Nachdem wir Freitags uns eher mit Brauhaus-Essen und alkoholischen Getränken beim Konzert versorgt haben, wollten wir den Samstag dann lieber mit einem Gourmet-Essen beenden. Dazu haben wir vorab in einem neu besternten Restaurant in der Koblenzer Altstadt einen Tisch reserviert, im Verbene.
Das Restaurant gibt es schon etwas länger, seit 2023 wurde man aber mit einem roten Macaron im Reiseführer ausgezeichnet und dabei wurde die regional fokussierte Karte gewürdigt. Man arbeitet hier fast nur mit regionalen Produzenten zusammen und lässt bei zwei, drei Bauern sogar explizit für das Restaurant Gemüse anbauen.
Also machten wir uns vom Hotel mit einem Taxi auf den Weg in die Innenstadt, da Jens sich den Tag über einen Wolf gelaufen hat und da nicht noch mehr Schäden verursachen wollte, die das Abendessen stören würden.
Durch eine kleine Gasse kommt man zum Brunnenhof Königspfalz, wo an der einen Seite das kleine Restaurant zu finden ist.
Es war zwar auch draußen eingedeckt, da aber Regen angekündigt war (der auch kommen würde), setzten wir uns lieber rein. Außerdem sahen hier die Stühle bequemer aus, wo uns nach der Wanderung auch eher nach war. Allgemein sah das Restaurant sehr schick eingerichtet aus, dezent aber irgendwie heimelig.
Vom aufmerksamen Gastgeber gab es dann direkt die Speisekarte, die wie üblich schnell gesichtet wurde und in die übliche Bestellung „Zweimal das Menü, bitte!“ führte. Dazu ein Mocktail für Meike und ein Glas Sekt für Jens.
Dann kamen auch schon die Grüße aus der Küche, sehr kreativ fanden wir besonders die in Asche gewälzten Brötchen, wo man schon kurz hinschauen musste. Ich sage nur „Lass uns ‚Brötchen oder Stein‘ spielen“ …
Dazu noch zwei weitere Kleinigkeiten, die wir uns leider nicht gemerkt haben, sowie eine klare Gazpacho, die bei dem schwülen Wetter sehr erfrischend war.
Mit der Begleitung gingen wir dann getrennte Wege, denn Meike hatte Lust auf die ebenfalls sehr kreative alkoholfreie Begleitung, die hier ungewöhnlicherweise angeboten wurde. Hier wurden sogar passend kreierte Kombinationen zu jedem Gang angeboten, wohl ein Faible des Sommeliers, wie er uns auch nachher bestätigte.
Und beispielsweise die erste Kombination aus Karottensaft, Aprikosenschaum und Dukka sah nicht nur gut aus, sondern passte hervorragend zur Aprikosen-Linsensuppe mit Ysop.
Detailreich erklärt, sehr starke Aromen und kreativ – genau so mögen wir unsere Menüs und das Verbene startete schonmal gleich durch mit diesem ersten Gang. Jens bekam dazu übrigens einen Blanc de Noir Spätburgunger aus Rech vom Weingut Fiebrich, was ebenfalls ein angenehmes und recht ergänzendes Pairing war. Generell kam die Weinbegleitung bis auf eine Ausnahme von der Ahr, der Mosel und der Nahe. Hier wurde das Thema „Regionalität“ also auch aufrecht erhalten.
Zweiter Gang war dann eine getrocknete Aubergine mit geeister Paprika und einer Artischocken-Soße. Sehr schön auf dem Teller angerichtet und geschmacklich stark mediterran und mit schönem Kalt-Warm-Spiel.
Der Brotchip war zwar schnell etwas durchnässt und verlor so ein wenig seine Textur aber sonst war dieser Gang ebenfalls sehr lecker. Obwohl wir Artischocken-Soße auf immer und ewig mit dem Artischocken-Schnaps aus Bulgarien assoziieren werden, den wir einmal gekauft haben und nur bei einem Gericht verwenden. Und der vermutlich bis an unser Lebensende bei uns bleiben wird.
Weiter ging es mit dem Signature Dish des Verbene: Mille-feulie von Voie Gras mit Kerbel und fermentierten Heidelbeeren.
