Vorneweg: Ja, dieser Blogpost hat viele Bilder, aber das hat einen Grund! Denn eigentlich stand heute eine recht kurze Tagesetappe an, von Oudtshoorn nach Knysna. Direkt via George sind das etwa 130 Kilometer, die gut in circa 2 Stunden zu fahren sind.
Wie oft bei unseren Reisen machen wir aber nicht das Einfache, sondern bringen ein wenig „Mehr“ in so eine Reise unter. Und wie viel „Mehr“ es werden würde, besprachen wir beim Frühstück. Was heute nur von Meike eingenommen wurde, da Jens Magen wieder mehr Probleme machte.
Auch beim Frühstück traf Meike wieder auf die Kinder von gestern Abend, die wieder ohne Rücksicht auf andere Gäste laut zwischen den Tischen rannten und im Grunde für jeden anderen das Frühstück störte. Aber man darf bei sowas ja nichts sagen, wenn man selber keine Kinder hat, oder?
Anyway: Jens ging es dann irgendwann soweit ok, dass wir die Koffer packten und uns wieder zum Auto machten.
Eigentlich schade, dass wir hier so wenig von der Straußenfarm anschauen konnten, aber irgendwie sollte es nicht sein. Dafür konnten wir auf dem Weg zurück zur Straße ein paar der imposanten Tiere anschauen. Während die uns wiederum vorwurfsvoll anschauten, vermutlich weil wir gestern einen ihrer Kumpel verspeist haben.
Wie gesagt sollte der direkte Weg in 2 Stunden zu erledigen sein. Wir hatten im Vorfeld aber einen Halt in der Nähe von Oudtshoorn einplanen lassen und dazu mussten wir uns ein wenig beeilen, da wir beim Zusammenpacken ein wenig länger als geplant gebraucht haben. Also ab nach Norden in den kleinen Ort.
Dort gab uns Google Maps einen kleinen unnötigen Umweg durch eine Art „Kasernengelände“ anstelle uns den einfachen Weg durch die Ortsmitte zu führen. Mit dem alten „Karte und Kompass“ wäre das einfacher gewesen.
So oder so kamen wir dann knapp vor unserer um 10 Uhr gebuchten Tour in den Cango Caves an. Wieder ein Ort den Jens Eltern immer wieder erwähnten und an den sie viele gute Erinnerungen hatten.
Die Cango Caves sind ein Höhlensystem in der südafrikanischen Provinz Westkap und werden zu den schönsten Höhlensystemen der Welt gezählt. Sie liegen nördlich von Oudtshoorn und bestehen aus aktuell 4 Höhlen, die von normalen Touristen begehbar sind.
Die im Eingangsbereich der Höhle gemachten Funde belegen eine lange menschliche Nutzung der Höhle seit etwa 10.000 Jahren. 1780 wurde die Höhle durch einen lokalen Hirten wieder entdeckt. Dieser Fund sprach sich schnell herum und daher erkundete der Farmer van Zyl den Beginn der ersten Kammer des Höhlensystems direkt hinter dem Eingang.
Und das, was er sowie spätere Entdecker hier gefunden haben, wollten wir uns anschauen. Also gingen wir schnell zum Schalter, wurden dort aber direkt zum Beginn der Tour verwiesen. Mit den Worten „It´s ok, I am gonna call the guide that you come“. Kein Ticket, kein irgendwas. Und bei der Tour konnten wir auch gleich mit.
Kein Essen und Trinken, trotzdem eine Flasche in der Hand. Welcome to Africa!
In der ersten kleinen Kammer versammelten wir uns dann, die Gruppe bestand aus ein paar Südafrikanern, einer Busladung Belgier und uns. Die Belgier würden uns noch sehr nerven, denn es waren ausschließlich ältere Semester mit wenig Benehmen. Prominentestes Beispiel war ein Herr, der eine Art „Taschenlampe“ dabei hatte und entweder dem Guide oder Leuten, die Fotos machen wollten, ins Gesicht strahlte, weil er vergessen hatte, die Lampe auszuschalten. Einen Sinn hatte die Lampe nicht, denn er strahlte meistens seine Hose an, diese dafür aber so, dass man seine Unterhose sehen konnte.
