Nun also Victoria. Auch „City of Gardens“ genannt, denn die Stadt ist berühmt für ihre Blumen und Gärten. Die Stadt selber wurde 1843 als Handesposten gegründet und stand beziehungsweise steht unter starkem britischen Einfluss, was sich in der Architektur, der Kultur und auch der Sprache deutlich niederschlägt.
Vom Hafen ging es wieder zur Tourist-Info, wo wir uns über die Möglichkeiten und Touren informiert haben. Wir hatten uns aber schon vorher darüber geeinigt, dass wir bei entsprechendem Wetter zum Butchart Gardens fahren, einem privaten, 22 Hektar großen Garten, der zum National Historic Site of Canada ernannt wurde. Also haben wir uns die verfügbaren öffentlichen Busverbindungen geben lassen, was später noch ein Thema werden sollte.
Aber zuerst hatten wir Hunger. Also ging es zur lokalen Filiale von Cora´s, wo wir ein recht fruchtgeladenes Frühstück zu uns genommen haben. Einfach nur mal als Beweis, dass wir uns hier nicht nur von Burgern, Sushi und anderen fettigen und schweren Sachen ernähren …
Von da aus ging es zum Bus, in den wir dann auch eingestiegen sind und in nur einer Stunde und mit einmal umsteigen kamen wir am Garten an.
Der Garten besteht aus mehr als 1 Million Pflanzen, die in verschiedenen Arealen angepflanzt werden. So um Beispiel im Rosengarten, im versunkenen Garten oder im japanischen Garten. Selbst für mich, der nachweislich einen braunen Daumen hat und auch ein Kaktus vertrocknen lassen kann, sehr schön anzusehen.
Auch gab es einige Brunnen und Fontänen, die nett anzusehen waren. Wenn nicht gerade die hier einfallenden asiatischen Horden im Weg waren. Ungelogen, es kamen im 15 Minuten Rhythmus Busladungen voller Chinesen, Japaner und Koreaner.
Richtig schlimm wurde es aber erst im Shop, wo man kurz nach dem Betreten in der Blümchen-Hölle angelangt war.
Ahhhrgh! Auf der Suche einer Fluchtmög … ähh … dem Ausgang habe ich dann noch dieses hier gesehen:
Und wie schlimm es mir zu dem Zeitpunkt durch die Überflutung von Blumen, Chinesen, Rentnern, Bäumen, Brunnen und Japanern ging, kann man daran erkennen, dass ich mir diese Steine nicht weiter angeschaut habe, sondern gleich weiter zur Bushaltestelle gegangen bin.
Dort sind wir dann in einen Bus eingestiegen, der sogar, mit einer kleinen Wartezeit, non-stop in die Stadt zurückfahren würde.
Wie man sieht, saßen wir in der letzten Reihe. Die Kamera habe ich nach diesem Foto zwischen uns gelegt. Nun ratet mal, was passiert ist, als wir ausgestiegen sind …
Richtig: Die Kamera blieb im Bus und fuhr weiter. Trotz meiner Rückenschmerzen habe ich noch probiert dem Bus hinterherzurennen, allerdings gab es dazu zu wenig rote Ampeln und die nächste Haltestelle zu weit entfernt. Ausserdem hielt der Bus da nur kurz, sodass ich, als ich dort ankam, nur die Rücklichter gesehen habe. Meike habe ich aber immerhin abgehängt (kleines Lob an mich selbst), aber die hatte auch den Rucksack an – so fair muss man ja sein. Was nun? Rein in einen anderen Bus, kurz nach Luft geschnappt und dem Busfahrer die Lage erklärt. Der meinte nur „we´ll see“, funkte den Bus an, erklärte die Lage, fuhr uns zu einer Bushaltestelle, wo ein Bus vorbeifuhr, dessen Busfahrer von dem Fahrer unseres ursprünglichen Busses die Kamera erhalten hat. 3 Busfahrer, die selbstverständlich und mit etwa 40 Sekunden Gespräch das so arrangiert haben, dass wir die Kamera nach 10 Minuten wieder in der Hand hielten. Danke an BC Transit!
Nachdem wir unsere Wasserreserven getrunken haben (war nötig) ging es zum Parlamentsgebäude von British Columbia. Man muss ja ausnutzen, dass man wieder eine Kamera hat …
Im Parlament hätten wir auch eine der kostenlosen Führungen mitmachen. Da wir aber 45 Minuten später unseren Bus nach Vancouver erreichen wollten, haben wir uns für eine eigene Führung entschieden. Hierzu gab es sogar eine deutsche Broschüre, mit der man sich durch die öffentlichen Räume bewegen konnte.
