Der gestrige Abend war ja etwas wein-lastiger und daher ging es am Morgen etwas langsamer voran als üblich. Zusätzlich mussten wir auch wieder die 3 Etagen auf der engen Treppe unsere Koffer runterschleppen und im Nachbarhaus in eine Ecke stellen. Spannend, dass das wohl immer funktioniert, denn so richtig abgesichert ist der Stellplatz nicht – eigentlich kann da jeder dran gehen und was wegnehmen.
Vielleicht sind die Leute hier auch einfach alle ehrlich. Das Frühstück im Zeltinger Hof war auf jeden Fall hervorragend, leider hatten wir aber nicht sooo viel Hunger, sodass Jens nur ein Brötchen und ein Joghurt aß und Meike sich ein kleines bajuwarisches Frühstück gönnte.
Dann holten wir die Räder aus dem Fahrradkeller 4 Häuser weiter, schlossen sie vor unserem Hotel an und bereiteten uns auf die Abfahrt vor. Also Treppe hoch, Sattel- und Lenkertaschen final packen und wieder runter. Um es mit Po, dem Kung-Fu-Panda zu sagen: Meine Erzfeinde: Treppen!
Das Wetter konnte mit „nebelig“ durchaus abschließend beschrieben werden, der Nebel lag recht tief über uns im Moseltal und schaffte so eine sehr interessante Atmosphäre.
Und daher mussten wir quasi auch immer mal wieder anhalten.
Und es lohnte sich, denn kurz hinter Zeltingen findet man die Hochmoselbrücke, die im Nebel besonders beeindruckend aussah. Und das obwohl man so Deutschlands zweithöchste Brücke mit 158 Metern gar nicht in ihrer ganzen Ausdehnung sehen konnte.
War aber schon sehr cool und beeindruckend. Die 2019 eröffnete 25 Kilometer lange Brücke verbindet mit der Bundesstraße 50 die Eifel mit dem Hunsrück.
Hier hatten wir dann auch noch gute Laune.
Unter anderem, weil Meikes absolute Lieblingslage in Sicht kam!
Darauf erst einmal eine Pause, wobei der Regen der Nacht hier die ganze Angelegenheit etwas feuchter als nötig gemacht hat.
Die Steillagen der Mosel sahen die ersten Kilometer bis Traben-Trarbach aber wirklich schön aus.
Was dann auch mal erreicht wurde. Traben-Trarbach ist eine Stadt mit 5.500 Einwohnern und wieder einer dieser „Zwangsverheirateten“ Städte, wo die Stadtteile links und rechts der Mosel zu einem Ort zusammengefasst wurde. Urkundlich erstmals 830 erwähnt ist das hier sogar ein staatlich anerkanntes Heilbad, denn während Traben auf einer großen Breite am Moselufer liegt, erstreckt sich Trarbach länglich zwischen den recht steilen Bergen, vor allem ins Kautenbach-Tal. In diesem befindet sich im Stadtteil Bad Wildstein eine Quelle, deren Wasser mit einer Temperatur von 33° aus den Tiefen des Schiefergesteins zutage tritt und von einem Thermalbad genutzt wird.
Das war für uns aber heute nicht interessant, obwohl etwas warmes Wasser auf der Haut schon verlockend war. Uns interessierte eher etwas Wissen, denn Traben-Trarbach hat etwas, was man an der Mosel nicht unbedingt erwarten würde: Ein Buddha-Museum!
Das im Jahr 2009 eröffnete Museum präsentiert über 2000 Buddha-Figuren und informiert darüber hinaus über den Buddhismus und seinen Ursprung sowie den Ausprägungen und Lehren.
2000 erwarb der Traben-Trarbacher Unternehmer Wolfgang Preuß, ein bekennender Buddhist, das Haus der ehemaligen Weinkellerei Julius Kayser, das der Jugendstil-Architekt Bruno Möhring 1905/1906 gebaut hatte. Die Kellerei war einst die einzige im Jugendstil erbaute Kellerei Europas. Preuß ließ die nachträglich angebauten Produktionsanlagen abreißen und das Haus dem Originalzustand nahe restaurieren, in dem er zum Beispiel nur Natursteine verwendete. Für die Ausstellung stehen im Haus selber sowie einem Neubau nebenan etwa 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Und einen Dachgarten hat es hier auch, dazu aber später.