Nicht schön.
Die erste Kammer ist auch gleich die größte. Unser Guide erzählte ein wenig über die Geschichte der Gegend, die Entdeckung der Höhlen und mit welchen Mittels 1792 dann die ersten Höhlenforscher die Kammern erkundeten. Um zu zeigen was dies für eine Leistung war, machte er auch das Licht komplett aus. Natürlich wäre der Effekt noch besser gewesen, wenn der oben genannte Herr aus Belgien auch seine Funzel ausgemacht hätte, aber auch so bekam man ein gutes Gefühl dafür, was die ersten Menschen hier erlebt haben müssen.
Die erste und größte Kammer ist etwa 90 Meter lang, 50 Meter breit und bis zu 18 Meter hoch und zeigt eindrucksvoll, warum diese Höhle so berühmt ist.
Dieser Stalagnat, also ein zusammengewachsener Stalaktit und Stalagmit, wird „Kleopatras Finger“ genannt.
Auch die weiteren Hallen, alle noch zum Bereich „Cango 1“ gehörend, waren nicht weniger beeindruckend.
Unser Guide erklärte ein paar der Formationen und verband sie mit netten Geschichten und Sagen. Eine echt nette Führung wie wir fanden.
Da diese Formation in einem Raum namens „Honeymoon Suite“ lag, sind dies natürlich die Stalagtiten-Babies! Auch wenn hier aufgrund der Trockenheit die Tropfsteine nicht mehr wachsen.
Es gibt auch eine erweiterte Führung durch die Höhlen, die allerdings etwas Klettern und „durch-eine-Lücke-quetschen“ beinhaltet. Also nix für uns.
Alle diese Führungen beinhalten aber weiterhin nur den Abschnitt „Cango 1“, die weiteren Abschnitte sind geschützt und gesperrt.
In der ersten Kammer wurden früher übrigens Konzerte abgehalten, der deutsche Chorleiter Günter Kallmann gab am 26. Februar 1966 ein Konzert in den Cango Caves. Die Aufnahmen wurden sogar veröffentlicht.
Da dies ebenfalls aus Naturschutzgründen nicht mehr möglich ist, hat unser Guide ein sehr bekanntes Lied angestimmt.
Shosholoza ist ein populäres südafrikanisches Lied, wurde 1959 von Todd Matshikiza komponiert und das Zulu-Wort „shosholoza“ bedeutet etwa „Mutig nach vorn schauen“ oder „Wir greifen an“.
Ein schönes Ende dieser Tour!
Jetzt hätten wir natürlich von hier aus nochmal nach Oudtshoorn fahren können und gleich weiter nach Knysna. In der Vorbereitung kam allerdings immer eine besondere Straße auf, der Swartberg-Pass. Den man unbedingt fahren müsse, im Idealfall auf dem Weg nach Oudtshoorn. Was wir ja nicht mehr machen können. Nach ein bisschen Recherche ergab sich aber die Idee von den Cango Caves, die an der R 328 liegt die zum Pass führt, halt über den Pass zu fahren, ein Stück die R 407 weiter Richtung Osten parallel zu der Bergkette zu fahren und dann durch die Meeringspoort-Passstraße wieder zurück zu fahren. Und dann ab nach Knysna.
Angesichts des wunderbaren Wetters und weil wir ehrlich gesagt auch nicht viel bessere Ideen hatten, weil Jens Magen noch etwas rebellierte, machten wir das. Unsere Fahrzeit würde sich zwar dadurch auf 5 Stunden verlängern, aber der Tank war voll, die Handys voller Musik und Hörbüchern. Also ab dafür!
