Nach dem Highlight der Akropolis hatten wir uns einen „self-guided GPS Track“ als grobe Route zurecht gelegt. Diese führte zu dem ein oder anderen Ort und hatte 14 verschiedene Punkte, die man auf einem ca. 4 Kilometer langen Weg ablaufen kann.
Also ab dafür, raus aus dem „Nebeneingang“ zur Akropolis und der ebenfalls langen Warteschlange dort. Nördlich des Hügels ging es dann an einem Park entlang – hier war auch gleich weniger los und es ging angenehm an Schatten spendenden Bäumen vorbei.
Dann ging es durch einen der ältesten Stadtteile Athens: Psyri, ein inzwischen gentrifizierter Stadtteil mitten in der Stadt.
Hier gibt es sogar Graffiti-Führungen, ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier nicht mehr die ursprünglichen Einwohner leben.
Unser Ziel war allerdings die Agora, also der alte Marktplatz der Stadt. Was einfacher klingt als es war, denn alle auf Google Maps verzeichneten Eingänge waren keine. Auch wenn aus irgendwelchen Gründen bayrische Touristen uns hier ein Zeichen hinterlassen haben.
Auf dem Gelände der Agora zog derweil die lokale Fauna vorbei.
Wir waren uns sicher, dass wir noch nie eine freilebende Schildkröte gesehen haben und hatten es erst recht nicht in Athen erwartet. Die Kleine war sogar recht schnell, kein Wunder denn sie wollte wohl aus der Sonne raus.
Für uns ging es im Uhrzeigersinn um die weiterhin eingezäunte Agora herum. Teilweise war der Weg auch total verschlammt, insofern war dies sicherlich nicht der offizielle Weg den wir eingeschlagen haben.
Uns war dann auch irgendwann zu warm und so war es ein guter Zufall, dass mehr oder weniger danach ein paar Restaurants auftauchten.
Mit Ausblick!
Zu Essen gab es nur kleine Snacks, denn das Frühstück war schon vorbei und die Mittagskarte galt erst in einer Stunde. Aber ein Käsetoast mit Fritten …
… oder Croque Madame halfen auch über den Mittag.
So gestärkt und ausgeruht ging es dann weiter zum Haupteingang der Agora.
Die Agora in Athen war in der griechischen Antike der Versammlungsplatz der Bevölkerung und wurde für die Heeres-, Gerichts- und Volksversammlungen der freien Bürger genutzt. Er existiert seit etwa dem 5. Jahrhundert vor Christus und bildete damals einen Gegensatz zum kultischen und politischen Machtzentrum der Akropolis. Daher sagt man auch, dass hier die Wiege der Demokratie liegt, denn hier übernahmen die Bürger (also alle mit Wahlrecht, was nicht so viele waren) Teile der Verantwortung für die Polis.
Heute stehen hier nicht mehr viel Gebäude, dazu aber später mehr.
Vorneweg: Hier fährt eine U-Bahn vorbei – mitten durch die Ausgrabung. Manchmal schlägt Pragmatismus eben das historische Andenken.
Aber Eisenbahn würde es noch später genug geben, also ab zu den Ausstellungen und den Überresten der Gebäude.
Eines der wenigen stehenden Gebäude ist die Stoa des Attalos, die allerdings 1956 neu gebaut wurde, da sie im Jahr 267 zerstört wurde. Mit einer Größe von 115 × 20 Metern und zwei Stockwerken handelte es sich um ein sehr großes Gebäude auf der Agora, was heute wohl als „Einkaufszentrum“ bezeichnet werden würde.
Heute befindet sich hier ein Museum, was im Eintritt mit enthalten ist.
Also rein mit uns.
Die Ausstellung war nicht groß und eher was für Fans der Antike. Teilweise wurden eben alte Münzen und alte Vasen ausgestellt, die uns nicht so sonderlich interessieren.
Spannender war diese Losmaschine, ein sogenanntes Kleroterion. Sie bestand aus einer großen Steinplatte, in der sich in mehreren Spalten angeordnete Schlitze befanden. In diese Schlitze wurden Plättchen mit den Namen der zur Losung stehenden Personen geschoben. An der Seite der Maschine befand sich eine senkrechte Röhre, in die weiße und schwarze Kugeln eingefüllt wurden, die dann in zufälliger Reihenfolge am unteren Ende der Röhre wieder entnommen werden konnten.
Auf diese Art wurden unter anderem Geschworene bestimmt, die so Urteile fällen sollten. Eine bahnbrechende Veränderung zum bislang üblichen „Der Chef entscheidet“!
Was auch angenehm am Museum und dem Gebäude war: Schatten und Klimaanlage – es war wirklich schwül.
Insofern haben wir uns tatsächlich wenig angeschaut und sind nur eine Runde über das Gelände spaziert.
Auch etwas modernere Darstellungen konnte man finden, wie hier Sokrates und Konfuzius.
Aus Kölner Sicht war allerdings dann noch das Odeion des Agrippa spannend, ein Gebäude, was für Konzerte oder auch Versammlungen genutzt werden konnte. Dieses hier wurde von den Römern um 15 v. Chr. erbaut und nach dem römischen Feldherrn und Politiker Marcus Vipsanius Agrippa benannt. Marcus war auch in Athen und hat hier mehr positive denn negative Erinnerungen hinterlassen.
Und für Kölner ist seine Enkelin, Iulia Agrippina auch Agrippina die Jüngere, bekannt. Denn nach ihr wurde eine Kolonie benannt, in die der gallische Stamm der Ubier angesiedelt wurde. Ihr zu Ehren bekam diese den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium und nennt sich heute … Köln.
Dann war es uns aber auch genug mit der Geschichte und den alten Steinen. Und vor allem mit der feucht-warmen Luft, denn selbst die Wasser-Verteilungs-Anlagen der Cafes halfen nicht mehr.
Also machten wir uns auf zum Monastiraki Platz, einem von Restaurants und Rooftop-Bars umgebener öffentlicher Platz mit einer jahrhundertealten byzantinischen Kirche.
Hier hatten wir allerdings wenige Blicke für die Gebäude, sondern machten uns eher auf zum Metro Station.
Etwas verwirrend diese Station.
Aber immerhin: Die Bahn fährt, ist nicht so voll und relativ Graffiti-frei. Das sollte morgen anders werden.
Diesmal fuhren wir zur Haltestelle Viktoria, um mal was anderes zu sehen. Und hier war auch ein netterer Stadtteil mit kleinen Geschäften und weniger kaputten Gebäuden zu finden.
Näher am Hotel dann wieder die kaputten und leerstehenden Häuser – schon echt krass wie deutlich mal die Wirtschaftskriese noch merkt.
Aber was für eine Stadt: Historisch natürlich Weltklasse aber mit noch so viel mehr Facetten, dass wir noch nicht einmal grob abschätzen können, wann man hier mal alles gesehen hat. Aber für einen ersten Tag schonmal sehr cool. Wenn auch zu warm … 😉