So nun – die erste Etappe auf dem Moselradweg steht an.
Wir haben uns wieder für die etwas bequemere Variante entschieden und einen Anbieter gewählt, der uns sowohl die Räder stellt als auch unsere Koffer transportiert. Was als Konsequenz bedeutet, dass man seine Koffer und Rucksäcke bis 9 Uhr an der jeweiligen Rezeption abgeben muss. Eine Bedingung, die uns im folgenden Tourverlauf noch das ein oder andere Mal stören sollte.
Im Gegensatz zur Donau-Tour 2020 haben wir die Etappen etwas kleiner gewählt. Grund dafür war, dass wir gerade die erste Etappe damals mit 75 Kilometern noch in Erinnerung haben. Und seitdem sind wir eher dicker und unsportlicher geworden, insofern wollten wir hier nicht das Risiko eingehen uns direkt am ersten Tag so kaputt zu machen, dass wir den Rest nicht mehr genießen können. Denn das Ganze soll keine sportliche Hochleistung werden, sondern tatsächlich Urlaub sein.
Also schwanken die Etappen zwischen 35 und 55 Kilometern und damit selbst bei einem eher trägen Tempo gut in 3-4 Stunden machbar. Was wiederum gleich am ersten Tag mit einer Etappenlänge von am Ende 45,1 Kilometern dazu führte, dass wir tatsächlich zu schnell unterwegs sein würden. Dazu aber später mehr.
Erst einmal stellten wir unsere Koffer an der Hotelrezeption im Best Western Trier ab und … gingen frühstücken. Danach noch einmal auf das Zimmer hoch und die bereits gestern Abend gepackten Sattel- und Lenkertaschen sowie die Saunatasche gepackt und ab in den Fahrradkeller. Letztere stellten wir noch in das Auto, was in der Hotel-Tiefgarage stehen bleiben sollte.
Die Räder waren schnell eingestellt und ab ging es durch die am Dienstag Morgen noch recht leere Trierer Innenstadt. Lediglich um die vielen anliefernden LKWs mussten wir uns schlängeln, Touristen waren keine da und die Einheimischen arbeiteten schon. Und so standen wir auf einmal vor der Porta Nigra.
Die Porta Nigra (lateinisch für „Schwarzes Tor“) ist ein etwa 170 n. Chr. errichtetes früheres römisches Stadttor und das Wahrzeichen der Stadt Trier. Das Tor war ursprünglich 36 Meter lang, 21 Meter breit und 29 Meter hoch – seit 1986 ist es Teil des UNESCO-Welterbes in Trier.
Das Stadttor diente als nördlicher Zugang zur Stadt Augusta Treverorum und wurde tatsächlich nie fertig gebaut. Beispielsweise sind die Bohrungen zur Aufnahme der Türangeln der Tore schon vorgefertigt worden. In die Drehachse der Tore ragen aber immer noch die Bossen der nicht fertig bearbeiteten Quader, so dass ein bewegliches Tor niemals eingebaut werden konnte.
Schön sieht es trotzdem aus, erst Recht an diesem sonnigen Tag und ohne Touristen!
Für uns führte der Weg dann weiter auf den nicht in Trier beginnenden Mosel-Radweg. Dieser beginnt nämlich schon im französischen Metz und hat bis Trier eine Länge von 97 Kilometern. Ab hier sind es dann weitere 200 Kilometer bis zur Mündung der Mosel in den Rhein am deutschen Eck in Koblenz. Und die fahren wir jetzt.
Meistens sind beide Seiten der Mosel zu befahren, in dem Reiseführer, der uns mitgegeben wurde, wurde aber in der Regel eine Seite empfohlen. Und auch durch die verschiedenen Hochwasser kam es immer mal dazu, dass eine Seite sogar überhaupt nicht zu befahren war. Baustellen gab es auch welche und gleich hinter Trier führte die erste davon dazu, dass wir die Seite wechseln und durch ein Industriegebiet eine kleine Umleitung nehmen mussten.
