Ein erholsamer Morgen nach einem wunderbaren Essen gestern Abend – genau so muss ein Freitag beginnen! Das reichhaltige Frühstück brachte genug Kraft für den Tag, wo am Abend wieder ein Gourmet-Essen geplant war.
Bis da hin dann aber: Ein bisschen englisches Frühstück, was Obst und Müsli und ein Brötchen. Zu erstem dann diese noch nicht ganz erwachsene Senf-Tube!
Für den Tag haben wir uns einen Spaziergang durch die Stadt vorgenommen. Im Internet findet man diverse Rundgänge, teilweise kostenpflichtig, teilweise kostenlos. Wir verwenden gerne gpsmycity.com, wo die frei zugängliche Variante uns bisher oft ausgereicht hat.
Mit der Tram ging es dann zum Bärenplatz kurz vor dem Bahnhof, wo unsere Route beginnen sollte.
Generell was zu Bern: Die Stadt selber wurde 1191 gegründet und ist seit 1218 freie Reichsstadt. Im 16. Jahrhundert war Bern der größte Stadtstaat nördlich der Alpen und sowohl ein Macht- als auch ein Wirtschaftszentrum. Heute zählt Bern knappe 135.000 Einwohner und gilt mit Zürich und Genf als eine der Städte mit den höchsten Lebenserhaltungskosten weltweit.
Bern ist heute als Bundesstadt bekannt. Bis 1848 wurde in der Schweiz der Sitz der Bundesbehörden zwischen verschiedenen Kantonen rotiert. Als Bundesstadt wurden Zürich, Luzern und Bern vorgeschlagen, letztendlich wurde als Kompromiss Bern gewählt. Der Begriff als Bundesstadt ist absichtlich gewählt, da man in der Schweiz keine zentralisierende Hauptstadt so wie Paris oder London haben wollte, sondern die Kantone ihre Eigenständigkeit behalten sollten. 6 % der Einwohner Berns sind deutsche Staatsbürger und bilden damit den größten Anteil an Ausländern.
Unser Rundgang begann gleich in einem UNESCO Weltkulturerbe, denn die Berner Altstadt steht seit 1983 in der Liste. Wir gingen vom Bärenplatz aus die Spitalgasse und die Marktgasse entlang durch die beeindruckenden Fassaden, die es hier hat.
Im Grunde genommen waren links und rechts die ganze Zeit kleine Geschäfte und hinter den Bögen ein Gang. Da aber sonst nicht wenig Verkehr war, liefen wir lieber in der Sonne und genossen die vielen kleinen Lädchen.
Bekannt ist Bern übrigens auch für seine Brunnen und deren Wasser. Hier stehen wir vor dem Anna-Seiler-Brunnen auf der Marktgasse, der 1548 gebaut wurde. Das Wasser ist in der Regel trinkbar und wird regelmäßig geprüft.
Tja – und so gingen wir einfach der Nase nach in Richtung Zytglogge, schauten links und rechts und ließen die Eindrücke einfach mal wirken. Da es Freitag war, wurden auch gerade viele Geschäfte beliefert. Da einige Läden ihre Lager im Keller haben, konnte es auch sein, dass auf einmal ein Lastenaufzug aus dem Boden auftauchte.
Oder es war gleich der ganze Laden, der im Keller liegt.
Am Kornhausplatz dann eine kurze Versuchung, aber für ersteres war das Frühstück noch nicht lange genug weg und für letzteres war es schlicht noch zu früh. Außerdem wollten wir ja noch was sehen.
Zum Beispiel den Kindlifresserbrunnen. Soll ja auch nicht alles witzig sein hier.
Der Kinderfresser ist eine Figur, die im Mittelalter und der frühen Neuzeit verwendet wurde, um Kinder zu erschrecken. Die Figur verschlingt gerade ein nacktes Kind und hat in seinem Sack noch weitere Kinder (hat wohl Hunger) und sieht, gelinde gesagt, nicht freundlich aus.
