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Restaurant Maximilian Lorenz, Köln

Anfang August stand uns der Sinn nach etwas Gourmet-Essen. Mal wieder. Und wir wollten mal was neues ausprobieren und da bietet Köln ja dankenswerterweise noch einige Möglichkeiten. Nicht, dass wir zum Cuisine Rademacher oder ins La Societe nicht gerne gehen und es auch nicht mehr tun werden, aber manchmal möchte man ja seinen Horizont erweitern.

Unsere Wahl fiel auf das Maximilian Lorenz direkt an der Nordseite des Kölner Hauptbahnhofes gelegen. Man muss quasi nur am Busbahnhof vorbei gehen und findet, nicht direkt sichtbar, die beiden Restaurants: Ein Bistro, „Weinlokal Heinzhermann“ genannt und das mit einem Michelin Stern ausgezeichnete Restaurant Maximilian Lorenz.

Chef Lorenz ist 1991 in Bergisch Gladbach geboten, wurde in Odenthal im Restaurant Zur Post ausgebildet und wurde 2012 zum „Newcomer des Jahres“ vom Gustro-Magazin ausgezeichnet. Grund genug für uns hier mal hin zu gehen.

Das Restaurant war sehr schick eingerichtet, da schon einige Gäste da waren haben wir keine Fotos gemacht. Einzig die Lage an einer Straße in Nähe des Hauptbahnhofes kombiniert damit, dass die Fenster offen waren, lies doch einige eher unschöne Geräusche und Gerüche reinkommen. Das war aber nur vereinzelt der Fall und mit einsetztender Dämmerung und geschlossenen Fenstern war es dann auch gar kein Problem mehr.

Als Appetitanreger gab es vier verschiedene Kleinigkeiten, von denen vor allem der kleine Aal-Burger in Erinnerung geblieben ist. Guten Schinken und zwei kunstvolle Amuse-bouche ergänzen diesen Gruß aus der Küche.

Weintechnisch haben wir uns wieder in die Hände des Fachpersonals gegeben und hofften, da das Bistro nebenan ja mit dem Titel „Weinlokal“ spielt, auf passende und spannende Begleitung des Menüs. War auch so.

Der erste Gang wurde gleich mal zum Event, denn es wurde am Tisch eine Makrele gegrillt. Immer wieder mit den gleichen Witzen, wie wir nachher festgestellt haben. Aber mit Charme und Unterhaltung.

Das fertige Produkt gelangte dann auf den Teller mit Sauerklee, Salatgurke und einer Creme aus Schafsmilch.

Sehr fein, sehr klar im Geschmack und modern. Ein sehr, sehr guter Start.

Aubergine aus Mechernich in der Eifel waren dann der Mittelpunkt im nächsten Gang. Begleitet wurde dieser vegetarische Gang mit einem Holunderessig und weißen Johannesbeeren.

Ebenfalls wieder sehr fein gearbeitet, sehr klar in den Aromen und in der Kombination schon stark, wenn auch etwas zu sauer für unseren Geschmack. Wobei wenn man genug von der Aubergine mit den Beeren gegessen hat, war es nicht zu viel Säure – die Gefahr bestand nur bei zu vielen Beeren und Essig auf dem Löffel.

Schweinebauch ist ja eines unserer Lieblingsstücke, erst Recht wenn er gut und leicht kross zubereitet ist, sodass man nicht mehr das Fett zu stark schmeckt. Zusammen mit einem Zwiebelbrot, Apfel und Petersilie war das eher eine klassische Kombination aber nicht weniger lecker.

Und der Bauch war hervorragend zubereitet!

Beim nächsten Gang hatten wir uns zuerst mehr versprochen, wobei da vermutlich auch die Erinnerung an Nova Scotia den Hummer von Helgoland etwas zu stark herabgewürdigt hat.

In der Kombination mit Tomate, Melone und Fenchel ein etwas kreativerer Gang und für uns der „schwächste“ von eigentlich nur starken Gängen. Bislang fanden wir eigentlich alles, inklusive dem Service, den Weinen und dem Ambiente sehr ansprechend und wir hatten eine gute Zeit.

Apropos „Zeit“: Jetzt war eine für eine Bio-Pause. Und wie immer auf dem Weg wurden diverse Devotionalien ausgestellt. Maximilian Lorenz hat sein Berufsleben im Rheinland verbracht und das sieht man auch an den Trikots, die hier ausgestellt sind.

