Nicht wegen Bier, Whisky oder der AGM. Und auch nicht wegen eines Gourmetessens, Rugby oder einem Militärfestival. Also … fast. Auch wenn wir natürlich nicht gehungert haben und auch nicht verdurstet sind. Aber dazu später mehr.
Ende Juni standen wir am Kölner Hauptbahnhof und „flogen“ wieder einmal nach Frankfurt.
Man meckert ja oft über die deutsche Bahn und vor allem die Fahrgäste in den Zügen. In diesem hier gab es nichts zu meckern: Sauber, pünktlich, schnell und keine irritierenden Mitreisenden, die ihre Plätze im falschen Wagen suchen.
Und fix war der Zug auch noch.
In Frankfurt dann unser üblicher Weg vom Bahnsteig …
… in die große Schalterhalle mit der Klapptafel. Und Absperrband … moment?
Grund dafür war ein herrenloser Koffer, welcher von der Bundespolizei abgesichert und abtransportiert werden musste. Teure Angelegenheit für den oder die Inhaberin des Koffers.
Danach ging es ohne Umwege über die Lounge, denn dafür war die Zeit zu knapp, direkt zu den Abfluggates. Die seit dem Brexit quasi irgendwo in einer Ecke des Flughafens liegen müssen, weil man ja noch eine separate „Haben sie auch ihren Reisepass dabei?“-Prüfung durchführen muss. Naja, vielleicht erleben wir ja noch, dass das wieder wegfällt …
Unsere Reise führte uns dieses Mal wieder einmal nach Newcastle, denn das war wieder einmal günstiger als Edinburgh, Glasgow oder andere schottische Destinationen.
Vorteil dieser Bus-Gates: Der Ausblick ist oft ganz ok, trotz Baustelle rund um uns herum sowie ein paar anderen Hindernissen. Also meistens den Mitreisenden. Trotzdem ein schöner Blick auf die 747 aka „Queen of the sky“, welche ja langsam ihren Abschied entgegen geht.
Ansonsten Chaos und Baustelle.
Der Flieger war dann ganz ok für die 2 Stunden nach Newcastle. Nichts besonderes, aber immerhin eine 2-2 Bestuhlung, was bedeutet, dass wir keinen Fremden neben uns haben. Was aber auch bedeutet, dass Jens (der ja oft am Fenster sitzen darf) ein wenig … geknickt sitzen muss, denn die Wölbung des Rumpfes hindert bei so mancher Bewegung dann schon.
Auf dem Rollfeld wieder ein paar Raritäten wie hier rechts die Lufthansa-Maschine in Retro-Outfit.
Ansonsten ein sehr unereignisreicher Flug. Die Wolken boten zwar hier und da was Ausblick, aber nach den Niederlanden kommt halt die Nordsee und damit eher nichts zum Anschauen.
Und dann auf einmal die britische Insel.
Newcastle ist jetzt nicht gerade der größte Flughafen, weswegen die Landung auch ohne größere Warteschleifen und ohne Probleme gelang. Und dann zu Fuß zum Terminal. Was, wenn es nicht regnet, unsere liebste Art des De-Boarding ist.
Welcome to Newcastle!
Warum wir Newcastle öfters als Alternative für direkte Flüge nach Schottland nehmen: Die Flüge sind oft relativ günstig und die Anbindung vom Flughafen zum Bahnhof und von da weiter nach Edinburgh ist super einfach. Von der großen Halle geht es nämlich an einem Ende zur Metro Station.
Dort stand bislang immer ein Zug bereit ohne rennen zu müssen oder sich selbigen mit vielen Mitreisenden teilen zu müssen.
Die Züge der Newcastle Tyne and Wear Metro sind zwar schon recht alt und klappern doll, aber es geht. Und mit einem Sitzplatz sowieso. Und das Klappern hilft, damit man das deutsche Paar schräg gegenüber nicht mehr hört, was mit einem Reiseführer kämpft und den Weg zum Hotel sucht. Oder zu einem Airbnb. Oder sonstwo hin – auf jeden Fall sehr unerfolgreich und das erste Mal seit langem, dass das Handy nicht benutzt wird. Wird auch eher seltener …
An der Central Station dann raus und hoch zum Bahnhof.
Selbiger ist immer noch beeindruckend, wurde 1850 eröffnet und hat heute immer noch 12 Gleise, die vor allem von der LNER, der London and North Eastern Railway im InterCity-Verkehr bedient werden.
Und der Bahnhof hat etwas, was ebenfalls selten geworden ist: Eine Bahnhofskneipe! Und was für eine, denn das hier ist tatsächlich der ehemalige Wartesaal 1. Klasse.