Na gut, dass wir nur die Märchen von den Gebrüdern Grimm hatten, da war ja alles … oh, wait!
Wir wollten was schöneres haben und gingen weiter unseren GPS Treck zu einer der Hauptattraktionen der Altstadt: Der Zytglogge, dem Zeitglockenturm.
Leider auf der einen Seite mit viel Gerüst, aber von der anderen Seite sehr schön mit seiner astronomischen Uhr.
Der Turm war eigentlich ein Wehrturm und der Abschluss der Stadt nach Westen. Da aufgrund der Lage die Stadt aber eigentlich nur nach Westen wachsen konnte, wurde der Turm rasch mehr und mehr zur Mitte Berns und diente verschiedenen Zwecken, unter anderem als Gefängnis.
Weiter ging es, wieder links und rechts in die Geschäfte blickend.
Immer noch kein Hunger, aber hier war es schon knapp …
Insgesamt hat Bern übrigens etwa 100 öffentliche Brunnen, die aber nicht alle so schön anzusehen sind wie hier der Zähringerbrunnen.
Ein bekannter Einwohner Berns lebte lange in der Kramgasse Nr. 49 und arbeitete lange im Patentamt in Bern: Albert Einstein!
In das Einsteinhaus kamen wir allerdings nicht rein, denn es hatte einfach nicht auf – schade. Wobei man sagen muss, dass es sich tatsächlich nur um seine Wohnung handelt, die man hier anschauen kann.
Nächster Halt auf unserer Tour: Der Berner Münster. Der Münster steht dort, wo 1190 bereits eine Leutkirche und im Anschluss diverse Gotteshäuser standen. Der Grundstein wurde 1421 gelegt, fertig wurde der Turm erst 1893 – nicht nur der gotische Baustil lässt Parallelen zum Kölner Dom ziehen.
Bei so viel Bauzeit lohnte es sich, das ganze mit der gebotenen Ruhe zu würdigen. Passenderweise standen ein paar bequeme Stühle in der Sonne bereit auf denen wir uns erst einmal hingesetzt haben.
Im Münster selber haben wir dann keine Bilder gemacht und auch auf den Turm sind wir nicht hinauf geklettert – dafür haben wir noch zu viel vor.
Meike musste im Anschluss von diesem Gebäude abgedrängelt werden, da sie mit dem Absingen diverser Kölscher Karnevalslieder versuchte Einlaß zu finden.
Aber solange man so schöne Blicke hat, war das alles kein Problem.
Uns hat die Altstadt sehr gefallen: Schöne Architektur, alles gut erhalten beziehungsweise wieder hergestellt und daneben viele kleine Läden, die man entdecken konnte. Wie diese Kinderbuchhandlung hier.
Wir kamen nun so langsam zum Ende der Altstadt und machten uns darüber, über die Aare zu gehen. Die Route schlug die Untertorbrücke vor, zu der man aber so eine Straße hinab gehen musste.
Gut, diese ist die älteste Brücke Berns, aber da wir ja nicht gerade Freunde der großen Höhenunterschiede sind und sowieso auf der anderen Seite wieder zur Straße hinauf gehen müssten, blieben wir gleich auf der Nydeggasse.
Noch ein Vorteil: Man blickt auf die Untertorbrücke. Und auf diese … Gruppe? Die anscheinend gerade irgendeine Szene aus einem 20er Jahre Krimi nachspielten, zumindest hatten zwei davon alte Maschinenpistolen und dementsprechende Kleidung.
Aber jetzt: Ausblick!
Zur anderen Seite hin konnte man schon den Park mit den Berner Bären erblicken. Dieser ersetzt seit 2009 den alten Bärengraben, welcher schon länger als nicht artgerecht galt.
Da kommen wir aber gleich hin, bis auf weiteres genossen wir die Aussicht.
