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Eine private Weintour durch Franschhoek

Nachdem wir uns gestern die Weinregion rund um Franschhoek angeschaut haben, war für heute etwas total Neues geplant: Wir schauen uns die Weinregion nochmal an.

Brilliant, oder?

Aber der Reihe nach: Im Vorfeld hatten wir für Franschhoek eigentlich sowohl eine Weintour mit einem privaten Guide als auch die Wein Tram geplant. Theoretisch hätte das auch mit der Tram am Anreisetag von Kapstadt aus gepasst und wir hätten nur einen vollen (hah, Wortwitz!) Tag in Franschhoek gebraucht. Da wir aber die Region nicht gestresst und mit Zeitdruck anschauen wollten, haben wir kurzerhand drei Übernachtungen hier hin gelegt, um so sowohl eine Tour mit unserem privaten Guide als auch die Tram machen zu können.

Heute war dann, nachdem wir gestern ja eher in einer Art „HopOn-HopOff“-Tour mit anderen unterwegs waren, eine eher individuelle Art der Erkundung angesagt. Unser Guide kam sehr pünktlich an und winkte uns schon beim Parken fröhlich entgegen. Denn wie schon vermutet, würde uns Jan, unser Guide von der Kap Halbinsel, auch hier begleiten. Was sehr viel Sinn macht, denn er kommt nun einmal aus dem Weingeschäft und aus dem benachbarten Stellenbosch.

Also: Guide war bekannt, die Route war auch im Vorfeld abgestimmt worden und mit Jan hatten wir uns schon auf der Kap-Halbinsel über den Weinanbau hier in der Region und die Geschichte ausgetauscht. Sein Ansatz war eher: Er unterstützt uns bei der Weinauswahl und erzählt ein paar technische Dinge und Geschichten um die Weingüter herum. Was wir sehr angenehm fanden, denn so konnten wir uns auch unsere eigenen Meinungen bilden und wurden nicht, wie es bei anderen Touren manchmal ist, mit „Der Wein schmeckt nach x und y“ vor dem Trinken schon in einen Rahmen gezwängt.

Das erste Weingut war gleich um die Ecke: Stony Brook. Wunderschön gelegen mit einem fantastischen Blick auf die Umgebung.

Die Familie McNaught zog in den späten 80er Jahren nach Franschhoek, als Nigel und Joy McNaught beschlossen, ein Stück Land zu kaufen, um dort ihren Traum vom Weinanbau zu verwirklichen. Von Anfang an lag ihr Schwerpunkt auf der Herstellung von Qualitätsweinen, die das Gebiet und die Weinstile widerspiegeln, die sie begeistern.

Einige Jahre später verkauften sie ihre erste Farm und suchten nach einem Areal, auf dem sie besser die Weine erzeugen konnten, von denen sie geträumt hatten. Im Jahr 1995 kauften sie eine alte Obstfarm, nämlich genau Stony Brook.

Mit einem starken Fokus auf Cabernet Sauvignon, Semillon und Chardonnay pflanzte die Familie McNaught die gesamte Farm neu mit Reben an und baute einen kleinen Keller, in dem die ersten Weine unter dem Label Stony Brook produziert wurden.

Im Jahr 2011 übernahm ihr Sohn Craig McNaught die Leitung des Weinguts und brachte nicht zuletzt mit der Einführung von Tempranillo-Reben auf dem Weingut neuen Wind auf das Weingut. Letzterer wird zum Ovidius gekeltert, einem sehr bekannten Wein in Südafrika. Auf Tempranillo sind sie übrigens durch Urlaubsreisen gekommen – Reisen bildet also auch hier!

Mittelpunkt des Weingutes ist dieser Eukalyptus Baum.

Bäume gab es ja, haben wir vor zwei Tagen von Jan erfahren, ja erst durch die Pflanzungen der Siedler hier am Kap. Insofern war dieser Baum um so beeindruckender!

Den ersten Willkommensgruß erhielten wir von Chelsea, einer Hundedame aus dem Tierschutz, die aber eher ihre Ruhe suchte.

Weintechnisch bestellten wir dann zwei Tastings. Meike fokussierte sich auf die weißen Weine und trank „The J 2023″, ein Cuvee aus Viognier, Semillion und Chardonnay, benannt nach der Tante „J“ des heutigen Eigentümers. Dann ein „Ghost Gum White 2023″, ein Chardonnay, der seinen Namen nach eben jenem großen Eukalyptusbaum erhalten hat, weil dieser im Sommer die Rinde verliert. Dann gab es noch zwei rote Cuvees, einmal den „Camissa 2021“, bestehend aus Cab Sauvignan und Petit Verdot. Und zuletzt „The Max 2019″ aus Cab Sauvignan, Cab Franc, Merlot und Petit Verdot. Dieser Wein ist übrigens nach Chelseas Vorgänger „Max“ benannt.
Bei Jens gab es zuerst den „Ovidus Trampanillo 2021″, wie gesagt entstanden aus einer Urlaubsidee. Davon werden nur 1200 Flaschen pro Jahr hergestellt. Außerdem gab es dann drei sehr kräftige Rotweine, den „Syrah Reserve 2021″, den „Cabernet Franc 2020″ und den „Ghost Gum Red 2021″.

Alle Weine haben uns hier mindestens Mal gut geschmeckt, wenn nicht sogar begeistert. Die kurzen Erläuterungen von einer Dame dazu halfen auch und Jan stieg nur dann ein, wenn wir besondere Fragen hatten.

Ein sehr gelungener Auftakt!

