Ihnen gefällt das Wetter nicht? Warten sie halt 10 Minuten …
So oder so ähnliche Sprüche bekommt man in Island ständig zu hören. Die ganzen nordischen Länder mit einem recht ruppigen und wechselhaften Klima (auch Schottland) haben solche Phrasen auf Lager, die ja auch in der Regel stimmen.
Selten hört man: Ihnen gefällt das Wetter nicht? Warten sie auf Morgen!
Was für den heutigen Tag tatsächlich zutreffend gewesen wäre, denn beim morgendlichen Tankstop am Ortsausgang von Egilstadir …
Sogar die Kühe erschienen uns überrascht. Aber es stimmte: Wir hatten blauen Himmel. Also zumindest zu dem Zeitpunkt.
Unsere heutige Etappe führt vom Zentrum der Ostfjorde, Egilstadir, in die „Hauptstadt des Nordens“: Akureyri. Wieder einmal durch eine wunderschöne Landschaft, die allerdings immer weitläufiger und flacher wurde.
Wir fühlten uns stark an die südlichen Highlands oder die Nordinsel Neuseelands erinnert.
Und bei solchen Ausblicken konnte selbst Sven nicht an sich halten.
Sein reiseerfahrener Begleiter dagegen saß ruhig und besonnen auf seinem Stammplatz in der Mitte. Ihm obligt die Kontrolle, ob Jens beim Parken auch die ungewohnte Automatik-Schaltung auf „P“ stellt. Wenn man das nämlich nicht macht wundert man (= Jens) sich, warum das Auto nicht wieder startet.
Wie üblich gab es hin und wieder angenehme Stopps bei Wasserfällen.
Und die machen ja generell noch mehr Spaß bei so einem Wetterchen.
Ansonsten war die heutige Etappe durch die Landschaft des sogenannten Krafla Vulkansystems geprägt. Bedeutet genau: Weite Lavafelder und einige Vulkane am Horizont.
Der erste große Programmpunkt heute war allerdings auch wieder ein Wasserfall. Aber ein besonderer, nämlich der Dettifoss. Dieser ist von 2 Seiten erreichbar, wobei zur Ostseite nur eine Schotterpiste führt und die wollten wir lieber nicht fahren. Also zur Weststeite.
Zum Wasserfall selber kommt man, indem man etwa 1 Kilometer durch ein riesiges und beeindruckendes Lavafeld spaziert.
Und dann, wie bei einem Wasserfall dieser Größe auch passend, hört man den Dettifoss schon bevor man ihn sieht.
Der Dettifoss (frei übersetzt „stürzender Wasserfall“, wobei wir uns fragen, was wohl ein „nicht stürzender Wasserfall“ wäre) ist der größte Wasserfall im Nordosten Islands. Zusätzlich ist er, wenn man die Kombination aus Volumenfluss und Fallhöhe betrachtet, der leistungsstärkste Wasserfall Europas.
Bedeutet: Touristen!
Einige davon waren wieder etwas irritierend, besonders diese Instagram-Irren gehen uns mit ihren 400 Foto-Posen langsam aber sicher auf die Nerven.
Aber wir sind ja im Urlaub und sogar Jens kann sich ja manchmal auch wieder schnell beruhigen. Oder er bleibt passiv-aggressiv einfach so lange stehen, bis die Situation für die Selfie-Brigade zu unangenehm wird und sie von alleine gehen.
Vor dem Dettifoss gibt es noch einen weiteren, etwas kleineren Wasserfall namens Selfoss. Nicht verwandt oder verschwägert mit der gleichnamigen Stadt im Süd-Osten der Insel. Jens wollte / musste lieber zurück zum Parkplatz bzw. zur Toilette dort. Also hat sich Meike noch den kurzen Abstecher gegönnt und ist dort hin.
Währenddessen suchte Jens das beeindruckend aussehende WC-Häuschen auf. Was beim genauen Hinsehen eigentlich nur ein großes Plumpsklo war, denn man saß über der Grube bei seinem Geschäft.
Aber eine sehr schöne Landschaft hier.
Genauso wie der nächste Programmpunkt: Dimmubogir!
Dimmuborgir (übersetzt „dunkle Stadt“) ist der Überrest eines Lavasees östlich des Sees Myvatn in Island. Auch dieser hat seinen Ursprung in den vielen Vulkanen des Krafla Vulkansystems.
Neben der Tatsache, dass es ein sehr bizarr aussehendes Gelände ist, fand Jens den Ort besonders interessant, weil eine seiner Lieblingsbands ihren Namen hier her hat.
In der isländischen Mythologie wird Dimmuborgir als Unterkunftsort von Elfen und Trollen gesehen. Auch leben hier die 13 Weihnachtsmänner, die Island hat. Mehr so als Touristen-Gimmick waren davon einige auch zu sehen.
Eine Horde amerikanischer Touristen war natürlich auch wieder hier, vorwiegend aber, weil hier auch ein paar Szenen von Game of Thrones gedreht wurden.
Wir dagegen gingen einfach nur eine Runde spazieren und genossen, wenn sie denn vorhanden war, die Ruhe und Einsamkeit.
Eigentlich wollten wir noch den nahen Myvatn-See etwas genauer anschauen, aber 2 Dinge hielten uns davon ab. 1. wird der See auch „Mückensee“ genannt und von diesen Tieren sind wir wahrlich keine Fans. Und 2. fing es dann an zu regnen.
Und was macht man bei Regen im kalten Island? Genau: Ab ins Bad!
Glücklicherweise war das Myvatn-Bad nicht weit.
Und wenn man in Island ist, macht man die Isis auch gerne nach …
Wobei es dann auch, wir mussten ja noch fahren, bei dem einen Bier am Anfang blieb.
Das Bad selber war recht groß und ähnelt der berühmten blauen Lagune, ist aber nicht so touristisch erschlossen und verbaut.
Allerdings finden doch immer wieder größere Gruppen ihren Weg hierhin. So zum Beispiel leider auch eine 6 köpfige Rentnergruppe aus Sachsen, die sich strategisch in allen Ecken des Pools verteilten und sich dann gegenseitig anbrüllten, wie schön das hier doch wäre.
Wir haben dann das Becken gewechselt und haben dort eine ruhigere Ecke gefunden, wo wir in Ruhe unsere Getränke austrinken konnten.
Ein sehr schönes Bad – auch wenn der Weg vom (38 °C warmen) Pool zur Umkleide durch den kalten (5 °C) Wind eine Herausforderung war.
Aber so langsam sind wir ja abgehärtet was das angeht.
In Akureyri angekommen sind wir dann auch gleich zum Icelandair Hotel gefahren und hatten dort sogar etwas Glück. Im Voraus hatten wir nämlich einen schönen Gastropub ausfindig gemacht, in den wir gehen wollten. Und die nette Dame an der Rezeption hat uns noch last minute einen Tisch ergattert. Also kaum auf dem Zimmer, schon ab zum Abendessen. Und den Tag verarbeiten.