Zuerst ging es recht gut voran, auch wegen des Mangels an zu überholenden LKWs.
Und Passstraße bedeutet auch Passstraße, denn auf einmal war der Teer aus.
Und dann wurde es lustig zumindest für Jens als Fahrer.
Der Swartberg Pass auf der R328 verläuft über die Bergkette der Swartberge, also der „schwarzen Berge“, die ungefähr von Ost nach West entlang des nördlichen Randes des halbtrockenen Gebiets namens Little Karoo in der Provinz Westkap in Südafrika verläuft. Es ist die einzige Straßenzufahrt nach Gamkaskloof.
Der Bau der Straße über den Swartberg Pass wurde 1867 unter der Leitung von Jan Tassies begonnen, der 100 Arbeiter aus Mosambik einsetzte. Nach 13 Monaten ging er pleite und stellte auch nur sechs Kilometer der Straße fertig.
Der Rest der Passstraße wurde zwischen 1883 und 1888 von Thomas Bain gebaut, Sohn von Andrew Geddes Bain, der die Straße über den Bainskloof Pass und viele andere Passstraßen gebaut hat. Die Passstraße wurde von Sträflingsarbeitern gebaut und am 10. Januar 1888 eröffnet. Die Stützmauern aus Trockenmauerwerk, die einige seiner Haarnadelkurven stützen, sind noch vorhanden.
Und das machte schon Spaß, auch wenn an Meikes Seite – durch den Linksverkehr saß sie ja quasi „am Abgrund“ – es manchmal knapp wurde.
Aber der Blick – fantastisch!
Die Swartberge gehören zu den am besten exponierten Faltengebirgsketten der Welt, und der Pass führt durch landschaftlich reizvolle geologische Formationen. Für die Geologie-Nerds: Die Verwerfungen im Gestein zeigen erstaunliche Antiklinalen und Synklinalen, und die lebhafte Färbung des umgebenden Quarzits ist bemerkenswert.
Den Satz habe ich kopiert, übersetzt bedeutet es, dass es schön aussieht!
An einer etwas flacheren Stelle hielten wir an und genossen einfach die Umgebung.
Leider waren wir hier nicht alleine, was es ein wenig komisch machte. Denn die beiden Südafrikaner waren anscheinend Boulderer und fingen an auf dem einzigen Ausblick-Punkt herumzuklettern. Naja.
Wir fuhren dann weiter und kamen nach kurzer Zeit am höchsten Punkt an.
Wie „schnell“ diese Schotterwege zu befahren sind, zeigte dieser Ort, der nur über die Passstraße zu erreichen ist. Durchschnittsgeschwindigkeit unter 20 km/h ist schon ok, selbst bei so guten Bedingungen wie wir sie hatten.
Auch die ständigen „Anhalten – Foto machen“ Unterbrechungen trugen zu einer geringen Durchschnittsgeschwindigkeit bei.
Aber es war einfach zu schön, um hier durchzusausen. Wenn das gegangen wäre.
Runter ging es etwas steiler als auf dem Hinweg. Jens hatte weiterhin Spaß und Meike erduldete dies tapfer.
Fast wieder unten angekommen mussten wir auch ein paar Locals vorbei lassen, die es sehr eilig hatten. War aber kein Problem, denn im Überholt-werden haben wir auch inzwischen Erfahrung.
Die Landschaft wurde wieder breiter und weiter.
Und dann waren wir am Ende der R 328 angekommen. Weiter ging es in Richtung N 12.
Und endlich wieder Teer unter den Rädern.
Hier gab es auch wieder Baustellen, die manuell durch diese „Du kommst hier nicht durch“-Plastikdinger gesichert wurden. Teilweise gab es hier Wartezeiten von 10 Minuten, aber alles entspannt, denn das kennen wir ja schon aus Kanada. Und Geduld haben wir in Bhutan gelernt.