Über die Eisenbahnbrücke Trier-Pfalzel, wohlgemerkt. Wo aber leider kein Zug kam … zum Leidwesen von Jens.
Im Industriegebiet war dann ein wenig Wegekunde angesagt, denn sowohl Google Maps als auch der Reiseführer waren hier nicht so eindeutig, wo man lang musste.
Dafür fand Jens hier einige seiner geliebten Uerdinger Schienenbusse, leider kurz vor der Verschrottung.
Weiter ging es auf der linken Moselseite über die Statteile Pfalzel und Ehrang am Hafen Trier vorbei in Richtung Nord-Ost. Irgendwann wurden die Häuser immer weniger und auch die Gassigeher nahmen ab. Und auf einmal waren nur noch wir und die Mosel zu sehen.
Genau so hatten wir uns die Strecke auch gewünscht: Fester Boden, wenige andere Radfahrer und trockenes Wetter. Bänke für Pausen hatte es auch hier und da welche, was uns dann an dieser Baumallee zu einer ersten Verpflegung animierte.
Generell waren wir auf dieser Etappe sehr darum bemüht unseren Rhythmus zu finden. Der Weg selber war nicht schwer und bis auf ein paar Male „zur etwas höher gelegenen Straße rauf“ war es auch komplett eben und gut zu fahren. Hier und da war der Weg etwas schlammig oder mit vielen Blättern versehen, weswegen wir auch etwas vorsichtiger mit den schweren Rädern fahren mussten. Und bei Jens zeigte sich hier schon ein Problem mit seinem Schutzbleck vorne, was sehr nah am Rad montiert war, wodurch sich schnell Blätter und Matsch ansammelten und dadurch das Rad blockierten. In etwas so wie früher die alten Dynamos.
Aber noch ging es einigermaßen und durch ein paar beherzte Tritte fielen die Blätter und Dreckklumpen auch oft wieder raus.
In Schweich wechselten wir dann die Moselseite und fuhren ab hier auf der rechten Seite weiter.
Und so etwa ab Mehring war dann auch das Moseltal so, wie wir es uns gewünscht hatten: Voller Weinberge!
Schiffsverkehr gab es auch, wenn auch recht übersichtlich von der Menge her. Aber wir radelten und genossen einfach.
Sogar die Wegelagerer ließen uns weitestgehend in Ruhe.
In Schleich beziehungsweise an der Staustufe Detzem legten wir dann eine längere Pause ein und kamen auch mit einem netten Herren ins Gespräch, der hier täglich auf seine Radrunde von Trier aus hin fährt.
Er erzählte uns ein paar Geschichten, was hier früher war und wo wir gut einkehren könnten. Nicht, dass wir heute Abend nicht schon eine exzellente Wahl reserviert hatten.
Die Mosel wurde in den 60er Jahren zu einer Schifffahrtsstraße ausgebaut, was den Bau von insgesamt 14 Staustufen in Deutschland und Frankreich zwischen Koblenz und Thionville zur Folge hatte. Die Mosel verliert von Trier bis Koblenz etwa 70 Höhenmeter und hier in Detzem gleich 9 Meter davon.
Von oben wurden wir währenddessen mit lauten Geräuschen überflogen.
In der Schleuse wurde gerade für ein sehr kleines Schiff sehr viel Wasser bewegt.
Wir fuhren dann weiter. Ein Ort weiter merkten wir dann, dass wir doch recht schnell unterwegs waren und am Ende doch recht früh an unserem Zielort eintreffen würden. Vermutlich vor der Zeit, zu der unser Zimmer schon bezugsfertig sein würde. Also suchten wir nach einer Möglichkeit etwas Zeit … oh, ein Biergarten?
Wenn uns die Tour an der Donau eines gelehrt hat, dann: Lass eine Möglichkeit zur Einkehr nicht verstreichen! Und so setzten wir uns in eine kleine Laube mit dem Charme einer Gartenlaube aus den 40er Jahren. Und mit sehr aktiven Kindern als Nachbarn.
