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Auf ihr Patrioten – werft den Tee über Bord!

Wie schon auf dem Spaziergang durch Boston zu erkennen war: Das Thema des Protests und des Aufstands von 1773, der sogenannten Boston Tea Party, ist hier omnipräsent. Gefühlt hat jedes historische Gebäude dazu Bezug und sei es nur durch ein Schild oder ein Stein oder weil hier der Groß-Groß-Groß-Onkel von einem, der damals daran beteiligt war, lebt.

Ach ja, wenn man gar keine Verbindung dazu findet, dann geht immer noch ein Hummer.

Aber wenn so etwas so oft erwähnt wird, dann werden wir ja auch neugierig. Also machten wir uns auf zu einem Museum, wo uns die ganze Geschichte erklärt und auch gezeigt werden sollte.

Dem Boston Tea Party Museum. Eigentlich hatten wir ja wirklich ein Museum erwartet, stattdessen wurden wir von mehreren Schauspielern sehr unterhaltsam durch die Ereignisse des Abends geführt.

Und um das komplette Bild zu haben, hier die Vorgeschichte und die Folgen diese Abends (geklaut von Wikipedia):

Die Boston Tea Party bezeichnet einen Aktion zum Widerstand gegen die britische Kolonialpolitik im Hafen der nordamerikanischen Stadt Boston am 16. Dezember 1773. An jenem Tag drangen, symbolisch als Indianer verkleidet, mehrere Bostoner Bürger in den Hafen ein und warfen drei Ladungen Tee der vor Anker liegenden Schiffen ins Hafenbecken. Dies war einer der Höhepunkte des schon lange schwelenden Streites zwischen den nordamerikanischen Kolonien und Großbritannien.

Die britische Staatskasse war in der Zeit recht leer und so versuchte der britische König Georg III. die Kolonien mit immer neuen Gesetzen und Abgaben als Geldquelle zu verwenden. So gab es ein Zuckergesetz oder ein Stempelgesetz, letzteres bedeutete, dass nur von der Krone gestempeltes Papier zum Drucken von Zeitungen verwendet werden durfte.

Auf diese Maßnahmen, die die Abgaben immens steigerten, reagierten die Kolonisten immer heftiger, was dann am 5. März 1770 zum sogenannten „Massaker von Boston“ führte, bei dem 5 Boykotteure erschossen wurden.

Durch einen neuen Premierminister wurden dann 1770 viele der Importzölle wieder abgeschafft, ausgenommen der Zoll auf Tee. Während die Boykotte der anderen Waren praktisch wieder endeten, kauften die Kolonisten daher weiterhin vornehmlich geschmuggelten niederländischen Tee, was die East India Company bald in Bedrängnis brachte. Unverkaufter Tee verrottete tonnenweise in ihren Londoner Lagerhäusern. Die britische Regierung konnte sich allerdings den drohenden Bankrott der Gesellschaft nicht leisten, weil diese die britischen Truppen in den Kolonien versorgte und am Leben erhielt.

Um den Ruin der East India Company abzuwenden, beschloss das britische Parlament im Mai 1773 den Tea Act, was dann das Fass zum Überlaufen brachte.

Am 28. November 1773 ging dann in Boston das Schiff „Dartmouth“ vor Anker, was das erste von insgesamt vier Schiffen mit billigem Tee war, was nach Boston geschickt wurde. Bostoner Gegner der Krone wie John Hancock, der seinerseits halt auch beträchtlich am Schmuggel mit niederländischem Tee verdiente, und Samuel Adams waren entschlossen, die Entladung des Tees unter allen Umständen zu verhindern. Dabei setzten sie auch auf Drohungen gegen Kapitän, Besatzung und Hafenarbeiter.

