Was machen wir denn mit dem angefangenen Tag? Satt waren wir ja und das vermutlich noch für Stunden. Kalorien und damit Energie hatten wir auch genug. Also irgendwie bewegen, spazieren gehen oder wandern. Aber wo nur? Downtown Toronto ist zwar schon, aber es wurde schon wieder was wärmer bzw. schwüler. Und da fiel uns doch ein: Gestern beim Anflug sind wir doch auf dieser vor Downtown liegenden Insel namens Toronto Island gelandet. Da könnte es vielleicht was angenehmer, weil windiger, werden. Also ab zur Fähre und mal schauen, was diese Insel zu bieten hat.
Der Weg dorthin führte durch eine eher schmuddelig aussehende Gegend Torontos und unter dem berühmt, berüchtigten Gardiner Expressway durch. Dieser ist hier inoffiziell die längste Brücke in Ontario und führt auf knapp 7 Kilometern auf Betonstelzen zwischen Innenstadt und dem Ontariosee von West nach Ost. Aktuell werden Teile des Gardiner renoviert und andere Teile abgebaut und unterirdisch verlegt. Verkehrstechnisch ist die Straße vielleicht nötig, gerade in einer so Auto-fokussierten Gesellschaft wie in Nord-Amerika, aber auch hier findet ein langsames Umdenken statt.
Mal schauen wie dieses Denkmal für den Autoverkehr in 5-10 Jahren aussieht.
Dahinter dann das, im Gegensatz zur Waterfront, noch nicht renovierte Hafengebiet.
Für uns ging es allerdings kurz danach zur Fähre. Genauer gesagt zum „Jack Layton Ferry Terminal„, von dem aus 3 Routen auf die Insel ausgehen.
Die Preise waren für alle Routen identisch, die Tickets haben wir vorab über das Internet gekauft, weil dies günstiger war. Im eher an ein Gefängnishof erinnernden Terminal suchten wir uns dann die Fähre mit den wenigsten Passagieren aus und warteten dann einfach, bis die anderen weg waren.
Gerade die Fähre zum Center Island, also dem Mittelpunkt von Toronto Island, wurde von vielen Touristen geentert. Was tatsächlich auch die Angestellten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit brachten, denn eine süd-amerikanische Großfamilie muss auf eine Dame warten, weil sie noch unbedingt auf die Toilette musste. Eine indische Familie wollte schlau sein und auf ein anderes Boot gehen (zu dem Zeitpunkt standen alle 3 Fähren da) und mussten aufwendig und unter großem Gepolter zurückgeholt werden.
Was für ein Zoo!
Wir saßen einfach herum, verdauten noch die leckeren Speisen aus dem St. Lawrance Market und gingen dann gemütlich an Bord unseres Schiffes nach Ward´s Island, dem westlichsten Dock auf Toronto Island.
Und was uns gestern beim Anflug nicht vergönnt war, konnte jetzt nachgeholt werden: Die Skyline Torontos breitete sich vor uns aus.
Und auch ein Anflug auf den Flughafen konnten wir beobachten.
Die Fähre selber, die William Inglis, war übrigens angenehm leer. Es waren nur ein paar Touris, ein paar Einheimische und ein paar Läufer an Bord. Letztere fahren in der Mittagspause mit der Fähre zu einem Ende der Insel, laufen zum anderen Ende und fahren mit der anderen Route zurück. Auch eine spannende Idee für eine sportliche MiIttagspause.
Fun fact: Die ersten Fähren fuhren hier 1882 und waren Raddampfer. Das erste dieser Schiffe, die Luella, wurde laut der Wikipedia-Seite „1934 aus Versehen verbrannt“ – was immer das auch bedeutet. Unser Schiff auf dem Hinweg war der Ersatz für genau dieses verbrannte Schiff und fährt seit 1935 mit nur ein paar kleineren Unterbrechungen.
Im Jahr besuchen etwa 1,3 Millionen Besucher Toronto Island und suchen hier Erholung von der Innenstadt und dem hektischen Leben. Oder leben hier, denn etwa 700 Menschen nennen die Insel ihr Zuhause. Was ein krasser Gegensatz zum vorher unterquerten Expressway ist, denn Toronto Island gilt als die größte Auto-Freie Community in Nordamerika.
Wir hatten nicht wirklich einen Plan und wanderten einfach über die Insel und schauen uns Häuser, Natur und Strände an.
Ja, hier gibt es Strände und nichtmal kleine.
Ein perfekter Platz, um etwas Obst zu essen. Selbiges hatten wir ja bei der Foodtour geschenkt bekommen, weil wir die einzigen Gäste waren.
Nachdem Meike ihr obligatorisches „Fuß-ins-Wasser“ Event absolviert hatte, ging es weiter an der Nordseite der Insel entlang. Wobei wir sogar einige Schwimmer im Wasser gesehen haben, die dies anscheinend auch regelmäßig machen. Aber gut, dass die Kanadier auch eher draußen sich bewegen ist uns ja nicht neu.
Einige kleine Häuser konnte man durch die Bäume sehen, allerdings sind dies eher Häuser fürs Wochenende von reichen Stadtbewohnern. Die Preise für eines der historischen Häuser konnten wir nicht herausfinden, aber es wird nicht wenig sein.
Es war wirklich angenehm ruhig, sodass man auch mal einfach stehenbleiben und ein paar Tieren zuschauen konnte.
Für eine Runde Disc Golf hat es aber nicht gereicht.
Je näher man an das Zentrum der Insel kam, desto mehr Aktivitäten und auch Infrastruktur konnte man sehen. Und irgendwann waren wir dann am Haupt-Punkt des Nordstrands der Insel: Dem an ein niederländisches Seebad aus den 50er Jahren erinnernden Pavillion.