Weiter ging es zu einem wahren Schwergewicht in der Weinregion: Antonij Rupert! Hier merkte man gleich, dass Geld vorhanden ist!

Das Weingut ist riesig, hat fast schon amerikanische Ausmaße und die Lagen und die dort gepflanzten Reben sind sehr alt, wie diese Tafel zeigte.

Ansonsten führte uns Jan, der hier mal gearbeitet hat, durch das Herrenhaus und durch die verschiedenen Zimmer, die er sogar noch bewohnt kannte. Er und Antonij Rupert gingen auf die gleiche Boy School in Stellenbosch.

Auf der beeindruckenden Terrasse mit einem noch beeindruckenderen Rasen ging es dann darum, die Erzeugnisse zu verkosten.

Auch hier fuhren wir wieder zweigleisig: Jens ging eher die hochpreisigen Rotweine an, Meike dagegen eine größere Breite an Weinen.

Im Detail waren das bei Meike diese hier:

  • Caroline Vintage Riebeeksrivier, 2022
  • L’Ormarins Blanc de Blancs Vintage, 2020
  • Altima Elandskloof Sauvignon Blanc Vintage, 2024
  • Serruria Elandskloof Chardonnay Vintage, 2024
  • Sneeuwkrans Elandskloof Pinor Noir Vintage, 2020

Und bei Jens waren das die Premium Weine: Der Optima, der Syrah und der Petit Verdot. Gerade der Optima war hervorragend und sowohl als Begleitung als auch als „Einfach so auf dem Balkon“-Wein gut geeignet. Leider war hier der Wein etwas zu kalt serviert worden, was auch Jan bestätigte und gleich mal mit der Bedienung diskutierte.

Ein kolossaler Unterschied zum ersten, kleinen und eher familiär geführten Weingut. Beide hatten ihren Reiz, beide hatten sehr, sehr gute Weine. Aber eben zwei unterschiedliche Ansätze.

Weiter ging es zu einem Weingut, was wir uns gewünscht haben. Im Ahrtal sind wir ja oft und noch öfters trinken wir die Weine von da. Eines unserer Lieblings-Weingüter ist das von Meyer-Näkel und da gibt es eine Kooperation mit dem Winzer Neil Ellis. Die Weine „Us de Kap“ und der „Zwalu“ mögen wir sehr und daher wollten wir, wenn wir hier schon einmal sind, schauen, wo diese her kommen.

Also fuhr uns Jan hier hin.

Ein ebenfalls sehr beeindruckendes Areal, wenn auch sehr wenig los war.

Aber das machte uns fast gar nix, denn wir setzten uns hin, bestellten unsere Tastings und dazu, weil wir hier eine etwas längere Pause machten, etwas zu knabbern.

Spannende Weine, auch wenn das Highlight, der Webb Ellis, mit knapp 60 Euro pro Flasche schon echt teuer war. Wie bei den anderen Weingütern bislang auch gab es aber hier keinen Wein, den wir nicht mochten und dem wir nicht etwas positives abgewinnen konnten.

Nachdem wir versorgt waren und unter anderem das Gasthaus angeschaut haben, wo der Vater der heutigen Eigentümerinnen von Meyer-Näkel, Werner Näkel, oft übernachtet hat, ging es dann noch weiter zum Weingut La Motte. Das lag wieder in Franschhoek, war allerdings des guten zu viel, denn mittlerweile hatten wir einen guten Füllstand erreicht und schmeckten nicht mehr so wirklich viel.

Dementsprechend bestellten wir nur ein Tasting für uns beide zusammen und teilten die Weine auf. Es gab einen „Methode Cap Classique Brut“, also einen Schaumwein. Der Name „Methode Cap Classique“ darf übrigens nicht mehr verwendet werden, weil die Vereinigung der Champagner-Produzenten dagegen geklagt hat und Recht bekommen hat. Es heißt jetzt nur noch „Cap Classique“. Die Südafrikaner haben das jetzt aber als Marke schützen lassen und dürfen sogar noch alles, was mit dem Begriff „Methode Cap Classique“ gedruckt war, benutzen. Was überraschend viel ist, wie Jan meinte … ein Schelm, wer Absicht bei dem ein oder anderen Druckauftrag unterstellt …

Danach gab es noch einen Sauvignon Blanc von 2024, einen Chardonnay von 2023, einen Syrah von 2021 und einen Cuvee aus Syrah und Viognier von 2018.

Wir merkten aber hier, dass unsere Trinkstärke noch nicht wieder da ist. Die letzten Tage mit den Magenproblemen haben auch ihre Spuren hinterlassen und so haben wir uns auch zu diesen Weinen echt wenig gemerkt. Sie waren nicht schlecht, haben aber keinen so großen Eindruck hinterlassen wie die anderen. Was vielleicht anders gewesen wäre, wenn wir hier als ersten hingefahren wären.

So oder so war damit die Tour beendet – eine sehr coole Tour, wo nicht nur über Wein, sondern über die Familie (Jans Sohn hat das Angebot nach Deutschland zu gehen und bei einer Sekt-Kellerei als Kellermeister zu arbeiten angenommen – bei der Kap-Tour war er sich noch nicht sicher), über Sport, über Kultur und vieles andere unterhalten.

Insofern war das eine echt schöne und unterhaltsame Tour mit einem Guide, den wir sehr mögen. Auch wenn manche seiner Aussagen nicht unsere Meinung trafen, so fanden wir doch bei vielen Themen eine gemeinsame Basis und haben uns auch über politische beziehungsweise gesellschaftliche Themen ausgetauscht. Oder wie Jan meinte „Weine helfen auch für gute Gespräche!“.

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