Warum haben wir eigentlich noch keinen Blog über unser Stamm-Restaurant in Köln-Delbrück geschrieben? – Keine Ahnung …
Also wird es mal endlich Zeit, das Cuisine Rademacher auch in diesem Blog gebührend zu erwähnen. Immerhin reden wir allen, die uns fragen, ein, dass es sich auch kulinarisch lohnt den Rhein zu überqueren und hier ein Abend zu genießen. Wir machen dies ja regelmäßig, auch wenn wir es natürlich einfacher haben. Denn wir gehen einfach eine kurze Strecke spazieren und sind da.
Exemplarisch für alle Besuche, die wir in der Vergangenheit hatten und in der Zukunft haben werden, hier unser Besuch im Mail 2023.
Wir immer hatten wir relativ spontan gebucht und auch noch einen Platz bekommen. Wobei gerade an den Wochenende eigentlich sehr selten was frei ist.
Nachdem wir von Chef Marlon erkannt und begrüßt wurden, wobei natürlich der Servicepersonal das ebenfalls getan hatte, wurden wir an unseren Stammplatz gesetzt. Die Bestellung wurde aufgenommen („Ja, das Menü bitte!“) und der Wein geordert. Im Gegensatz zu sonst kennen wir hier die Weinkarte schon einigermaßen und erlauben uns von der Karte einen Wein zu bestellen. Im Zweifelsfall gibt es hier Weine von Markus Molitor, die für uns als Allzweckwaffe dienen. Aber auch spannende weiße und rote Weine gibt es. Außerdem einen sehr guten Winzersekt zum Anstoßen – es muss eben nicht immer Champagner sein.
Der Gruß aus der Küche bestand dieses Mal aus drei Tellern.
Einmal Kaviar mit Erbsen-Püree, einem Teig aus grünem Tee, einer Creme und Rindertartar.
Voller Geschmack und gerade die Erbse mit dem Tartar ging genau in unsere Richtung. Der Kaviar war hier eher schmückend, auch wenn der Hauch Salzigkeit gut zum fast ungewürzten Tartar passte. Sehr lecker.
Der zweite Teller beinhaltete ein Involtini vom Hamachi, also der Gelbschwanzmakrele. Dazu geeister Rhabarber und Meerrettich.
Handwerklich gut, Hamachi mögen wir eh sehr und durch den Rhabarber auch eine gewisse Säure dabei. Der Meerrettich gab noch einen Kick Schärfe hinten raus – auch sehr lecker.
Aller guten Dinge sind je bekanntlich drei, also gab es noch ein Hummer-Tartar mit Gurke und Tomate.
Von den dreien war dies der „schwächste“ Gang, was aber auch daran liegt, dass gerade Meike ein Hummer-Snob ist und seit Nova Scotia da ganz hohe Maßstäbe anlegt. Aber die Tomatenessenz passte wirklich gut.
Zum Sauerteigbrot gab es drei verschiedene Butter-Varianten: Braune Butter, Paprika-Tomate und Curry. Wir vermissen ja ab und an den Buddha-Kopf mit der Creme, aber auch hier gilt: Stillstand ist Rückschritt und Veränderung ist erwünscht.
Nicht nur deswegen hat Marlon seit 2018 einen Michelin-Stern erkocht und ihn seitdem auch verteidigt. Und sein „Signature-Dish“ ist seitdem auch einer unserer Allzeit-Lieblingsgerichte: Sellerie Mille-feuille.
Mille-feuille ist ja eigentlich ein französischer Kuchen aus geschichtetem Blätterteig, der verschiedenartig gefüllt ist. Chef Marlon verwendet diese Technik, aber mit Sellerie und Parmesan. Dazu gibt es eine Vin Jaune, Sommertrüffel und Pilzpulver.
Spannenderweise ein vegetarischer Gang, der uns seitdem wir ihn das erste Mal gegessen haben, in seinen Bann zieht. Keine Ahnung warum, aber wenn der nicht auf der Karte steht, sind wir ganz kurz etwas enttäuscht. War er heute aber und insofern war alles mehr als gut.
Weiter geht es mit dem bretonischen Hummer, einem Risotto, Spargel und einer Bisque.
Eine Hummer-Bisque hatten wir auch ein paar Mal probiert und dabei eher gemischte Ergebnisse erzielt. Die hier war vorzüglich und auch die große Portion Hummer gemeinsam mit dem auf den Punkt gekochten Risotto machte das alles zusammen zu einem sehr guten Gang.
Der nächster Gang war dann eine über Holzkohle gegrillte Rotbarbe mit mediterranem Gemüse und Artischocke.
Meike als jemand, der ungerne Artischocken isst, fand den Gang eher nicht so lecker und im Gegensatz zu den anderen war er auch etwas unrund. Vielleicht wurde hier etwas ausprobiert, was noch etwas Feinschliff benötigt. Die Haut war aber der Knaller: Fest, nicht zu röstig und voller Geschmack. Die Artischocke war aber etwas dominant und so ging der Fisch da etwas unter, wenn man alles auf einmal in den Mund führte.
Aber auch das gehört zu so einem Besuch dazu: Man merkt, dass hier auch Gerichte entwickelt werden und es kommt immer wieder was neues auf den Tisch.
Hauptgänge sind ja oft so etwas, gerade auf den Gourmet-Level, wo wir mit auf dem Kriegsfuß stehen. Hier im Cuisine Rademacher ist das sehr selten der Fall, denn Fleisch kann die Küche hier zubereiten. Heute gab es Lamm aus der Eifel mit orientalischen Gewürzen, Wildkräutern und Gemüse Matignon, also Wurzelgemüse in einer bestimmten Schnitttechnik mit Speck gekocht und mit Weißwein abgelöscht.
Und die Lammcarees waren super zart, die Sauce intensiv und die Gewürze spürbar und doch nicht zu viel. Sehr guter Hauptgang.
Beim ersten Nachtisch gab es noch eine Reminiszenz an einen Klassiker hier, allerdings diesmal in einer neuen Variante: Erdbeer & Veilchen.
Das Eis wurde mit Veilchenblüten versetzt und ist durch Platten von getrockneter Milch von den saftigen Erdbeere getrennt. Einfach, schön und sehr lecker.
Als letztes gab es eine Art von Trend in der Küche: Eine Art „Snickers“. Hatten wir schon bei so manchem Restaurantbesuch, nur hier mit etwas Yuzugel und Ingwer als kleinem Kick.
Ein wunderbares Menü, was wir, wie gesagt, schon mehrfach hier erleben durften. Weswegen wir eigentlich mehrfach im Jahr hierhin zurückkehren.
Zum Abschluss dann kein Whisky, denn der wurde hier trotz mehrfacher Aufforderung von Jens noch nicht in ausreichendem Maße und entsprechender Qualität angeschafft. Aber schauen wir mal, was die nächsten Jahre passiert, denn Chef Marlon hat ja immerhin schonmal eine kleine Probe aus Jens Fassabfüllung erhalten. Im Austausch für etwas Malto, was wir für ein Menü brauchten.
Kulinarisch gab es dann noch ein paar Kleinigkeiten zum Abschluss, wie eine sehr leckere Pastel de Nata.
Hierhin kommen wir gerne zurück. Auch wenn der Heimweg so manche Ablenkung bereit hält, aber das ist ja eher unser Problem und nicht das vom Team im Cuisine Rademacher.