Am heutigen Sonntag wollten wir dann die Kap-Halbinsel, auf englisch „Cape Peninsula“ genannt, erkunden. Dazu haben wir von SA Travel einen Guide an die Hand bekommen, mit dem wir eine Runde über die Halbinsel drehen sollten. Nach einem schnellen und kleinen Frühstück (Joghurt mit Früchten, der gestrige Abend wirkt noch nach) warteten wir dann darauf abgeholt zu werden.
Stilecht auf dem Balkon unseres Anwesens … 😉
Kurz danach tauchte ein älterer, braungebrannter Herr auf und zeigte auf uns und machte dann Lenkbewegungen. Unser Guide Jan war da, mit dem wir einen sehr unterhaltsamen Tag verbringen sollten.
Nachdem Jan noch einmal kurz auf Toilette gegangen war, ging es los. Die Kap-Halbinsel erstreckt sich quasi vom Zentrum Kapstadts zwischen dem Atlantik und der zu ihm gehörenden False Bay nach Süden und besitzt so eine Länge von etwa 50 Kilometern. Im Norden beginnt sie mit den am Tafelbergmassiv in Kapstadt und am südlichen Ende liegen das Kap der Guten Hoffnung und der Cape Point. Insgesamt knapp 470 km² gilt es zu erkunden.
Erster Halt war neben dem Ort Hout Bay (afrikaans Houtbaai, übersetzt „Holzbucht“), was eigentlich noch ein Ortsteil von Kapstadt ist und sowohl den Ort als auch die Bucht beschreibt.
Hier beginnt der Chapman’s Peak Drive, eine neun Kilometer lange Küstenstraße. Diese Straße schlängelt sich in 114 Kurven unmittelbar zwischen Meer und steilen Felswänden entlang von Hout Bay nach Noordhoek und führt über den Chapman’s Peak, einen 160 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt. Zahlreiche Touristen befahren täglich diese Strecke und viele Autokonzerne drehen vor dieser Kulisse Werbeaufnahmen.
Der Bau galt zunächst als unmöglich, bis im Jahre 1915 unter teilweise lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen auf den schroff ins Meer abfallenden Steinhängen die Arbeiten begannen. Sieben Jahre später, 1922, konnte die Straße für den Verkehr freigegeben werden.
Trotz der heute vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h war die Fahrt über den Chapman’s Peak Drive nicht ungefährlich. Immer wieder fielen Felsbrocken herab und erschlugen Menschen. Bei regennasser Fahrbahn kamen viele Autos ins Schleudern, prallten gegen die Felsen oder stürzten in die Tiefe.
Die Unfälle häuften sich und als im Januar 2000 30 Prozent der Strecke verschüttet wurden, sperrte man die Straße. Da die öffentliche Hand die Gelder für die Sanierung nicht aufbringen konnte, wurde die Straße für 30 Jahre an ein privates Konsortium verpachtet. Mit Hilfe von schweizer und italienischer Ingenieure wurden riesige Fangnetze für herabfallendes Gestein installiert und an zwei besonders gefährlichen Streckenabschnitten Tunnel in den Fels gesprengt. Im Dezember 2003 konnte der Chapman’s Peak Drive wieder für den Verkehr geöffnet werden. Um die hohen Sanierungskosten zu amortisieren, kostet die einfache Fahrt für PKW über den Chapman’s Peak Drive aber eine Maut.
Bei der Fahrt selber haben wir wenige Fotos gemacht, aber es war sehr, sehr beeindruckend. Jan erzählte dabei ein bisschen über sich, seine Geschichte und wo seine Familie ihre Wurzeln hat. Er selbst ist in Stellenbosch groß geworden, hat aber viele Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet. Natürlich im Weingeschäft, was auch sonst, wenn man aus dem Wine Country kommt. Wir wollen nicht zu viele Details verraten, aber eine Tour mit Jan lohnt sich auf jeden Fall.