Der Meiringspoort-Pass, den wir dann fuhren, ist eine Art Passstraße, die die Kleine Karoo und die Große Karoo durch eine Schlucht mit einer 25 km langen Straße verbindet, die 25 Mal denselben Fluss überquert. Die Straße verläuft zwischen Klaarstroom im Norden und der Stadt De Rust im Süden.
Und auch hier kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Straße schlängelte sich zwischen den Felsen durch und hinter jeder Kurve sah man eine neue Felsformation.
Ein paar Baustellen gab es auch hier, nach der Saison ist hier wohl einiges auszubessern. Diese Route wird auch von Touristen verwendet, wenn der Swartberg-Pass aufgrund der Wetterverhältnisse nicht zu befahren ist.
Wir hatten an einem Tag beide Passstraßen absolviert und waren sehr froh über unserer Entscheidung!
Auf der N 12 ging es dann wieder in Richtung Oudtshoorn. Nicht ohne vorher an der hiesigen Variante der Stadt, deren Namen man als Kölner nicht sagen darf, vorbei zu fahren. Auch wenn es falsch geschrieben wurde …
Auch hier führte uns Google wieder echt schlecht, den Ortskern von Oudtshoorn scheint Google meiden zu wollen. Selbst wenn der neue Weg durch eine kleine Wellblechhütten-Siedlung und über die nächste Schotterpiste führt.
Inklusive einer kleinen Herde, die zwei Kinder gerade zusammentrieben und die uns sehr überrascht anschauten. Weiße Touristen sieht man hier wohl nicht so oft.
Der N 12 weiter folgend ging es dann in Richtung Ozean und nach George. Diesen Kollegen überholten wir sehr, sehr vorsichtig. Was man von mehreren Minibussen nicht sagen konnte.
Aber auch hier, eine eigentlich normale Straße, wieder: Beeindruckende Landschaften!
Die N 12 ist übrigens eine sogenannte National Route, also eine Nationalstraße, die von der Provinz Mpumalanga östlich von Johannesburg bis nach George führt. Das sind knackige 1353 Kilometer, die man auf einer Straße fahren könnte.
Das Wetter wurde am Bergrücken kurz vor George dann leicht nebelig, was das Überholen etwas erschwerte.
Anhalten, um den Ausblick genießen zu können, mussten wir hier nicht mehr.
Aber kurz hinter der Passhöhe wurde es wieder besser und wir bekamen wieder die Landschaft dieses Teils Südafrikas präsentiert.
George, der Ort am Ende der N 12, ist eine Stadt an der Garden Route und liegt etwa 430 Kilometer östlich von Kapstadt sowie 330 Kilometer westlich von Port Elizabeth / Gqeberha. Als Mitte der Garden Route wird aber weitestgehend Knysna angesehen, da George mit seinen knapp 160.000 Einwohnern auch zu groß ist. Was wir beim Durchfahren der Vororte auch merkten.
Weiter ging es auf der Garden Route, also der N2.
O really? 😉
Der indische Ozean brachte nicht weniger schöne Aussichten.
Und dann kam die Lagune von Knysna in Sicht, denn die Stadt liegt an einer rund 20 Quadratkilometer großen Lagune, die nur durch eine schmale felsige Einfahrt – die Knysna Heads – mit dem Indischen Ozean verbunden ist. Hier mündet der Knysna River. Im Hinterland der Stadt steigen die Outeniqua-Berge auf, die wie die gesamte Umgebung dank eines ausgeglichenen Klimas und über das ganze Jahr verteilter Niederschläge eine dauerhaft grüne Vegetation zeigen. Das Klima ist ganzjährig mild. Der Indische Ozean ist bei Knysna so warm, dass man auch im Winter baden kann.
Auch deswegen gilt Knysna als das Tor zur Garden Route – hier würden wir 2 Nächte verbringen.
Und darauf freuten wir uns sehr. Aber auch die Fahrt hier hin war schon voller Highlights, gerade was die Landschaften anging, die wir befahren haben.