Abschied aus Neuschottland. Nachdem wir gestern Abend mit dem Airportbus von der Innenstadt zu unserem Flughafenhotel gefahren sind, hatten wir es am Morgen dann sehr einfach: Auschecken aus dem Zimmer, über eine Brücke in den Terminal, einchecken für den Flug und ab zur Sicherheitskontrolle.
Währenddessen mussten wir noch unsere restlichen Wasservorräte und Äpfel vernichten, was auch irgendwann erledigt war. Und auch die recht lange Warteschlange half, dass wir dann nach kurzer Wartezeit …
… ab zum zweiten Frühstück in der Maple Leaf Lounge gehen konnten.
Heute würde es mit 2 kleinen Air Canada Flügen nach Toronto gehen, wo wir als Abschluss (und quasi „Wiedereingliederung“) noch etwas Großstadt-Luft schnuppern wollen. Es gab zwar auch direkte Flüge mit Air Canada oder Westjet, aber preislich machte diese Route mehr Sinn. Darüber hinaus würde der zweite Flug noch eine Besonderheit beinhalten, dazu aber später mehr.
Erst einmal suchten wir uns in der kleinen Lounge am Stanfield International Airport einen Sitzplatz. Was, da gerade mehrere Flieger mit Geschäftsleuten (oder solchen, die so aussehen) abflogen, schwerer als gedacht war. Am Ende war es ein kleiner Cafe-Tisch direkt vor dem Kaffeeautomaten. Dafür war der Ausblick nicht schlecht.
Getränke waren auch neben dem Kaffee ausreichend vorhanden. Der Kaffeeautomat selber war allerdings für einige Gäste ein Buch mit sieben Siegeln, denn mehrfach musste ein Lounge-Angestellter vorbeikommen und bei der unglaublich komplexen Bedienung unterstützen. Wer kann auch ahnen, dass man einen Knopf drücken muss …
Wir tendierten so früh am Morgen eher in Richtung Cola und Kaffee.
Alkohol würde ja noch früh genug kommen. Plus: Die Auswahl lockte uns jetzt eher weniger.
Diese Einstellung wurde dann aber auf dem Weg zum Gate auf eine harte Probe gestellt.
Aber auch hier haben wir nichts gekauft. Tatsächlich haben wir in den 2 Wochen Nova Scotia einige dieser Biere auch schon verköstigt, insofern konnten wir verschmerzen hier nichts zu kaufen.
Am Gate dann das Übliche: Wir warten!
Echt: Immer wenn wir pünktlich am Gate sind, müssen wir warten. Kommen wir auch nur 2 Minuten zu spät wird es hektisch.
Nach der, wie gesagt obligatorischen, Wartezeit ging es dann aber auch zur bereitstehenden CRJ-900, welche wir im Gegensatz zu unseren bisherigen Besuchen nicht über eine Treppe vom Boden aus, sondern über den „Finger“ erreichen konnten. Ging schon ordentlich bergab zum Flieger.
Sehr neues Flugzeug, unsere Plätze relativ weit vorne waren für die 1:45 nach Ottawa auch ok. Business Class war es aber diesmal nicht, das Geld haben wir uns gespart und sind in der Holzklasse gereist.
Dafür verabschiedete uns Nova Scotia angemessen mit einem wahrlichen Kaiserwetter.
Mit etwas Verspätung ging es dann in Richtung Startbahn, vorbei an den Flugzeugen des anderen Hauptnutzers des Flughafens: Westjet.
Vorbei an den Bauarbeiten auf dem „secondary runway“ 14/32 rollerte unser Flugzeug gemütlich zu unserer Startbahn 05/23.
Um dann mit vollem Schub ab in den vormittäglichen Himmel über Halifax zu steigen.
Es folgte ein kurzer und nicht besonders ereignisreicher Flug. Immerhin gab es zwischendurch doch große Wolkenlücken und so konnte Jens, der wieder den Fensterplatz bekommen hat, die unter uns vorbeiziehende Landschaft genießen.
Essen oder Trinken gibt es auf solch kurzen Flügen ja nicht, weswegen für uns das aus der Lounge … requirierte Wasser und Obst ausreichen musste. Nicht, dass bei uns die Gefahr bestehen würde, innerhalb von 2 Stunden zu verhungern oder zu verdursten. Es ist aber immer wieder überraschend, dass es aber durchaus Menschen gibt, die innerhalb einer solchen Zeit mehrfach auf die Toilette müssen. Und dementsprechend aufstehen, in den Gängen stehen und Unruhe erzeugen. Wir sind ja recht froh, dass unsere Blasen der unglaublichen Belastung für 2 Stunden auf eine Toilette zu verzichten immer noch standhalten.