Weiter ging es nach Noordhoek, also die „Nord-Ecke“, wo der Drive endete und wir einen schönen Blick auf den Strand und die Gegend hatten. Die Halbinsel besteht aus vorwiegend mit Büschen und grasähnlicher Vegetation bewachsenen Höhenzügen und steinigen Flächen, von denen ein großer Teil vom Tafelberg-Nationalpark – der mehrere einzelne Gebiete umfasst – eingenommen wird. Durch die Witterungseinwirkungen sind die Berghänge des Tafelbergmassivs stark zerklüftet und daher von tiefen Schluchten geprägt, was sich in Richtung Süden verringert. Der Tafelberg weist nur aus der Ferne eine ebene Oberfläche auf, tatsächlich sind seine oberen Bereiche von diversen Erosionseinschnitten gekennzeichnet. Von Hout Bay und Constantia erstreckt sich die Halbinsel mit bergiger Landschaft weiter nach Süden und ihre Küsten besitzen klippenreiche Buchten. Diese Landschaftsformen hatten einst zur Bezeichnung „Riviera Südafrikas“ Anlass gegeben
Der nächste Halt ist ein Muss in jedem Touristenprogramm, was man an den Dimensionen des Parkplatzes auch sehen konnte. Boulders Beach!
Simon’s Town oder auch Simonstad ist wieder ein Stadtteil der Metropolgemeinde Kapstadt in der Provinz Westkap in Südafrika. Hier leben knapp 6.500 Einwohner und der Ort ist nach Kap-Gouverneur Simon van der Stel benannt, der 1687 erkannte, dass die False Bay während der Wintermonate ein idealer Ankerplatz für die niederländische Flotte sein konnte. Früher war hier auch die Zentrale der südafrikanischen Marine und Jan hatte hier auch gedient, heute allerdings ist das alles im Verfall und teilweise schon verlassen.
Quasi neben der Stadt liegt Boulders Beach und – das ist halt der Hauptgrund für die Touristen hier Halt zu machen – eine Brillenpinguin-Kolonie beheimatet. Was Marketing-technisch sehr gut ausgeschlachtet wird.
Am Boulders Beach befindet sich ein Besucherzentrum, das Zugang in den Tafelberg-Nationalpark gewährt. Der Strandabschnitt ist Teil dieses Nationalparks. Zwei Stege, die die dortige Brillenpinguinkolonie vor den Besuchern schützen, führen zum Strand von Foxy Beach. Dort leben ca. 3000 Brillenpinguine.
Und schon kurz nach den ersten Schritten lag einer der Kerle neben dem Steg.
Es waren auch recht viele Menschen da, aber in den Hochzeiten im südafrikanischen Sommer ist das wohl noch viel, viel schlimmer. Insofern konnten wir uns recht frei bewegen und den kleinen Tieren zuschauen, wie sie ihre Dinge machten.
Manche waren auch ein wenig tollpatschig.
Im Anschluss sind wir dann noch den anderen Steg entlang gegangen, einfach, weil wir Zeit hatten.
Dabei entdeckten wir auf einmal ein Tier im Gebüsch neben uns, was an Blättern knabberte. Ein sogenannter Klippschliefer oder auch Wüstenschliefer beziehungsweise Klippdachs genannt.
Da hier auch freiberufliche Ranger unterwegs sind (also zwei, so groß ist das Areal nun auch nicht), erfuhren wir, dass dieses Tier hier auch „Dassi“ genannt wird und eigentlich sehr verbreitet ist. Was stimmt, denn ab dem Zeitpunkt sahen wir andauernd welche.
Ein bisschen schauten wir noch den Pinguinen zu und machten uns dann auf den Rückweg zum Auto.
Am Parkplatz war übrigens viel los, einige Händler priesen ihre Waren an, Kinder bettelten und/oder sangen, selbsternannte „Parkplatzwächter“ verlangten Geld, damit das Auto bewacht wird (was übrigens auch stimmt, die passen in der Regel wirklich auf) – ein heilloses Durcheinander. Jan musste noch kurz telefonieren, also schauten wir uns in einem Laden um, und beobachteten das Chaos.
Der nächste Programmpunkt wieder ein „Must Do“ auf jeder Touristen-Route: Das berühmte Schild am Kap der guten Hoffnung.
