Die erste Nacht ohne Finsternis. Was wie der Alptraum von Dracula klingt war für uns halbwegs erträglich. Auch wenn die 4 Stunden Zeitverschiebung etwas Probleme bereitet hatte und auch die Betten jetzt nicht besonders bequem waren. Aber relativ ausgeruht grüßte der Flughafen mit seinen ersten landenden Flugzeugen und der weiterhin scheinenden Sonne.
Für uns hieß es, da wir einen späteren Flug nach Ilulissat gebucht hatten (dazu später mehr): Packen, frühstücken, Auschecken (aus dem Zimmer) und Einchecken (für den Flug).
Programmpunkt Eins und Zwei wurden dann erledigt, wobei das Frühstück im zum Hotel und zum Flughafen gehörenden Restaurants Muskox gereicht wurde.
Sah schon gut aus, aber wir waren uns sicher, dass wir mit dem gestrigen Essen im Roklubben eine bessere Wahl getroffen haben. Auch wenn die Weine schon spannend aussahen.
Was dann ein wenig enttäuschend war … hier hätte es Kölsch gegeben! Oder wie man es hier nennt „Kolch“ … 🙂
Aber das sollte sich auch noch erledigt in den nächsten Tagen. Vielmehr haben wir ganz angenehm gefrühstückt und dabei das österreichische und das deutsche Ehepaar am Nachbartisch ignoriert, die über irgendwelche gestohlene Räder fachsimpelten.
Dann doch lieber raus und die Landung des Fluges aus Kopenhagen noch festhalten.
Und weil wir ja von gestern wissen, dass mit der Landung der kleine Terminal völlig überfüllt sein würde, suchten wir uns eine kleine Ecke und richteten uns häuslich ein.
Ab und an ging einer von uns raus oder in das Cafe, um Fotos zu machen oder was zu trinken zu kaufen.
Fotos zum Beispiel von der US Coast Guard, die wohl aufgrund der Suchaktion nach dem vermissten (und inzwischen gefunden) Tauch-Boot bei der Titanic hierhin zum Tanken geflogen war.
Dann ging es aber langsam zum Boarding. Unser Flug sollte der letzte vor dem Flug nach Kopenhagen sein, dementsprechend konnten wir den A330 noch einmal genießen.
Und dann ging es zu unserem Flug nach Ilulisaat via Aasiaat. Man kann auch direkt fliegen, aber wir hatten mit Absicht genau diesen Flug ausgesucht, denn der Zwischenstopp versprach etwas Spannung. Außerdem soll die Route von Aasiaat nach Ilulisaat wunderschön sein, so hofften wir zumindest.
Zur Überraschung wartete am Inlands-Gate ein Bus auf uns, der uns einmal um den A330 herum zu einer bereitstehenden Dash-8 brachte.
Security oder so etwas gibt es bei Inlandsflügen übrigens nicht. Allerdings Bordingpässe und Sitzplatz-Reservierungen. Auch wenn diese eher als Vorschläge angesehen werden (einer saß auf unseren Plätzen, die sich Jens ausgesucht hatte).
Einsteigen sehr geordnet und mit vielen Foto-Möglichkeiten.
Auf der Einstiegs-Seite war der Propeller festgemacht, damit man nicht aus Versehen zerhackt werden kann.
Reihe 4 in einer Dash-8 ist die Exit-Row, daher hatten wir einen großzügigen Abstand zum Vordersitz.
Die eine Stewardess, dieses mal eine super freundliche und koordinierte Inuit, sortierte alle Sitzplätze und schon schloss sich die Tür.
„Boarding completed“
Und ab auf die Rollbahn und in Richtung Westen abheben.
Vorteil der kleinen Maschinen: Sie fliegen nicht besonders hoch und so hat man einen schönen Blick auf die Gegend. Auch wenn die dreckigen Fenster gute Fotos schwierig machten, der Ausblick war in Echt wunderschön und man schaute mehr oder weniger nur aus dem Fenster raus.
30 Minuten Flug nach Aasiaat. Und jetzt herhören Lufthansa: Auch da kann man eine Getränkeservice machen!
Sogar für einen zweiten Gang und einmal „Müll entgegennehmen“ reichte die Zeit. Wir haben, da wir noch Wasser aus dem Cafe hatten, aber nichts genommen und lieber die Gegend genossen.
Bei Gelegenheit müssen wir noch herausfinden, was für eine Teststrecke das hier ist. Sieht zumindest recht menschen-gemacht aus.
Die Propeller machten zwar ordentlich Lärm und auch die Fotos waren dadurch, wie gesagt, nicht einfacher. Aber auf einmal kam der Atlantik in Sicht und damit die ersten Eisberge.
Und dann auch der in einer starken Rechtskurve geflogene Anflug auf Aasiaat.
