Eine der Gründe, weswegen Menschen nach Island generell und in den Norden der Insel im Speziellen kommen, sind die hier aus jedem Hafen aus angebotenen Walbeobachtungs-Touren. Vor 2 Abenden hatten wir, da dann das Wetter einigermaßen vorhersagbar ist, uns für eine Bootstour aus Husavik aus entschlossen und diese gebucht.
Nach dem etwas dürftigen und tatsächlich etwas stressigen Frühstück ging es zu unserem wartenden Auto auf den Parkplatz. Dabei bemerkten wir tatsächlich: Berge! Und auch noch schön aussehende! Gleich hinter unserem Parkplatz!
Nachdem wir uns von diesem schönen Blick losreißen konnten, ging es die 60 Minuten in Richtung Norden in den schönen Ort Husavik. Da wir auch dieses Mal nicht wieder durch den (kostenpflichtigen) Tunnel der Ringstraße fahren wollten, ging es um den Berg herum auf der Straße Nummer 83. Inklusive schönem Blick auf Akureyri.
Da wir uns wieder einmal auf dem Weg etwas Zeit gelassen haben, kamen wir so etwa 10 vor 10 in Husavik an. Und haben erst einmal einen halb-legalen Parkplatz gesucht, um halb-pünktlich zu unserer (hoffentlich nicht halben) Wal-Beobachtungstour aufbrechen wollten. Treffpunkt war der quasi Mittelpunkt der kleinen Stadt: Das „Whale Watching Center“
Hier checkt man quasi für alle Touren, die hier starten, ein. In unserem Fall bedeutet dies die klare Anweisung: Da hinten liegt euer Schiff, da müsst ihr hin. Dort angekommen bekamen wir 2 Mal Ölzeug in die Hände gedrückt und es hieß: Viel Spass! Sieht man ja an unseren Gesichtern, oder?
Besonders, weil das Schiff doch recht voll wurde und Sitzplätze rar waren.
Am Ende fanden wir zwei strategisch hervorragende Stehplätze am Heck des Schiffes: Meike stand Steuerbord und Jens Backbord. So standen wir und standen wir und legten lange noch nicht ab. Vorher musste nämlich anscheinend noch dieses Schnellbootes an uns vorbei aus dem Hafen in den Skjalfandi Bucht drängeln.
Gemütlich sah es nicht aus auf diesem Boot. Da waren wir mit der Entscheidung für unser großes (und gemütlicheres) Boot
Danach ging es aber los. Der Wind war durchaus spürbar aber nicht unangenehm. Und unsere Plätze garantierte uns Fotos zu beiden Seiten des Schiffes sogar nach vorne hin an den Aufbauten vorbei. Und natürlich zurück auf den Hafen von Husavik.
Während wir uns in die von den Walen bevorzugten Gewässer schipperten, wurden wir angenehm von der Crew informiert. Über die Region, das Schiff, die Tierwelt und alles andere.
Nebenher schauten mehrere Personen auf dem Ausguck nach Sichtungen von Walen oder Delfine. Zusätzlich steht die Crew im Austausch mit den übrigen Boten, die gerade ebenfalls auf Walbeobachtungstour waren (insgesamt 3).
Ein kleiner und sehr kurzer Regenguß später war immer noch nichts zu sehen. Die letzten 3 Tage vorher gab es keine großen Sichtungen, wenn überhaupt.
Auf ein Mal kam aber Bewegung in das Schiff. Ein Zodiac, das sind diese kleinen Schnellboote, hatte was gesehen und allen anderen Booten Bescheid gegeben. Und sie hatten in der Tat was gesehen.
Eine Gruppe von Pilot Whales, im Deutschen auch Grindwale genannt. Grindwale oder Pilotwale sind eine Walgattung aus der Familie der Delfine. Welche Subart wir da genau vor dem Boot hatten, konnte nicht erkannt werden.