Interessant waren zum Beispiel die Fenster – hier ein Fenster zum Jubiläum von Königin Elizabeth II.
Dieses Fenster dagegen hat einige Fehler. Und stand viele Jahre im Keller, denn es war eigentlich im 2 Stock eingebaut, wurde aber wegen Bauarbeiten ausgetauscht und dann im Keller vergessen.
Das Fenster war zum diamantenen Jubiläum von Königin Victoria im Jahre 1897 erstellt worden, hatte allerdings den witzigen Fehler, dass das Wappen von British Columbia in einigen entscheidenen Details vollkommen falsch war. So wurden zum Beispiel die Tiere links und rechts spiegelverkehrt und die britische Flagge und die Sonne aus dem Wappen von British Columbia falsch herum angebracht (Sonne oben, United Kingdom unten), was symbolhaft bedeutet, dass die Sonne über dem Königreich untergeht. Was die Briten „not amused“ hat …
Da die Busabfahrt drohte sind wir dann auch bald wieder raus, allerdings nicht ohne vorher den Plenarsaal anzuschauen. Sieht schon schöner aus als der Landtag von NRW …
Auch vor dem Gebäude gab es viel zu sehen.
So zum Beispiel einen Baum, der zu Ehren des ersten chinesischstämmigen Ministerpräsidenten von BC aufgestellt wurde.
Auf dem Weg zum Busbahnhof gab es noch viel mehr zu sehen und so wenig Zeit. Sodass wir nur kurz das Empress Gebäude, ein Hotel, was gleichzeitig als historisches Gebäude unter Schutz steht, sehen konnten. Nicht nur hier haben wir uns überlegt, dass wir nicht zu letzten Mal hier gewesen sein werden.
Aber die Abfahrt drohte und wir wollten unser Glück mit dem ÖPNV nicht weiter strapazieren und sind dann zum Busbahnhof, wo unser Bus nach Vancouver schon wartete.
Dort sind wir dann eingestiegen, nicht ohne zu bemerken, dass eine umfangreiche Gruppe Italiener mit an Bord war. Von denen keiner richtig Englisch konnte. Oder das mit dem Anstehen verstand. Oder das mit dem „Bitte sitzenbleiben während der Fahrt“. Oder das mit dem „nicht so laut reden“ …
Das sollte sich aber auf der Fähre noch verschlimmern, denn da tauschten wir die 12 Italiener gegen 15 Busse voller Chinesen ein.
Das Einsteigen in die Fähre vollzieht sich wie folgt: Man fährt mit den Bussen auf das Busdeck im Bauch der Fähre und kann dann über eine Treppe zu den Decks gelangen, wo die Sitze, die Restaurants und die Aussichtsdecks sind. In der Praxis dachten die Chinesen wohl, dass man, wenn man nicht schnell genug oben ist, ans Ruder gesetzt wird, denn wir wurden wirklich auf der Treppe mehrmals von Gruppen weggeschubst oder rüde beiseite gedrängelt. Das ganze begann also schon einmal nicht so dolle …
Die Überfahrt dagegen war schon schön, wenn man durch die Inseln vor Vancouver Island fährt.
Aber wie schon gesagt: Sitzen ging nicht, denn irgendwie war man immer in einer Reisegruppe drin.
Unterhaltungen wurden auf Konzert-Lautstärke geführt und nachdem wir 30 Minuten vor der Ankunft einen freien Platz gefunden haben, hat sich vor uns ein kanadischen ADHS-Kind gesetzt, dessen Mutter nicht einmal von ihrem Tablet aufblickte, als das Kind zum fünften Mal auf meine Füße gesprungen war und Meike angerempelt hat. Ungelogen: Das Kind saß nicht eine Sekunde ruhig!
Etwas genervt sind wir dann wieder in unseren Bus eingestiegen, wo wir dann gemerkt haben, dass unsere Plätze von jemand anderem besetzt waren.
Ehrlich, die Italiener waren auf einmal auch egal …
Zu allem Überfluss war Meikes Erkältung noch schlimmer geworden und mein Rücken nicht besser, sodass wir etwas gefrustet in Vancouver wieder angekommen sind. Dort ging es dann noch kurz in den Pub für ein Imbiss und dann ab aufs Zimmer, unsere Wehwehchen auskurieren.