Und ja, den Typen im Gymnasik-Anzug haben wir auch gesehen und ignoriert. War irgendeine Art von Feier, genau so wie 3-4 weitere Junggesellinnen-Abschiede oder andere Gruppen, die sich hier warmgetrunken haben.
Wir gingen das Ganze eher langsam an und tranken ein Newkie Brown und aßen einen Burger bzw. ein vorzügliches Club Sandwich.
Gut, danach sind wir noch in die eher lokaleren Biere eingestiegen, denn der von uns bereits im Voraus gewählte Zug fuhr was später.
Wobei das mit dem Zug so eine Sache war, denn pünktlich zu unserer Anwesenheit hatten die britischen Eisenbahner sich zu einem Streik entschlossen. Was bedeutete, dass im ganzen Land nur etwa einer von drei Zügen fuhr und überall gewarnt wurde, dass man doch zu Hause bleiben solle.
Im Streikplan fielen tatsächlich bis auf genau unseren Zug die jeweiligen davor und danach aus. Was uns schon Horrorszenarien im Geiste erschienen ließ, wie voll dann unser Zug werden würde.
Und um uns darauf vorzubereiten, schlossen wir noch eine Lücke in unserer Brewdog-Kneipen-Landkarte.
Wobei Newcastle, was wir im Brewdog gemerkt haben, erstaunlich hügelig ist. Und warm war es auch noch, weswegen der Kilometer zurück zur Bahnstation inkl. Gepäck schwitziger als gedacht wurde.
Am Bahnhof dann: Stille!
Das mit dem „bleiben sie zu Hause“ hat erstaunlich gut funktioniert, denn es waren wirklich fast keine Passagiere am Bahnhof, um die paar Züge zu benutzen. Anscheinend hat das mit dem Homeoffice auch in Großbritannien besser als gedacht funktioniert.
Als dann unser Zug einfuhr war sogar mehr Personal anwesend, um zu helfen, als echte Fahrgäste. Gut, dann schauen wir mal, wie voll unser Abteil sein würde.
Antwort: Bis auf 4 Touristen aus Australien war es komplett leer!
Das gefiel uns gut!
So war es natürlich sagenhaft entspannend, denn der neue Azuma-Triebwagen, der hier eingesetzt wird, ist recht neu, wir saßen in der ersten Klasse (Fahrkarte kostete etwa 20 Pfund für uns beide) und man bekommt hier ja auch gratis was zu Essen.
Bedient wurden wir von einer Managerin, die aufgrund des Streiks aushelfen musste. Und unser Schaffner war fast schon Pensionär und hatte genügend Zeit sich mit uns zu unterhalten, während rechts und links die Landschaft vorbei zog.
So vergingen die 1 1/2 Stunden wie im Fluge und schon waren wir im äußerst sommerlichen Edinburgh.
Unsere Idee war, da wir ja doch zwei recht schwere Koffer dabei hatten, direkt zum Hotel zu fahren und erst einmal alles abzulegen. Und dann vor allem aus den unpassenden Klamotten raus, denn irgendwie hatten wir mit kälteren Temperaturen gerechnet.
Also ab zur Tram, nachdem wir vorher unsere neuen ridacards aktiviert haben. Ja, wir sind jetzt Inhaber von Dauerkarten der hiesigen Verkehrsanbieter (ein Wochenticket rechnet sich ab 4 Tagen).
Das mit dem „zum Hotel fahren“ ging dann nur bis zum West End, denn unsere Bahn musste dann halten und den Pantograph abbügeln. Grund dafür war, dass ein paar Kreuzungen weiter ein Auto brannte und da natürlich kein Vorbeikommen war.
Da dies auch für Busse galt und wir uns kein Taxi nehmen wollten, sind wir dann mit den Koffern zurück Richtung Princess Street gegangen und haben uns in unser Schicksal ergeben.
Bedeutet: Fierce besuchen, einen Tisch blockieren und was leckeres trinken.
Soweit, so gut. Auch wenn der Alkoholkonsum zu dem Zeitpunkt, gerade bei dem Wetter, schon fast zu viel wurde. Aber dafür gibt es ja einerseits auch alkoholfreie Biere, andere Getränke und außerdem war das Auto gelöscht und die Tram fuhr wieder.
So im Hotelzimmer angekommen ging es gleich auf das Zimmer, was für dir nächsten 9 Tage unsere Heimat werden sollte.
Warum 9 Tage? Weil wir uns von Montag bis Freitag bei einer Sprachschule eingeschrieben haben, um unser Englisch zu verbessern. Oder um die Fehler auszumerzen, die wir uns in der Vergangenheit angewöhnt haben.
Und da würde es ab Montag drum gehen, doch vorher haben wir noch das Wochenende, um uns noch „einzuleben“. Nicht, dass wir das so richtig brauchen würden …