Aber war uns auch egal, denn für eine recht lange Strecke konnten wir die immer wieder aus dem Wasser springenden Grindwale beobachten. Was selten ist, denn man findet sie eigentlich sehr selten in Küsennähe.
Diese Tiere leben in Gruppen (Schulen) von durchschnittlich 20 Tieren und folgen einem Leittier (daher auch „Pilot Whales“). Grindwale haben ein hohes Sozialverhalten, sind aber auch leider dafür bekannt, immer wieder zu stranden. Ob dies an der Treue zu einem Leittier mit einem schlechten Orientierungssinn liegt oder an anderen Effekten liegt, welche ihre Fähigkeit zur Orientierung einschränkt, ist nicht genau geklärt.
Unsere Schule wurde dann von uns in Ruhe gelassen und verschwand auch in Richtung offenes Meer. Für uns das Zeichen wieder zurück zum Hafen zu fahren und dabei eine wärmende Tasse heißer Schokolade und eine Zimtschnecke zu uns zu nehmen.
Hoch erfreut über die Tatsache am Ende doch noch ein Meeressäuger gesehen zu haben, eine warme Tasse in der Hand – ging gut gerade!
Andere Boote machten sich wieder auf auf eine neue Jagd nach schönen Fotos.
Nachdem wir 10 Minuten in Richtung Hafen getuckert sind, bogen wir auf einmal hart ab und unsere Guide kletterte wieder in sein Krähennest. Ein noch seltenere Sichtung als die Pilot Dolphins stand bevor: Ein „Sneaky Minke“, ein Minke Whale oder auch Zwergwal genannt. So ein Wal wurde hier seit Monaten nicht mehr gesehen.
Gesehen haben wir ihn auch, nur auf ein Foto konnten wir ihn nicht festhalten, denn kurz nachdem wir uns langsam in die Richtung des Wals aufgemacht hatten, tauchte dieser ab und verschwand. Schade, denn Zwergwale sind schnelle Schwimmer, können wie Delfine vollständig aus dem Wasser springen und sind im Unterschied zu anderen Furchenwalen neugierig und nähern sich Schiffen.
Wir waren wohl nicht interessant genug. Also wieder zurück zum Hafen, dieses Mal ohne irgendwelche Unterbrechungen. Danke an Husavik North Sailing für eine wunderbare und informative Tour!
Am Hafen angekommen überlegten wir, was wir heute noch machen wollen.
Nun, wenn man hier schon einmal ist, dann geben wir uns die volle Dröhnung „Wal“ und gehen ins Wal Museum von Husavik.
Dieses Spezialmuseum bietet eine sehr umfangreiche und ausführliche Ausstellung rund um Wale. Dabei wurden sowohl die Herkunft und Entwicklung der Wale beschrieben als auch Randthemen wie der Walfang, Walbeobachtung oder auch die Auswirkungen der Verschmutzung der Meere angesprochen.
Sehr interessant. Und witzig zugleich, denn hier gab es alles in 3 Sprachen: Isländisch, Englisch und Deutsch. Gerade der Walfang wurde hier ja auch von den Deutschen betrieben, aber das war nicht der Grund. Der Herr am Eingang sprach sehr gutes Deutsch und dies tun wohl viele hier.
Wie gesagt: Es gab viel interessantes und einiges skurriles. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Blauwale immer 3 Tiere brauchen, um kleine Wale zu produzieren, denn einer muss das unten liegende Weibchen abstützen.
Wie gesagt: Auch das Thema „Waljagd“ gehört zur Geschichte der Wale dazu.
Die Waljagd um Island fand hauptsächlich statt, um Öl zu gewinnen. Erst ab den 50er Jahren wurde Walfleisch auch als Futtermittel verwendet.
Für 2019 wurde die Fangquote auf bis zu 209 Finnwale und 217 Zwergwale festgesetzt. Allerdings sagten die zwei derzeit aktiven Walfangunternehmen die Fangsaison erstmals nach 17 Jahren auf beide Walarten ab. Gleiches galt für 2020 wo sogar der Geschäftsführer eines der beiden noch verbliebenen Fangunternehmen ankündigte den vollständigen Rückzug aus dem Walfang an: „Ich werde nie wieder Wale jagen. Damit bin ich ein für alle Mal fertig.“.
