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Auf nach Sydney, natürlich mit dem Schiff

OK, vorab: Es geht nicht nach Australien, sondern zurück nach Nova Scotia. Die haben nämlich neben einem New Berlin, New Edinburgh, New Glasgow oder New Germany auch ein Sydney. Warum hier das „New“ fehlt? Keine Ahnung …

Die Route heute führt uns von Prince Edward Island zurück nach Nova Scotia und dort in die nord-östliche Ecke der Halbinsel, nach Sydney. Der Weg heute wird mit 325 Kilometern die längste Fahrtstrecke des ganzen Urlaubs. Sie wäre eigentlich auch noch signifikant länger, würden wir nicht die von Wood Island nach Caribou fahrende Fähre nehmen.

Diese hatten wir schon vor einigen Wochen im voraus gebucht und dementsprechend pünktlich mussten wir losfahren. Da der gestrige Tag ja bekanntlich etwas … intensiver war, fiel das Frühstück sehr kurz aus und wir machten uns auf den Weg über die Hillsborough River Bridge und den Hafen. Aus der Ferne sahen wir das nächste große Kreuzfahrtschiff im Hafen liegen.

Der Weg zum Fährterminal war quasi schon Standard-Autofahren in Kanada: Viel Landschaft, Tempomat und hier und da ein Überholmanöver.

Und nach kurzen 40 Minuten kamen dann auch die ersten Schilder für den Terminal in Sicht.

Hier musste man entweder seine Vorbuchung zeigen oder ein Ticket kaufen. Vorgebuchte Autos durften nach Links fahren, die später gebuchten nach Rechts. Und darauf hoffen, dass noch Platz im Bauch der Fährt ist.

Und wir waren wirklich sehr pünktlich da, fast schon deutsch.

Also hieß es Warten, Warten und nochmal Warten.

Der Anleger und der Terminal habe einige Dinge, die das Warten verkürzen. Oder, zum Beispiel für die vierbeinigen Passagiere, die Wartezeit verkürzen. Beziehungsweise für einen letzten Toilettengang dienen können.

Durch mehrere Durchsagen wurden man dann aber zurück zum Fahrzeug gebeten, denn die Fähre legte an. Die auf der Fähre von Nova Scotia kommenden Autos und LKWs verließen das Schiff schnell und schon konnten wir uns in Bewegung setzen.

Spannend, denn jedes Auto wird anders geleitet, um eine möglichst gleichmäßige Verteilung an Bord zu gewährleisten. Unser Weg führte leider ganz nach unten und damit diese recht unangenehm zu fahrende Rampe hinunter.

Dann so nah wie irgend möglich an das vorherige Auto ranfahren, wobei einen Angestellte einwinken. Auch wenn unsere eigenen Navigatoren das nach eigener Aussage auch hätten machen können.

Vom Job der Parkhilfe wurden die beiden dann gleich zur Security umfunktioniert und die Menschen machten sich auf an Deck.

Was, da wir wie gesagt ganz unten parken „durften“, ein steile Treppe involvierte.

Da wir mit als erstes an Bord waren sind wir gleich in das Restaurant gegangen, um Wasser, Eistee und einen Kaffee zu kaufen. Wie so ziemlich jeder, wie wir nachher festgestellt haben.

Und da das Wetter einigermaßen war, haben wir uns draußen hingestellt und das weitere Verladen der Autos, Busse und LKWs angeschaut. Spannend war, dass sobald ein Bus auf die Fähre fuhr, so etwa 10 Minuten später ein Schwung Touristen aus dem Treppenhaus stürmte und recht verpeilt versuchte herauszufinden, was man jetzt machen könnte.

Etwa 15 Minuten später als geplant, unsere deutschen Hirne schrien schon „VERSPÄTUNG!“, ging es dann los.

Nebenan lag noch eine Art Ersatzfähre. Oder eine Fähre, die verschrottet werden soll – die Unterschiede waren da nicht so genau zu sehen.

Immerhin wurde auch kurz nach dem Ablegen die Luke geschlossen.

Wir verlagerten unseren Stehplatz in die Fahrtrichtung und genossen die frische Briese und den Morgen. So etwa ab der Hälfte der Strecke war dann auch der Kaffee von Jens kalt genug und trinkbar. Keine Ahnung, wie die das hier machen, aber Kaffee ist super heiß und verliert auch nur in ganz kleinen Schritten an Temperatur.

Zur Unterhaltung dienten, neben der indischen Reisegruppe ohne Plan, dieser kleine Hund, welcher anfangs noch auf dem Schoß seiner Familie saß. Nach und nach wurde aber sein Radius immer größer, sofern die Leine es erlaubte, und er begann über die Sitze zu springen, Leute zu beschnuppern oder alles andere zu erkunden.

Der Kleine hatte vermutlich die Zeit seines Lebens, denn so ziemlich jeder kraulte ihn und er konnte mehr oder weniger machen was er wollte.

Schlimm war eine andere, amerikanische Familie, die sehr, sehr laut und sehr unangenehm war. Am schlimmsten war der älteste Sohn (Erwachsen), welcher fast schon brüllte, wie toll er alles fände und so weiter. Keine Ahnung, was die am Abend vorher hatten, aber gut war es nicht.

Nach einer Weile kam dann Nova Scotia in Sicht, genauer gesagt Pictou Island.

