2 Nächte würden wir also auf einem Weingut übernachten. Wobei wir im Inn des Weingutes übernachten würden, welches erst kurz vor Beginn der Corona-Pandemie geöffnet wurde und mehr oder weniger erst dieses Jahr wirklich genutzt werden konnte.
Bei der Buchung hatte Jens noch einen kleinen Zahlendreher eingebaut, weswegen ein Teil der Tour umgeplant werden musste. Am Ende ging aber alles auf und wir konnten die um einen Tag zu frühe Buchung einfach so stehen lassen. Am Ende war das auch gut so, dazu aber später mehr.
Ein eigener Parkplatz ist natürlich vorhanden und durch das ehemalige Wohnhaus der Inhaber des Weingutes, genauer die Küche und das Esszimmer, ging es in die erste Etage zum „Sunroom“.
Sehr schön, auch wenn die Fensterfront in Richtung Terrasse des Restaurants sowie eine kleine Lagerhalle geht. Aber die Fenster sind sehr dicht und nach 22 Uhr hat man sowieso nur noch wenig gehört.
Das Bad war mit eines der größten Bäder, welches wir jemals in einem Urlaub gehabt haben.
Und noch besser: Gratis Netflix! Was für eine kleine Binge-Session von „Brooklyn 99“ verwendet wurde.
An beiden Abenden haben wir im Restaurant des Weingutes einen Tisch reserviert. Einmal wollten wir dabei auf jeden Fall hier essen, der zweite Abend war optional. Aufgrund des einfach unschlagbaren Heimweges von grob geschätzten 32 Metern vom Tisch bis zum Bett haben wir aber am Ende 2 Mal hier gegessen.
Am ersten Abend haben wir das Menu gewählt. Angesichts der Vorschuss-Lorbeeren haben wir großes erwartet. Die Gnocci in brauner Butter waren dann … sehr enttäuschend
Das war wirklich nichts tolles und dementsprechend haben wir uns schon mit Alternativen für den 2. Abend beschäftigt.
Spannender und durchaus komplexer war da der 2. Gang: Eine Krokette aus Kaninchen mit Creme-Mais.
Schon spannender, einige Texturen und ein nicht zu trockener Hase. So passte das schon eher zu dem, was man vorab über das Restaurant hatte lesen können.
Hauptgang war Thunfisch nach Nizza Art mit Tomate, Kartoffel und Bohnen.
Der Thunfisch war sehr gut, aber das frische Gemüse war der Knaller. Alles zusammen ein sehr, sehr leckerer Hauptgang.
Dazu gab es ein paar leckere Weine aus dem eigenen Weingut, wobei da nicht viele hängen geblieben sind. Einzig das es einen „unoacked Chardonnay“ gab, war merkenswert.
Der Nachtisch, bayrische Creme genannt, war überraschend leicht.
Kein Wunder, wenn man unter dem Begriff „Bayrische Creme“ etwas mit viel, viel, viel mehr Kalorien kennt. Dementsprechend überraschend leicht war das, was wir hier bekommen haben.
Der erste Abend war so ein 50:50 Ding: Einerseits ein solider Service, gutes Essen – andererseits nichts wirklich spannendes, einfache Weine und auch nicht wirklich etwas, was länger in Erinnerung bleiben würde.
Gleiches galt für unsere plüschige Begleitung, welche sich durch unsere Bier- und Schokoladenvorräte gefuttert hatte.
Beim auf das Zimmer gelieferten Frühstück sah die Sache schon wieder anders aus.
Auch die am Vorabend noch laut aufspielende Band war vergessen und wir genossen, dass wir einfach mehr oder weniger alleine auf einem Weingut waren.
OK, einer musste schon arbeiten aber das waren nicht wir.
Nachdem wir dann sowohl das naheliegende Center für die UNESCO-Weltkulturerberegion Grand Pre besucht hatten als auch eine wunderbare und kurzweilige Weintour gemacht haben, ging es zum zweiten Abendessen im Restaurant.
Eigentlich haben wir das nur gemacht, weil wir zu faul waren eine Alternative im nahen Wolfville zu buchen. Am Ende stellte sich heraus, dass die Eindrücke vom Vorabend nicht komplett korrekt waren.
Es begann damit, dass Jens sich den Austern zuwandte und dazu eine vom Koch entwickelte HotSauce gereicht wurde.
Nicht, dass das unbedingt nötig gewesen wäre, aber es war der erste von sehr vielen sehr kreativen und persönlichen Dingen die den heutigen Abend um Längen besser machten.
Die Austern waren hervorragend!
Genau so das Scallops-Sashimi mit Haselnüssen, was sich Meike gegönnt hat.
Jens wählte als Hauptgang eine Lachsforelle, welche Sous Vide als Rolle zubereitet wurde. Spannende Idee, wenn es auch etwas trocken war. Da brachten auch der gebratene Lauch, die Creme und die Kartoffeln keine wirkliche Verbesserung.
Meike landete dagegen den Haupttreffer mit der Pasta und Kaninchen.
Die Sauce war der Hammer! Am Ende kämpften wir beide mehr oder weniger darum, wer als letztes seinen/ihren Finger über den Teller streichen durfte.
Nachtisch: Schnapps und Kaffee. Plus schweizer Schokolade, denn der Inhaber des Weingutes ist Schweizer.
Der zweite Abend war auch vom Service her wesentlich besser und stimmiger als der erste. Alles in allem ein sehr angenehmer Abend, auch wenn von einem Sterne-Niveau (noch) nicht die Rede sein kann und darf. Aber wir hatten unseren Spaß und das Essen hatte seine Highlights.
Zurück dann durch die ehemalige Küche des Hauses (wir *müssen* unbedingt irgendwann so eine Küche haben!).
Und vorbei an den unvorsichtigerweise frei verfügbaren Weinflaschen – von denen wir natürlich keine genommen haben. Wir hatten immerhin heute eine Weintour.
Ab in die Falle. Aufgewacht, wie gestern, zu Sonnenschein und einem Weingut. Gibt schlechtere Orte um aufzuwachen.
Was man von hier aus auch gut machen kann ist zu einem Ausguck auf die Grand Pre Ebene zu spazieren und genau das haben wir dann gemacht.
Gute Idee, denn Weintour plus Abendessen waren kalorientechnisch schon am Limit und daher war ein kleiner Spaziergang vor dem Frühstück eine gern genommene Kalorien-Verbrennungs-Aktion. Und schön war es außerdem, wenn man zumindest die nervigen Raubvögel-Töne, welche die kleine Spatzen vertreiben sollen, die ansonsten die Trauben zerpicken, ignoriert.
Schon schön hier!
Fazit zum Inn: Sehr cool, sehr modern, sehr chic und nicht ganz günstig. Dafür erhält man eine sehr individuellen Service, super moderne Ausstattung und hey, man übernachtet auf einem Weingut!
Ob das Restaurant sein Geld wert ist, sei jedem selbst überlassen. Die Nähe zum Zimmer macht es aber sehr attraktiv und die Küche hat schon ihre Stärken.
Wir fanden das Geld gut investiert und würden sehr gerne hierhin zurückkommen.