Dies wird ohne Zweifel der bild-lastigste Blog aller Zeiten. Zumindest hier. Aber was will man machen, wenn man eine nächtliche Hafenrundfahrt und einen Besuch im Miniatur Wunderland macht. Oder?
Aber der Reihe nach: Als Hamburg ein Thema wurde lag das auch daran, dass Jens in einem Blog von der Veranstaltung „Große Pötte – kleine Züge“ des Miniatur Wunderlandes, MiWuLa abgekürzt, hörte. Und, wie es der Zufall so will, gab es für den Samstag noch Restkarten.
Diese Veranstaltung kombiniert die beiden großen Attraktionen „Hamburger Hafen“ mit eine Hafenrundfahrt und das MiWuLa miteinander und wir hatten noch Karten für eine Abend-Rundfahrt inklusive anschließendem Besuch im MiWuLa bis 1 Uhr morgens ergattert.
Also ging es durch die nächtliche Speicherstadt zum Anleger der Bootstouren. Die Hamburger Speicherstadt ist übrigens der weltgrößte historische Lagerhauskomplex und liegt im Hamburger Hafen. Seit 1991 steht die Speicherstadt unter Denkmalschutz und steht seit 2015 auf der Liste der UNESCO-Welterbe.
Die Speicherstadt wurde zwischen 1883 und 1927 südlich der Altstadt auf den ehemaligen Elbinseln und Wohnquartieren Kehrwieder und Wandrahm als Teilstück des Hamburger Freihafens in drei Abschnitten erbaut und diente als Lagerfläche, Zollhafen und Umschlagplatz für den Hafen. 2003 wurde die Speicherstadt aus dem Freihafen herausgenommen und konnte so umstrukturiert werden. 2008 wurde sie mit dem Neubaugebiet Großen Grasbrook zum Stadtteil HafenCity im Bezirk Hamburg-Mitte erklärt.
Am Anleger standen schon einige Menschen. Die Boote fuhren aber ständig vor und sobald ein Boot voll war, fuhr es auch direkt los. Lange mussten wir auf jeden Fall nicht warten.
Von den Plätzen her hatten wir uns auf das kühlere Wetter eingestellt und nahmen direkt Achtern Platz. Wo leider kurz nach dem Ablegen auch alle von den Sitzplätzen hinzogen, was es … kuschelig werden lies. Und man konnte zwischendurch echt schlecht sehen – keine Ahnung, warum die Leute erst einen Sitzplatz haben wollten, nur um uns dann hinten den Blick zu verstellen.
Die Fahrt führte ein Stück durch die Speicherstadt und dann raus zum Hamburger Hafen.
Nachaufnahmen waren schwierig, aber ein paar gute sind es dennoch geworden. Der Kapitän erzählte fortlaufend Fakten und Geschichten zu Hafen, die Jens aber schon mehrfach gehört hatte. Kurz: Der Hamburger Hafen gehört mit seinen derzeit 4 Containerterminals zu den 21 größten Häfen der Welt und liegt etwa 100 Kilometer von der Elbe-Mündung entfernt an der Unterelbe. Er gilt dennoch als Seehafen, da er von Seeschiffen bis zu einem Tiefgang von 15 Metern angelaufen werden kann, dies ist allerdings tidenabhängig. Der Hamburger Hafen ist mit mehr als 900 Häfen in über 170 Ländern durch Schifffahrtsrouten verbunden.
Das Hafengebiet umfasst eine Gesamtfläche von über 7.000 Hektar und bei der Tour wurde natürlich nur ein kleiner Teil abgefahren.
Die Route führte dann an der Elbphilharmonie entlang zu den Landungsbrücken, also in etwa die Strecke, die wir heute morgen an Land gelaufen waren.
Und im Dunklen sah das schon faszinierend aus.
Ebenfalls spektakulär waren die Trockendocks von Blohm & Foss, die letzte der Großwerften im Hamburger Hafen.
In einer Schleife fuhren wir dann entlang der Landungsbrücken bis zum Kreuzfahrtterminal in Altona und dann zum Containerterminal Tollerort (CTT). In Altenwerder am dortigen Containerterminal hatte Jens Onkel gearbeitet und ihn mal auf eine private Tour mitgenommen (ja, damals ging sowas noch), insofern kamen hier auch ein paar Erinnerungen hoch.
An den großen Schiffen, die gerade gleichzeitig be- und entladen wurden, vorbeizufahren war schon beeindruckend.