Mit öffentlichen Umkleiden, Toiletten und Duschen
Hatte so den Charme des Freibads Bielstein aus Jens Vergangenheit. Der war damals schon kein Freund solcher Umkleiden.
Auch die Tatsache, dass der einzige Imbiss hier seine Sitzgelegenheiten im dezenten Gefängnis-Stil umzäunte trug nicht gerade zu einer „Beach-Atmo“ bei.
Dann doch eher das Thema „Bundesgartenschau 1968“ mit halbwegs (deutet 5 von 6) funktionierenden Wasserspielen.
Und neugierigen Möven. Die inzwischen erstandene Cola bekamen sie aber nicht!
Angesichts des Todes von Queen Elizabeth II. hingen die Flaggen auf Halbmast. Was uns aber nicht von einem Selfie abhielt, gerade bei funktionierenden Springbrunnen. Kennt man in Deutschland ja fast nicht mehr, da sind die ja immer kaputt. Ja Kölner Ebertplatz: Wir reden von dir!
An einer Ruderstrecke vorbei ging es dann zurück in Richtung des zentralen Anlegers, passenderweise „Center Island docks“ genannt. Auf dieser Strecke findet einmal im Jahr das Toronto International Dragon Boat Race Festival statt, 2023 schon zum 25. Mal.
Schon schön hier, auch wenn es wieder recht warm und feucht war – so völlig relaxen konnten wir da nicht. Aber es ist eine Abwechslung im Gegensatz zu Downtown Toronto mit den Autos, Menschen und Hochhäusern.
Was für Lebensqualität, wenn man einfach in 15 Minuten mit einer kleine Fährfahrt kommen kann.
Da wir noch nicht richtig Lust hatten wieder in die Innenstadt zu gehen, haben wir noch ein Cafe beusucht. Aufgrund der Lage wählten wir das Center Island Food & Drink. Na gut, ein weiterer Grund war, dass auf der Karte mehrere Craftbiere standen.
Leider hatten sie kein einziges davon mehr da, was halt der Nachteil der Nachsaison ist. Also erstanden wir, mehr oder weniger aus Neugierde, zwei Molson. Und über den Rest hüllen wir den Mantel des Schweigens, denn zwei Wasser wären geschmackvoller gewesen.
Also ab zum Anleger.
Da allerdings gerade eine Fähre weg war und wir doch noch irgendwie Lust auf ein richtiges Bier hatten, ging es noch in einen BBQ-Laden direkt am Anleger. Wo wir zuerst anscheinend in einen „VIP Bereich“ gegangen waren und dort freundlich aber bestimmt rausgebeten wurden. Keine Ahnung wieso, denn außer uns war da keiner. Na gut, kurz danach kam eine größere Gruppe, die da vermutlich reserviert hatte.
Zumindest hat es noch für ein pittoreskes Foto gereicht.
Das „Bier“, denn so muss man es nennen, war nämlich nur unwesentlich schmackhafter als die 2 Molsons, die wir vorher hatten. Am Ende haben wir dann auch festgestellt, dass es sich bei den zwei hier erstandenen Bieren (Old Style Pilsner und Rickard´s Red) ebenfalls um Biere dieser Brauerei handelten. Just say no if offered one of these …
Glücklicherweise kam dann auch die Fähre in Sicht und noch besser war, das Meike erst beim Rausgehen diese Kollegen hier entdeckt hat.
Kurz anstellen und dann rauf auf die ebenfalls recht alte Fähre. Die beiden Hunde in der Schlange vor uns sollten wir gleich noch einmal wiedersehen.
Denn wir haben uns einfach ans Heck gesetzt und den Touris das mit dem „Ich steh vorne und gucke auf Downtown und mache Fotos für Instagram und Facebook“ überlassen. Was dazu geführt hat, dass eben besagte zwei Hunde samt Besitzerinnen neben uns saßen. Die weiße Hündin kam dann kurz nach dem Ablegen zu Jens rüber und beschnupperte ihn. Und ließ sich dann, nachdem wir natürlich gefragt haben, auch streicheln. Was laut der Besitzerin noch nie passiert ist, da sie wohl unglaublich schau ist. Am Ende legte sie, also die Hündin und nicht die Besitzerin, ihren Kopf auf Jens Bein. Was mit dem Satz „I see a dog in your future, you guys are so dog persons!“ quittiert wurde.
Neben dem Hunde-Kraulen noch ein Blick auf den BBQ Joint, wo wir die letzten 2 Biere getrunken haben. Dort fand tags darauf übrigens das Treffen der hiesigen Gaelic Community statt, also der Iren und Schotten und ihrer ganzen Fussball- und Hurling-Vereine. Der Barkeeper hat uns noch kurzerhand dazu eingeladen, aber wir hatten morgen schon was anderes vor. Außerdem sollte das Wetter eher schlechter werden und da erschien uns Toronto Island jetzt nicht so verlockend.
Aber generell ein schöner Ort und sicherlich gerade für Familien oder einfach zur Abwechslung ein schöner Ausflug.
Für uns ging es wieder zurück in die Innenstadt.
Und ab zurück zum Hotel
In dem jetzt übrigens ein Kondolenzbuch für die verstorbene britische Königen lag sowie Zeugnisse ihres letzten Besuches.
Für uns hieß es jetzt: Vorbereiten für den Abend, denn so langsam bekamen wir wieder Hunger. Und Lust auf Sport. Also passiven …
[…] einem erholsamen, aber etwas schwitzigen Tag auf Toronto Island haben wir uns etwas im Hotelzimmer erfrischt und etwas ausgeruht. Und uns auf unser Abend-Event […]