Tjoa – wenn uns ein Champagner hingehalten wird, dann kann das nur eines bedeuten: Wir sind Essen!
Für Helsinki hatten wir uns, genau wie für Oslo und Bergen im weiteren Verlauf des Urlaubs, ein paar kulinarische Adressen rausgesucht und vorab gebucht. In Helsinki waren dies das am Anreisetag besuchte Gaijin und unser heutiges Restaurant: Das seit 2007 mit einem Stern bewertete Restaurant Demo.
Hier erwarteten uns klassische französische Küche mit einem starken finnischen Produktfokus und einer sehr guten Weinkarte. Was uns, wie so oft, zu einer Weinbegleitung brachte. Die gleich schnell vor den Grüßen aus der Küche geordert war.
Und danach ging es, nordisch schnell, los im 7 Gang Menü mit den Muscheln in Weißwein, der gepickelten Gurke, der getrockneten Cherrytomate, dem Kartoffelstroh und der Muschelbrühe mit Kombu.
Was für ein Start! Die Sauce war super reichhaltig, durch den Kombu sehr Umami-lastig und passte wunderbar zu den sehr intensiven Tomaten und Gurken. Die Muscheln waren quasi auch nur Begleiter der anderen Komponenten – sehr rund und sehr lecker. Ein echt schöner Start in das Menü.
Danach kam, recht ungewöhnlich, Brot. Und zwar zweimal: Einmal Sauerteig (gut) und einmal ein ein in Lakritz-Zucker getauchtes Roggenbrot (wahnsinn). Dazu eine Salzbutter mit Pilzstaub und eine Paprika-Butter.
Alleine das war hervorragend und das glänzende Roggenbrot wäre bei Menschen mit weniger Selbstbeherrschung mehr oder weniger inhaliert worden. Es fiel uns sehr, sehr schwer das nicht zu tun.
Ablenkung schaffte da der zweite Gang und der war ein Knaller: Enten-Tataki, Foie Gras, Pflaume und eine leichte Entenbrühe. Dazu Gemüse, geröstete und marinierte Nüsse und Kresse.
Das war sa-gen-haft! Das Essen war jetzt schon ein Highlight, was unseren Tisch direkt am Eingang, die immer noch vermissten Koffer oder die Tatsache, dass wir die gleichen Klamotten wie beim Hinflug vor 2 Tagen anhatten und leider nicht die schönen Hemden und Oberteile, die in besagten Koffern irgendwo sind, vergessen lies.
Der Service war schnell aber irgendwie auch nett, die Stimmung jetzt nicht gerade wie im Bistro laut aber dennoch hörte man viel Lachen. Irgendwas hatte das Restaurant auch mit seiner sehr eklektischen Ausstattung von verschiedensten Elementen.
Wir fühlten uns wohl!
Und der nächste Gang machte es nicht schlechter: Ein hervorragend gebratener Zander (gebratene Haut – we love it!), dünne Kohlrabischeiben, Kaviar, Spinatcreme und eine Buttersoße, die das genaue Gegenteil einer Diätküche ist.
Der Kaviar war … halt da. Dafür war der Rest nicht weniger als grandios! Echt hohe Kochkunst, einfach lecker, nicht zu verkopft und dazu auch sehr spannende Weinauswahl. Die Sommelier hat uns bei jedem Gang ihre Idee zu dem Pairing erklärt und teilweise sogar die Glaswahl (kleines Glas bei einem Chardonnay, Rotweinglas bei einem Riesling von Bürklin-Wolf am Anfang) begründet.
Wir waren wirklich sehr, sehr glücklich!
Zeit – leider! – für den Hauptgang, wo finnisches Wild und Beeren einen sehr lokalen Touch brachten. Es gab rosa gebratenen Hirschbraten, Zwiebel in sauer eingelegter und pürierter Form sowie eine unglaublich starke Madeirasauce mit fermentierter Himbeere.
Dazu ein Wein-Highlight, denn es gab einen vorzüglich passenden 2014 Chateau Lilian Ladouys aus der Appellation Saint Estèphe im Bordeaux. Ein unglaublich reicher Cuvee aus 55% Merlot, 40% Cabernet Sauvignon, 4% Cabernet Franc and 1% Petit Verdot, einer sehr säurehaltigen Rotweinsorte.
Wunderbar. Wie der ganze Abend kulinarisch ein Fest war!
Als quasi Pre-Dessert (immer noch ein schönes Konzept!): Ein Profiterol mit einer Creme aus Stilton sowie ein bisschen Birne und ein paar karamelisierte Mandeln.
Sehr käse-lastig und daher für Meike eher nicht so der Hit – dafür feierte Jens das um so mehr ab, denn er mag Blauschimmel nun einmal sehr. Dafür war Meike von der Riesling Auslese begeistert, die es dazu gab und die gerade den Käse und den Teig schön begleitete.
Abschluss dieses echt erinnerungswürdigen Abends war ein Kübiskuchen mit gerösteten Kürbiskernen, einem Thymian-Joghurt und einer zähflüssigen und dekadenten gesalzenen Karamellcreme.
Wir waren begeistert und die Tische um uns herum sahen ebenfalls gut gelaunt aus. Obwohl man das bei Finnen ja eher schwer erkennen kann, da sie sich eher in sich hinein freuen.
Ein schöner Abschluss dann, wie immer, mit einem Espresso, Tee und jeweils drei Petit Fours.
Schnapps gab es heute nicht, denn morgen geht es früh raus und daher wollten wir es nicht übertreiben. Aber es brauchte auch nicht mehr, denn so war das Menü genau richtig und gut!
Nicht umsonst hat das Restaurant Demo schon lange einen Platz im Gourmet-Zirkus Skandinaviens und das ohne die „modern nordic cuisine“ oder andere Trends – hier gibt es einfach sehr, sehr gutes Essen mit hervorragender Verarbeitung und hervorragenden Produkten. Und einen guten, freundlichen und professionellen Service. Aller Ehren wert!