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Einmal zum Bahnhof und dann lecker Essen – der erste Abend in Thessaloniki

Für den ersten Abend hatten wir uns bewusst wenig überlegt und geplant außer dem Abendessen. Da uns das Wetter doch einigermaßen zu schaffen machte, wollten wir auch gar nicht viel unternehmen und sind stattdessen nur einmal um den Block spaziert.

In Griechenland ist ja nachmittags generell nicht mehr viel los, daher waren die Straßen auch jetzt nicht besonders voll.

Der Stadtteil Vardaris in dem unser Hotel lag, befindet sich im östlichen Teil der Stadt und ist somit etwas vom Stadtzentrum entfernt. Für einen kurzen Spaziergang durch die warme und schwüle Luft reichte es aber.

Und, und das war gerade für Jens toll, in diesem Stadtteil liegt der Hauptbahnhof von Thessaloniki und da wollte er hin.

Zuerst suchten wir an der falschen Seite nach dem Eingang zum Bahnhof und standen so auf einmal da, wo die Linienbusse warten. Kein schöner Ort.

Dafür fanden wir an der Stirnseite des Kopfbahnhofes dieses Wandgemälde, was an die Geschichte der jüdischen Gemeinde Thessalonikis erinnern soll. Sie hatte vor dem Zweiten Weltkrieg rund 53.000 Mitglieder. Nur rund 1950 Juden aus Thessaloniki überlebten den Holocaust in Griechenland und die Vernichtung der jüdischen Gemeinde.

Vor dem Bahnhofsgebäude dann auch ein Bahnhofsvorplatz wie er sich gehört: Mit einer alten Lok davor!

Thessaloniki ist der für Griechenland wichtigste Eisenbahnknotenpunkt und stellte früher die Verbindung des Landes nach Mittel- und Osteuropa her. Über viele Jahre hat die Bedeutung der von Thessaloniki ausgehenden Eisenbahntransitstrecke nach Mitteleuropa stark abgenommen. Gründe waren die Situation im ehemaligen Jugoslawien sowie im Personenverkehr der stärkere Wettbewerb durch preiswerte Flugverbindungen. Die Verkehrsströme gehen heute nach Süden. Waren für andere Länder der Europäischen Union werden über Igoumenitsa verschifft.

Der Hauptbahnhof von Thessaloniki besteht in der heutigen Form seit 1962, ist ein Kopfbahnhof und liegt im Westen des Stadtzentrums. Der Bahnhof verfügt über eine Verladestelle für Autoreisezüge. Die Griechische Staatsbahn (OSE) hat in den letzten Jahren die Magistrale des Landes nach Athen, die Bahnstrecke Piräus–Thessaloniki in großem Umfang ausgebaut und elektrifiziert. Die Intercity-Verbindung stellt eine Reisealternative zur Flugverbindung Thessaloniki–Athen dar, zumal auch Anschluss an die Peloponnes besteht. Von 2005 bis 2011 wurde eine Direktverbindung nach Istanbul über die Bahnstrecke Thessaloniki–Alexandroupoli angeboten. Seit dem 10. Mai 2014 wurden erneut tägliche Verbindungen nach Sofia sowie in der Sommersaison eine Verbindung über die Bahnstrecke Thessaloniki–Idomeni nach Skopje und Belgrad angeboten.
Seit 2022 sind aber alle internationalen Verbindungen bis auf Weiteres eingestellt und der Bahnhof ist in eine Art „Winterschlaf“ verfallen.

Den Baustil nennt man übrigens „Neue Sachlichkeit“ und auch im Inneren sieht man noch die Bedeutung des 1961 eröffneten Bahnhofes. Auch wenn heute, bis auf ein paar Touristen, ein paar Griechen und einen Betrunkenen nicht viel zu erkennen war.

Da auch entsprechend wenig Verkehr zu erwarten war, war es schön trotzdem einen der im Nahverkehr verwendeten Class 621 Dieseltriebzüge zu erwischen.

Dabei wurden wir von einer Dame, vermutlich der Schaffnerin des Zuges, angesprochen bzw. gestikulierend auf irgendwas aufmerksam gemacht. Keine Ahnung auf was, vielleicht war hier das fotografieren verboten, vielleicht wollte sie, dass wir rüber kommen. Auf jeden Fall machten wir uns auf den Weg wieder zurück zum Hotel.

Vor dem Bahnhof dann ein überraschend modern aussehender Eingang. Und wie sich herausgestellt hat, soll Thessaloniki bald eine U-Bahn bekommen!

