Nach einem erholsamen, aber etwas schwitzigen Tag auf Toronto Island haben wir uns etwas im Hotelzimmer erfrischt und etwas ausgeruht. Und uns auf unser Abend-Event vorbereitet, welches wir tags zuvor spontan gebucht hatten.
Einer Tradition folgend haben wir ja im Urlaub auch öfters mal Sport-Events besucht, was uns von Handball in Südkorea über Rugby in Japan oder natürlich in Schottland, American Football in Seattle und richtigem Football in Portland bis zu Lacrosse in .. äähhh … Toronto gebracht hat. Und die Tatsache, dass wir nun einmal Nordamerika ja ab und zu doch besuchen, machte es um so untragbarer, dass wir noch nie eine der Hauptsportarten hier besucht haben: Baseball!
Zufälligerweise hatten wir am Abend nichts vor und es gab auch ein Heimspiel der Toronto Blue Jays im Rogers Dome. Und dafür öffentlich verfügbare Tickets. Nicht wie in Seattle, wo man ja Mondpreise über einen Retailer bezahlen musste …
Also wurden kurzerhand 2 Tickets erstanden und etwa 1 1/2 Stunden vor Beginn machten wir uns auf den kurzen Fußweg zum Stadion. Gemeinsam mit sehr vielen anderen Fans.
Das Rogers Center liegt direkt neben dem CN Tower und bietet knapp 50.000 Zuschauern Platz, wenn die Toronto Blue Jays hier eines ihrer vielen Heimspiele austragen.
Die für europäische Fans noch ansatzweise mit dem Eishockey vergleichbare Anzahl von Heimspielen schafft unserer Meinung nach eine Übersättigung an Baseball. Durch den fast schon religiösen Status dieser seit 1876 im Ligabetrieb bestrittenen Sportart kommen trotzdem sehr viele Zuschauer zu den 162 Spielen pro Saison. Also 162 Spielen, die jedes Team hat! Ohne eventuelle Wild Card Series, League Division Series, Championship Series oder World Series.
1993 haben die Blue Jays zum letzten Mal die World Series gewonnen und stellen aktuell das einzige kanadische Team in der MLB. Nicht nur deswegen sind sie hier recht stolz auf ihre Mannschaft.
Wie wir inzwischen wissen gibt es in nord-amerikanischen Sportarenen auch eine angenehme Auswahl an Craftbeers, wenn auch zu exorbitanten Preisen.
Aber was tut man nicht alles für ein Kölsch beim Baseball.
Im Anschluss ging es mit den teuer erworbenen Bieren auf den langen, langen, langen Weg hinauf zu unseren Plätzen.
Da wir nicht willens waren große Beträge auszugeben, am Ende noch einen Ball vor den Kopf zu bekommen und für ewig in Youtube-Playlisten der „Blödesten Baseball-Fans aller Zeiten“ aufzutauchen, haben wir uns dahin gesetzt, wo garantiert niemand hinschlagen kann.
So war auch die (ebenfalls teure und sehr enttäuschende) Stadionwurst gesichert.
Die Aussicht war allerdings hervorragend!
Allerdings haben sich beim Spiel so ziemlich alle Klischees als richtig erwiesen: Baseball ist in der Regel nur eine Begleitung von Essen und Trinken. Es wechseln sich 4 Sekunden Aufregung mit 4 Minuten Pausen, Werbepausen, Aus- und Einwechslungen und sonstigen Dingen ab.
Immerhin gibt es beim Baseball auch recht selten ein 0:0 und somit konnten wir auch den ein oder anderen Homerun bewundern.
Ach so: Der Gegner waren die Baltimore Orioles, ein Team, was aktuell euch eher auf der erfolgreichen Seite des Baseball-Lebens scheint. Vermuten wir, denn wie schon erwähnt, haben keine genaue Ahnung, wie die verschiedenen Tabellen zu lesen sind.
Bei Toronto war Bo Bichette der Spieler mit der meisten Aufmerksamkeit, da er aktuell so ziemlich in jeden Spiel einen Homerun schlägt. So auch dieses Mal …
Wir passten uns in der Zwischenzeit den ganzen Studenten um uns herum an, die ebenfalls andauernd Essen oder Trinken holten. Aus irgendwelchen Gründen saßen wir nämlich unter lauter Studentengruppen, die in den vielen Werbepausen auch namentlich erwähnt wurden und dabei groß jubelten. Und sich dann wieder ihrem Bud Light und den Nachos zuwendeten.
Die Nachos waren übrigens echt eine Frechheit, da hätte man auch Pappe essen können.
Wie beim Baseball üblich: Man kann nicht genau abschätzen, wie lange ein Inning und damit auch eine Partie dauern. Und so kam das Ende dann doch schneller als gedacht.
Und auf einmal haben wir, im Gegensatz zu sonst, ein Heimsieg miterleben können. Mit 6:3 gewannen die Blue Jays, nur um am nächsten Tag wieder gegen Baltimore zu spielen. Und den Tag danach auch.
Ein „nordamerikanisches Event“? Auf jeden Fall! Wie man sich das aber regelmäßig antun kann, erschließt sich uns nicht so wirklich. Aber das gleiche denken vermutlich die Baseball-Fans auch von Fußball-Fans, insofern: Jede(e) wie sie/er will.
Wir mussten dann auf jeden Fall wieder die diversen Stockwerke runter und dann zurück zum Hotel.
Dabei haben wir uns ein wenig treiben lassen und sind dabei mehr oder weniger durch den Bahnhof und ein irgendwie merkwürdiges Nebengebäude gegangen, nur um dann …
… für alle (also für uns) überraschend direkt vor dem Hotel rauszukommen.
Und dann ging es ab ins Bettchen, denn morgen müssen wir schon wieder früh aufstehen!