Ein Schiff mit dem Namen „Erik Blutaxt“ versprach schon einmal eine spannende Reiseerfahrung, war der Namensgeber doch eher ein unglücklicher Wikinger-König, dessen Herrschaft aber bis heute Wirkung hatte. Er ehelichte nämlich die Tochter des dänischen Königs und ihr Bruder wurde Nachfolger von Erik I. als König von Norwegen. Seine Runen hat heute jeder auf seinem Handy, es sind nämlich die Runen Hagalaz und Berkan, die für die Initialen seines Namens Harald Blauzahn stehen. Und der Funkstandard Bluetooth für Computer, Mobiltelefone und deren Peripherie, wurde nach Harald Blauzahn benannt und ist eine Hommage an seine Fähigkeiten zur Vereinigung mehrerer Fürstentümer zu einem großen Königreich.
Heute gab es aber nur Eric Bloodaxe und ein nach ihm benanntes Schiff, mit dem wir die gestern (online, aus dem Zug heraus) gebuchte Tour durch die nahen Fjorde Bergens antraten.
Wobei das Boarding schon kompliziert war, denn die Bestätigungs-Mail reichte der Dame nicht aus. Stattdessen musste man einen kleinen Link anklicken, auf der aufgehenden Seite noch einmal irgendwas anklicken und erhielt dann einen QR-Code der dann gescanned werden kann.
Als das alles durch war, waren die schönen Plätze bereits belegt und wir ergatterten nur noch eine 2-Personen-Bank neben der Bar. Gleich gegenüber war eine Tür zur Brücke und zum Kapitän, welche mit einem „Hier nicht durchgehen!“ Schild markiert war. Was die italienische Touristin nicht davon abgehalten hat, einfach durch zu gehen und nach einem Ladekabel für ihr Handy zu fragen.
Touristen … überall gleich rücksichtslos und überall gleich nervig!
Das Schiff war überraschend voll, die vorher beendete City Tour war nicht einmal annähernd so voll gewesen.
Dann ging es los durch den Hafen von Bergen, vorbei an den Bryggen und der Festung Bergenhus, einer der ältesten und am besten erhaltenen Festungen Norwegens, zu der wir aber keine Zeit hatten.
Für uns ging es in nord-westlicher Richtung entlang des Stadt-Fjords in Richtung des Salhusfjorden, einem 4 Kilometer langen Fjord zwischen Bergen und Alver.
Das Wetter wurde leider etwas bewölkter, aber trotzdem gingen wir das eine oder andere Mal raus und schauten uns um.
Allgemein war es eine relativ ruhige Fahrt und das einzige Mal wo es etwas ruppig wurde, war wenn wir von einem schnellen Fischerboot überholt wurden.
Da unten nur noch wenige Plätze frei waren, waren überraschend viele Leute an Deck, dick eingemummelt mit gratis verteilten Decken.
Die verschiedenen Inseln, die durch die Fjorde getrennt werden, sind spektakuläre Bauwerke. Hier als Beispiel die Hagelsund Brücke, die die Insel Flatoy mit Knarvik auf dem Festland verbindet.
623 Meter lang, 50 Meter hoch – beeindruckend!
Die Route führte dann weiter in Richtung des Ortes Alversund, der das nördliche Ende des Ausfluges darstellte.
Kleine, schöne Häuser – viele wohlhabende Bewohner Bergens haben hier ihre Wochenendhäuser und dementsprechend sah es hier auch aus. Wobei das Dorf jetzt nicht gerade neu ist, die Kirche wurde beispielsweise 1879 erbaut.
Eine der vielen kleinen Geschichten, die während der Fahrt vom Kapitän (oder eine automatisch abgespielten Stimme, so genau war das nicht zu unterscheiden) erzählt wurde, war die des ertrinkenden Kindes, was von einem Hund gerettet und zu einer Insel geschleppt wurde. Ihm zu Ehren wurde eine Hundestatue auf der Insel erbaut, zu der das Kind gerettet wurde.
Wir brauchten keine Rettung durch Hunde und genossen vom Schiff aus die Landschaft und die ruhige Fahrt.
Kleinere Anwesen, die bestimmt nur ein paar Euro oder norwegische Kronen kosten, gab es auch zu sehen. Bei so einer Insel würden wir auch nicht ablehnen. Wenn die dafür nötigen Banküberfälle funktionieren …
Das Wetter wurde jetzt auch etwas regnerischer, weswegen wir unsere Aufmerksamkeit auf das Bord-Cafe richteten, was überraschenderweise mit normalem Bier ausgestattet war und nicht mit dem miesen Leicht-Bier, was man sonst bekommt.
Also gönnten wir uns zwei leckere Biere und schauten aus dem Fenster raus. Der Rückweg führte wieder an der Nordhordlandsbrua vorbei, einer kombinierten Ponton- und Schrägseilbrücke, die über 1,6 Kilometern die westlich von Bergen gelegenen Inseln mit dem Festland verbindet. Die Pontonbrücke ist mit 1246 Metern länge die weltweit längste Pontonbrücke ohne Seitenverankerung. Wer auch immer solche Alleinstellungsmerkmale herausfindet, aber es wurde darauf hingewiesen.
Auch wenn es jetzt nicht die spektakulären Fjorde der Hurtigruten oder anderer Kreuzfahrtschiffe waren, die Tour war schon schön.
Und am Ende waren wir voller Eindrücke und relativ entspannt wieder im Hafen von Bergen angekommen.
Sehr schöne Fahrt und für uns der Abschluss des Urlaubs. Wobei ein kulinarisches Highlight noch ansteht, dazu aber später mehr.
Na gut, auf dem Heimweg kann es sein, dass der Laden mit den Weihnachtssachen offen war und es gibt neben dem Gesetz „Meike muss in ein Meer oder Ozean einen Fuß rein halten“ eben auch das Gesetz „In einen offenen Weihnachtsladen muss Meike rein“. Und das wollten wir nicht brechen.
Haben aber der Versuchung widerstanden, obwohl so ein kleiner I-Ah im Weihnachtsbaum schon was hätte …
Der Abend konnte aber kommen – eine schöne, ruhige, lehrreiche Bootsfahrt war ein schöner Abschluss unseres Bergen-Tages!