Diesen Spruch haben wir tatsächlich bei vielen Etappen hier in Island gehört beziehungsweise gelesen. Im Vorfeld denkt man sich ja so manches Mal schon, ob das nicht übertrieben ist und ob es wirklich so schön hier ist, dass man ein paar Stunden einfach „nur fahren“ und die Landschaft genießen kann.
Spoiler: Kann man!
Wobei … heute war zwar auch der Weg das Ziel, aber eher der Weg zu warmen Wasser, Bier und einer Menge Essen.
Aber der Reihe nach: Der heutige Tag begann mit einem, von einigem Stöhnen und Seufzen begleitetem, Aufstehen in unserem kleinen Hotelzimmer in Höfn. Die Matratzen waren nämlich nicht die besten (sehr weich), sodass die Nacht durchaus oft unterbrochen wurde.
Der Frühstück wurde im erstaunlich großen Restaurant eingenommen. Da wir wieder gemütlich in den Tag starten wollten, waren nicht mehr so viele Leute da, was das Ganze recht angenehm machte.
Wie laut es hier ist, wenn alle Tische belegt sind, wollen wir gar nicht wissen.
Auf der heutigen Strecke von Höfn nach Egilsstaðir war, wie schon erwähnt, der Weg das Ziel. Auf der Strecke waren nicht vielen vermerkte Sehenswürdigkeiten. Stattdessen, so waren sich der Reiseführer sowie die Beschreibungen anderer Touren einig, sieht man andauernd die beeindruckende Landschaft Islands.
Also packten wir unsere sieben Sachen wieder in unseren treuen Kia Cee-Aposprophe-D und fuhren los. Die heutige Etappe war mit knappen 200 Kilometern recht kurz, wodurch wir uns den einen oder anderen Zwischenhalt leisten konnten. Den bisherigen Erfahrungen kommen pro Etappe so 1 bis 3 Extra-Stunden auf die Gesamtzeit hinzu. Je nachdem, ob man längere Wanderungen macht oder einfach nur … oh, ein Wasserfall! 🙂
Und auf diese Art und Weise machten wir hier einen Halt und dort einen Halt. Und selbst das doch recht mistige Wetter brachte den einen oder anderen angenehmen Nebeneffekt mit sich …
Haben geschaut aber kein „Pot of Gold“ gefunden. An beiden Enden nicht.
Die Süd-Ost Küste Island, auch Austurland (Ostland oder Ost-Fjorde) genannt, besticht jetzt nicht gerade durch eine große Bevölkerungsdichte. Genauer gesagt hat hier jeder Einwohner knappe 1,7 km² für sich alleine. Und das inkludiert Egilstadir als Zentrum der Ostflorde mit etwa 2.300 der insgesamt 13.000 Einwohnern.
Die Fahrzeiten auf der Ringstraße haben sich in den letzten Jahren durch einige Baumaßnahmen verringert. Weswegen man eben auch durch den ein oder anderen Tunnel fährt.
Dies können wir hier angenehm zu befahrene, zwei-spurige Tunnel sein. Das können aber auch einspurige Tunnel sein, wo man inständig hofft, dass einem kein LKW oder Bus entgegen kommt und man in einer der in den Fels geschlagenen „Passing Points“ ausweichen muss
Hier, wie gesagt, alles easy!
Und dann ging es wie üblich weiter: Wasserfall, Berge, weite Landschaften. Dazu eine fast leere Straße, angenehme Musik – alles gut so!
Wobei wir dann, wir mehr oder weniger zufällig bei der Suche nach einem Parkplatz für eine „Snack break“, einen ganz interessanten Ort entdeckt haben.
Neben den coolen Wolken-Effekten und der Tatsache, dass es hier mal kurz trocken war, fanden wir neben dem Parkplatz einen Steinhaufen namens Djaknadys.
Der Legende nach haben hier der Pastor des nahen Ortes Hals und der Diakon von Hamar bis auf den Tod miteinander gekämpft. Wortwörtlich, denn beide sind hier begraben worden. Und der Tradition nach soll jeder Reisende, der hier zum ersten Mal vorbei kommt, einen Stein oder ein Kiesel (hier bitte kurz an „Das Leben des Brian“ denken) auf den Steinhaufen werfen. Und einen weiteren für jeden Hund und jedes Pferd, das ihn begleitet. Wer dies nicht macht oder vorbei wirft, wird den Weg nicht finden.
Natürlich haben wir, safety first, 2 Steine geworfen. Und getroffen – dem weiteren Weg sollte also nichts im Wege stehen.
Das nächste, was uns auf der Fahrt aufgefallen ist, war dieser am Ortsausgang von Stöðvarfjörður gelegene Sportplatz.
