Für den heutigen Sonntag war eine kleine, schnuckelige Fahrt aus Wien heraus geplant. Max hatte uns schon diverse Male auf den kleinen Ort Retz hingewiesen, wo er gute Winzer (z.B. Fidesser) kennt und auch viele seiner Weine holt. Also wurde geplant, mit der Bahn die 1 1/2 Stunden nach Retz zu fahren und dort ein wenig zu spazieren. Und natürlich in einen Heurigen zu gehen und ein paar Weine zu probieren. Und weil mehr Leute in der Regel mehr Spaß bedeuten, schlossen sich Andrea, Thomas und Markus uns einfach an und kamen mit. Abends war dann der Plan nach der Rückreise uns auch noch mit Thomas Frau Tatjana zu treffen und was zu Abend zu essen.
Am Morgen grüßte uns Wien mit einem schönen Blick aus unserem Hotelzimmer.
Und wir nahmen dies als Anlass unserer Lieblings-Bäcker-Kette in Österreich unsere Aufwartung zu machen und unser völlig ungesundes und fettiges Frühstück einzunehmen: Ein Stück Pizza und eine Käsekrainer im Schlafrock.
War aber nötig und hebte die Stimmung gleich stark.
Nach Retz wollten wir mit der Regionalbahn fahren, was angesichts unseres Standortes am Hauptbahnhof die leichteste Übung sein sollte. Einige Regionalbahnen fahren durch den Tunnel der Stammstrecke gemeinsam mit der S-Bahn. Also machten wir uns dann runter und warteten auf die Ankunft unseres REX 3 nach Retz. Für Jens kein Problem, denn es kamen andauernd Züge.
Aufgrund des Streckenverlaufes stiegen die anderen Teilnehmer an dieser Expedition erst später hinzu und so legten wir in guter deutscher Manier mehrere Handtücher aus und reservierten so genügend Liegen … ähhh … Sitze. War aber am Ende kein Problem, denn besonders voll war die Bahn nicht.
Irgendwo vor Hollabrunn wurden wir von einer verspäteten S-Bahn etwas ausgehalten, aber relativ pünktlich waren wir dann in Retz.
Retz selber ist ein kleiner Ort mit knapp über 4.000 Einwohnern. Im 12. Jahrhundert bildete sich hier ein Dorf, was dann so um 1300 dann Stadtrechte bekam.
Bekannt ist Retz für die mittelalterliche Stadtbefestigung, das Dominikanerkloster und natürlich den Wein, denn wir waren hier immerhin im Weinviertel.
Doch bevor wir selbigen genießen konnten, führte uns unser Reiseleiter über den Hauptplatz von Retz.
Schon schön hier, wobei wir uns auch sehr an die bayrischen Orte erinnert haben, die wir bei unserer Radtour 2020 besucht haben.
Hier konnte man sehen, dass Retz jetzt nicht gerade das Armenhaus der Gegend gewesen sein muss. Als Beispiel das Verderberhaus, ein Bürgerhaus im venezianischen Renaissancestil. Ursprünglich waren es mal 3 einzelne Häuser, die im 16. Jahrhundert zu einem Haus umgebaut wurden. Den Namen hat das Haus übrigens nicht, weil hier Leute einem die Freunde an Dingen verderben, sondern weil hier 4 Brüder, Thomas, Georg, Josef und Johann Verderber lebten.
In der Mittel des Platzes steht das Rathaus, welches auf einer gotischen Kapelle beruht und aktuell eben eine Kombination aus Stadtverwaltung beheimatet. Und, auch wieder eine Erinnerung an die Radtour vor 1 1/2 Jahren, dies Reperatur-Station für Räder. Sehr cool – in Köln würde das Ding vermutlich nicht mal ein Tag stehen bleiben.
Neben den alten Gebäuden gab es auch den einen oder anderen Umbau. Wobei ja Schönheit oftmals im Auge des Betrachters liegt. Uns erinnerte das eher an was, was aus Lego gebaut wurde, wenn alle anderen Steine schon verbraucht worden sind.