Naja – irgendwann kam dann eine größere Stadt in Sicht. Allerdings noch nicht unser Ziel, sondern Montreal, genauer gesagt der internationale Flughafen Pierre-Elliott-Trudeau.
Eine Idee war ja auch gewesen, dass wir die Strecke nach Montreal mit VIA Rail, genauer gesagt dem Nachtzug Ocean, zurücklegen. Da dafür aber Mondpreise aufgerufen wurden und außerdem die Fahrzeiten nicht zu unserer Reiseplanung passten (der Zug fährt nur 3 Mal pro Woche), saßen wir eben im Flieger.
Selbiger ging kurz danach in den Sinkflug und setzte sanft auf dem Flughafen von Ottawa, der Bundeshauptstadt Kanadas, auf.
Auch wie üblich: Kaum fährt das Flugzeug langsamer oder steht gerade erst, springen alle auf, drängen zu ihren Koffern und versuchen gleichzeitig aus dem Flugzeug zu kommen. Vermutlich müssen sie alle auf Toilette …
Wir machen da ja nur in Ausnahmefällen mit und beobachten das in der Regel kopfschüttelnd.
Von draußen noch ein Blick auf das kleine Flugzeug, was uns in die Hauptstadt gebracht hat.
Nicht, dass man hier merken würde, dass es sich um eine Hauptstadt handelt. Gut, der Flughafen ist schon groß, aber viel los ist hier eher nicht. Internationale Verbindungen beschränken sich auf Flüge in die USA sowie ein paar Urlaubsdestinationen.
Aber immerhin gibt es hier eine Lounge, also rein mit uns und die knappen 3 Stunden Wartezeit überbrücken.
Die Lounge war jetzt … nicht so voll. Also: In einer Sitzgruppe breit machen, Getränke holen und ausruhen, Musik hören oder recherchieren, was wir in Toronto machen.
Getränke und kleine Snacks gab es jetzt auch und Jens gönnte sich auch ein Guinness aus der Dose.
Ansonsten war hier aber echt tote Hose – da war in Halifax deutlich mehr in der Lounge los. Auch der eigentlich gute Blick auf das Vorfeld half nichts, denn hier fliegt halt recht wenig.
Irgendwann propellerte aber ein Flugzeug von Air Canada an den Terminal heran.
Und das war dann auch ungefähr der Zeitpunkt für uns zum Gate aufzubrechen. Zu einem anderen zwar, aber …
… auch zu so einer Propellermaschine der Geschmacksrichtung Dash 8-400.
Diese Maschinen werden auf kurzen Strecken von Air Canada eingesetzt, bieten knapp unter 100 Passagieren Platz und können knapp 7,6 Kilometer Flughöhe erreichen. Air Canada hat 43 dieser Flugzeuge im Einsatz und eines davon würde uns heute nach Toronto bringen.
Genauer gesagt zum Toronto City Airport, was auch einer der Gründe war, weswegen wir über Ottawa geflogen sind. Der Billy Bishop Toronto City Airport wie er konkret heißt, liegt nämlich direkt gegenüber der Innenstadt Torontos und nicht außerhalb wie der internationale Flughafen. Außerdem dürfen dort nur Propellermaschinen starten und landen (eine Ausnahme gibt es für medizinische Flüge) und das genau war der Grund für die Dash.
Im Flugzeug war wenig los, die meisten Passagiere waren anscheinend regelmäßige Gäste was die teils kumpelhaften Gespräche mit der Besatzung erklärte.
Platz war in der kleinen Maschine überraschend viel.
Tja und dann haben wir beziehungsweise Jens einen doofen Fehler gemacht. Durch die wenigen Gäste stimmte die Gewichtsverteilung im Flugzeug nicht, weswegen einzelne Passagiere zum umsetzen gesucht wurden. Und Jens war so doof „Hallo wir“ zu sagen. Denn unsere neuen Plätze waren zwar auch ok, aber der Ausblick war … gestört.
War zwar auch auf die ein oder andere Art interessant war, gerade wenn die Räder eingefahren wurden. Aber die Plätze auf der rechten Seite des Fliegers hatten wir eigentlich absichtlich gewählt, denn auf der Seite müsste, wenn die Windverhältnisse normal sind, die Skyline von Toronto beim Landeanflug vorbeiziehen. Und da war bei Jens jetzt der Propeller und das Rad im Blick. Meike saß zu allem Überfluss noch auf der falschen Seite.
