So, nur um mal zu verdeutlichen wie weit ab vom Schuss man hier ist: Google Maps kennt hier mal gar keinen der Wege.
Trotzdem kamen wir an, wurden von Natalie, der Assistent Camp Managerin, in Empfang genommen, mussten ein paar Formalitäten erledigen und bekamen einen erfrischenden Willkommensdrink. Natürlich wurden unsere Koffer in der Zwischenzeit in unser Zelt gebracht und das Auto für uns geparkt. Hier macht man sehr wenig selber, man lässt machen.
Zum Zelt wurden wir dann auch gebracht und uns wunderte es schon fast, dass es keine Sänfte gab.
Spaß beiseite, uns war das schon fast peinlich alles so abgenommen zu bekommen.
Ach, zum Thema „Zelt“: Das waren wirklich Zelte, 10 Stück gibt es hier insgesamt.
Wir waren im „Hippo“ Zelt.
Und das Wort „Zelt“ war die Untertreibung des Jahres. Technisch mag das ein Zelt gewesen sein, in einem Hotel hätten wir sowas als „Suite“ bezeichnet.
Alles klar, das würde also eine etwas andere Kategorie als die bisherigen Unterkünfte werden. Für den 16:30 Uhr „Game Drive“, wie das Suchen nach Tieren im Reservat heißt (Safari wird eher für längere, mehrtätige Fahrten verwendet und hat immer noch den Hintergrund des „Tiere jagen“), sollte man so gegen 16 Uhr zum zentralen Bereich kommen. Die Land Rover standen schon bereit, selbstverständlich mit einer Treppe als Einstiegshilfe.
Hier mal der Pool, den wir tatsächlich die 2 Tage nicht genutzt haben.
Im Zentrum der Anlage findet man eine Bar, einen Restaurant-Bereich und einen kleinen Shop mit Spa. Und immer was zu Essen und zu trinken, denn hier ist alles inklusive. Ausgenommen Cocktails und besondere Spirituosen.
War uns egal, wir wollten Tiere sehen.
Unsere Gruppe wurde von Daniel, unserem Guide und Fahrer, sowie Thabo, unserem Spotter vorne auf der Motorhaube, geführt. Die beiden waren also verantwortlich dafür, dass wir Tiere vor die Kamera bekommen und sollten das sehr, sehr gut machen, soviel vorneweg.
Dazu kam ein Paar aus Toronto, was bereits 5 Tage hier war und morgen abreisen würde. Die beiden waren echt nett und boten uns gleich die Sitze hinten im Jeep an, weil man von da schon besser sehen könne. Und sie hätten schon alles von den „Big Five“ bis auf Leoparden gesehen. Von denen gibt es aber nur 3 Paare im Reservat und die sind sehr schwer zu sichten.
Und so ging es dann los, rumpelnd und hoppelnd über die Staubpisten im Kapama Private Game Reserve.
Selten sah man mal andere Jeeps, die Guides sind alle miteinander per Funk verbunden und teilen den anderen mit, wo sie sind und wo es Sichtungen gab. Insofern war das schon auf den ersten Blick konfus, auf den zweiten Blick aber schon sehr koordiniert wie die Jeeps die verschiedenen Strecken abfuhren.
Im Nachhinein merkten wir: Wenn viele Jeeps zu sehen sind, dann bedeutet das in der Regel, dass da Tiere sind.
Am Anfang findet man ja noch jedes Tier beeindruckend und ein Erlebnis. Das gleiche hatten wir auf der Waltour in Cape Breton in Kanada, wo die ersten Wale noch was besonderes waren. Am Ende nahm man für jede Gruppe kleiner 10 Tieren nicht einmal mehr die Kamera hoch.
Genau war es bei den Impalas. Aber süß (nicht im kulinarischen Sinne) sahen sie schon aus.
Und auch Giraffen sollten wir bis zur Abreise noch eine ganze Menge sehen. Aber die waren sehr fotogen, selbst wenn sie sich hinter Sträuchern verstecken.
Oder einfach nur herumstehen und zu überlegen scheinen, was die drolligen kleinen Fleischbällchen in der Metallkiste machen.
Vögel gab es hier auch viele wie diesen afrikanischen Kronenadler, auch Leopard der Lüfte genannt. Der größte Adler Afrikas.
Dieser Büffel dagegen fand uns äußerst uninteressant, was gut war, denn die Viecher sind schnell und können sehr aggressiv werden, wenn sie sich bedrängt fühlten. Bei uns achteten Daniel und Thabo darauf, dass wir, sobald die Tiere erste Anzeichen von Stress zeigen, mehr Abstand bekamen.
Selbst dieser Büffel bei seinem Spa-Nachmittag lies alles in Ruhe. Geht uns ja auch so, wenn wir in der Sauna sind, da regt uns nichts mehr auf.
Die Tatortreiniger der Savanne haben wir dann auch direkt mal gesehen, laute Bekundungen, dass wir noch nicht tot seien und wir daher uninteressant wären, verhallten ungehört. Aber wir wurden auch nicht angeknabbert, immerhin.
Bei jedem Tier, ob groß oder klein, blieb Daniel stehen und erklärte entweder was zum Tier oder zu der Umgebung, zum Ökosystem oder andere Fun Facts.
Wir fühlten uns sehr gut unterhalten und der Sonnenuntergang brachte noch einmal eine besondere Stimmung mit sich.
