Nach 3 Nächten im Hotel Icefjord in Ilulissat hieß es heute früh: Koffer packen und umziehen. Wie früh? Nun, Meikes Gesicht spricht hier Bände …
Im Vorfeld haben wir mit Anders, der unsere Tour geplant hat, ein paar besondere Aktivitäten eingebaut und eine davon beinhaltete eine sehr, sehr, sehr frühe Linien-Fährfahrt nach auf die Disko Insel, welche über die Baffin Bay westlich von Ilulissat liegt und mit dem Boot etwa 2 1/4 Stunde entfernt ist.
Also: Ab zum Hafen mit leichtem Gepäck, denn die großen Koffer hatten wir im Hotel deponiert und nur unsere Rucksäcke sowie eine „Danpa“-Tasche mitgenommen. Am Hafen dann ging es quasi als ob man in einen Bus einsteigen würde auf eine Fähre und nachdem alle geplanten Gäste (4 weitere Personen waren das) an Bord waren, ging es auch los quer durch die Eisberge.
Meike hat, wie nur sie es kann, direkt nach dem Ablegen ihre Reise ins Land der Träume begonnen. Jens dagegen war froh einen Buch-Tip eines Freundes dabei zu haben und las sich in die Geschichte der Frauen des Augustiner-Bräus ein.
Frühstück gab es im Hotel Icefjord erst ab 7 Uhr und da unsere Fähre früher ging, haben wir ein völlig ausreichendes Frühstückspaket eingepackt bekommen.
Und so verging die Fährfahrt auch schnell und schon kam die Disko Insel in Sicht. Beziehungsweise in Sicht war sie die ganze Zeit, nur jetzt waren wir wirklich da.
Die Insel sieht man nämlich bei gutem Wetter auch von Ilulissat aus, nur ist sie eben dann noch weit weg. Sie ist nämlich mit über 8.500 km² die zweitgrößte Insel Grönlands und eine der 100 größten Inseln der Welt.
Der grönländische Name ist Qeqertarsuaq und konsequenterweise heißt die Stadt auf der Insel Qeqertarsuaq Town. Und in dessen Hafen landeten wir dann an und wurden gleich in Empfang genommen. Unsere Koffer wurden auf dieses … Ding geladen und die 600 Meter zum Hotel gefahren. Nicht, dass wir das nötig gehabt hätten, aber im Regen war das schon angenehmer.
Da es noch super früh war, konnten wir nicht einchecken und deponierten unsere Rucksäcke mit unserer Tasche einfach hinter der Bar. Gleiches taten die beiden Mitreisenden aus Quebec, Kanada – zwei Schwestern, die wir noch häufiger treffen wollten. Die eine stellte sich vor mit „I am from Canada“ und die andere mit „I am from Quebec“, was erstere dann mit „Same family, different political approach“ quittierte … 😉
Qeqertarsuaq Town wurde 1773 gegründet und der Name selber bedeutet sinnigerweise „Große Insel“. Wie schon erwähnt, kreativ sind sie hier nicht. In der Stadt leben 839 Menschen. In einer Siedlung weiter nördlich leben noch einmal 50 und das war es schon. Für die ganze Insel.
Da wir noch Zeit hatten, spazierten wir etwas durch das neblige und regnerische Wetter. Sah schon alles etwas verloren hier aus.
Neben dem Hotel, einem Supermarkt gibt es noch ein (!) Cafe. Das wollten wir uns aber für schlechte Zeiten aufbewahren …
Das Wetter war nicht so schön, ergab aber das ein oder andere schöne Foto.
Die Blumen auf den Gräbern sind übrigens alle aus Plastik.
Ansonsten wirklich sehr trist hier. Wobei es bei blauen Himmel und Sonnenschein vermutlich anders wirkt.
Im Vorfeld haben wir uns noch die eine oder andere Dokumentation angeschaut und besonders eine von Copa90 hatte es uns angetan. Diese handelte eigentlich vom Fußball, ging aber sehr schnell in die kulturellen und sonstigen Veränderungen der Gemeinschaft hier durch den Klimawandel über. Das für die Menschen hier sehr wichtige Jagen auf der Disko Bay geht durch die nicht mehr vorhandene Eisdecke im Winter verloren und das hat leider sehr viele schlechte Konsequenzen. Die Männer bleiben zu Hause und wissen, außer Trinken, nichts mit sich anzufangen. Dazu noch das Problem, dass die Jagdbeute eigentlich zu Verpflegung dienen müsste, man diese aber jetzt teuer kaufen muss. Immer wieder wurde uns vor Augen geführt, dass hier ein unglaublich krasser Wandel passiert.
Aber das Thema „Fussball“ war der Grund für die grobe Richtung unseres kleinen Spaziergangs, denn hinter dem Heli-Port …
… liegt ein sehr schöner Kunstrasenplatz.
Der hier spielende G-44 Qeqertarsuaq hat zwei Mal die grönländische Meisterschaft gewonnen (der FC Bayern Grönlands ist Boldklubben af 1967 Nuuk, also der Hauptstadtverein, mit 13 Titeln).
Im Gegensatz zu so manchem oberbergischen Fußballplatz waren die Bälle hier nicht zum Bersten aufgepumpt und so konnte man … herumspielen.
OK, in der Mitte muss man ja nicht unbedingt stehen.
Und mit Wanderschuhen schießt es sich auch eher schlechter.
Aber die Lage des Platzes ist schon beeindruckend.
Zeitspiel, indem man den Ball zu den Eisbergen schießt, kennt man jetzt auch weniger.
Und auch die rustikalen Umkleiden der Kreisligen Deutschlands mutieren angesichts dieser Variante zu Luxus.
Im Anschluss sind wir noch ein bisschen weiter gewandert, haben aber aufgrund des aufkommenden Regens keine große Lust zu Heldentaten mehr gehabt.
Also Eisberge beobachtend zurück zum Cafe.
Vorbei ging es noch an der University of Copenhagen Arctic Station, einer ganzjährigen Forschungsstation mit knappen 40 Bewohnern.
Dafür hatten wir aber wenig Zeit, denn es regnete sich richtig sein. Also ab zum Cafe, was … nicht wie erwartet aussah.
Der überraschte Besitzer hatte nicht mit uns gerechnet und sprach auch kein Englisch. Was die Bestellung anspruchsvoll, aber dank einer Speisekarten-Tafel auf die man zeigen konnte, nicht unmöglich machte.
Was dann für uns überraschend war: Leffe Bruin vom Faß! In einem 800 Seelen Ort in Grönland. Im passenden Glas!
Vor Schreck bekamen wir Hunger und bestellten (ist auf dieser Reise anscheinend eine Art Tradition) eine Portion Nachos. Glücklicherweise ohne Aioli …
Die Toilette setzte dem irritierenden Charme des Cafes dann noch die Krone auf. Die Verkabelung direkt neben der Toilette würde auf jedem Fall jedem europäischen Elektriker die Schweißperlen auf die Stirn treiben.
Dann war aber auch unser Zimmer bezugsfertig und wir machten uns zurück zu Hotel durch den immer noch recht ruhigen Ort.
Unser Zimmer lag in einem Nebengebäude was eher einem alten Schulhaus ähnelte, denn einem geplanten Hotel.
Aber für eine Nacht würde das ohne Probleme gehen.
Bis auf die Nähe zum Hafen, der durch die einfachen Fensterscheiben eher keine ruhige Nacht versprach. Aber wir werden sehen, denn erst einmal stand eine Führung durch den Ort auf dem Programm. Und dann noch was Entspannung sowie ein Abendessen.