Links vor dem Propeller sieht man die Landebahn, die relativ steil angeflogen wird.
Einen Fussballplatz hat der Ort mit seinen 3.000 Einwohnern auch. Kein Wunder, denn das hier ist die 5. größte Stadt Grönlands …
Und hier der Flughafen der 5. größten Stadt Grönlands in seiner ganzen Ausprägung.
Gelandet wurde recht rustikal, dann ging der Pilot voll in die Eisen nur um dann einen scharfen U-Turn anzuschließen, um zum Terminal zurück zu rollern. Und weil das Flugzeug getankt werden musste, hieß es „Alle raus!“.
Wer hier ausstieg, wurde herzlich in Empfang genommen.
Und der Rest wartete am „Gate“. Also der anderen Tür zum Vorfeld.
Die Anzahl der Flüge ist überschaubar. Witzig war die prognostizierte Verspätung beim Abflug von … 1 Minute!
Das Gepäckband entsprach in seiner Größe dem Rest des Flughafens.
Skurril aber irgendwie auch schön. Alles ein wenig ruhiger, jeder kennt hier fast schon jeden und man kann einfach was herumspazieren.
Dann wurde das Boarding ausgerufen. Also wortwörtlich, weil ein Angestellter mit einer recht rauen Stimme kurz etwas auf Grönländisch in den Raum gerufen hat. Alle gingen zurück zum Flugzeug und setzten sich wieder hin.
In unserem Fall hatte sich jemand auf unsere Plätze gesetzt. Da wir aber keine Lust auf Diskussion für den 18 Minuten dauernden Flug hatten, setzten wir uns einfach dahinter.
Ein steiler Abflug und dann ging es auf direktem Wege nach Ilulissat.
Ilulissat bedeutet in grönländisch übrigens „Eisberge“, was auch den Titel dieses Blog-Artikels erklären sollte. Und die ersten dieser Eisberge, die alle vom Ilulissat-Eisfeld stammen, was von einem der aktivsten Gletscher Grönlands mit Eisbergen befüllt wird, dem Sermeq Kujalleq mit einer Fließgeschwindigkeit von 19 Metern pro Tag!
Jeden Tag kalben etwa 70 Mio. Tonnen Eis am Gletscher und befüllen die Bucht vor Ilulissat mit großen und kleinen Eisbergen. Die großen Eisberge treiben auch recht weit und es wird vermutet, dass der Eisberg, der die Titanic versenkt hat, von hier stammte.
Und dachten wir am Anfang noch „Oh, wie schön! Eisberge!“, war das kurz vor der Landung einem „Krass, so viele Eisberge!“ gewichen.
Das war sehr, sehr beeindruckend!
Dann flogen wir aber von Süden her über die mit knapp 5.000 Einwohnern drittgrößten Stadt Geönlands, Ilulissat.
Hier wird auch gerade ein neuer Flughafen gebaut, denn dies ist aktuell das touristische Zentrum des Landes und soll dementsprechende Infrastruktur erhalten. Der derzeitige Flughafen hat dementsprechend auch etwas mehr Verkehr. Und auch die Passagiere verhalten sich eher wie Touristen und stehen kurz nach dem Stillstand des Flugzeuges auf, um im Gang noch herumzustehen.
Werden wir nie verstehen.
Aber auch hier ein kurzer Fußmarsch zum Terminal.
Hier hat es sogar ein richtiges Gepäckband, wenn auch wieder in angemessener Dimension.
Und auch der kombinierte Abflug und Ankunfts-Terminal hatte etwas beruhigend dörfliches.
Zum Hotel sollte es einen Transfern geben, worauf wir aber etwas warten mussten.
Das war aber nicht schlimm, denn zu sehen gab es genug.
Und nach etwa 10-15 Minuten kam der Shuttlebus an. Wie ein anderer Shuttle-Fahrer meinte „Ist nicht zu verfehlen, ist der einzige weiße Bus, den wir hier haben!“.
Nachdem ein paar andere Hotels angefahren wurden, waren wir zuletzt im Bus, denn unsere Unterkunft für die nächsten 3 Nächte, das Hotel Icefjord, liegt am anderen Ende des Ortes. Dort wurden wir aber bereits erwartet und erhielten die Schlüssel zu unserem Deluxe-Zimmer. Was im Winter ein Extra-Fenster für die Nordlichter hat.
Und im Sommer einen Balkon für … nun ja … diesen Blick hier.
Wun-der-schön! Und die Eisberge sind ja nicht statisch, sondern bewegen sich, drehen sich und kippen auch manchmal um. Wobei wir letzteres eher seltener gesehen haben.
Aber wird sind in „Eisberg“ angekommen! Cool hier (Wortwitz beabsichtigt) und wir freuen uns darauf, die nächsten 2 1/2 Tage die Gegend zu erkunden!