Die Walbeobachtung dagegen nimmt weiterhin an Bedeutung zu und die lokalen Unternehmen haben sich selbst einer Selbstverpflichtung gegeben, wie hier Walbeobachtungen zu geschehen haben (z.B. Motor und Schraube aus, sobald man nah an den Tieren ist, etc.).
Die Skelette bzw. die Ausstellungsstücke im Museum stammen übrigens alle von gestrandeten Walen. An jedem Skelett stand eine Tafel, auf der Ort, Zeit und beteiligte Wissenschaftler beschrieben sind.
Daneben gab es auch, wenn man zum Beispiel schneller durch die Ausstellung gegangen ist als die andere, ein Raum in dem Dokumentationen über Wale gezeigt wurden.
Hier erfuhren wir zum Beispiel von einer Orca-Dame, die in Kanada jedes Jahr seit vielen Jahren genau eine Lachsfarm plündert, wenn die jungen Lachse freigelassen werden. Und das egal, wo die Lachsfarm mit ihren Netzen ist. Sie findet immer wieder die Lachsfarm.
Spannende Tiere diese Wale.
Uns wurde aber langsam kalt, denn 3 1/2 Stunden auf dem Boot und noch 1 1/2 Stunden im etwas zugigen Museum hinterließen ihre Spuren. Und was macht man (also wir), wenn es kalt ist?
Husavik hat nen Hot Spring! 🙂
Ebenfalls relativ neu und sehr modern an der Steilküste gelegen, war das jetzt genau das, was wir brauchten. Also, wie üblich, Schuhe am Eingang ausziehen, nackig unter die Dusche, Badehose an und ab …
… ins Wasser!
Besonderes Feature hier ist der Infinity-Pool, von dem man übrigens genau in die Bucht schauen konnte, wo wir mehrere Stunden zuvor noch nach Walen Ausschau gehalten haben.
Wir folgten unserem Pattern mit Getränken im Wasser. Wobei Meike sich dankenswerterweise wieder bereit erklärt hat die Rückfahrt zu übernehmen und daher einen leckeren Smoothie bekam. Jens dagegen ein Pale Ale von Husavik Öl.
Nicht ganz billig (32 Euro pro Person), aber neu, geräumig und einfach wunderschön gelegen.
Die Getränke bekommt man übrigens entweder im Restaurant oder man geht die kleine Treppe rechts im Bild rauf in ein kleines „Hier kann man was bestellen“-Becken, wo man im angenehm warmen Wasser auf seine Bestellung warten kann.
Sehr fein!
Irgendwann „drohte“ aber dann die Fahrt zurück nach Akureyri. Wobei uns Husavik noch mit einem halb-blauen Himmel und einem sehr isländischen Bild mit Pferden und einem Berg verwöhnte.
Die 1 stündige Rückfahrt war, bis auf den einen oder anderen Blick, recht ereignislos.
Meike gefiel aber das Fahren auf den isländischen Hauptstraßen schon sehr (90 km/h, wenig Verkehr). Es sei denn, man kam an eine der vielen einspurigen Brücken, wo doch etwas Konzentration gefragt war.
Sicher und ohne Probleme kamen wir dann aber in Akureyri an, um dort eines der „Highlights“ der Stadt zu sehen: Die Ampeln, speziell die roten. Die sind nämlich nicht einfach ein Punkt, sondern ein Herz.
Das ganze wurde 2008 in der Finanzkriese gemacht, als man von der Stadt etwas positives und amüsantes für die Leute machen wollte. Und seitdem sind die roten Ampeln hier eben ein rotes Herz.
Für uns ging es Abends dann noch ins Hotelrestaurant, also konnten wir uns ein wenig aufwärmen und dabei kurz mal informieren, was in Deutschland so passiert.