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Ureinwohner, ein Fort und zu den Weinen Neuschottlands

Wiederwillig fuhren wir von der Trout Point Lodge los, da hätten wir es gerne noch ein paar Tage länger aushalten können. Aber: Ein Plan ist eben ein Plan und das heutige Ziel war ja auch vielversprechend. Also schöne Musik über Android Car eingelegt und ab über die einsamen Straßen Richtung Grand Pre.

Natur haben sie sehr viel hier …

Aber so macht Autofahren Spaß: Cruise Control rein, Musik laut, Fenster auf!

Nicht zu vergleichen mit dem schwülen, feucht-warmen Wetter in Halifax am Anfang der Reise.

Heute würde es wieder eine etwas längere Fahrt werden, also suchten wir uns ein paar Punkte, die wir auf dem Weg anfahren können, um die Strecke nicht zu monoton werden zu lassen. Und sei es ein Straßenname …

Schöne Gegend, im Gegensatz zu „New Germany“ gab es aber in „New Edinburgh“ kein fotogenes Straßenschild.

Da halfen selbst die beiden besten Navigatoren der Welt, Mützi und der Gletscherpanda Ernie, nicht weiter.

Nächster Punkt auf der Agenda war ein Wasserfall mit dem schönen Namen „Sissiboo Falls“. Stellte sich leider als Wasserkraftwerk heraus.

Gut, war aber auch nicht viel Umweg. Der Begriff „Sissiboo“ kommt aus der Sprache der Mi’kmaq, also der Ureinwohner hier. Und deswegen waren wir eigentlich hierhin unterwegs, denn es gibt hier ein Reservat mit einem Informations-Center über die Kultur und die Geschichte. Was nach einigen Irrungen und Wirrungen auch gefunden wurde.

Die Ausstellung selber war etwas … schlicht. Als wir in das Tipi reingingen, kam ein Mann uns entgegen und meinte nur sowas wie „Ach, ihr seid für die Ausstellung hier?“ und verschwand wieder. Wir haben uns dabei nix gedacht und die wenigen Ausstellungsstücke, die von den Mi’kmaq-Geschichte erzählen.

Wobei es eben wieder einer dieser Kulturen ist, deren Geschichte mündlich überliefert und nichts festgehalten wurde. Weswegen die nachweisbaren und vorzeigbaren historischen Gegenstände überschaubar sind.

Es gab noch ein paar Stellwände, wo über die Bräuche, die Kultur und vor allem die Reaktionen auf die Einwanderer aus Europa berichtet wurde.

Soweit, so interessant. Auch interessant war, dass das Ganze in einer Sporthalle der Grundschule stand und im Hintergrund eine Schulung der Sportlehrer stattfand. Wo der Mensch von der Schulbehörde den LehrerInnen die Grundzüge eines Trainings beibrachte.

Am Beispiel Fussball!

Jens war kurz davor das Prinzip der „Blutgrätsche“ praktisch zu erläutern. Meike fand, dass das nicht nötig wäre und das aktuelle Thema „Passen“ schon komplex genug wäre.

Also machten wir uns, ohne die Jens Jeremies Gedächtnis-Grätsche in den Lehrplan der Schule integriert zu haben, auf in das Zentrum der Siedlung.

Viele alte Gebäude, viel … heruntergekommene Gebäude. In diesen Reservat-ähnlichen Gebieten fließt wenig Geld und dadurch verkommt hier vieles. Außerdem findet ein starkes „Brain-Drain“ statt, also die gut ausgebildeten und jungen Menschen verlassen die Region und zurück bleiben die, die eh wenig Chancen auf dem Jobmarkt haben.

Sichtbar war außerdem auch der Einfluß des Tidenhubs hier: Der Fluß war nämlich mehr oder weniger weg.

Die alten Gebäude am Fluss dagegen waren auf höhere Wasserstände vorbereitet.

Schon spannend zu sehen, auch wenn es gerade an diesem Ort einige suspekte Individuen gab. Vielleicht waren das aber auch Vorurteile von uns und die Leute waren sehr nett. Auf jeden Fall eine spannende Region, die jahrzehntelang vernachlässigt wurde.

Nicht vernachlässigt haben im 18. Jahrhundert die ankommenden Franzosen diese Region hier. Zu erkennen daran, dass hier der älteste Weinanbau Kanadas zu finden ist.

Wir haben das hier mehr oder weniger nur entdeckt, weil wir uns verfahren haben. Der Glückstreffer war aber ein wirklich guter, denn ein sehr engagierter Angestellter gab uns eine private Führung über das ganze Gelände.

