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Einmal quer durch Oslo

Ahhh – endlich wieder der eigene Schlafanzug. Und die Zahnbürste. Und … einfach alles aus unseren Koffern. Auch deswegen hatten wir erst einmal keinen Wecker gestellt und schliefen mal aus.

Auch für Oslo hatten wir wieder eine eigene GPS-Tour ausgesucht, die uns eine Runde durch die Innenstadt an einigen Highlights entlang führen sollte. Und der Start war auch noch gleich um die Ecke am Hauptbahnhof, hier Oslo S genannt.

Dorthin spazierten wir auch, nicht ohne vorher noch im 7Eleven zwei Wasser, einen Kaffee und was Süßes als Frühstück zu kaufen. Wobei wir das eigentlich gar nicht so brauchten, denn das sehr gute Abendessen von gestern hielt noch an.

Hauptbahnhof – Bahnzeit. Also zumindest für Jens, der die kleinen, alten blauen SL-79 Triebwagen aus den 80er Jahren bewunderte. Die älteren Varianten dieser Baureihe kommen übrigens aus Nordrhein-Westfalen, genauer gesagt von der Düwag aus Düsseldorf. Und ihre Ähnlichkeit mit der alten Kölner Straßenbahn ist, zumindest innen, nicht zu leugnen.

Dazu aber später mehr. Nach Oslo Sentralstasjon, dem größten Bahnhof Norwegens und dem Verkehrsknotenpunkt der Hauptstadt, ging es in nord-westlicher Richtung zur hiesigen Variante unseres Kölner Doms. Auf den Hügel auf dem der Dom steht kamen wir über eine Art „Hinterhof“, wo es auch ein wenig schmuddelig war und nach Urin stank. Der Osloer Dom selber war dann aber sehr schön, selbst von hinten oder der Seite.

Rein ging es dann aber durch die Vordertür.

Der Dom, bis 1950 auch Erlöserkirche genannt, ist quasi die Version 3.0, denn es gab schon zwei Dome … Döme … Domse … Dom-Gebäude seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Nach dem großen Brand von 1624 wurde die zweite Variante erbaut, die ihrerseits am Ende des 17. Jahrhunderts niederbrannte. Der heutige Dom wurde 1697 fertiggestellt und ist die größte Kirche Norwegens.

Innen finden sich schöne, wenn auch nicht überladen prunkvolle Dekorationen

Natürlich musste auch die Orgel angeschaut werden.

Also solange bis wir die „richtig große“ Orgel entdeckten.

Ansonsten eine schöne Atmosphäre hier, was auch durch die wenigen Touristen nicht merkbar gestört wurde.

Für Königin und König gibt es hier eine Empore, von wo aus die Gottesdienste oder andere Veranstaltungen angeschaut werden.

Bei Wikipedia gibt es auch ein Bild, wie der Altarraum mit einer Regenbogenflagge geschmückt wurde – ist halt auch eine evangelisch-lutherische Kirche.

Weiter ging es zum Stortorvet, dem großen Platz Oslos. Neben ein paar, sehr spärlich besuchten Marktständen, steht hier eine Statue von König Christian IV.. Dieser hatte diesen Platz angelegt, obwohl er damals außerhalb der Stadt lag. Auf seinem Sockel kann man lesen „Hier soll die Stadt entstehen.“.

Daneben eines der ältesten Häuser Oslos, das Stortorvets Gjæstgiveri. Erbaut 1903 ist es heute ein Baudenkmal und beherbergt ein günstiges (für norwegische Verhältnisse) Restaurant. Und im Keller einen Strip-Club.

Ähnlich wie in Helsinki wechselten sich neue Gebäude mit Fassaden aus den 60er oder 70er Jahren und wirklich alte Gebäude ab. Und an einem Dienstag Vormittag war auch so wenig los, dass wir uns einfach etwas treiben lassen konnten. Soweit es der GPS-Track eben zulässt. Da Oslo aber auch gut zu Fuß zu erkunden ist, waren unsere Umwege jetzt nicht der Rede wert.

