Wir haben Hunger und wollen uns mal wieder was gönnen … hmmm … wo waren wir denn schon lange nicht mehr?
Ah: Das La Societe!
Manchmal ist es so einfach eine Entscheidung zu treffen, selbst für uns. Also flink via fork einen Tisch gebucht und ab ging es. Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wussten war, dass dies der letzte Tisch war und das er auch kurzfristig frei geworden war. Glück muss man also auch mal haben.
Aber für uns war es schön wieder in einem unsere Lieblingsrestaurants zu sein.
Während der verschiedenen Lockdowns in der Corona-Zeit haben wir mehr als ein Mal das La Scoiete @ home Menü genossen und es war sowas wie das Highlight der Woche, wenn wir Samstags unsere Tüten und Weck-Gläser abholen konnten. Und während der Zeit hatten wir auch das Personal im Restaurant etwas besser kennen gelernt. Was bis zu diesem Abend nachwirkte, denn wir wurden wiedererkannt und das ist immer schön.
Den damaligen Chef Grischa Herbig hat es inzwischen weiter gezogen und an seiner Stelle schwingt der ehemalige Sous-Chef aus dem Aqua in Wolfsburg, ein drei Sterne Restaurant, Leon Hofmockel hier den Kochlöffel. Und das mit ambitionierter, moderner Küche, die verschiedene Einflüsse verarbeitet. Immer basierend auf klassischen Kombinationen und dennoch mit kleinen Akzenten und Twists.
Die beiden Grüße aus der Küche zeigten gleich die detailreiche Art, mit der hier ambitioniert Gerichte kredenzt werden: Eine Tartelette mit Gänseleber, Haselnüsse und Rettich.
Und ein Küchlein mit Pulled Wildfleisch und Radieschen.
So gefiel uns das schon sehr.
Das Restaurant ist auch umgebaut worden, die alte Theke wurde entfernt und das ganze Interieur ist modern, klassisch und etwas gehobener. Wenn das alte Restaurant eher in die Richtung einer Gourmet-Eckkneipe mit kreativen und schrillen Akzenten ging, so findet man heute eher gedämpfte Farben, gut ausbalancierte Deko und ein aufgeräumterer Gastraum.
Die Seele des Restaurants, das was uns immer wieder hier hinzieht, ist aber weiterhin spürbar. „Anders gut“ ist das, wie wir es meistens beschreiben, wenn jemand das alte La Sociere noch kennt.
Im Menü ging es dann weiter und, wenn uns unsere Erinnerung nicht trügt, mit einem recht asiatischen Gang, einer starken Brühe, einer Rolle mit Schweinefleisch und einer wunderbar gepoppten Schwarte.
Leider haben wir vergessen das Menü mit zu nehmen und sind leider, auch die durch die von Sommelier Maximilian Altermann arrangierte Weinbegleitung, nicht mehr so sicher, was jetzt was war.
Sicher sind wir, dass beim nächsten Gang Aal und Rosenkohl kombiniert wurde. Leider war der Aal etwas im Hintergrund und auch nicht so stark im Geschmack.
Dafür war der nächste Gang ein aromatischer Knaller: Hamachi, also Gelbschwanzmakrele, mit einer Karotten-Soße, einem Öl und einem sehr stark gewürzten Karotten-Ingwer-Ralish als Nocke auf einem der Fische. Dazu dann noch ein Tatar vom Hamachi und ein Sorbet.
Kalt-warm, süß-sauer-scharf, feste und weiche Texturen – ein wahrer Traum!
Der nächste Gang war da wieder dezenter und, musikalisch gesprochen, ein kleines, feines Geigensolo nachdem uns gerade Nightwish eine Runde „Ghost, Love, Score“ um die Ohren geballert hat. Es gab einen schönen Schaum, rote Beete und warme Gemüse-Brunoise.
Danach dann was, worauf sich gerade Jens immer wieder freut: Jakobsmuschel. Hier etwas zu durch, aber noch vertretbar, mit einem Schaum und wieder dieser Karotten-Ingwer-Nocke, allerdings in nicht so scharf. Dazu ein schönes Espuma.
Eine Garnele, sehr frühlingshaft mit Kräutern und einem Kräuteröl angerichtet, folgt direkt danach.
Alle Gänge für sich vielleicht etwas schlichter, nicht so richtig „auf die 12“. Aber jeder Gang für sich sehr fein, sehr geplant und handwerklich einwandfrei zubereitet. Da war kein Röstaroma, wenn es nicht sein sollte. Da war keine Bitternote, wenn sie nicht durch andere Aromen aufgefangen wird. Man merkt hier, wo die Reise hingehen soll im La Societe. Denn auf einem Stern kann man ja bekanntlich nicht … kochen?
Zeit für den Hauptgang, oftmals ja der Teil eines Gourmet-Menüs, wo wir ratlos zurückgelassen werden. Dieses hier war eine der seltenen Ausnahmen von der Regel, denn die Entenbrust war sagenhaft. Dazu zwei Soßen und ein Jus, Gemüsechips und erneut eine wunderbar auf den Punkt zubereitete Schwarte.
Auch hier: Zubereitung, Aromen, Kombinationen und Optik wunderbar. Auch die Proportionen der „Beilagen“ zum Fleisch war richtig gut. Und wenn wir meckern wollen, dann: Der Topf mit dem Jus wurde nicht am Tisch stehen gelassen. 😉
Eine gute Wahl von uns an diesem Abend spontan hier hin zu gehen. Chef Hofmockel ging immer wieder aus der Küche in den Gastraum um den einen oder anderen Stammgast zu begrüßen. Hier hätten wir es gut gefunden, wenn er die anderen Gäste, also auch uns, nicht dabei so links liegen gelassen hätte. Aber am Ende waren wir auch zum Essen hier und die übrigen Servicekräfte waren charmant genug und kümmerten sich so wie immer um uns und die anderen Gäste.
Dessert-Time: Hier wissen wir leider nicht mehr genau, was es war. Die Emotionen sind aber noch präsent, denn von recht säuerlich und erfrischend beim ersten Dessert-Gang …
… ging es über fruchtig-schokoladig-crunchy beim zweiten …
… zu den feinen, kleinen Petit Fours am Ende.
Und zufrieden waren wir eh die ganze Zeit.
Das La Societe versucht mit der Tradition etwas zu brechen, um vielleicht auch mal was neues auszuprobieren. Um vielleicht auch in Richtung eines zweiten Sterns zu gehen. Und weil Stillstand, gerade in kreativen Gewerken, oftmals keine gute Sache ist. Zumindest über eine lange Zeit hinweg.
Insofern sind wir ganz gespannt, was hier in den nächsten Jahren so passiert. Und ein Kölsch, wenn auch nicht mehr in den kleinen 0,05l Gläsern wie „früher“ gibt es hier immer noch.
Und so ein bisschen „Ach, fast wie früher“ ist ja auch ein schönes Gefühl, oder?