Die Bauarbeiten verzögerten sich durch bedeutende archäologische Funde jedoch beträchtlich, so dass mit einem Regelbetrieb frühestens im Herbst 2024 zu rechnen ist.

In den 1980er-Jahren begann die Stadt in Eigeninitiative mit der Planung einer U-Bahn, 1986 begannen die Bauarbeiten, die jedoch bereits 1989 aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten abgebrochen wurden. 1992 begann eine Neuprojektierung durch das Bauministerium. Die bereits gesammelten Erfahrungen beim Bau der Metrolinien 2 und 3 von Athen zeigten, dass eine Fertigstellung der von der Stadt geleisteten Vorarbeiten unwirtschaftlich wäre, und man entschied sich für einen Neubau. Der alte Rohbau wird von Kritikern seitdem als Kouvelas-Loch (nach dem Namen des damaligen Bürgermeisters) verspottet. Bis heute sind Pumpen in Betrieb, die dieses unterirdische Bauwerk vor eindringendem Wasser trockenhalten, verschiedene Nutzungspläne scheiterten.

Die Vorplanung begann 2003, die Ausschreibungen erfolgten bis zum August 2005. Im April 2006 wurden die Bauaufträge vergeben und Ende 2006 begannen die Bauarbeiten. Man hat sich beim Neubau für das fahrerlose System von AnsaldoBreda entschieden, welches sich bereits im ähnlich strukturierten System der Metro Kopenhagen (eröffnet 2002) bewährt hat.

Im August 2019 wurde bekannt, dass der Hauptauftragnehmer für den Bau, Ellaktor, die vom zukünftigen Betreiber versprochene Eröffnung im Jahr 2020 für technisch nicht machbar hält. Zudem sei es zu der Zeit nicht möglich, ein verlässliches Datum für die Fertigstellung zu nennen. Am 18. Mai 2023 fuhr die Bahn unter anderem mit Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erstmals im Probetrieb mit Passagieren und es sieht so aus, als ob im Herbst 2024 die erste Linie eröffnet werden kann.

Zurück ins Hotel, denn so langsam floss der Schweiß in Strömen.

Zum Abendessen hatten wir uns einen Tisch in der Rooftop-Bar reserviert, da dort aktuell ein recht japanisch angehauchtes PopUp-Restaurant aufgemacht hatte.

Gut, das mit der Reservierung hätte nicht sein müssen, denn am Ende war nur noch ein weiterer Tisch spontan belegt und ein griechisches Pärchen saß am Anfang noch bei einem Cocktail dort rum.

Aber so hatten wir Raum und es störte uns auch niemand. In Griechenland ist ja noch Rauchen erlaubt und insofern war es auch aus diesem Gesichtspunkt gut.

Aus dem eher asiatisch angehauchten Menü suchten wir uns dann insgesamt 4 Gerichte zum Teilen aus. Alle sehr nett angerichtet und vor allem die Dumplings fanden wir sehr lecker, wenn sie euch eher in Richtung der georgischen Khinkali gehen, weil so viel Brühe drin war.

Die Ceviche mit Mango-Sauce war recht sauer aber spannend durch die Frucht und die doch ordentlich brennenden Chilies.

Ach ja, ein Wein gab es auch und sobald ein bisschen Wind ging war es schon schön hier oben.

Ein recht stark gerösteter Pulpo mit einer ordentlicher Menge violetter Kartoffeln – eher nicht so gut.

Das Thunfisch-Carpaccio mit Borttarga, also gesalzener, gepresster und an der Sonne getrockneter Rogen der Meeräsche war dagegen echt gut. Auch wenn Meike kein Borttarga Fan wird. In Griechenland nennt man das Avgotaraho und hier wird es mit Bienenwachs zum Schutz überzogen.

Zum Abschluss dann noch sehr kaltes (vermutlich zu spät aus der Kühlung geholtes) Carpaccio vom Rind.

Netter Service, wobei die junge Dame heute ihren zweiten Tag hatte und daher etwas mit den Weinflaschen zu kämpfen hatte. Aber am Ende kamen wir schon zum sehr leckeren griechischen Wein (hier bitte das Lied von Udo Jürgens im Kopf anstimmen! Haben wir auch gemacht!)

Und so quatschten wir, tranken Wein, beobachteten Flugzeuge im Anflug auf den Flughafen und spielten was auf dem Tablet.

Und so kamen wir an.

Morgen geht es dann in die Innenstadt. Die zwei Tage haben wir uns so aufgeteilt, dass wir am ersten Tag kulinarisch unterwegs sein würden und am zweiten Tag wieder eine self-guided GPS Tour machen werden. Auf geht es: Thessaloniki erkunden!

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