Und über mangelnde Auszeichnungen kann sich der Aufsteiger des Jahres 2018 im Gault Millau auch nicht beschweren.

Pre-Dessert kennen wir ja. Ein Dessert vor dem Hauptgang noch nicht. Und wenn dieser dann in einer aus den China Restaurants der 80er Jahre noch bekannten „Kremik-Zitronen“ serviert wird, dann freute sich gerade Jens ein Loch in den Bauch. Denn mit seinen Eltern war das im China Restaurant in Gummersbach einer der zwei Nachtische, der auf den Karten auf dem Tisch beworben wurden und die er nie bestellen durfte.

Gut, das wäre vermutlich damals auch einfach nur eine Kugel Zitroneneis gewesen und nicht diese feine Kombination aus Zitrone und Buttermilch. Aber die Anspielung fiel bei uns auf fruchtbaren Boden.

Zeit für den Hauptgang und hier gab es was besonders: Ein Prachthahn. Genau, bei einem Bauern bei Rheinbach gibt es Hähne, genauer gesagt Eifeler Prachthähne, die sich 80 Tage frei bewegen können, bevor sie geschlachtet werden. Etwas, was heutzutage in der „Wir züchten alles hoch, um es möglichst günstig zu verkaufen“ Welt leider etwas verloren gegangen ist.

Das Fleisch ist hier mit Graupen, Kohlrabi und Mangold zubereitet und als Roulade und Praline inklusive einer erst dünn erscheinenden aber um so kräftigeren Jus auf dem Teller platziert.

Sehr spannend, sehr lecker. Was uns hier endgültig aufgefallen ist, ist, dass jeder Gang mindestens eine Komponente hatte, die in Köln oder um Köln herum angebaut wurde. Regionalität ohne es explizit so zu nennen ist eine Form des Understatements, die uns gefällt. Man muss es eben nicht immer direkt „brutal regional“ oder sonstwie nennen.

Passend dazu: Himbeeren aus Köln, Fair Trade Schokolade und Sonnenblumenkerne.

Simpel von den Zutaten her, super schön anzusehen und am Ende einfach nur lecker und ein klassischer Nachtisch. An dem nichts falsch ist.

Zweiter Nachtisch: Sylter Rose, ein Nachtisch, von dem Jens in einem Podcast „Fiete Gastro“ schon einmal gehört hatte.

An dieser Stelle waren wir schon gut satt und verwickelten die Servicekräfte immer mehr in Gespräche, wobei wir hoffen, dass wir sie nicht allzu sehr abgelenkt haben.

Zum letzten Gang gab es dann zwei verschiedene Getränke. Jens entschied sich für einen relativ teuren Sogni d´oro amaro, einen Obstbrand mit Kräuter, Blüten und Wurzeln gemeinsam mit Zitrusfrüchten verarbeitet wurden. Eine seltener Genuss für uns aber dem echt schönen Abend angemessen.

Meike blieb dabei klassisch und gönnte sich einen Muskateller.

Und das gab es zu: Dem Halven Hahn!

Ungewöhnlich kreativ, ungewöhnlich arrangiert und ungewöhnlich lecker. Eine Hommage an Köln, an die lokalen Besonderheiten und ein für uns sehr passender Abschluss des heutigen Menüs.

Und weil wir in so guter Stimmung waren griff Jens noch einmal tiefer in die Tasche und gönnte sich von Kolonko noch den Mirabellen Brand, der nur von Streuobst gebrannt wurde. Was dementsprechend auch kostete, aber auch wirklich ein sehr geschmacksintensives Erlebnis war.

Dazu dann ein Espresso und ein paar Pralinen.

Und dann war dieses überaus leckere Essen auch schon vorbei. Mit dem Nachbartisch haben wir dann noch ein wenig gequatscht, mit dem Sommelier auch noch (dabei erfuhren wir unter anderem, dass das Maximilian Lorenz sehr viel ausbildet und auch Wert darauf legt, dass die Auszubildenden eine solide Ausbildung bekommen) und dann war es wirklich vorbei.

Ein sehr spannendes Essen, recht regional bezogen und mit viel Fokus auf die Produkte kombiniert. Und mit einem echt netten und unterhaltsamen Service. Gerne wieder!

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