Ach ja, das Thema „Leopard“. Wie gesagt waren ja unsere Mitreisenden schon ein paar Tage hier und haben keinen Leopard gesehen. Und das ein paar Mal beklagt. Und auf einmal meinte Thabo: „Leopard! Left!“
Und zu unserer Überraschung kam eine kleine Leoparden-Dame aus dem Gebüsch, schaute etwas überrascht und scannte dann die Umgebung nach anderen Gefahren.
Sie fand aber nichts und daher entschied sich sich wohl dafür, dass diese stehende Metallbox auch keine Gefahr darstellte. Wir saßen absolut still da und wagten es fast nicht mehr zu atmen.
Die Leoparden-Dame lief dann an Jens Seite des Jeeps vorbei, etwa 1,5 Meter entfernt. So nah, dass man das „Pfft … Pfft“ hören konnte, was Katzen manchmal machen.
Der Leopard, auch Panther oder Panter, ist eine Art aus der Familie der Katzen, die in Afrika und Asien verbreitet ist. Darüber hinaus kommt sie auch im Kaukasus vor. Der Leopard ist nach Tiger, Löwe und Jaguar die viertgrößte Großkatze. Auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN sind Leoparden in der Vorwarnliste als Vulnerable, also gefährdet, klassifiziert.
Der Leopard wird etwa 90 bis 190 Zentimeter lang, den etwa 65 bis 100 Zentimeter langen Schwanz nicht mitgerechnet. In Südafrika kommen relativ kleine Leoparden vor, Weibchen wiegen hier durchschnittlich nur etwa 21 Kilogramm und Männchen etwa 31 Kilogramm. Und das hier war eine recht junge Dame, wie uns Daniel nachher erzählte.
Nach 5 bis 6 Minuten war das Spektakel vorbei.
Was für ein Einstieg. Von den beiden Kanadiern wurden wir ab sofort als „Glücksbringer“ bezeichnet, gepaart mit der Frage, warum wir nicht schon früher gekommen wären.
Eine Eule in der Dämmerung war dann die nächste Sichtung, sobald es dunkel wird, werden mit dem Suchscheinwerfer übrigens nur noch nachtaktive Tiere angestahlt. Tagaktive Tiere würden dadurch eine Weile blind und damit leichte Beute sein, das hier war immer noch die Wildnis.
Zu Jens Leidwesen hat Daniel ein Faible für Spinnen. Dieses hier ist eine „Golden Orb Spider“.
Diese großen Spinnen sind in Südafrika für ihre prächtigen goldenen Netze bekannt. Die Netze sind riesig und überspannen oft eine große Fläche zwischen Büschen. Das Netz ist stark, so stark, dass man es als Mensch nicht zerreißen kann. Es gilt als eines der stärksten durch ein Lebewesen erzeugte Strukturen der Welt und man hat schon gesehen, wie sich kleine Vögel in den Netzen verfangen haben. Die weiblichen Spinnen sind groß, und das Netz enthält oft mehrere Spinnen. Die Goldkugeln haben meist schwarze Beine und einen gelben bis weißen Hinterleib. Sie sind für Menschen und Haustiere harmlos.
Keine Beruhigung für Jens, dessen Magen hier eh schon was flau war.
Eine kleine Sichtung eines anderen, etwas größeren Leoparden hatten wir dann auch noch. Unser Ruf als Glücksbringer war damit zementiert.
Aber solche Bilder sind oftmals auch das einzige, was man lange auf einem Game Drive zu Gesicht bekommt. Am Ende ist man hier immer noch in der Natur und diese ist nicht planbar.
Eine Pause in der Dämmerung gab es auch, wo wir neben ein bisschen Biltong auch zwischen Wasser, Softdrinks, Wein, G&T oder Amarula wählen konnten. Normalerweise wird das ganze so etwa in der Hälfte des Game Drives aufgetischt wenn es noch heller ist, aber durch die Leoparden-Dame war die Zeitplanung etwas geändert worden.
Ach ja, Amarula ist eine südafrikanische Marke für Spirituosen und vor allem bekannt für den gleichnamigen Wildfrucht-Sahne-Likör. Er wird mit einem Destillat aus den Früchten des Marula-Baums aromatisiert und schmeckt nach leicht fruchtigem Karamell. Und Meike mag sowas, genau so wie der aus London stammende Herr aus Kanada.
Nachdem wir alle einen kleinen Drink zu uns genommen haben und uns nett über alles von Urlauben bis Politik unterhalten haben, ging es weiter. In der Dämmerung und der darauf überraschend schnell folgenden Dunkelheit gab es aber nicht mehr viele weitere Sichtungen.
Und Jens Magen machte hier gar nicht mehr mit, hatten wir in Hazyview noch gehofft, dass das mit dem Magen-Darm-Infekt überstanden war, ging es hier wieder von vorne los. Daher musste Meike alleine zum Abendessen gehen, was sie mit etwas Lektüre dann auch machte.
Das Essen ist hier inklusive. Die Bedienungen kümmerten sich sehr um sie und es wurde auch mehrfach gefragt, ob man Jens in seinem Zelt noch etwas bringen könne, einen Tee oder sonst irgendwelche Medizin.
Haben wir schon erwähnt, dass alles inklusive ist? Auch der Wein?
Meike hatte nicht sooo viel Hunger und beschränkte sich daher auf einen Salat und das Carpaccio vom Kudu.
Und auf Empfehlung noch was Käse hinterher, sowas schließt ja bekanntlich den Magen.
Jens ging es derweil immer schlechter. Aber immerhin hatten wir den ersten Game Drive machen können und dabei echt wunderschöne Erlebnisse und Bilder erhalten. Hoffen wir, dass es morgen wieder besser geht, was den Magen betrifft, und uns das Glück weiter hold ist was die Tiere angeht.