Durch die historische Ellerholz-Schleuse, wo überhaupt keine Schleusenfahrt stattfand, da die Pegel auf beiden Seiten gleich sind, ging es zum Ernst-August-Kanal. Und da lag etwas besonders, nämlich das Ausbildungsschiff der deutschen Marine: Die Gorch Fock!
Bei Blohm & Foss gebaut lag sie gerade im Trockendock, um nächstes Jahr wieder angehende Marineoffiziere auf Ausbildungsreisen mit zu nehmen. Schon cool an dem Schiff so nah vorbei fahren zu können.
Dann ging es zurück zur „Elphi“, wie das 2016 fertiggestellte neue Wahrzeichen der Stadt auch genannt wird.
Bald legten wir auch dann dort an, wo wir abgelegt hatten, und es ging die 300 Meter rüber ins Miniatur Wunderland.
Und dann betraten wir eine Welt voller … Details und Spaß!
Es war tatsächlich etwas überfordernd, gerade bei Jens, der zum ersten Mal da war. Die schiere Menge an Details, als Szenen, an Blicken, an sich bewegenden Teilen war schlicht überfordernd. Aber schön überfordernd!
Gleich am Eingang das erste Highlight: Die Formel 1 Strecke von Monaco!
Und hier standen wir erst einmal und versuchten einen Plan zu machen. Was gar nicht man so einfach ist, wenn neben einem ein komplett freies Rennen von kleinen, sich immer wieder individuell für eine Strategie entscheiden können und somit ein immer wieder neuer und nicht vorherbestimmter Rennverlauf die Zuschauer in ihren Bann zieht.
Ach ja, die Details … in vielen Dokumentationen gesehen und doch in Natur noch etwas anderes. Irgendwie sah man immer wieder was anderes, selbst wenn man länger an einem Ort blieb. Was schwer war, denn es war doch voller als wir gedacht hatten. Und es wurde auch gegen Mitternacht nicht wesentlich leerer.
Aber erstmal grundlegend zum MiWuLa:
Das Miniatur Wunderland ist laut Guinness World Records die größte Modelleisenbahnanlage der Welt und befindet sich in der historischen Speicherstadt. Es zählt zu den beliebtesten und meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands.
Auf den insgesamt ca. 1700 m² großen Modellflächen werden verschiedene Regionen der Welt als Modellbau dargestellt. Dabei haben die Gleise der H0 Anlage eine Gesamtlänge von mehr als 16 Kilometern, auf denen über 1200 Züge mit mehr als 12.000 Waggons verkehren. Die Anlage wurde mit rund 5300 Häusern und Brücken, mehr als 11.000 Fahrzeugen – wovon etwa 285 die Anlage eigenständig befahren – 52 Flugzeugen und circa 290.000 Figuren gestaltet. Lichttechnisch verfügt die Anlage über einen wiederkehrenden Tag-Nacht-Wechsel sowie über mehr als 500.000 verbaute LED-Lichter. Bis 2024 betrugen die Baukosten ca. 45 Mio. Euro. Die Anlage wurde ohne öffentliche Gelder finanziert – am Anfang gab es nur Bürgschaften von Verwandten und der Bürgschaftsgemeinschaft Hamburg.
Das erste Modellbauer-Team und erste Modelle wurden über einen 2-tägigen Workshop gewonnen. Das Verfahren kann man Anfang 2024 im Kino gelaufenen Dokumentation bewundern. Dabei sind mehr Handwerker als Modellbauer ausgewählt worden – Fokus war auf Kreativität und Lösungsfindung gelegt worden. Baubeginn war dann im Dezember 2000 und am 16. August 2001 gingen die ersten drei Abschnitte (Knuffingen, Mitteldeutschland und Österreich) in Betrieb. Seither wurden neue Bereiche angefügt. Mit der Fertigstellung des Abschnitts Hamburg, deutsche Küste im November 2002 wurde das Wunderland die größte Modelleisenbahn in Europa. Durch immer neue Erweiterungen stieg die Gleislänge auf 15.400 Meter und das MiWuLa wurde die größte Modelleiesenbahnanlage der Welt. Aber damit nicht genug, denn mit den neuesten Bauabschnitten Rio de Janeiro, Patagonien und Monaco & Provence wurden weitere 1100 Meter hinzugefügt.
Und an der Provence kamen wir dann als nächstes vorbei.
