Für Kopenhagen hatten wir uns im Vorfeld überlegt, was wir dort machen wollen. Als kulinarisch interessierte Menschen hat uns natürlich auch die Gastro-Szene der Stadt interessiert, weswegen wir im Vorfeld einige Optionen ausgelotet hatten. Wir hatten auch an den Platzhirschen Noma oder Alchemist Interesse, allerdings waren die verfügbaren Plätze in diesen Restaurants in etwa 10 – 30 Minuten weg, weswegen wir dort keine Möglichkeit hatten.
Plus: Der Urlaub in Grönland würde auch so schon teuer genug werden …
Also suchten wir ein paar Blogs und andere Quellen ab und so landeten wir am ersten Abend im mit einem Bib Gourmand ausgezeichneten Rebel Restaurant.
Passenderweise liegt dieses fußläufig vom Hotel erreichbar und so konnten wir uns noch kurz was auf dem Zimmer frisch machen und standen pünktlich an der Tür.
Bei der Buchung scheint etwas durcheinander geraten zu sein, denn wir hatten im Vorfeld, wie uns auch geraten wurde, das Menu voraus reserviert. Davon war aber in der Buchung nichts zu finden, aber die Küche hat es dennoch hinbekommen.
Und daher saßen wir in einem Tief-Paterre an einer mit Graffiti verzierten Halbwand und harrten der Dinge die da kommen würden.
Zuerst einmal was Blubber-Saft.
Schon vom ersten Moment an war der Service super und wir fanden uns gleich gut aufgehoben, sowohl was das Essen angeht als auch die Getränke-technischen Aspekte. Natürlich hatten wir uns für eine Weinbegleitung entschieden, was wie so oft eine gute Wahl war. Auch wenn es am Ende sehr deutsch-österreichisch werden sollte.
Die Grüße waren schon einmal sehr lecker: Ein dänischer Hüttenkäse mit geräucherten Erbsen und gerösteten Pistazien.
Dazu Rogen vom Seehasen auf einem (sehr röstigen) Rösti
Beides sehr lecker und ein richtiger Appetitanreger.
Weiter ging es mit einem Gericht für Jens und weniger für Meike: feine Leber auf einem Brioche mit Kräutern.
Quasi wie eine feine Pfälzer Leberwurst – sehr spannend.
Zu den weiteren Grüßen kam dann eine sehr bekannte Flasche …
Witzig, wo man alles Markus Molitor so findet. Zu Hause liegen ja noch einige Flaschen von ihm im Keller …
Weiter ging die wilde Fahrt: Ein Tartlette mit Pilzen und sehr viel Kresse.
Gefolgt von dem Signature Dish des Restaurants: Tartar mit Schwarzbrot-Krumen, Wasabi-Majo, Johannesbeeren und (natürlich) Kresse.
Generell ein sehr Kresse-affiner Anfang, aber das Tartar war sehr, sehr gut. Fast ungewürzt und daher sehr natürlich und perfekt mit den anderen Komponenten arrangiert.
Der Gang danach war dann allerdings noch eine Stufe besser: Sehr kurz (10 Minuten, wir haben den Koch gefragt) gebeizter Seehecht mit Gurken, Kohlrabi, Thai-Basilikum und Yam-Wasabi-Dressing.
Das war einfach lecker. Sehr aromenstark (fast schon scharf), der Fisch leicht gereift aber dennoch natürlich, der Basilikum mit einer feinen asiatischen Note. Wahnsinn! Das wäre eine angemessene Henkersmahlzeit!
Durch den Anfang waren wir schon einmal in sehr, sehr guter Stimmung. Da unsere Nachfragen auch immer öfters die Köche an unseren Tisch brachten, konnten wir auch hier ein paar spannende Informationen sammeln. Und mit dem Servier-Personal hatten wir hier und da ein paar nette Lacher.
Weiter ging es mit Jakobsmuscheln mit Peas a la Franciase (also Erbsen in einer Champagner Sauce und südfranzösischen Kräutern) und Speck.
Nicht so fein wir die Gänge davon, aber super wohlschmeckend. Eher was aus der Bistro-Küche, aber eben einer sehr, sehr Guten.
Während der Wein noch nicht ausgetrunken war (die nordischen Restaurants haben einen anderen Takt als wir) kamen schon die nächsten Gläser und der nächste Gang: Pochierter Steinbutt, Haselnuss, weißer Spargel und Fischfume mit Lauchzwiebeln und Kräutern.
Sehr rund und gut auf den Fisch abgestimmt.
Die Saucen waren übrigens durch die Bank weg sehr gut, vollmundig und fein. Für uns ja ein Zeichen von gutem Handwerk.
Als nächstes war schon Zeit für den Hauptgang. Secreto vom Duroc Schwein, Spitzkohl, grüner Spargel, Kartoffelschaum mit Petersilienpulver.
Hier haben wir eine kleine Fachdiskussion mit einem Koch angefangen, weil wir endlich mal lernen wollten, wie wir unseren Isi Siphon bedienen müssten, um so einen Schaum hinzubekommen. Leider bekamen wir nur grobe Angaben wie „Ich habe irgendwo eine Umrechnung stehen, aber mehr so grob“.
Aber wir hatten unseren Spaß und waren auch inzwischen wieder einmal mit die Letzten im Restaurant.
Zum Nachtisch dann wieder ein Gruß aus Östereich.
Und ein gelungener Abschluss mit Erdbeeren-Sorbet, Waldmeister, englische Creme und Hagebutte.
Etwas wild und wieder etwas Bistro-affiner, aber dennoch lecker. Und fast geschmolzen, denn während des Anrichtens kam noch ein Koch kurz zurück, um sich von uns zu verabschieden und noch ein paar Worte zu wechseln.
Fazit: Das Essen war hervorragend, teilweise sehr fein und hier und da etwas gröber. Aber immer sehr lecker und kreativ. Und der Service war erste Klasse, denn mit jedem hatten wir einen guten Draht, trotzdem sehr professionell gearbeitet wurde.
Das endete damit, dass wir uns mit zwei Kellern noch zum Abschluss über die dänische Gastro-Szene unterhalten haben, während sie Gläser putzen mussten und wir hatten dabei nicht das Gefühl, dass sie es nur geduldet haben. Plus: Wir haben noch den einen oder anderen Tipp bekommen sowie die Garantie, dass unsere morgige Wahl eine sehr, sehr Gute war.
Dazu aber morgen mehr.
Auf dem Heimweg dann noch ein kurzer Einblick in die dänische Feierlaune: Da vor einigen Wochen die Abitur-Klausuren geschrieben wurden und es wohl Tradition ist dieses in einem LKW zu feiern, während Dieser durch die Stadt fährt, haben wir die ganze Zeit besagte LKWs gesehen und vor allem gehört.
Das geht noch Wochen so, da es insgesamt nur 3 LKWs gibt und alle nacheinander buchen mußten.
Aber wir waren nach dem Essen sowieso in Feierlaune, denn einen so guten kulinarischen Start in den Urlaub hatten wir uns nicht erträumt. Auf das noch einige Highlights folgen werden …
Das sieht wirklich alles fantastisch aus!
Chris wird „sehr röstiger Rösti“ in seine Wortwahl mit aufnehmen !