Die Sammlung ist eine europaweit einmalige Dauerausstellung zur buddhistischen Ikonografie. Sie wurde von Preuß in etwa 20 Jahren zusammengebracht. Die Figuren stammen aus Burma, China, Indien, Kambodscha, Laos und Thailand aus den unterschiedlichsten Epochen und sind aus verschiedenen Materialien gefertigt. Neben Buddha-Figuren werden auch Arhats und Bodhisattvas ausgestellt. Die größte Figur misst 3,90 Meter und wiegt zwei Tonnen. Die kleineste … ist halt echt kleiner …
Und das Museum war mal so richtig interessant! Neben den vielen Ausstellungsstücken gab es auch überall kleine Hefter mit Informationen zu den jeweiligen Regionen, den buddhistischen Richtungen (Hinayana, Mahayana und Vajrayana) oder zum Beispiel den verschiedensten Darstellungen Buddhas und woran man sie erkennen kann.
In der Ausstellung verbrachten wir doch einige Zeit, denn das war alles sehr, sehr interessant. Leider kann man sich so viel nicht auf einmal merken, insofern haben wir auch viel fotografiert und werden das im Nachgang noch etwas vertiefen. Beispielsweise diese „Wochentags“-Buddhas, wobei der Mittwoch die Darstellung ist, die Almosen entgegennimmt.
Die größten Objekte des Museum stehen im Anbau, hier ein thailändischer Torwächter mit knappen 4 Metern.
Wir spazierten durch die Ausstellung und schauten und hier und dort eben alles an, was uns so interessierte. Dadurch, dass es nicht so voll war, war es auch nicht so laut und man konnte sich auch genug Zeit für alles nehmen.
Irgendwann vermissten wir Bhutan etwas, nur um kurz darauf diesen Schrank mit Figuren aus der Himalaya Region zu finden.
Und siehe da: Der 2006 zum König Bhutans ernannte Jigme Khesar Namgyel Wangchuck beziehungsweise Druk Gyalpo hat eigenes für das Museum einen Buddha anfertigen lassen und 2012 an das Museum durch einen Boten bringen lassen. Die Abgesandte des Drachenkönigs, so ja sein Titel, wie wir spätestens seit 2019 wissen, hielt die Figur übrigens die ganze Reise auf ihrem Schoß und gab sie erst bei der Übergabe wieder aus ihrer Hand.
Auch die typischen Fensterfronten, die wir in Nepal gesehen haben (zum Beispiel am Durbar Square in Kathmandhu)
Und so ging es immer weiter durch die Ausstellung.
Auf der Dachterrasse hatte man dann auch noch ein paar Ausstellungsstücke und einen recht schönen Ausblick.
Na gut, er wäre wohl besser, wenn der Neben nicht gewesen wäre.
Auf der Dachterrasse machten wir dann die weitere Wegeplanung, außerdem hatten wir schon wieder Hunger und das musste auch gelöst werden. Wenn auch nicht wieder mit so eine Schlachtplatte wie gestern.
Im Shop konnten wir dann nicht widerstehen und mussten dieses sehr schöne Buch kaufen.
Darauf einen österreichischen Wein – genauer gesagt eine Weinschorle mit grünem Veltliner.
Witzigerweise hat Traben-Trarbach ein österreichisches Restaurant und irgendwie war uns bei dem Wetter doch eher nach einer Flädlesuppe …
… beziehungsweise einer Vorarlberger Käsesuppe.
Und weil es hier eben österreichisch zugeht im Litziger Lay gab es zwei Palatschinken mit Erdbeere hinterher.
So gestärkt ging es dann auf eine eher schlechtere Etappe. Der Weg war zuerst, wir blieben auf der linken Moselseite, noch ok und führte am Hafen entlang.
Dann wurde es aber immer holpriger und auch das Wetter wurde schlechter mit diesem fiesen Nieselregen, wo man nie genau weiß, ob man sich jetzt eine Regenjacke anziehen soll oder nicht. Bis man nass ist.
Dadurch machte Jens auch einen Fehler, denn es wurden dann zu wenige Pausen eingelegt, was am Abend dazu führen würde, dass er sich einen Wolf gefahren hat. Toll.
Die Stimmung wurde auch nicht besser, dass keine Züge auf der Moseltal-Bahn fuhren und außerdem war es kalt und alles war doof. Und so fuhren wir recht zügig zu unserem Zielort nach Zell. Nicht ohne vorher noch eine Abzweigung zu verpassen und etwas verwirrt auf einer Brückenrampe stehen zu bleiben.