Dazu wurde dann aber, wir sind nun einmal an der Mosel, kein Bier sondern Flammkuchen und eine Weinschorle. Kein Wein, denn etwas Strecke würden wir ja noch machen und das wollten wir nicht betrunken tun.
Über die Kniffel-Partien und die komische Regel, dass ein zweiter Kniffel 100 Extra-Punkte gibt, wollen wir nie, nie, nie mehr sprechen.
Nachdem wir noch was mit den Noch-Inhabern der Gaststätte (nach dieser Saison geht es in die Rente und über zum Job als Vollzeit-Großeltern) führte der weitere Weg etwas von der Mosel weg durch ein paar flachere Weinberge. Vor der Wegeführung durch eine Steillage hatten wir schon etwas Angst, glücklicherweise sollte das nicht passieren.
Ansonsten ging es eben durch kleine Dörfer und an der Mosel entlang. Genussradeln in Reinform.
Gut, es gab ein paar kleine Probleme mit der Strecke beziehungsweise spontane „Oh, wir müssen hier rauf? Echt?“-Einlagen und damit verbundene Fast-Auffahrunfällen, aber das war alles kein großes Problem, denn so weit sind wir dann doch eingespielt.
Und schon waren wir auch schon in Trittenheim, einem kleinen Ort in der Gemeinde Schweich mit etwa 1000 Einwohnern. Dort wurde vom Anbieter ein Zimmer im Gutshotel Riesling reserviert, was wir auch gleich beziehen konnten. Nachdem wir mit Frau Eifel, der Inhaberin, ein längeres Gespräch über Gott und die Welt geführt haben – wir waren nämlich die einzigen Gäste diese Nacht und konnten somit machen, was wir wollen. Also im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten natürlich …
Erst einmal die Statistiken des heutigen Tages:
45,1 Kilometer gefahren in 3:10 Stunden ohne Pause bedeutet einen Schnitt von knapp 14,2 km/h – also sehr gemütlich. Die Höhenmeterchen kommen eher von den ganzen Brückenauf- und abfahrten. Also alles gut machbar.
Das Zimmer lag in der ersten Etage – das sollte im Laufe der Tour auch noch ein Thema werden – und sah sehr schön aus.
Auch der Blick vom Bad oder der Terrasse war sehr schön und versprach echtes „Mosel-Feeling“.
Die Rituale nach der Ankunft haben sich seit 2020 auch nicht verändert: Kurz ausruhen, überlegen in welcher Reihenfolge geduscht wird und danach die Knochen etwas entspannen. Und dann ab zum Abendessen, was hier schon vorgeplant war.
Essen selber gibt es im Gutshotel keines (mehr), dafür aber einen echt urigen Gastraum, den wir benutzen konnten.
Inklusive der Theke, wo uns von Frau Eifel nur gesagt wurde: Ach, nehmen Sie doch was sie wollen – schreiben sie es nur auf diesen Zettel hier auf.
Sehr nett und mit leichten Erinnerungen an das Montafon. Nur eben mit Wein aus dem eigenen Weingut.
Und dann warteten wir auf ein Taxi. Was in diesem Teil der Mosel schwieriger ist als man meint, denn viele Taxiunternehmen gibt es nicht mehr. Unser Taxi kam extra aus dem 30 Kilometer entfernten Schweich und berechnete dafür alleine mal gleich 30 Euro. In dieser Jahreszeit lohnt sich eben kein Taxi mehr und auf die Frage, ob es hier nicht einen Bus gibt, wurde nur kurz und etwas traurig gelacht.
Na gut, aber wir mussten eben ins nahe Piesport kommen, denn dort hatten wir um 19 Uhr einen Tisch in einem Restaurant reserviert. Aus Gründen … also, gourmet-technischen Gründen. Denn dorthin sind wir im März 2015 schonmal gefahren …