Und jetzt kamen Finn, Björk, Berna und Ursina – die aktuellen Berner Bären! Die aktuell wieder im alten Bärengraben waren, aber freiwillig sich jetzt in den Park begeben können oder in vor den Augen der Menschen geschützten Bereiche zurückziehen können.
Neben den Bären findet man das alte Tramdepot: Für Jens sowas wie ein heiliger Ort, denn er vereint Eisenbahn und Bier!
Also rein mit uns und die Biere ausprobiert.
Aus irgendwelchen Gründen haben wir dann hier noch einen sündhaft teuren Flammkuchen bestellt. Der war zwar gut aber irgendwie … überflüssig. Obwohl, wenn wir noch mehr Bier trinken, war das vielleicht doch eine gute Idee.
So gestärkt ging es dann hinauf zum Rosengarten, einem oberhalb im Schlosshaltequartier gelegener Park mit über 200 Rosenarten. Dazu kommen noch 200 Iris- und 28 Rhododendronarten – also viel anzuschauen. Aber auch viel … Hügel.
Aber ein schöner Ausblick, auch wenn die Rosen natürlich noch nicht so üppig blüten so früh im Jahr.
Damit war der Stadtspaziergang erledigt. Und was jetzt?
Mit im Preis waren auch Tickets für die Bahn hinauf auf den Berner Hausberg, den Gurten. Also das wäre eine Option. Auf der anderen Seite hatten wir aber auch Lust, die Aussage „Schweizer Bierhauptstadt“ weiter zu untersuchen.
Also fassten wir den Plan zu einer Craftbier-Bar in der Nähe zu gehen und von dort aus zur Talstation der Gurtenbahn zu fahren. Der Weg zur ausgewählten Kneipe, der Barbiere, führte dabei durch jetzt nicht gerade touristische Gegenden.
War uns aber egal, denn so erfuhren wir von der Existens eine 24/7 Automaten für Maden und Angelbedarf!
Im Barbiere sind wir dann länger als gedacht geblieben – hier gab es aber auch leckere Biere. Und ein paar Wespen, die Meike den Aufenthalt etwas erschwerten.
Dennoch wollten wir sowohl unseren Elan (der aber auch vom alkoholischen Genuss bislang kommen konnte) und das Wetter nutzen: Also ab zur Talstation.
„Calling us you must!“
Der Weg zur Gurtenbahn war jetzt nicht schwer zu finden, zumindest wenn man auf den Boden schaut. Waren aber ein paar Schritte und alle davon Bergauf!
Angekommen erblickten wir eine größere Gruppe und hatten erst einmal kurze Sorge eine längere Wartezeit zu haben. Es handelte sich um eine Hochzeitsgesellschaft, die noch auf Leute wartete – also schnell daran vorbei und rein in die Bahn.
Oben angekommen orientierten wir uns erst einmal. Hier gibt es mehrere Wanderwege, eine Gartenbahn, Kinderspielplätze, eine Sternenwarte und sehr, sehr viel Ausblick auf Bern.
Wir setzen uns dann erst einmal in ein Restaurant mit Blick auf die Stadt & ruhten uns noch was auf. Für eine längere Runde war nicht genug Zeit und hetzen muss man sich im Urlaub ja nun auch nicht.
An der Schatten-Kante kann man übrigens ein Murmeltier entdecken, was pfeifend in unsere Richtung blickte. Keine Ahnung, ob das Vieh unser Bier wollte oder was auch immer.
Der Weg hinab war dann allerdings doch mit einer längeren Wartezeit verbunden. Denn obwohl sich oben alles sehr gut verlief und eher leer aussah: Runter mussten dann doch recht viele Menschen!
Hier haben wir uns dann doch lieber Masken angezogen – was die meisten Schweizer offensichtlich als nicht mehr erforderlich ansehen.
Unten angekommen machten wir uns dann mit der Tram, von hier aus non-stop, zurück zum Hotel und bereiteten uns auf das Abendessen vor. Hoffen wir mal, dass der Hunger bis da hin wieder zurück kommt.