OK, inklusive dem Rest des Abends. Der allerdings mit dem Besuch eines der traditionsreichsten Restaurants der Stadt begann: Dem Olympos Naoussa direkt am Hafenbecken.
Dieses Restaurant ist eines der „ikonischen“ Restaurants der Region, denn es war wohl eines der ersten, welches überregional und sogar internationale Bedeutung hatte. 1968 erwähnte der Daily Telegraph das Restaurant in einem Artikel mit dem Titel „Das beste Essen in Griechenland“. Nachdem es in den 2000er Jahren geschlossen wurde, hat es vor ein paar Jahren ein Revival erfahren und wurde renoviert wieder aufgemacht. Der preisgekrönte Spitzenkoch Dimitris Tasioulas, der hier sein Zepter schwingt, gilt auch als kulinarischer Botschafter Thessalonikis und wurde beispielsweise in der New York Times erwähnt. Nicht schlecht für einen griechischen Koch aus einer Region, wo der Guide Michelin oder andere Gourmet-Reiseführer nicht hinkommen.
Im Restaurant gab es erst einmal etwas Verwirrung, weil unsere, für uns eigentlich unüblich späte, Reservierung um 19 Uhr bedeutete: Wir waren die ersten! Griechen essen wirklich sehr, sehr spät …
Wir erhielten einen Tisch in der Mitte des Raumes, nicht ideal aber dafür bekamen wir alles um uns herum mit.
Und das am Anfang doch etwas reservierte Personal fand relativ schnell zur griechischen Gastfreundschaft und so bekamen wir erst einmal einen Gruß aus der Küche: Spinatcreme mit Buttermilch. Quasi „der mit dem Blubb“, nur sehr viel feiner, sehr viel cremiger und sehr viel „spinatiger“.
Das Restaurant sieht sehr gediegen aus und wirkt durch die hinter der Balustrade angebrachten Spiegel auch sehr groß. Jens waren die Spiegel anfangs gar nicht richtig aufgefallen.
Das Menu, es gibt nur á la carte, dreht sich um griechische Produkte, die mal modern sehr klar und manchmal französisch mit vielen Sößchen und Tüpfchen angerichtet waren.
Jens startete mit „Kartoffeln“, Oftes genannt. Dazu Tarama, Schwarzwurzeln und Herings-Rogen sowie eine sehr schön aufmontierte Sauce.
Puristisch und doch echt lecker!
Meike gönnte sich, nach dem etwas enttäuschenden Resultat gestern, nochmal einen Oktopus. Diesmal in etwas Essig mariniert und besser gegrillt. Dazu Mille-Feuille-Pommes, eine witzige Variante, die wirklich gut war. Sehr saftig innen und außen schön kross. Eine Zwiebelsauce rundete den Teller ab – sehr lecker, aber eher eben die grobe Küche.
War uns aber egal, wir erfreuten uns am Service, dem Essen, dem empfohlenen Wein und eigentlich allem.
Zeit für den Hauptgang und wenn man schon einmal in Griechenland ist, dann will es das Gesetz, dass man mindestens einmal Moussaka isst. Und das tat Jens dieses Mal in einer Variante mit Stücken eines RibEye, Gemüse und einer sehr luftigen Bechamel.
Etwas anders als die Moussaka, die wir bislang immer hatten, aber eine echte Soul-Food Speise. Und auch bei dem warmen Wetter hervorragend, gerade zu dem roten Wein, der uns empfohlen wurde.
Der Wein wurde auch zu Meikes Hauptgang passend beraten, denn sie hatte sich für Hünkar Beğendi, übersetzt „Sultan’s Delight“ entschieden. Eine Creme aus gegrillter Aubergine, Rinderbacke und einem Extrakt aus Petersilie mit einem trockenen, recht cremigen lokalen Käse.
Schwerer zu Essen aber auch lecker. Wobei nicht so ganz Meikes Geschmack getroffen wurde.
Weswegen es auch, neben einem Nachschlag beim Wein, in Richtung Nachtisch ging. Zumindest für Meike, die sich für Kunefe mit Zimt-Eis entschied.
Joghurt mit weißer Schokolade, Kadaifi-Teig, dem angekündigten Zimteis und Honigboden. Sehr lecker und ein schöner Abschluss.
Jens hatte seine Augen dagegen noch auf einen Gang aus der „Vorspeisen“-Liste geworfen und das dann auch, wir sind ja im Urlaub, gleich bestellt: Seafood Dolma!
Gezupfte Krabbe mit Reis in Kohl eingelegt (genauer gesagt der in Salzlake eingelegte Kohl, den wir während der Food-Tour gesehen hatten) mit einer Sauce aus Seeigel. Letzteres ist ja eigentlich sehr oft keine Empfehlung, aber diese Sauce war wirklich gut und vor allem passte sie wirklich vorzüglich zum salzigen Kohl und der eher trockenen und natürlichen Krabbe-Reis-Kombination.
Na da muss noch was Wein drauf, denn die Krabbe wollte schwimmen. Dachte sich zumindest die Bedienung und lud uns auf einen Mastika ein.
Dies ist ein griechischer Likör, der mit Mastix, dem Harz des Mastixstrauches, einem mit Pistazie verwandten Strauch, aromatisiert ist und etwa 30% hat. Oft wird Mastika mit Eiswasser verdünnt serviert, hier dagegen gekühlt und pur. Masticha von Chios ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung, da dieses Getränk hauptsächlich auf der Insel Chios hergestellt wird mit ein paar Ausnahmen. Leider wurden im Jahre 2012 durch einen Waldbrand etwa 50% der verfügbaren Mastrixsträucher vernichtet, was gleichbedeutend mit dem Aus vieler traditioneller Hersteller war.
Uns ging es gut, das Restaurant wurde auch immer voller und wir waren satt und zufrieden.
Daher bezahlten wir lieber, bevor noch mehr Liköre oder Schnäpse ihren Weg zu unserem Tisch finden und gingen in die jetzt sehr lebhaftere Stadt.
Nach Hotel war uns noch nicht und daher haben wir uns noch ein paar Bars angeschaut und in einer, wo noch ein Platz frei war, angehalten. Weine haben sie ja in Griechenland mehr als genug.
Und so stellen wir uns ja auch oft Griechenland vor: Alle draußen, alle fröhlich und auch etwas laut, alle Essen und Trinken was und haben einen schönen Freitag-Abend.
Auch wenn es Jens Gesicht nicht soooo zeigt: Auch er hatte einen schönen Abend.
Irgendwann hatten wir aber eine gewisse Bettschwere erreicht und machten uns mit zwei weiteren Fahrscheinen auf den Weg zurück zum Hotel. Dank den Anzeigetafeln konnte man auch gut abschätzen, wann welcher Bus kommt. Google war hier keine große Hilfe, außer beim Weg zur Bushaltestelle.
Uns so endete der kulinarische Tag. Wir haben noch etwa 15 weitere Restaurants auf der Karte und freuen uns auf morgen. Aber es ist wahrscheinlich, dass wir hier nochmal hin kommen – die Stadt ist für und zumindest recht reizvoll.