Über eine Brücke kamen wir dann in das Nachbargebäude und somit zu Rio und Patagonien. Und auch hier: Details, Details und nochmal Details. Wie die Copa-Banana …
Patagonien dann etwas karger, was nochmal anders beeindruckend aussah.
Und natürlich die Magellanstraße, bei der die Strömung und die Wellen über eine Mechanik sehr realistisch dargestellt werden.
Die Anlage besteht aktuell aus zwölf fertiggestellten Abschnitten:
Die ersten drei Abschnitte wurden parallel erstellt. Sie zeigen Mitteldeutschland mit dem Harz, außerdem verfügen sie über eine lange ICE-Hochgeschwindigkeitstrasse. Die fiktive Stadt Knuffingen erhielt als Besonderheit ein Straßensystem mit autonom fahrenden Autos.
Im Abschnitt Österreich ging es um die Umsetzung des Themas Alpen, unter anderem durch eine vielstöckige Wendel, von der aus Züge aus den übrigen Abschnitten die Flurseite über den Köpfen der Besucher wechseln.
Die nächste Ausbaustufe umfasste den Abschnitt mit dem Thema Hamburg, deutsche Küste. Ein kleiner Teilabschnitt bildet die Hamburger HafenCity mit der Elbphilharmonie nach. Auf insgesamt neun Quadratmetern wurden zehn ausgewählte Häuser aufgebaut.
Der Amerika-Abschnitt enthält unter anderem Las Vegas, Miami und den Wilden Westen sowie wieder ein System mit fahrenden Autos und einen Weltraumbahnhof.
Der Abschnitt Skandinavien setzt den Schwerpunkt mit einer echten Wasserfläche: In der 30.000 Liter fassenden „Nord-Ost-See“ sollen in Zukunft computergesteuerte Schiffe verkehren. Zurzeit wird noch manuell gesteuert. Auch Ebbe und Flut werden hier simuliert. Eine Miniatur-Storebeltbrücke überquert die „Nord-Ost-See“. Ein Bergwerksbetrieb erinnert an Kiruna.
Die über zwei Etagen reichenden Schweizer Alpen sind den Landschaften der Kantone Tessin, Graubünden und Wallis nachempfunden. Durch einen Deckendurchbruch auf einer Gesamtfläche von 100 Quadratmeter erreichen die Berge fast sechs Meter Höhe. Die Besucher erreichen diese neue Ebene über Treppen, während die Züge in verdeckten Kehren und in einem Loklift die Höhenunterschiede überwinden.
Der Abschnitt Knuffingen Airport wurde im Mai 2011 nach rund sechs Jahren Bau und Entwicklungszeit eröffnet. Zu sehen ist ein 150 Quadratmeter großer Flughafen mit einer weltweit einzigartigen Flughafensteuerung.
Im Bauabschnitt Italien sind einige Sehenswürdigkeiten Roms sowie Landschaften wie die Toskana oder der lavaspeiende Vesuv zu sehen. Im Februar 2018 wurde hier der Abschnitt Venedig mit weiteren neun Quadratmeter eröffnet. Mit rund 35.000 Arbeitsstunden ist es der – im Verhältnis zur Größe – aufwändigste Abschnitt.
2020 wurde in 16 Meter Höhe eine 25 Meter lange Fußgängerbrücke über das Fleet zum gegenüberliegenden Speicher eingebaut. Am 2. Dezember 2021 wurde auf der Brücke der Teilabschnitt „Welt von oben“ eröffnet. Die Brücke verbindet den alten Speicher, in dem sich der größte Teil der Ausstellungsfläche befindet, mit dem neuen Speicher. Weil die Modellfläche auf dem Fußboden gebaut ist, entsteht eine „Draufsicht“ auf verschiedene Landschaften der Welt. Die Modellfläche ist ca. 14 m². Auf zwei Schienensträngen verkehren Züge auf 25 Metern Gleisen zwischen den beiden Gebäuden. Am 2. Dezember 2021 wurde der Teilabschnitt Rio de Janeiro nach vier Jahren Bauzeit eröffnet. Rio de Janeiro ist 46 m² groß. Große Teile des neuen Bauabschnitts wurden in Argentinien bei der Modellbaufirma Martinez in Pilar gebaut. „Rio de Janeiro“ ist der erste Teilabschnitt im „neuen“ Speicher.