Nächster Halt: Das Stortinget, das Parlament Norwegens. Das Parlamentsgebäude gegenüber eines Parks wurde von 1860 bis 1866 erbaut. Die 50 Jahre vorher verbrachte das Parlament in Privathäusern, Schulen und angemieteten Sälen der Universität.

Vom Parlament aus, was natürlich mehrfach renoviert, erweitert und modernisiert wurde, ging es die Karl-Johans Gate entlang, die repräsentative Einkaufsstraße der Stadt. Was man an den Fassaden der Geschäfte auch so gemerkt hätte.

Der neben der Straße liegende Park wurde gerade zum Weihnachtsmarkt umgebaut, daher spazierten wir einfach die Straße entlang.

Und bekamen tatsächlich langsam Hunger. Glücklicherweise – oder durch Jens Planung – standen wir genau dann vor einem Burger-Laden mit einer guten Bier-Karte. Also rein mit uns.

Im Laden selber war nicht viel los, nur 1, 2 weitere Tische waren belegt. Also bestellten wir ein Bier und einen Burger und ruhten uns ein wenig aus.

Also so lange bis am Aufzug in den Keller Radau begann, denn über diesen sollten die im Keller stehenden Pinball-Automaten weggebracht werden. Und der Aufzug funktioniere nur, wenn zeitgleich zwei Arbeiter jeweils ein Kabel aneinander halten, was sie über Brüllen koordinierten. Woher wir das wissen? Weil der Keller eben auch nicht viel zu tun hatte und sehr gesprächig war.

Insofern waren wir bestens unterhalten bis unsere leckeren Burger kamen. Bei Meike (links) sieht man übrigens was passiert, wenn man keine (!) Pommes bestellt. Man bekommt die Hälfte der Pommes von Jens (rechts) einfach mit dazu.

Äußerst satt ging es dann wieder in die kühle, angenehme Luft. Generell war das Wetter aber sehr angenehm, denn für uns ist es ja schon gut, wenn es nicht regnet.

Vorbei an ein paar schönen Gebäuden der Universität ging es dann weiter Richtung Westen.

Und dann ging es etwas bergauf, denn unser Ziel thront im wahrsten Sinne des Wortes über Oslo: Das Königliche Schloss!

Von 1825 bis 1849 erbaut ist es die Residenz des Königs, wird für repräsentative Anlässe des Landes genutzt und gilt als vornehmstes Gästehaus Norwegens.

Verständlich, denn die Monarchie ist hier ja noch stark und auch hoch angesehen. Harald V. hat das Schloss, was bei seiner Krönung etwas baufällig war, renovieren lassen und lebt mit seiner Frau in einer Wohnung im zweiten Obergeschloss des südlichen Flügels. Im Rest des Gebäudes befinden sich Büros, Gästewohnungen und eben die offiziellen Räume. Das ehemalige „Familienzimmer“ der königlichen Familie wurde zugunsten größerer Büros der Angestellten aufgelöst.

Zurück in Richtung Innenstadt und vorbei am 1899 eröffneten Nationaltheater ging es weiter.

Nächster Punkt war das im funktionalen Stil erbaute Rathaus, einem der Wahrzeichen der Stadt. Bekannt ist es unter anderem dafür, dass hier der Friedens-Nobelpreis verliehen wird. Hier hätten wir auch gerne eine Führung mitgemacht, allerdings gibt es diese nur im Sommer regelmäßig. Halt ein Nachteil, wenn man in der Shoulder-Season unterwegs ist.

Gleiches gilt für das Nobel-Friedenszentrum, was anlässlich der Feiern zur 100-jährigen Souveränität Norwegens gegründet und 2005 eröffnet wurde. Ziel des Zentrums ist es, durch einen Besuch im Friedenszentrum den einzelnen Menschen zur Reflexion und zum Engagement aufzufordern.

