Für den ersten richtigen Tag in Boston hatten wir uns eine der vielen Restaurant-Empfehlungen ausgesucht: Die Select Oyster Bar. Zwei Gründe sprachen dafür, einmal die Qualität der dort gereichten Meeresfrüchte beziehungsweise die Lobhudeleien in unseren Such-Quellen. Und andererseits die Tatsache, dass wir dort mit der Green Line hinfahren können, der Straßenbahn Bostons.
OK, der zweite Punkt war nur was für Jens.
Leider haben wir unseren Trip so abgepasst, dass mehrere Linien der Green Line gesperrt waren und so ein äußerst unschöner Takt gefahren wurde. Daher mussten wir etwas länger als gedacht warten, bevor eine der grünen Klapperkisten aus dem Tunnel rumpelte, anhielt und uns einlud.
Nach einer Weile stiegen wir wieder aus und es ging durch die kalte Nacht ein paar Meter bis zum Restaurant, wo wir auf die Minute genau ankamen und sogar noch einen Tisch ergattern konnten. Was nicht selbstverständlich war, denn normalerweise wurde man zu zweit an die Bar gesetzt.
Mit dem Platz, den wir erst etwa 3 Stunden vorher reserviert hatten, hatten wir eh Glück, denn der Laden war brechend voll und es wurden einige Gruppen und Paare abgewiesen.
Wir richteten uns gemütlich ein, was aufgrund der beengten Verhältnisse bedeutete sich so hinzusetzen, dass die Beine nicht so schnell einschlafen und man die Nachbarn nicht beim Essen hindert. Als das erledigt war bestellten wir mit einem separaten Zettel Sachen von der „Raw Bar“.
Und endlich konnte Jens wieder seinem neuen Hobby frönen: Austern ausprobieren. Diese hier kamen aus Maine und Massachusetts.
Genauer gesagt kamen Jens Lieblinge aus Wellfleet, Maine und aus Duxbury, ebenfalls Maine. Was gut ist, denn nach Maine würden wir ja später noch fahren. In Wellfleet gibt es übrigens einmal im Jahr das „October Wellfleet OysterFest„, nur so als Reiseidee …
Die anderen waren aber auch sehr gut und brauchten nur etwas Zitrone. Warum hier Ketchup dazu gereicht wurde, erschließt sich uns nicht.
Meike ist ja nicht so das Austern-Fangirl und daher gab es noch eine Ceviche aus Tintenfisch und einem weißen Fisch, den wir leider nicht notiert hatten.
Außerdem drei dicke Scheiben Hamachi und, ein Special am heutigen Abend: Tuna Toro!
Und der war der Knaller! Seit dem Sushi Sho in Stockholm haben wir nicht mehr so guten Tuna gegessen.
Beim Hauptgang hatte sich Meike für den Schwertfisch entschieden.
Jens für eine im Ganzen gebratene Meerbrasse. Wo er mehrmals gefragt wurde, ob klar ist, dass dies ein ganzer Fisch wäre und er ihn selber zerteilen müsse. Ach? Echt?
Keine Ahnung, ob die das sagen müssen, weil der durchschnittliche Gast dazu nicht in der Lage ist und sie dann verklagt oder sowas …
Beide Essen waren sehr lecker und wirklich sehr, sehr gut zubereitet. Dazu gab es auch eine Weinempfehlung, wobei wir zuerst eine Flasche Chardonnay aus Kalifornien hatten und danach den Lieblingswein vom Keller verkostet haben. Letzterer war etwas zu fruchtig für uns, aber beide waren gut und passten gerade zum Hauptgang echt gut.
Und weil wir es können (und noch genau eine Portion in der Küche war): Der Trend geht zum Nachtisch-Toro!
Ein nicht ganz billiger Abend, aber darauf hatten wir uns schon eingestellt. In den USA haben die Preise, gerade in den Restaurants, erheblich angezogen. Ein Bier für unter 10 US Dollar ist schon selten, wenn man nicht ein Bud Light oder sowas trinken will.
Apropos Bier: Ein letztes gab es für Jens auch und sogar ein importiertes Reissdorf! Warum man das hier ausschenkt, konnte nicht abschließend geklärt werden, wir haben dafür einiges unnütze Kölsch-Wissen beim Kellner abgeladen.
Der sich dafür mit Insider-Informationen über die Gastro-Szene in Boston und die Lebenssituation im allgemeinen revanchiert hat, denn seit Corona haben unter anderem die Mieten in Boston um 200 – 400 % angezogen. Außerdem gibt es spannende Quereffekte zwischen Politik, Gastro-Gewerbe und dem steigenden Tourismus gepaart mit den steigenden Immobilienpreise.
Dann waren wir aber reif für den Heimweg und daher ging es für uns durch die Kälte zurück in die relativ warme Bahnstation und zurück zum Hotel.
Wo wir versucht haben einzuschlafen, um dem Jetlag ein Schnippchen zu schlagen. Was bei Meike entschieden besser geklappt hat, während Jens so wach war, dass er sogar Hunderennen im Fernsehen geschaut hat.
Kulinarisch ein absolut passender Abend für einen informativen, aber auch anstrengenden ersten Tag in Boston. Mal schauen, was morgen so passiert.