Am 3. Mai 2023 wurde im „neuen“ Speicher der Abschnitt Patagonien eröffnet. Die Fläche beträgt 65 Quadratmeter. Auch „Patagonien“ wurde überwiegend von dem Modellbauunternehmen Martinez aus Pilar erbaut, was man auch gut in der oben erwähnten Dokumentation miterleben kann.
Und zuletzt wurde im April 2024 der Abschnitt „Monaco & die Provence“ eröffnet. Die Entwicklung der Formel-1-Strecke Circuit de Monaco hat 11 Jahre gedauert.
Wir waren aber noch in Rio und ließen uns in dieses Bild reinziehen.
Und so zogen wir von Bild zu Bild, von Szene zu Szene, von Stehplatz zu Stehplatz. Es war echt voll und irgendwie halt auch – wir wiederholen uns – teilweise zu viel zu sehen. Aber nicht, dass es nervte oder stressig war, das ganze MiWuLa ist so detailreich und wir wollten alles entdecken. Was natürlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, wie wir schnell feststellen mussten.
Es gibt ja so viele Dokus und Berichte über die einzelnen Szenen wie das Stadion, aber sowas nochmal in Natura zu sehen ist schon was anderes.
Und immer wieder diese Detailverliebtheit.
Die Elphi hat ein wenig genervt, weil andauernd Peer Gynt gespielt wurde …
Und schon wurde es wieder Nacht, alle 15 Minuten. Was die ganze Anlage nochmal veränderte.
Radrennen mit Bobby-Cars (rechts).
Eine … interessante Demo vor dem Modell des Hamburger Hauptbahnhofes.
In Skandinavien war gerade nicht so viel los. Generell gab es in einigen Bereichen wegen Gleisarbeiten weniger Zugverkehr als üblich. Nicht, dass mehr Züge nicht noch mehr Eindrücke gebracht und uns noch mehr überfordert hätten.
Und – ich weiß, wir wiederholen uns – immer neue Details, wenn man mal genauer hinschaut.
Meike entdeckte dann dieses kleine Detail in Skandinavien. Und das war cool, denn letztes Jahr waren wir ja auf Bornholm an genau diesem Ort namens „Madsebakke“ selber, wo Steinzeichnungen aus der Bronzezeit entdeckt wurden.
Neben der modellierten Realität dann wieder Fiktion in Form der Villa Kunterbunt.
Einfach nur ein paar Eindrücke selber. Wie stromerten ziellos hin und her und ließen uns einfach berieseln.
Auf Knopfdruck spielte der Teich „Unter dem Meer“ aus dem Disney-Film Arielle.
Milchtankstelle mal wörtlich genommen: Vom Euter zum Mund, quasi …
Auch neu: Arnold Schwarzenegger ist Skispringer!
Dem Flughafen widmeten wir dann aber noch etwas mehr Aufmerksamkeit. Auch, weil gerade der Milenium Falcon in Richtung Alderan abhob (hinten rechts im steilen Abflug).
Der Flughafen war nochmal eine Schippe drauf und alleine hier kann man Stunden verbringen und hat sicherlich nicht alle Details entdeckt. Und die Flugzeuge bewegten sich andauernd, starteten und landeten und fuhren über das Vorfeld.
OK, einen kleinen Unfall gab es dann auch. Und der musste vom Personal behoben werden.
Jens kleines Comic-Herz lebte bei solchen Dingen halt auch nochmal auf …
Und mit der voll funktionsfähigen Schokoladenfabrik macht man eh jeden Glücklich!
Abschuss dann, weil unsere Köpfe rauchten und wir auch ziemlich fertig von diesem langen Tag waren, ein Nachtrennen auf der Rennstrecke in Monaco.
Herbie hatte nicht gewonnen, leider.
Und mit Bernd Meyländers letzten Runde machten wir uns auf in die Nacht.
Ab zum Schlafschaf, was in unserem Zimmer vom Hotel für uns bereit lag, und von diesem Tag geträumt. Das Miniatur Wunderland ist beeindruckend. Andere und völlig berechtigte Superlative wurden schon genannt – hier waren wir nicht zum letzten Mal. Und bei jedem Besuch werden wir was anderes sehen, selbst wenn die Anlage nicht erweitert werden würde. Was sie aber aktuell wird … 2026 mit dem Regenwald, 2027 mit der Karibik und 2028 (eventuell) mit Großbritannien.
Was für ein Abend!