Und für Jens interessant: Das neoromantische Gebäude ist der ehemalige Westbahnhof, von dem aus 1872 der erste Zug nach Drammen fuhr.

Wir gingen zu Fuß weiter am kleinen Hafen entlang, eine Gegend, die man Pipervika nennt. Von hier aus verkehren ein paar Fähren und man kann ein paar Skulpturen oder andere Kunst anschauen. Das mit den Fähren gibt es aber fast immer nur – genau – im Sommer.

Wobei das Wetter schon schön war und Lust auf eine Bootstour machte.

Aber unser Weg führte zum letzten Punkt der Tour: Der Festung Akershus, einer um 1300 erbauten und immer wieder erweiterten Festungsanlage zum Schutz Oslos.

Je nachdem wer gerade an der Macht war und welche andere Nation versuchte Norwegen zu erobern wurde die Festung immer wieder erweitert. Daher finden sich auch eine recht große Menge an Gebäuden und Bauwerken hier, teilweise alt und teilweise neu. Auch hier wäre eine Führung sicherlich interessant, aber es war ja kein Sommer mehr.

In der heutigen Zeit finden hier auch viele Veranstaltungen statt und daher gibt es hier auch eine Open-Air Bühne.

Und Museen, geistliche Gebäude und auch normale Büros.

Unser Ziel war eigentlich das am Burghof liegende Schloss und seine anliegenden Gebäude. Leider wurden diese gerade renoviert weswegen der Zugang nicht möglich war.

Also drehten wir einfach eine kleine Runde um die Gebäude wie den Nordfloyen (Nordflügel), das Fruerstuehuset (Frauenflügel) oder das Mausoleum, in der alle Königspaare seit der Unabhängigkeit Norwegens bestattet wurden. Was, da dies erst 1905 war, zwei Paare waren: Hakon VII. und Olav V. inklusive ihrer Frauen.

Der freie Blick auf die Bucht war schön aber eben auch der Grund für den Standort der Festung.

Beobachtet wurden wir auch. Irgendwie haben wir ja seit Schottland Vorurteile gegenüber Möwen, auch diese hier schaute uns sehr fordernd über eine lange Zeit an.

Also setzten wir den Rückzug an und begaben uns auf den Rundweg um das Schloss.

Das Gebäude mit der Rosette in der Mitte ist übrigens das Mausoleum.

Die Festung war überraschend groß und nur mit einer kurzen Beschreibung aus dem Internet sicherlich nicht annähernd ausreichend zu besuchen. Insofern würden wir hier, wenn wir wiederkommen, sicherlich eine Führung buchen wollen.

Nachdem Jens seine Blase auf dem kostenlosen und relativ sauberen Klo entleer hatte, schlenderten wir weiter. Allerdings jetzt ohne Ziel, denn der GPS Track endete hier.

Auf der Festung sind auch einige Bereich für die Öffentlichkeit nicht erreichbar, denn die norwegische Armee hat hier auch ein paar Gebäude, die entsprechend geschützt sind. Nicht, dass man durch ein Fenster auch die PowerPoint-Präsentation beobachten konnte. Da unsere norwegischen Sprachkenntnisse allerdings quasi nicht existieren, bestand von uns auf jeden Fall keine Gefahr.

Langsam beschlossen wir dann den Rückweg zum Hotel, denn trotz der wiedererlangten dicken Kleidung wurde es langsam etwas frisch. Was auch die Pferde fanden, die neben einem militärischen Gebäude standen und sich langweilten.

Um unser Oslo Ticket auszunutzen fuhren wir die paar Stationen zurück zum Hotel mit der Tram.

Und so waren wir dann wieder im warmen Hotelzimmer. Aber Oslo gefällt uns auch gut, auch wenn Anfang November schon recht viel geschlossen hatte und wir gerne hier und da über eine Führung mehr erfahren hätten. Naja, müssen wir halt wieder kommen.

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