Mal abgesehen davon, dass das Fenster total schmuddelig war und gute Fotos sowieso Glückssache waren.
Überflüssig zu erwähnen: Jens Stimmung war eher mies.
Der Flug war recht kurz und der Landeanflug zeigte dann das erhoffte Bild: Auf der rechten Seite kam die Skyline Torontos ins Blickfeld.
Zumindest bis das Rad ausgefahren wurde … Mist!
Außer einigen mit großen Verrenkungen geschossenen Fotos mit dem Handy war der Blick dann aber hier eher enttäuschend. Man sah halt wirklich wenig beziehungsweise war der Flüge, die Turbine oder das Rad immer im Weg.
Aber gut, war nicht zu ändern.
Kaum gelandet ging es dann auch die Treppe runter und in den kleinen Terminal. War schon cool direkt in die Stadt zu fliegen, aber das mit den Sitzplätzen war eben wirklich dumm gelaufen.
Dumm gelaufen war das auch mit dem Gepäck, denn als wir zum Gepäckband kamen, sahen wir unsere Koffer. Und freuten uns erst einmal. Um diese, doch eher selten zu erlebende, Tatsache festzuhalten, machte Jens ein Foto mit dem Handy. Und kurz danach verschwanden die Koffer hinter den Gummi-Lamellen auf der andere Seite.
Und dann hielt das Band an.
Super! Auch das noch! Zu allem Überfluss war auch niemand da, der sich für das Gepäckband verantwortlich zeichnete. Erst nachdem wir eine Polizistin angesprochen haben, konnte diese jemanden finden, der für uns das Gepäckband rückwärts laufen lies und so unsere Koffer mit uns wieder vereinte.
Die Stimmung wurde nicht besser.
Nächster Schritt: Raus aus dem Flughafen und von der Insel runter. Der Flughafen liegt wie gesagt auf Toronto Island und ist mittels eines Fußgängertunnels mit dem Festland verbunden. Wir hatten da eine andere Idee, aber dazu mussten wir erst einmal unseren Weg finden.
Was erstaunlich schwierig war und die Laune jetzt nicht gerade hob. Zwischendurch standen wir auch auf einem Parkplatz, keine Ahnung, wieso wir da rausgekommen waren.
Aber irgendwann fanden wir dann den „Ferry Terminal“, der den Flughafen mit Transit Center am Festland verbindet.
Und das ist noch ein nettes Feature des Flughafens, denn hier gibt es eine der kürzesten Fährfahrten der Welt zu absolvieren. Kostenlos! Und wir sind ja große Fans von obskuren Dingen.
Tatsächlich sind es genau 122 Meter, die mit der Marilyn Bell I innerhalb handgestoppten 55 Sekunden zurückgelegt werden.
Platz gibt es für 200 Passagiere was bei dieser Überfahrt völlig überdimensioniert war.
Wir haben uns die ganze Zeit vorgestellt, wie der Kapitän auf der Brücke gekleidet wie ein Admiral am Tag 200 Mal diese Route fährt und abends denkt, dass er die sieben Weltmeere bezwungen hat.
Der Blick war jetzt aber, Schiffe haben ja zum Glück die Propeller unter Wasser, frei und echt cool.
Ein weiterer Grund für unsere Wahl der Route zum Toronto City Airport war eine relativ bequemes Feature hier: Vom Flughafen aus gibt es einen kostenlosen Shuttlebus zum nahe der Union Station liegenden Fairmont York Hotel.
Und, oh Wunder der Choreografie, dort hatten wir auch Zimmer für 4 Nächte gebucht.
Das Hotel ist das erste Hotel am Platz und war bei seiner Eröffnung 1929 mit 124 Metern das höchste Hotel im britischen Empire. Berühmtheiten und gekrönte Häupter haben hier übernachtet. Und jetzt eben auch wir.
Fairmont, der Besitzer des Hotels, gehört zur Accor-Kette, wo wir ja sogar mit einem Status ausgestattet sind. Daher gab es für uns auch ein Upgrade auf einen Deluxe-Raum. Gut, der Ausblick war jetzt eher nicht wirklich als „deluxe“ zu bezeichnen …
Aber das Zimmer war, trotzdem ein paar Ecken alt und schon abgenutzt waren, sehr groß und schön.
Auf zur letzten Etappe unseres Urlaubs: 4 Nächte in Toronto, dem von Schweizern geführten New York wie es einmal Sir Peter Ustinov gesagt hat. Und einer Stadt, die wir sehr mögen.