Gouverneur Thomas Hutchinson erklärte wiederum, dass die Dartmouth nicht ablegen dürfte, ohne die fälligen Zölle zu zahlen, was nur ging, indem der Tee verkauft wird. Auch wurde die Royal Navy angewiesen notfalls Gewalt anzuwenden. Und zuletzt sollte der Tee nach 3 Wochen zwangsweise gelöscht und verkauft werden. Auch hier spielten private Motive eine Rolle, denn zwei seiner Söhne hatten als Agenten der Ostindiengesellschaft ein geschäftliches Interesse am Verkauf des Tees.

Am Abend des 16. Dezember 1773 kurz vor Ablauf von Hutchinsons Ultimatum eskalierte dann die Situation: Bei einer Versammlung der Sons of Liberty im Old South Meeting House feuerte Samuel Adams die Anwesenden mit dem Hinweis an, dass in wenigen Stunden die Entladung des Tees von der Dartmouth anstehe. Die Versammlung entsandte daraufhin Kapitän Rotch mit einer letzten Petition zu Gouverneur Hutchinson. Darin wurde die Forderung wiederholt, der Dartmouth und den zwei zwischenzeitlich angekommenen Schiffen Eleanor und Beaver das Wiederauslaufen ohne Entladung des Tees und Zahlung der Zölle zu ermöglichen. Hutchinson wies die Petition zurück.

Als Rotch dies den im Meeting House versammelten Menschen mitteilte, liefen etwa 50 Teilnehmer des Treffens unter Kriegsgeschrei zum Hafen. Die Mehrzahl von ihnen hatte sich aus Protest gegen die Kolonialregierung als Mohawk-Indianer „verkleidet“. Am Hafen angekommen, stürmten die Männer in drei Gruppen die Schiffe und kippten die gesamte Ladung von immerhin 45 Tonnen Tee ins Wasser. Die mehrstündige spektakuläre Aktion lief gewaltfrei ab. Tausende Zuschauer sahen dem nächtlichen Treiben vom Ufer aus zu, ohne einzugreifen.

Am Ende der Aktion säuberten die Männer die Schiffe und entschuldigten sich bei den Hafenwachen für ein aufgebrochenes Schloss. Der insgesamt äußerst disziplinierte Ablauf spricht für dessen sorgfältige Planung. Tatsächlich war eine Zerstörung des Tees bereits bei den in den Wochen zuvor abgehaltenen Bürgerversammlungen mehrmals aus der Menge heraus angeregt worden. Jedoch hatte sich anfänglich nur einer der führenden Männer der Sons of Liberty die Forderung zu eigen gemacht.

In den Monaten nach der Boston Tea Party kam es in den nordamerikanischen Kolonien zu einer Reihe weiterer Aktionen gegen vermeintliche Vertreiber britischen Tees. Wiederholt wurden Wanderhändler gezwungen, ihre Waren zu verbrennen. In Weston, Massachusetts, wurde ein Wirtshaus von einem Trupp als Indianer verkleideter Bürger demoliert, nachdem das Gerücht umgegangen war, der Besitzer verkaufe Bohea-Tee der Ostindiengesellschaft. In größeren Städten versammelten sich Bürger, um ihre privaten Teevorräte öffentlich auf Scheiterhaufen zu verbrennen. Dabei legten sie Schwüre gegen einen weiteren Konsum des Getränks ab. In Zeitungen erschienen Artikel, in denen behauptet wurde, Bohea-Tee sei abträglich für die Gesundheit. Der offizielle, also zollrelevante Import von Tee in die amerikanischen Kolonien fiel vom bereits niedrigen Niveau des Jahres 1773 in den folgenden zwölf Monaten um über 90 %.

Die Provokation der Tea Parties und der anderen Widerstandsaktionen wollte sich die britische Regierung nicht bieten lassen. Premierminister Lord North erklärte, nur „neu-englische Fanatiker“ könnten sich einbilden, von verbilligtem Tee unterdrückt zu werden. Im Parlament in London kam die Forderung nach einer Strafaktion gegen Boston auf und sogar die Zerstörung der Stadt wurde vorgeschlagen. Edmund Burke, der bedeutende Staatstheoretiker und Debattenredner, stand isoliert mit seinem Appell zur Mäßigung und der Forderung nach dem Zugeständnis an die Kolonien, sich selbst besteuern zu dürfen.