Inklusive der eigentlich für Feiern vorgesehenen Tasting-Room inklusive dem Lagerraum für die Weinflaschen.

Immer wieder auch kleine Spielereien und künstlerische Elemente wie diese Flaschenboden-Lampen in den Treppen.

Das folgende Bild ist nur deswegen entstanden, weil unser Guide darauf bestanden hat.

Auf 5 Hektar wird hier schon eine recht große Bandbreite an Trauben angebaut. Spannend ist, dass es hier sowohl Riesling als auch eine Hybrid-Traube namens „Geisenheim“ abgebaut wird. Probiert hat hier Meike ein paar Weine. Alle irgendwie flacher und eher unspannend, aber die Geschichte und die Energie der Angestellten ist aller Ehren wert.

Nächster Halt: Annapolis Royal.

Kein Blog ohne Eisenbahn. Und sei es die Brücke der schon seit Jahrzehnten stillgelegten Strecke nach Yarmouth.

Hier war das Fort Anna in Annapols Royal unser Ziel. Durch unseren Discovery Pass hatten wir hier wieder freien Eintritt, wobei die Außenbereiche sowieso kostenlos zu begehen waren.

Das Fort Anne hieß oft anders und wurde als „Charles Fort“ 1629 von Sir William Alexander geplant und 1636 erbaut, als er für die schottischen Siedler eine Hauptstadt brauchte. Die Franzosen übernahmen dann so um 1710 und ab 1713 dann die Engländert. Von denen stammte auch der Name „Annapolis Royal“.

Im Museum (kostenpflichtig, es sei denn man hat den Discovery Pass, wie gesagt) wurde dann sehr gut und detaillreich die Geschichte des Forts und seine Bedeutung erklärt. 1720 wurden hier zum Beispiel, wie überall in der britischen Kolonie, die Arcadie zusammengeführt und dann in alle Himmelsrichtungen vertrieben.

Mehrfach wurde versucht das Fort zu erobern, was an der letztendlich gewählten Vauban-Form (die Stern-Form, die viele Festungen dieser Zeit haben) scheiterte.

In der jüngeren Zeit wurde das Fort vor allem durch lokale Initiativen halbwegs in Schuss gehalten. Dabei wurden viele verschiedene Dinge hier gemacht, von Feiern bis hin zu eher morbiden Dingen. 1917 wurde das Fort zum sogenannten „Dominion Park“ erkoren und somit zu der ersten „National historic site“ Kanadas. Heute wird das Fort, wie so viele historisch relevante Orte, von Parcs Canada verwaltet.

Am Ende der Ausstellung gab es dann noch recht moderne Ausstellungsstücke wie diese Quilts.

Spannen dabei die kleinen Details, sowohl im Design als auch in denjenigen, die sie gestickt haben. Auf einem Teppich gibt es eine dunkelhäutige Dame namens Rose Fortune, die die erste nicht-weiße Geschäftsfrau Kanadas war. Gestickt wurde der Teil von der ersten dunkelhäutigen Bürgermeisterin Kanadas.

Gleiches gilt für das Bild von Prinzessin Anne, welches von ihrer Ur-Ur-Enkelin Queen Elizabeth II. gestickt wurde.

Nach dieser Riesen-Dosis an Wissen gingen wir etwas über das Gelände spazieren. Neben ein paar noch rudimentär erhaltenen Gebäuden war da aber nicht viel zu sehen.

Dennoch ein schöner Ort und bei dem Sonnenwetter schon nett.

Wie immer eigentlich wenn etwas von Parcs Canada verwaltet wird war auch hier Details mit einem wunderschöne in Schuss gehaltenen Gelände gepaart.

Und da wir noch was Zeit hatten und es wirklich direkt am Ausgang des Forts liegt: Nächster Halt war die Annapolis Royal Brewing Company.

Nicht zuletzt weil dort gerade eine Live-Band keltische Volkslieder spielte, sondern auch weil wir Hunger hatten.

Und weil sie ein Kölsch haben.

Letzteres tatsächlich sehr lecker. Und das Layout der Dosen (was wir später dann abgeknibbelt und für eine spätere Verwendung aufbewahrt haben) machte einen Einkauf unbedingt nötig.

Von Annapolis Royal, eine überraschend schönen Stadt in der wir gerne auch eine Nacht übernachtet hätten, ging es dann direkt zu unserer Unterkunft mitten in einer Weinregion.

Genauer gesagt werden wir die nächsten 2 Nächte in einer UNSECO-Weltkurturerberegion übernachten und das auch noch in einem erst kürzlich eröffneten Inn auf einem Weingut.

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