Das Kap war früher wegen seiner Klippen sehr gefürchtet und brachte vielen Schiffsreisen an abruptes Ende. Heute umfahren die Schiffe das Kap weiträumig und so bleibt „nur“ der Tourismus übrig. Und obwohl „nahe der Südspitze“ eben nicht „ist der südlichste Punkt“ bedeutet, kommen hier Busladungen voller Touristen an, um eben dieses eine Foto machen zu können.
Wobei die Landschaft auch sehr, sehr schön ist.
In der Hochsaison steht man hier sehr, sehr lange und muss unter Umständen auch sehr weit weg parken – einen Parkplatz gibt es nämlich nur in Ansätzen. Wir hatten heute sehr viel Glück, denn Jan fand einen Parkplatz mehr oder weniger 5 Minuten vom Kap entfernt und so konnten wir mal eben schnell hingehen.
Und es waren auch bei weitem nicht so viele Touristen da, wie wir befürchtet haben.
Also: Been here, done that! 🙂
Offiziell ist das hier aber eben nur der „süd-westlichste Punkt des Kontinents“.
Schön ist es trotzdem!
Es sei denn FC Ultras verschandeln die Gegend mit ihren Stickern. Warum eigentlich?
Oft mit dem Kap der guten Hoffnung verwechselt wird der „Cape Point“, ein etwa 2 Kilometer östlich vom „Schild“ liegendes Kliff am Südende der Kap-Halbinsel. Man kann zwischen den beiden Orten auch einen etwa 45 – 60 Minuten langen Hike unternehmen, wir haben uns lieber fahren lassen.
Hier konnten wir dann auch die ersten Tier-Sichtungen verzeichnen, denn es gab Springbocks und Elenantilopen, eine sehr große Ausprägung der Antilopen mit einem Gewicht von bis zu 950 Kilogramm, zu sehen.
Touristen gab es auch zu sehen.
Oder auch kleinere Bewohner wie diese schwarze Eidechse, deren Wärme-Aufnahme wir rüde unterbrochen haben.
Zeit für ein Mittagessen, passenderweise gibt es hier direkt ein Restaurant und wir ergatterten noch einen guten Tisch mit Blick nach draußen.
Die False Bay lag direkt vor uns, ein schöner Anblick.
Das Essen war allerdings eher so medium bis schlecht. Meike hatte sich für Muscheln begeistert, musste dann aber feststellen, dass man die hier in einer dicken Mehlschwitze serviert, was bei den Temperaturen eher gewöhnungsbedürftig war. Auch Jens Fish & Chips waren am unteren Ende der internen Bewertung anzusiedeln. Aber es gab was zu trinken – also alles gut.
Cape Point bildet ja das östliche Ende der Kap-Halbinsel, ist aber eben nicht der südlichste Punkt, wie es auf manchen Fotos oder Karten suggeriert wird. Das Kap der Guten Hoffnung liegt zwei Bogensekunden (ca. 60 Meter) südlicher. Den südlichsten Punkt Afrikas bildet allerdings das Kap Agulhas.
Die Frage, ob Cape Point der Ort ist, an dem sich Atlantischer und Indischer Ozean treffen, ist übrigens nicht eindeutig zu beantworten. Rein topografisch liegt der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents 150 Kilometer weiter östlich, am Kap Agulhas. Da allerdings vor Cape Point (in einer Entfernung von 200 km vom Festland) eine kalte atlantische und eine warme Meeresströmung aus dem Indischen Ozean aufeinandertreffen, wird der Cape Point häufig als Punkt des Aufeinandertreffens der beiden Ozeane bezeichnet. Die Bucht östlich von Cape Point hat hierbei stets eine höhere Wassertemperatur als die westliche Meeresseite.
Das Kap selber mit seinem Leuchtturm kann man über Treppen zu Fuß oder mit der kleinen Standseilbahn Flying Dutchman erreichen. Letztere führt vom Parkplatz bis nahe an den älteren der beiden Leuchttürme heran und war für unseren Hinweg die Wahl.