Spannend insofern, als das „Voie Gras“ kein Tippfehler ist, sondern eine von Nestle auf den Markt gebrachte, vegane Alternative zur Gänsestopfleber, die aus Miso, Soja und Salz hergestellt wird. Schmeckte schon ganz gut, auch wenn die Intensivität der „richtigen“ Gänsestopfleber noch stärker ist. Allerdings spannend und zu loben, dass sich mit sowas beschäftigt wird und noch mehr, dass es hier Einsatz findet.
Es folgten … Stäbchen?
Ach cool: Selbstgemachte Soba mit Gurke, Waldnüssen aus Bad Ems und Kresse. Sehr „al dente“, aber durch die Soße und die Gurke angenehm kombiniert, wieder einmal.
Generell waren bei allen Gerichten die Kombinationen spannend und gut gewählt, ohne die Teller zu komplex werden zu lassen. Ein Trend, der sich auch beim nächsten Gang, dem gebratenen Zander, dem Räucheraal, den geräucherten Kirschen und ein bisschen Frisée-Salat zeigte.
Dazu zwei Takoyaki, die leider irgendwie autark zum Hauptteller standen. Aber dennoch sehr lecker waren.
Der Fisch mit dem Aal aus dem Laacher See war hervorragend! Die leichte Rauchnote bei den Kirschen harmonierte mit dem des Aal und der Zander war auf den Punkt gegart mit einer schönen Röstseite. So muss Fisch zubereitet werden!
Zeit für den Hauptgang, der auch aus der Eifel kam: Lammcarrée mit einer leichten Kräuterkruste, einer Sommemblumenkern-Taboulé, Joghurt und Minze.
Hier verließen wir Asien, was bislang ein wenig der Schwerpunkt des Menüs war, und gingen in den Nahen Osten, zumindest von den Aromen her. Das Lamm, wie man sehen kann, war sehr gut zubereitet. Die Minze und der Joghurt sind da natürlich ein klassischer Begleiter. Die kleine Lamm-Frikadelle war quasi ein Bonus und brachte noch eine weitere Lamm-Komponente dazu.
Ein wirklich, wirklich guter Hauptgang.
Vorab hatten wir schon viel Gutes über das Verbene und den Koch David Weigang gehört, das Menü bestätigte dies ohne Probleme. Und es war teilweise noch besser als erwartet, denn jeder Gang hatte was besonderes, was bemerkenswertes. Spass machte das Ganze auch, vor allem, als Chef Weigang an den Tisch kam und dabei eine Kochjacke seines vorherigen Arbeitsortes trug. Die neuen Kochjacken mit dem Michelin Stern waren noch nicht da und er hatte keine andere gefunden. Grüße ans Redüttchen in Bonn an dieser Stelle …
Zeit für den Nachtisch, wo der erste Teller das Thema „Tomate“ hatte. Verschiedenen Tomaten und ein Granite aus Basilikum. So einfach und doch so lecker, so sinnvoll, so schön.
Beim inzwischen einsetzenden Regen draußen und den weiterhin schwülen Temperaturen war das eine sehr gute Wahl!
Und richtig schön süß wurde es dann beim Lorbeerblatt-Eis (krass, wie intensiv man Lorbeer in einem Eis schmecken kann!) mit Pflaumen und Petersilie.
Und das war es auch schon, so schnell gehen 3 1/2 Stunden vorbei, in denen wir viel gelacht, geschlemmt und gelernt haben. Der Service war vor allem vom Sommelier, dessen Namen wir leider vergessen haben, sehr aufmerksam und freundlich. Und man konnte sich auch gut austauschen, gerade was die Idee der alkoholfreien Begleitung angeht. Außerdem hatte er, genau wie Jens, ein Whisky-Faible was sich dann bei der Auswahl des Digestifs zeigte.
Kaffee und Latte dann danach und, natürlich …
… drei kleine Pralinchen, die aus der eigenen Manufaktur des Verbene stammen. Eine Art kleines, zweites Standbein, denn die Pralinen kann man auch separat kaufen.
Dann war aber auch wirklich Zeit für das Hotelzimmer, denn wir waren gut gesättigt, ziemlich fertig vom Wandern und dem ganzen Drumherum und sehr, sehr, sehr zufrieden über das Menu und unsere Wahl mit diesem Restaurant. Ein wirkliches Kleinod in der Altstadt von Koblenz, von dem man noch hören sollte.