Ende August, Sonne und wir laufen zusammen mit vielen, gut gekleideten Menschen durch den Kölner Zoo. Warum?
Nun, weil es hier leckeres Essen gibt. Denn hier war ein Event der „Fine Food Days Cologne“ dessen Name an das Lied von Willy Millowitsch angelehnt ist und das genau das ist, was es beschreibt: Ein Besuch im Zoo! (Oh, Oh, Oh, Oh) …
(Mit-)Organisiert vom Grubers Restaurant fanden sich an diesem Dienstag Abend viele Fans der gehobenen Küche ein, um einerseits ein bisschen den Zoo nach Schließung zu genießen und andererseits in der renovierten Villa Bodinus, der ehemaligen Villa der Zoo Direktoren hier in Köln, ein Gourmet-Essen zu genießen. Für den ersten Teil stand Sommelier Daniel Scholz sowie diverse Köche und Servicekräfte aus dem Grubers, um uns an verschiedenen Stationen mit Kleinigkeiten zu versorgen. Moderiert wurde das Ganze von Franz Gruber, der mit einer Mischung aus österreichischen und kölschen Charme alle begrüßte und ein wenig durch die Veranstaltung moderierte. Und daneben der kaufmännische Leiter des Zoos, Christopher Landsberg, der an den Stopps ein bisschen kulinarische Informationen über den Zoo zum Besten gab.
Und dabei ging es sowohl um die Verpflegung der Menschen als auch um die der Tiere, was sehr kurzweilig und nett gemacht wurde.
Apropos Verpflegung: Da gab es dann direkt eine, wobei auch der ehemalige Oberbürgermeister Kölns, Fritz Schramma, gerne zulangte.
Und dann kam auch noch Hennes IX., das aktuelle Maskottchen des 1.FC Kölns – wir waren quasi von Prominenz umgeben.
So ging es durch den Zoo, wobei die Tiere etwas rar waren. Die Verpflegungsstände dagegen nicht – hier gab es immer wieder Kleinigkeiten, die die Vorfreude auf das Menü nur noch steigerten.
Einzelne Tiere wunderten sich offensichtlich sehr über die ungewohnten Menschen um diese Zeit.
Andere versteckten sich, aber das machte nichts, denn wir waren ja eher für das Essen hier. Und das sollte es in der gerade renovierten Villa Bodinus stattfinden, wo auch schon alles bereit war, als der Troß an Gästen eintraf. Die 1865 erbaute Villa wurde lange renoviert und dient jetzt als luxuriöse Event-Location. So wie heute Abend eben.
Ach ja, neben dem Chef des Grubers, Denis Steindorfer, stand noch ein Koch für das Menü bereit. War aber nur ein Rentner …
Aber einer mit einer Vita, die ihresgleichen sucht, denn es handelte sich um niemand geringeren als Dieter Müller.
Nach Ausbildung und einiger Stationen (unter anderem bei der Bundeswehr, wo er für die „beste Küche der Bundeswehr Deutschlands“ ausgezeichnet wurde) arbeitete er mit seinem Bruder in den berühmten Schweizer Stuben in Wertheim-Bettingen. Souschef war dort übrigens auch ein gewisser Hans Stefan Steinheuer dessen Restaurant im Ahrtal ja weiterhin eines unser liebsten Restaurants ist. 1974 wurde er mit dem ersten, 1977 mit dem zweiten Michelinsternen ausgezeichnet.
Nach einer Wanderzeit, unter anderem nach Japan, Australien und den USA, war er 1992 bis 2008 Küchenschef und Patron im Gourmet-Restaurant Dieter Müller im Schlosshotel Lerbach in Bergisch Gladbach, das 1992 mit einem, 1994 mit zwei und 1997 mit drei Michelinsternen ausgezeichnet wurde. Damit war er erst der dritte Deutsche, dessen Restaurant diese Auszeichnung erhielt.
Seit 2019 arbeitet er nur noch als Event-Koch und betreibt ab und zu Kochkurse in seinem Haus in Odenthal. Und heute hatten wir das Privileg seine Kochkunst genießen zu können.
Draußen gab es dann einen österreichischen Sekt (die Weinbegleitung war aus Österreich, da sie eben aus dem Keller des Grubers erstellt wurde) und dazu eine Creme mit Gänseleber und Eigelb.
Und dann ging es rein in die echt schönen, edlen und teilweise auch recht opulenten Räume der Villa.