Die Regierung von Lord North erhob eine Reihe von Gesetzen, die unter dem Namen Intolerable Acts bekannt wurden. Diese beinhalteten die Schließung des Hafens von Boston ab dem 1. Juni 1774 und die Einschränkung der Freiheiten der Kolonien, insbesondere diejenigen von Massachusetts. Die Vertreter aus zwölf Kolonien trafen sich daraufhin vom 5. September bis zum 26. Oktober 1774 in Philadelphia zum ersten Kontinentalkongress. Dieser empfahl, eine eigene Miliz, die Kontinentalarmee, zu bilden und ökonomische Sanktionen gegen Großbritannien zu verhängen.

Die weitere Eskalation des Konfliktes führte ab April 1775 zum Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.

All dies wurde uns von mehreren DarstellerInnen erzählt und, quasi als Abrundung, bekamen wir alle eine „geheime Identität“ für das Event.

Meike wurde Ärztin und Jens wurde ein starker, aber etwas tollpatschiger Tischler.

Nach einer anfeuernden Rede von Samuel Adams (ohne Bier) ging es auf das Schiff mit dem Tee.

Unverkleidet versammelten sich die Patrioten an Deck und warfen unter Anleitung mehrere Kisten Tee ins Wasser.

Der Wert, der damals übrigens so vernichtet wurde, würde heute etwa 1,7 Millionen US Dollar entsprechen.

Wer damals beteiligt war, war übrigens lange Zeit nicht bekannt. Erst viel später wurde eine Liste erstellt und einige Geschichten kamen ans Tageslicht.

So auch die von Jens aka John Crane. John stand nämlich damals unter einer Kiste, die mit einem Seilzug aus dem Schiff geholt wurde, um sie eben über Bord zu werfen. Leider fiel diese Kiste plötzlich hinunter und fast auf den Kopf von Jens … ähhh … John. Ein beherzter Sprung zur Seite brachte ihn in Sicherheit, wäre er nicht dabei auf eine Kante getreten und dadurch mit dem Kopf gegen einen Balken geknallt. Und dann bewusstlos liegen geblieben.

Von seinen „Mit-Tee-Vernichtern“ wurde er daraufhin für mehr oder weniger tot gehalten. Da man niemanden zurücklassen wollte, weil das Ganze ja anonym bleiben sollte und so, wurde John von seinen Kumpels wieder in seine Tischlerei gebracht und dort auf den Boden gelegt. Am nächsten Tag, so die Idee, sollte man John tot vorfinden und so keine Verbindung zur vorherigen Nacht herstellen können. Um so überraschter waren die „Freunde“, als John sich bewegte und sich sogar einigermaßen von seinem Unfall erholte.

Überrascht war auch Jens an dieser Stelle, denn er wurde aufgefordert Teile der Situation nachzustellen. Immerhin konnte ein spontanes „Warum haben die John nicht einfach ins Wasser geworfen?“ aus dem Publikum ebenso spontan von Jens mit einem „Wie bitte? Ich habe mich wohl verhört?“ gekontert werden.

Ab diesem Zeitpunkt gab es dann noch zwei Filme zu sehen, die die nachgelagerten Tage und Aktionen darstellten – hier war aber kein Foto mehr erlaubt.

Alles in allem sehr unterhaltsame 90 Minuten, gerade auch durch das sehr mitreißende und lustige Spiel der DarstellerInnen.

Beim Rausgehen sagte der Darsteller dann noch zu Jens „I am glad to see that you enjoyed this!“, was Jens mit „I am glad that you did not throw me into the harbour!“ konterte. Lustige Sache!

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