Wobei der Weg über die Brücke wohl am Ende schlauer gewesen wäre, denn der offizielle Weg in das „Zentrum“ von Zell war noch vom letzten Hochwasser gekennzeichnet. Und eigentlich nicht passierbar.
Witzigerweise – also nicht, dass Jens an der Stelle zu viel Lachen aufgelegt war – war das andere Ende des Uferradweges auch abgesperrt. Wäre ja schon cool, wenn man das an BEIDEN ENDEN DES WEGES machen würde …
Aber gut, inzwischen regnete es schon recht doll und daher waren wir froh unserer Unterkunft für die Nacht erreicht zu haben.
Nicht, dass unser Zimmer in der Nähe wäre. Nein, wir mussten für die Räder zwei Querstraßen weiter zu einer Garage, wo wir auch noch Probleme mit dem Schlüssel für das Garagentor hatten. Und dann wieder eine Querstraße durch eine Vinothek zurück und in den dritten Stock (!!!), wo aber immerhin unsere Koffer schon waren. Das Ganze war dann eher so ein Pensionszimmer und hatte ein fast genau so großes Badezimmer mit Whirlpool. Nicht, dass durch Jens Wolf man da hätte reingehen wollen.
Das Zimmer war sauber, keine Frage. Aber gemütlich war es nicht und daher machten wir uns auch auf zum Abendessen.
Vorher noch die Statistiken dieser Etappe: Die 44,3 Kilometer haben wir etwas langsamer abgefahren (13,6 km/h im Schnitt), dafür mit dem Buddha-Museum einen echt schönen Stopp gehabt.
Abendessen gab es heute wieder in unserer Unterkunft und das gar nicht mal so schlecht.
Nur die lauten Brüllereien aus der nahen Küche waren etwas nervig. Und auch die anderen Gäste waren, wenn auch nicht so wie gestern, wieder irritierend. Beispielsweise die zwei Rentnerpaare, die, sobald eines weg war, übereinander lästerten wie sonstwas.
Immerhin half der Wein, der nicht schlecht war. Aber auch etwas zu süß für unseren Riesling-Geschmack.
Die berühmte „Zeller Schwarze Katz“ bezeichnet eine Lage, die durch ihr Marketing zu fast 80% nach Japan oder Nordamerika exportiert wird. Und sie hat eine marketing-technisch schöne Geschichte, denn als Namensgeber gilt die Katze „Mori“ des Winzers Peter Anton. Diese soll 1863 als ein Weinhändler sich zwischen 3 Fässern nicht entscheiden konnte, auf ein Fass gesprungen sein und mit Fauchen und Kratzen verhindert haben, dass hieraus nochmal probiert werden konnte. Der Legende nach hat sie quasi ihren Wein verteidigt und dies wurde vom Händler als ausschlaggebendes Argument für den Kauf verwendet. Als dann der Wein ein Verkaufsschlager wurde, wurden vom Winter alle Weine aus der Lage als „Schwarze Katz“ bezeichnet. Und letztendlich erhielt die Großlage diesen Namen.
Im Ortskern, durch den wir dann noch spazierten, steht auch eine Skulptur zur Ehren der Katze.
Irgendwie hatten wir noch Lust auf ein Abschlussgetränk und so suchten wir im Internet nach ein paar Alternativen, waren dabei aber nicht vom Glück verfolgt. Denn die Kölsch-Kneipe „Kölsch Jeföhl“ hatte zu. Der Antoniuskeller, eine Whiskybar, entpuppte sich auch als Raucherkneipe und darauf hatten wir nun wieder keine Lust.
Immerhin konnten wir in der Weinbar „Alte Stadtmauer“ noch einen Platz ergattern. Auf der Dachterrasse unter einem Schirm. Aber dafür mit leckerem Wein.
Und dem Spiel, über das wir nicht mehr sprechen wollen …
Hier tranken wir noch zwei Weine und hörten von oben den Gesprächen der anderen Touristen und Einheimischen zu, die vor das Weinhaus zum Rauchen gingen. Oder die auf das Dach kommen mussten, weil hier die Toilette war.
Alles in allem hat uns Zell doch schon gefallen und etwas an ein lebhafteres Boppard erinnert. Ist aber auch alles recht touristisch hier.
Schauen wir mal, wie es morgen weitergeht.