Und mit dem Menü ging es auch gleich los: Goldforelle aus der Eifel mit Gurke, Senf und Rahm.
Sehr schön, zart gebeizt und von der Kombination etwas an „unseren Signature Dish“, das Dreierlei vom Lachs, erinnernd. Aber natürlich viel feiner, viel filigraner und (ehrlich gesagt) auch von den Proportionen stimmiger.
Danach ein Cremiges Ei mit Graupen, Petersilie, Nussbutter und kleinen, sehr intensiv schmeckenden Trüffelstreifen.
Das mit den Graupen war echt eine schöne Idee, denn dadurch konnte das fast schon schlonzige Ei schön gebunden werden und ergab mit der Nussbutter ein schönes Gesamtaroma im Mund.
Ach ja, vor dem Zoo haben wir Andre, einen Arbeitskollegen getroffen. Er war mit seinem Mann und zwei Freunden ebenfalls auf dem Event, wobei wir vorher gar nicht gewusst hatten, dass er auch auf Gourmet-Food steht. Um so schöner, wenn man sich bei sowas trifft und gleich gut versteht. Und so haben wir zu sechst einen Tisch hinten in der Ecke okkupiert und, zumindest fanden wir das, den lustigsten Tisch im ganzen Raum!
Zwischen den Gängen war schon Zeit zum quatschen, aber irgendwann rief der nächste Gang nach unserer Aufmerksamkeit. Und als nächstes brachten die Servicekräfte eine Creme aus Zuckererbsen und Minze an den Tisch in die ein Stück Maishähnchen auf einem Spieß gelegt war.
Sehr filigran, sehr fein und schon hohe Kunst, dass gerade die süße Zuckererbse mit der Minze gut harmonierte.
Was auch harmonierte war der Service, alle voran Sommelier Daniel Scholz, der immer größere Gebinde an den Tisch brachte. Zur allgemeinen Freude, wie man sieht.
Als nächstes etwas aus der feinen Küche von Herrn Müller: Kabeljaufilet mit Krustentierhaube, Mango und Kokos-Kaffir-Limettenfumet.
So ein Moment, wo man mit dem Finger über den Teller geht, um auch die letzten Reste zu genießen und nichts zu verschwenden. Auf den Punkt gegarter Fisch, starke und dennoch balancierte Aromen – ein Träumchen!
Eine Bio-Pause nutzte Jens dann, um sich die anderen Räume in der Villa anschauen zu können – sieht schon edel aus hier.
Aber lange wollte er sich nicht davon ablenken lassen und lies deshalb auch die Gelegenheit ein Foto mit Dieter Müller zu machen, der ebenfalls gerade eine Pause machte, aus, denn der Hauptgang rief. Und bei so einem Angus Striploin mit Pilzen, Zwiebeln und Kartoffeln darf man nicht zu spät kommen.
Eher einfach aber wirklich, wirklich lecker! Sehr zartes Fleisch, sehr erdige Aromen dazu, eine intensive Jus – ein guter Abschluss. Aber wie so oft war der Hauptgang sehr bodenständig und nicht so verspielt wie die anderen Gänge. Nicht, dass es nicht super lecker gewesen wäre, aber im Vergleich war das nicht so filigran wie die Gänge zuvor.
Nachtisch: Cheesecake mit Johannesbeeren (beziehungsweise Ribisel, wie der Österreicher sie nennt), Himbeeren und Sauerampfer.
Solide, lecker und ein passender Abschluss des Menüs.
Ein wirklich schönes Event in einem absolut beeindruckendem Ambiente. Das einzige, was uns ein wenig merkwürdig vorkam, waren einige der übrige Gäste, die den Eindruck machten, dass es hier nicht um das Essen geht, sondern um gesehen zu werden. Insofern Danke an Andre und die anderen, dass sie uns hier ein „Out“ gegeben haben, denn mit vielen der anderen Gäste hätten wir nicht ansatzweise so viel Spaß gehabt.
Am Ende dann die obligatorischen Reden und Herr Schramma kam auch nicht aus seiner Haut und musste auch noch „ein paar“ Worte verlieren. Immerhin hatten wir noch Wein in den Gläsern.
Aber dann war es auch auf einmal sehr spät für einen Dienstag Abend und da morgen nicht Sonntag sondern Mittwoch und somit ein Arbeitstag ist, machten wir uns auf zur Straßenbahn. Aber 2024 schauen wir wieder mal, ob uns eines der Events der Fine Food Days nicht zusagt.