Zeit den Kaffee wegzubringen. Schon erstaunlich, wozu man Excel heute alles verwenden kann …

Eine schöne und vor allem sehr ruhige (was die See angeht) Überfahrt. Und irgendwann hieß es dann „man könne jetzt zurück zu den Autos“, denn Caribou kam in Sicht.

Wir entschieden uns aber noch was draußen zu bleiben und die Einfahrt an Caribou Island vorbei zu genießen.

Dann aber runter und zurück zum vortrefflich bewachten Auto.

Die Ausfahrt war dann eine Geduldsprobe, denn natürlich wurde unsere Spur als letzte „entladen“.

Der Wagen vor uns hat auch etwas aufgesetzt, die Rampe wäre nix für einen Ferrari oder Lambo …

Welcome back to Nova Scotia!

Unser Weg führte dann an New Glasgow vorbei zum Highway 104, welcher in Richtung Osten und damit Cape Breton führt.

So langsam stellte sich allerdings Hunger ein. Ein erster Blick in den Lonely Planet versprach nicht viele Optionen, also fuhren wir den nächsten Ort an: Antigonish.

Ein kleiner Ort mit etwa 4.500 Einwohnern und einer schönen Besonderheit: Die Universität hat fast genau so viele Studenten wie die Stadt selber und ist überregional bekannt. Außerdem findet hier, wir befinden uns nunmal in Nova Scotia, eines der größten und ältesten Highland Games statt.

Trotzdem: Groß ist die Stadt nicht, aber schon schön anzusehen.

Wir suchten uns einen Parkplatz und wollten eigentlich spontan schauen, wo wir hingehen. Eine Restaurantempfehlung hatte nämlich, zumindest dem Internet nach, geschlossen. Sicherheitshalber wollten wir aber trotzdem mal vorbeigehen.

Das Internet hat gelogen!

Und das war gut so, denn Gabrieau´s Bistro war eine gute Adresse!

Aufgrund des ausgeschenkten Biers, was Jens sehr interessiert hat, erklärte sich Meike bereit von hier aus weiter zu fahren.

Als Vorspeise: Gebeizter Lachs mit einem schönen, krossen Brot.

Und Oysters Rockefeller. Raten wir mal wer die hatte …

Hauptgang: Lamm mit Krokette  und gelber Zucchini.

Und ein halber Lobster mit Röstgemüse.

Beides hervorragend. Leider konnten wir die überaus umfangreiche Weinkarte nicht genießen. Wer hier in der Nähe ist: Ab hier kein Auto mehr fahren und probieren. Die Aussage vom Keller war: Das passiert halt, wenn die Inhaber beide ausgebildete Sommelier sind …

Zurück zum geparkten Auto nur fuhr jetzt Meike weiter.

Was für Jens die Rolle des „Fotografen“ übrig lies. Das gälische Erbe hier geht übrigens so weit, dass die Straßen auf Englisch und Gälisch beschildert sind.

Der weitere Weg auf dem Highway war wieder Standard. Als Hörbuch lief Jochen Malmsheimer und die Känguruh-Chroniken. Und draußen war viel Landschaft und das ein oder andere Wohnmobil. Hier in der Variante mit einem Truck als „Vor Ort Auto“, wenn man auf dem Camping Platz ist. Keine Ahnung, wie so etwas in Europa aussehen würde, aber so nicht.

Ach so, Deutsche gibt es hier auch. Glücklicherweise haben wir nur wenige auf Cape Breton gesehen was auch gut ist, angesichts der Tatsache, dass sich hier ja auch ewig gestrige Gesellen vor ein paar Jahren eine Art „Drittes Reich-Kommune“ aufbauen wollten. Unter anderem war da ja die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Braun … äh … Herrmann daran beteiligt.

Traurig, dass der Ruf der Deutschen hier so ruiniert wird. Direkt hat uns niemand auf diese Gruppe angesprochen, wenn man aber nachgefragt hat, ist das hier doch schon ein Thema. Um nicht zu sagen: Ein Problem!

Davon ab: Es ging jetzt über den Canso Causeway auf die Insel „Cape Breton“. Genau: Cape Breton ist eine Insel und tatsächlich nur durch diese Brücke mit der Halbinsel „Nova Scotia“ verbunden.

Auch auf Cape Breton hörten wir, dass die Lichter beim Lommi noch brennen …

Anfangs hatten wir noch überlegt, ob wie auf dem Weg ein paar Abstecher machen, aber irgendwie war uns mehr nach Roadtrip.

Und es gibt schlechtere Gegenden für einen Roadtrip!

Ohne weitere Probleme waren wir dann in den Vororten von Sydney, der größten Stadt Cape Bretons mit etwa 30.000 Einwohnern.

Unser Hotel lag dieses Mal etwas außerhalb der Stadt, war aber auch dementsprechend etwas günstiger. Außerdem dachten wir anfangs noch, dass es hier recht eben wäre. War es aber nicht.

Dazu aber später mehr.

Das Hotel liegt im Ortsteil „Memertou“, wo eine große Gemeinde der Ureinwohner der Gegend heute noch leben. Insofern war es nur konsequent, dass auch die Straßenschilder hier in der Sprache der Indianer geschrieben wurden.

Schöne lange Autofahrt: Done! Jetzt auf und Cape Breton erkunden …

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