dem glücklicherweise nicht so war, haben wir in Ruhe gefrühstückt und sind dann runter in den Bahnhof gegangen.
Dort haben wir für die Route bis nach Beppu unsere Platzreservierungen erledigt. Eine Aktion, die der armen Fahrkartenfachverkäuferin eine mittlere Kriese eingebracht hat, da sie kein Englisch und wie nur ein paar Worte Japanisch konnten. Hat aber geklappt, weil der dicke Onkel ja alles fein säuberlich aufgeschrieben hat.
Danach sind wir etwas durch das Bahnhofsgebäude gelaufen. Ein sehr imposanter Bau, wie wir finden:
Nachdem wir einige Zeit durch JR Kyoto gelaufen sind, ging es etwas in die Stadt hinein, wo wir (oh Überraschung!) einen Tempel (Higashi-Honganji-Temple) gefunden haben. Dieser war wenig besucht, also haben wir uns dort ungeschaut. Danach sind wie etwas im Zick-Zack-Kurs zurück zum Bahnhof gegangen. Auf dem Weg dorthin sind wir von einer glitzernden, blinkenden Hausfassade angezogen worden: Einer Pachinko-Halle. Aus Spass haben wir dort 1000 Yen mal reingeschmissen (die anderen dort sitzenden Leute hatten mehrere Kartons voller Kugeln bei sich, die man nach dem Spiel in einer Nebengasse halb-legal gegen Geld eintauschen kann.
Ich habe absolut keine Ahnung, wie das Spiel funktioniert und dementsprechend sah auch das Ergebnis aus: Ein kleiner Hörsturz, viel Verwirrung und 1000 Yen weniger in meinem Portemonaie …
Also zurück zum Bahnhof, wo ich mal schauen wollte, ob nicht ein paar sehenswerte Züge zu fotographieren sind. Waren auch, da zufällig zu dem Zeitpunkt einer von wenigen noch verbliebenen Nachtzügen (dieser fuhr nach Sapporo ganz im Norden von Japan) vor die Linse gefahren ist.
Nach einiger Zeit ging es dann zum Treffpunkt für die über unserem Reisebüro gebuchten Tour nach Nara, von 710 bis 784 unter dem Namen Heijo-kyo (analog To-kyo oder Kyo-to) die Hauptstadt Japans. In einem Bus voller Engländer, Amis, Franzosen und Russen (alle meine Lieblings-Touristen-Nationen vereint!) ging es mit einer relativ gut Englisch sprechenden Führerin nach Nara. In Nara selber standen ein Tempel, ein Schrein und der Nara Park auf dem Programm.
Zuerst der Tempel Todaiji, ein sehr schöner Tempel mit der größten bronzenen Buddhastatue der Welt, die in dem größten aus Holz gebauten Gebäude der Welt steht. Und das im übrigen, obwohl der Tempel neu aufgebaut wurde und die Halle nur noch 2/3 der Ursprungsgröße besitzt.
Eine schöne Anekdote ist, dass an der Vorderseite des Tempels in Augenhöhe der Buddhastatue eine Tür (eher ein Tor) eingebaut wurde. Der Grund dafür ist simpel: Wenn ein Fest (vor einigen Wochen ein Rock-Konzert und ein Folk-Festival) vor dem Tempel stattfindet, will Buddha ja sicherlich auch etwas sehen. Also wird dann das Tor geöffnet und Buddha guckt zu, was vor seinem Tempel so passiert …
Was vor dem Tempel liegt (und was Buddha sicherlich nicht jeden Tag sehen möchte) ist der Nara Park. Dieser Park ist insofern sehr berühmt, als das er etwa 1200 frei herumlaufende Rehe (Sikahirsche) beherbergt, die dem buddhistischen Glauben nach heilig sind.
Und diese Narrenfreiheit kosten sie auch sehr aus, denn sobald man einen der dort verkaufen „Deer-Cookies“ kauft, fallen sie über einen her. Der Schreiber dieser Zeilen hatte ernsthaft Angst um sein Leben (wohingegen die Lebensabschnittsgefährtin des Schreibers dieser Zeilen einen Lachanfall bekommen hat) …
Wenn man allerdings nur Streicheleinheiten verteilt, dann bekommt man ab und an auch sehr zahme Rehe zu sehen:
Danach ging es (relativ pünktlich, obwohl so diverse „notorisch unpünktliche“ Nationen mit an Bord waren) weiter zu einem Shinto-Schrien, dem Kasuga-Taisha. Dieser Schrein ist vor allem für seine 1000 Steinlaternen berühmt, die zum diesjährigen 1300 jährigen Bestehen von Nara jeden Abend komplett entzündet werden.
Die Steinlaternen sind alle Spenden an den Schrein, wobei mir vor allem die Steinlaterne in Erinnerung geblieben wurde, die vor 500 Jahren zu genau diesem Zweck gespendet wurde! Das bedeutet: Im Jahre 1510 haben Leute sich gedacht: „Och, wollen wir mal sehen, dass es in 500 Jahren nicht dunkel ist – spenden wir mal eine Laterne, die dann angezündet wird …“
In Japan, soviel ist uns schon bewusst geworden, ist die Symbolik vieler Dinge allgegenwärtig. Und als Laie (oder Gai-jin, also Ausländer) kommt man in der Regel nicht darauf …
Danach ging es wieder zurück nach Kyoto – hier sind wir etwa um 18:15 Uhr angekommen. Und da man in Japan früh zu Abend isst, dachten wir uns: Das machen wir mal auch. Also rein in die nächste Einkaufspassage am Bahnhof, denn in der Regel gibt es hier eine Fressmeile. Worauf wir keinen Hunger hatten, war Fast-Food wie gestern, also studierten wir die Plastik-Speisen und die wenigen englischen Vokabeln aussen vor den Restaurants und entschieden uns für das Restaurant … ich habe keine Ahnung wie es heisst. Es serviert aber Teppan-Essen, also „heiße Platte“, d.h. das Essen wird auf einer heissen Platte zubereitet und da wir direkt an den Tresen saßen, sah das ganze dann so aus:
Meike hatte ein Nudelgericht und ich ein Steakgericht. Nach einiger Zeit sah mein Teller so aus:
Die Marinade, das Fleisch und der Rest waren wirklich super lecker. Dazu gab es noch ein leckeres Kirin-Bier und vor unseren Augen die Performance der Köche – besser kann so ein Tag nicht beendet werden.
Im TV läuft gerade Baseball (MLB World Series, Spiel 5 – Baseball ist nunmal „in“ in Japan) und wir bereiten uns auf morgen vor, denn morgen fahren wir recht früh (7:00 ab Kyoto) nach Shirahama … da hin:
Bis dahin … 素敵な夜を持って、すぐにを参照してください! 😀
[…] Nach der Politik ging es durch die Stadt, entlang des größten Holzhauses auf der südlichen Hemisphäre, dem Old Gouvernment Building. Genauer gesagt, ist dieses Haus das zweitgrößte Holzhaus der Welt. Der größte haben wir ja auch schon gesehen, das ist nämlich der Todaiji in Nara. […]