Also weiter zur Dominikanerkirche, welche die älteste dreischiffige Hallenkirche Österreichs ist. Fertiggestellt in 1295 und seitdem dauerhaft in Benutzung.
In der Kirche haben wir uns dann eine ganze Weile umgesehen und die verschiedenen, teils wirklich interessanten Details angeschaut und auch die Atmosphäre genossen.
Danach ging es durch den Ort zu einer Windmühle. Auf dem Weg haben wir diese kreative (und etwas angeberische) Verwendung von Lauf-Medallien gesehen.
Alles war etwas ruhig und leicht verlassen. Aber es hatte tatsächlich auch Charme, gerade durch das Wetter.
Retz ist übrigens einer der regenärmsten Orte Österreichs.
Die Retzer Windmühle ist tatsächlich was besonderes, denn sie ist eine der beiden letzten betriebsfähigen Windmühlen in Österreich. Und unabhängig davon hatte man hier auch einen schönen Ausblick auf Retz und die Gegend.
Dann war es aber auch langsam Zeit irgendwo einzukehren. Unser Ziel, der Gewölbeheuriger, machte erst um 15 Uhr auf und bis dahin war noch etwas Zeit. Also ging wir noch in ein kleines Cafe für einen Verlängerten oder einen großen Schwarzen oder … einen Tee.
Und dann ging es in den Gewölbeheurigen. Wir mögen Heuriger. Sehr sogar. In geselliger Runde trinkt man den einen oder anderen Wein und genießt etwas bodenständiges Essen dabei.
Wenn man mit Leuten unterwegs ist, die irgendwie ständige Angst haben zu Verhungern, dann … eskaliert das in etwa so.
Es hätte uns ja schon auffallen können, dass wir etwas viel bestellt haben, als die Dame, die unsere Bestellung aufgenommen hat, meinte „Sicher?“. Aber was weiß die denn schon.
Nun, sie kannte wohl einfach die Größe der Portionen. Aber irgendwie hatten wir auch sehr, sehr viel Hunger und am Ende waren wir alle schon ein bisschen stolz darauf, alles aufgegessen zu haben.
Zurück zum Bahnhof und vorbei am sogenannten Reblaus-Express. Den wollen wir auch mal fahren und bis dahin müssen wir wieder Hunger bekommen.
Unsere Regionalbahn war etwas moderner und brachte uns wieder zurück nach Wien. Auf dem Weg stellte sich leider heraus, dass Tatjana sich so schlecht fühlte, dass sie nicht zum Abendessen kommen konnte. Schade, aber dann müssen wir halt noch einmal hier hin kommen …
Für uns ging es dann zu viert (Meike, Max, Thomas und Jens) aus der Haltestelle Wien Mitte und ab in den Stadtpark.
Und ab ins Restaurant Huth, ein etwas nobleres, gutbürgerliches Restaurant, wo wir allerdings nicht mehr allzu viel Essen schafften. Aber ein bisschen geht ja immer …
Dann war aber auch langsam Feierabend (22 Uhr Sperrstunde), wobei Max und wir noch einen kurzen Halt in einem Irish Pub machten. Thomas verabschiedete sich davor, denn morgen ist ja ein normaler Arbeitstag und nicht jeder hat Urlaub, so wie wir.
Aber nach ein, zwei Bieren im Pub gingen dann auch die Lichter an und wir aus dem Laden raus. So eine Sperrstunde ist schon seltsam und inzwischen ungewohnt für uns. Aber ein Vorteil hat es auch: Man versumpft seltener.
Also waren wir pünktlich zum AFC Championship Game zwischen den Cincinnati Bengals und den Kansas City Chiefs wieder auf dem Zimmer und beschlossen so den Tag.
Ein sehr schöner Tag und sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir im Weinviertel waren.