Im November hatten wir Freunde aus Österreich zu Besuch und mit ihnen hatten wir schon lange den Plan das Ahrtal zu besuchen. Dies wollten wir an diesem schönen Sommertag dann endlich machen, wobei das für uns eine besondere Sache war. Denn seit unserem letzten Trip ins Ahrtal Anfang Juni 2020 waren wir nicht mehr da. Damals haben wir in Ahrweiler übernachtet, haben sehr gute Restaurants wie Steinheuers in Heppingen besucht und sind den Rotweinwanderweg von Dernau nach Rech gewandert. Wir so oft haben wir es damals sehr genossen.
Dann kam der 14. Juni und mit ihm das zerstörerische Hochwasser, was das Ahrtal nachhaltig veränderte. Seitdem waren wir nicht mehr da gewesen, denn die Bilder und Berichte aus der Region (und nicht nur da her) waren uns zu viel. Somit war diese Reise für uns auch ein großen emotionalen Aspekt, denn auch aus familiären Gründen ist uns die Gegend ans Herz gewachsen. Und jetzt würden wir mit eigenen Augen sehen, wie es aktuell aussieht.
Im Gegensatz zu sonst haben wir uns für eine Anreise per S-Bahn entschlossen, weil Andrea und Max, unsere Begleitung heute, in der Nähe der Haltestelle Holweide übernachteten und dort warteten. Also gingen wir zu Fuß nach Dellbrück und warteten dort ebenfalls auf die S-Bahn nach Deutz. Mit einem schönen Blick auf die ehemalige Adler-Fabrik.
Nachdem wir unsere beiden Gast-Österreicher eingesammelt haben, standen wir noch was in Deutz herum und warteten auf die Regionalbahn nach Bonn. Nachdem wir uns ein erstes oder zweites Frühstück gegönnt haben.
Im überraschend schnell erreichten Bonn hieß es: Bahnsteig wechseln und darauf warten, in die bereitstehende Regionalbahn ins Ahrtal einsteigen zu können. Der Fahrer hat nämlich keine Lust gehabt, die Türen zu öffnen und so standen wir herum. Bis auf Max, der den ganzen Bahnsteig abwanderte …
Eine kurze Fahrt nach Remagen und ab ging es auf die Ahrtalstrecke. Diese wurde durch das Hochwasser am 14./15. Juni 2021 mehr oder weniger zerstört. Der Betrieb wurde schon am 8. November 2021 zwischen Remagen und Ahrweiler eingleisig wieder aufgenommen. Bis Walporzheim verkehren seit dem 12. Dezember 2021 wieder Züge.
Die Trasse zwischen Walporzheim und Ahrbrück muss leider komplett neu gebaut werden. Acht Brücken, 14 Kilometer Strecke sowie die gesamte Infrastruktur muss komplett neu gebaut werden. Natürlich wird beim Neubau auch beachtet, dass auch künftigen Hochwassern die Strecke nicht wieder zerstören kann und zusätzlich soll die Strecke elektrifiziert werden. Eine Wiederinbetriebnahme der Strecke bis Ahrbrück ist für Ende 2025 angestrebt. Hoffen wir das Beste, denn ohne eine gute Verkehrsanbindung wird es das Ahrtal sehr viel schwieriger haben wieder aufgebaut zu werden.
Wir sind in Ahrweiler Markt ausgestiegen, da von hier aus die Busse abfahren und die aktuell nicht durch die Bahn angebundenen Orte anfahren.
Unser Ziel war Dernau, denn wir wollten unsere Standard-Tour machen: Hofgarten Dernau – Kloster Marienthal – Försters – Ahrweiler.
Und dann waren wir in Dernau. Und fanden kurze Zeit keine Worte ob der Zerstörung.
Nicht überraschend hat uns der fehlende Dernauer Esel stark getroffen. Auch der Rest verschlug uns die Sprache.