Der Leuchtturm wurde auf dem höchsten Punkt des Kliffs in 238 m über dem Meer im Jahre 1859 errichtet. Da dieser erste Leuchtturm jedoch zu hoch und zu weit von der Küste entfernt steht, verlor sich sein Licht im Nebel, der sich auf seiner Höhe zu oft bildet. Mit 900 Stunden im Jahr war der Lichtkegel relativ selten weithin sichtbar. Dies führte im Jahre 1911 zum Untergang eines Schiffes namens Lusitania, mit über 700 Menschen an Bord (nicht zu verwechseln mit jenem Schiff, das 1915 durch ein U-Boot versenkt wurde). Daher wurde ein neuer Leuchtturm auf nur 87 Metern Höhe über dem Meer näher am Wasser, am so genannten Diaz Point errichtet. Vom alten Leuchtturm hin in die Nähe zum neuen führt ein Wanderweg an den steil abfallenden Kliffwänden entlang. Am Ende des Weges findet sich eine Aussichtsplattform mit Blick auf den neuen Leuchtturm.
Und da standen wir nun am Cape Point und bewunderten die Landschaft!
Schon schön hier und mit der leichten Brise auch gut auszuhalten. Ansonsten war es nämlich super warm für uns, obwohl alle Südafrikaner, die wir trafen, betonten, dass „es ja voll herbstlich ist und kalt wird und der Sommer ja so schnell vorbei gegangen wäre“. Was eher schwierig zu erdulden ist, wenn man vor sich hin schwitzt.
Hier ging es aber und Jan machte noch ein Erinnerungsfoto von uns.
Ach ja, das Rugby-Shirt hat sich schon ausgezahlt, denn Jan hat natürlich auch Rugby gespielt und 2 Jahre sogar in Frankreich für Lyon die Knochen hin gehalten. Eines von vielen ersten und amüsanten Themen, die wir während der Tour hatten.
Damit war aber die Tour auch mehr oder weniger beendet, denn die Rückfahrt nach Kapstadt würde einige Zeit in Anspruch nehmen aufgrund des Wochenend-Verkehrs. Südafrikaner, das kennt Jens ja auch von seinen Eltern, zieht es am Wochenende raus aus der Stadt und abends wieder zurück.
Kurz vor dem Verlassen des Nationalparks dann noch eine weitere Sichtung: Das Kap-Bergzebra, ein Zebra, was nur in bestimmten Bergregionen der westlichen und östlichen Kap-Provinzen Südafrikas vorkommt. Es ist tatsächlich die kleinste aller existierenden Zebraarten und auch die geografisch am stärksten begrenzte. Obwohl die Population einst fast vom Aussterben bedroht war, konnte sie durch verschiedene Erhaltungsmaßnahmen wieder aufgebaut werden und wird von der IUCN aktuell als gefährdet eingestuft.
Check!
Zurück dann entlang der False Bay. Bartolomeu Dias beschrieb die Bucht erstmals 1488 als „Golf zwischen den Bergen“. Der Name „False Bay“ stammt von Seefahrern, die in die Bucht steuerten, weil sie die Bucht fälschlicherweise für die Tafelbucht hielten.
Und dann ging es vorbei an dem botanischen Garten in Kirstenbosch südlich vom Tafelberg, dem Krankenhaus, an dem die erste Herztransplantation der Welt vorgenommen wurde und allerlei weiteren Orten zurück zum Guest House.
Ach ja, nebenbei erwähnte Jan, dass er in ein paar Tagen eine Weintour in Franschhoek hat … hmmm … das werden wohl doch nicht wir sein?
Für uns hieß es dann aber: Ab auf das Zimmer, kurz ausruhen und dann den letzten Abend in einem kleinen Restaurant namens Asoka ausklingen zu lassen. Hungrig waren wir nicht richtig, also fanden wir, dass das „sharing is caring“-Konzept genau das richtige war.
Wobei sich hier schon andeutete, dass unsere Mägen noch nicht so richtig auf der Spur waren, was man entweder mit Tee oder Schnapps zu kurieren versuchte.
So oder so: Ein sehr cooler Tag, ein sehr netter Guide und eine wirklich, wirklich beeindruckend Landschaft hier am Kap.