Tag der Heimfahrt. Normalerweise ist dies ja immer ein relativ ähnlicher Ablauf: Frühstücken, Sachen vom Zimmer holen, zum Flughafen fahren und dann nach Hause fliegen. Dieses Mal ist das alles aber etwas anders, denn wir sind ja mit dem Nachtzug hierhin gefahren und wollen auch mit selbigem (sogar im gleichen Abteil) wieder nach Köln zurück. Also hatten wir den gesamten Dienstag noch verfügbar, da die Abfahrt unseres NightJets erst um 20:16 Uhr ansteht.
Also hatten wir den größeren Teil des Tages Zeit, um noch was in Wien herum zu stromern.
Und wie es der Zufall so wollte: Thomas hatte auch Zeit, also machten wir uns gleich nach dem Auschecken und dem Deponieren der Koffer im Hotel auf zum Karmelitermarkt, um dort mit ihm im Tewa ein spätes Frühstück / frühes Mittagessen einzunehmen. Auf dem gewollt umständlichen Hinweg hier und da Blicke auf das vormittägliche Wien an einem ganz gewöhnlichen Dienstag.
Nachdem wir uns etwas vegetarisches zu Essen gegönnt haben und über Gott und die Welt gequatscht haben, musste Thomas auch wieder los und arbeiten. Wir dagegen hatten Zeit und das Wetter war schön. Was liegt da ferner als einfach was durch das schöne Wien zu spazieren.
Irgendein Ziel muss man ja aber haben und so suchte Jens nach etwas, wo wir noch nicht waren. Und natürlich wurde er fündig (sooo oft waren wir nun auch nicht in Wien), nämlich dem Stadtteil Währing. Dorthin ging es mit dem Bus.
Im Gemeindebezirk Währing liegt nämlich das sogenannte Cottageviertel, eines der teuersten und vornehmsten Wohngegenden Wiens. Hier befinden sich, neben den Häusern einiger berühmten Personen, auch viele Botschaften und repräsentative Gebäude.
Gleich daneben befindet sich das Türkenschanzpark, den wir uns natürlich auch anschauten.
Hier befand sich, wen wundert es, tatsächlich eine Schanze (also eine Festung) der Türken während der 2. Wiener Türkenbelagerung 1683. Beziehungsweise sollte sich befunden haben, denn konkrete Beweise oder sogar Ausgrabungen findet man hier nicht.
Dafür wurde der Park 1888 erbaut und dient der Naherholung der Bewohner der eigenständigen Stadt Währing. Der Bau des Parks führte in der Tat zu einer Aufwertung der Vorstadt und 1892 zu einer Eingemeindung Währings in Wien.
Prägend steht die Paulinenwarte, ein Aussichtsturm, der ein paar Jahre später nach der Eröffnung des Parks erbaut wurde, mehr oder weniger in der Mitte des Parks und ab und an kann man sie sogar für 60 Cent besteigen.
Wir genossen hier die Ruhe, auch wenn so einige Familien schon relativ laut durch die Gegend kommunizierten, und spazierten ohne richtiges Ziel durch den Park.
Irgendwann war auch der ganze Park abspaziert. Eigentlich hatten wir noch den Plan in den nahen Sternwartepark zu gehen und dort die Universitätssternwarte anzuschauen. Allerdings war uns die Zeit dafür etwas zu knapp und das Wetter zu bedrohlich. Denn im Laufe des Spaziergangs wurde noch eine Art Abschiedsessen geplant, an dem neben Max und Markus auch Martin (bekannt aus einem Edinburgh-Urlaub und ehemaliger Externer bei Meike und Jens im Team) teilnehmen wollten. Und da wollten wir auf gar keinen Fall zu spät kommen.
Also ging es, etwas Zick- und Zack-artig, in Richtung Hauptbahnhof. Dabei liefen wir durch den Stadtteil Gersthof, welcher ebenfalls zum 18. Bezirk gehört.
Hmmm … ein Schweizer Fitnessstudio – wie man da wohl drin trainiert?
Der Grund für den Weg durch Gersthof war, dass Jens hier eine Chance witterte, sich noch einmal die Vorortlinie anzuschauen und ein paar Haltestellten zu fahren.
Diese Bahnstrecke führt von Hütteldorf nach Handelskai einmal nord-westlich um Wien herum und wird oft fälschlicherweise als „Jugendstilbahn“ genannt. Die korrekte Bezeichnung der Bahnhöfe und anderen Elemente dieser Strecke von Otto Wagner ist aber der Historismus oder auch die „freie Renaissance“. Wobei uns der Name eigentlich recht egal ist, denn uns gefällt es so oder so.
Auch wenn es hier einen eklatanten Mangel an Toiletten gab, wie Meike leider feststellen musste.
Obwohl der Regen immer bedrohlicher wurde, fing es trotzdem nicht an und so baute Jens spontan noch einen Halt ein, weswegen wir in Ottakring auf eine Tram umstiegen. Nachdem Meike endlich eine funktionierende Toilette gefunden hatte.
Und nein, nicht dieser toll benannte Spiele-Laden mit Ausschank (hatte leider zu, sonst wären wir sicherlich hier reingegangen) war das Ziel, sondern ein Whisky-Laden, wo Jens vor etwa 15 Jahren schon einmal war.
Im Potstill wurde sich dann nach einiger Beratung für einen schönen Whisky entschlossen und selbiger für die Heimreise verpackt.
Dann führte uns aber auch schon der Weg in Richtung Abendessen. Na gut, mit noch ein paar Umwegen.
So lange die alten Type E Triebwagen halt noch unterwegs sind, muss es ausgenutzt werden.
Dann aber wirklich: Mit einer der super bequemen, modernen und sauberen S-Bahnen (Siemens Mobility, Baureihe 4746) ging es vom Bahnhof Brünner Straße zurück zum Hauptbahnhof.
Beziehungsweise, da wir etwas schneller unterwegs waren als gedacht, bis zum Quartier Belvedere, um in einer Lokalität im neu gebauten Quartier einzukehren und etwas Salzburger Bier zu genießen.
Dann war aber wirklich, wirklich Zeit für das Abendessen. Die Koffer würden wir später auf dem Rückweg abholen und so ging es beseelt, aber etwas traurig ob des bevorstehenden Abschieds zum Essen.
Ausgesucht hatte das Columbus Markus und das nach dem Kriterium (Zitat) „Wo man gut trinken kann“. Unser Ruf ist also schön gefestigt und … gut trinken konnte man in der Tat.
Essen ging aber auch ganz gut.
Und so verbrachten wir einen letzten Abend mit Gequatsche und viel Lachen. Und dann ging es auch schon wirklich los zur Heimfahrt.