Aufgeben ist keine Option!
Aber jetzt erst einmal genug der schlimmen Bilder – die konnte man ja auch in den Medien genug betrachten.
Dadurch, dass Dernau am Ortsrand etwas ansteigt, konnten einige Häuser ohne größere Schäden davonkommen. Unter anderem der Hofgarten in Dernau. Wo wir dann glücklich unsere Tour stilecht begannen!
Nach einem guten zweiten Frühstück und dementsprechenden Weinen (Meyer-Näkel, hoffen wir, dass es da weiter geht) waren wir beschwingt genug, um den Fußweg nach Ahrweiler zu beginnen.
Und was hatten wir für ein Glück mit dem Wetter, auch wenn das Weinlaub noch ein paar Tage gebraucht hätte. Aber auch so war es sehr, sehr schön wieder hier zu sein!
Da, wo die Ahr ganz unscheinbar in ihrem Bett floss, konnte man dann aber noch sehr viel Zerstörung sehen. Wie weit die Ahr sich in der Flutnacht ausgebreitet hat, machte wieder Sprachlos.
Auf unseren üblichen Wegen, auf denen recht wenig Spaziergänger unterwegs waren, ging es zum Kloster Marienthal.
Auch das hat glücklicherweise wieder auf und so konnten wir in dem wunderschönen Hof einkehren und einen Abt trinken.
Der heißt wirklich so, der Wein.
Weiterhin beschwingt ging es weiter in Richtung der Fösters Wein Terrassen.
Was auch immer wieder auffiel war die fehlende Bahnstrecke, denn … nun ja, die Bahntrasse war eben weg.
Bei den Weinterrassen gab es dann eine kurze Bio-Pause und ein weiteres Weinchen. Was, wie immer, dazu geführt hat, dass wir im Dunklen die restlichen Kilometer absolvieren mussten. Heute war das aber kein Problem, denn es war St. Martin. Und rund um Ahrweiler findet an diesem Tag ein besonders Event statt.
Den Brauchtum in Ahrweiler mit dem Martinszug, den vier Bergfeuern und den Schaubildern gibt es seit 1860. Seit 1922 gibt es einen sogenannten Martinsausschuss, der sich um die Koordination der Bergfeuer, die von den vier Junggesellenvereinen organisiert werden, kümmert. Nach dem Krieg wurden die Bergfeuer immer mehr zu imposanten Schaubildern aus Feuer, die vom Ort aus beobachtet und auch prämiert werden.
Um 17.30 Uhr werden die Bergfeuer mit dem Läuten der Glocken der St. Laurentius-Pfarrkirche durch die Junggesellen der vier Ahrweiler Huten angezündet und durch den Martinsausschuss bewertet.
Von unserem Standpunkt aus konnten wir leider nur ein, zwei sehen – aber auch hier konnte man die Dimensionen erkennen.
In Ahrweiler drohte dann wieder, wir waren ja weiterhin mit Österreichern unterwegs und bei denen scheint das ja eine ständige Bedrohung zu sein, der Hungertod. Aufgrund des Martinsfestes war das aber eine etwas schwereres Unterfangen, denn natürlich wollten die ganzen Besucher des Festes auch Essen.
Im Sternchen fanden wir dann aber noch einen Tisch für eine Stunde, was durch die schnelle (und sehr gute) Küche mehr als ausgereicht hat.
Und danach ging es noch einmal durch die Fußgängerzone inklusive eines kleinen Abstechers in Bells Genusshof. Das dort ausgeschenkte Bier war aber nicht so wirklich passend, also ging es weiter zum Bahnhof. Und ab nach Remagen und von dort mit dem REX 5 nach Mülheim und mit der Straßenbahn nach Hause. Wo wir müde aber glücklich angekommen sind.
Ein schöner Tag, mehr als nette Begleitung und das Ahrtal wird wieder aufgebaut. Aufgeben ist keine Option!