Wir würden gerne wissen würden, wie viele Bälle hier durch den Versuch eines Zeitspiels im Fjord gelandet sind. Generell haben wir viele Fußballplätze gesehen, so ziemlich jeder Ort hat einen Platz. Gerade durch die Nationalmannschaft hat sich die Popularität stark erhöht.
Und so ging es weiter entlang der Ringstraße. Bis dann auch, fast schon zu schnell, unser Ziel Egilstadir in Sicht kam. Das Hotelzimmer war mit Sicherheit noch nicht fertig für uns, also griff unser bereitliegender Plan B. Oder besser gesagt Plan H, wie in Hot Spring.
Wir mögen ja, zum Beispiel wenn wir in Japan sind, das Baden in heißen Quellen. Und Island ist halt auch bekannt für seine geothermische Aktivität und das heiße Wasser, welches aufgrund dieser Aktivitäten aus dem Boden kommt. Zusätzlich wurden, eher aus touristischen Gründen, in den letzten Jahren diverse Thermalbäder gebaut, die eine doch bequemere Variante als die zwar frei zugänglichen aber oft ohne Umkleide oder so etwas „wilden Quellen“ darstellen. Und eine davon sind die knapp 5 Minuten nördlich von Egilstadir gelegenen Vök Baths.
Dieses Geothermalbad liegt am Urridavatn und wurde im Sommer 2019 eröffnet. Entworfen wurde es von demselben Architekten, der auch die berühmte Blaue Lagune im Südwesten Islands designt hat. Als zusätzliches „Feature“ hat es, neben dem schönen und etwas kantig gebauten Haupt-Pool, 2 kleinere Becken, die im See schwimmen.
Die Prozedur ist auch angenehm ähnlich derjenigen in japanischen Onsen: Schuhe am Eingang ausziehen, Nackt duschen und dann ins Wasser. Hier allerdings dann mit Badehose.
Und in einem Onsen haben wir noch nie eine Pool-Bar gesehen, weswegen (und natürlich NUR deswegen) wir das hier auch wieder ausnutzen mussten.
Ahhhhhh! Wir hatten schon ein fast schlechtes Gewissen, dass wir heute eigentlich nicht wirklich etwas getan haben, was diesen Luxus gerechtfertigt hat. Aber andererseits … egal!
Die beiden schwimmenden Pool mussten wir dann natürlich auch mal ausprobieren. Glücklicherweise waren sie auch warm, obwohl die eine oder andere Welle aus dem See ins Becken schwappte.
Jens war ja kurz davor, auch einmal in den See zu springen – das Wasser war jetzt auch nicht wirklich so kalt. Wir haben auch eine isländische Familie gesehen, die komplett mit allen Kindern eine Runde im See geschwommen ist und dann seelenruhig in den heißen Pool gingen.
Wir dagegen entsprachen dem deutschen Klischee und tranken noch ein Bier.
Kurz bevor wir uns vollständig in große, fleischfarbene Rosinen verwandelten, sind wir dann aber raus aus dem Bad und zurück in die Stadt gefahren. Dort dann ins Hotel Icelandair Egilstadir eingecheckt und ein Zimmer mit Blick auf den Parkplatz belegt und mehr oder weniger gleich wieder raus und entlang der Ringstraße. Dieses Mal aber zu Fuß.
Denn unser Ziel für den Abend war am Rande der Stadt in einem Industriegebiet gelegen: Der Askur Taproom der gleich nebenan liegenden Austri Brewery.
Wir hatten uns zwar eigentlich mehr versprochen als die 6 Biere (von denen 4 von einer anderen Brauerei war), aber wenn man schon einmal hier ist, dann probiert man halt alles.
Humor haben sie hier auf jeden Fall.
Und zu dem Tasting Flight eben das, wofür der Taproom bekannt ist: Pizza!
Eine mit geräucherter Ente mit Pesto und eine mit Hackfleisch und roten Zwiebeln. Beide sehr, sehr gut!
Und da wir es nicht all zu sehr übertreiben wollten, haben wir mal den Jägermeister stehen lassen. Und auch ignoriert, dass da 4 Mönchshof-Biere stehen, warum auch immer.
Eine sehr nette Brauerei, die dann, kurz bevor wir gehen wollten, von 12 blonden Mädchen / jungen Damen geentert wurde. Wir haben leider nicht mitbekommen, ob es sich um eine Fußball- oder Handballmannschaft handelte – auf jeden Fall haben die Damen eine ordentliche Anzahl von Pizzen verdrückt. Und wie cool muss es sein, hier quasi die „Vereinskneipe“ zu haben …
Danach ging es wieder zurück ins Hotel und weil es noch relativ früh war, sind wir dann in die Hotelbar und haben was Kniffel auf dem Tablet gespielt. Und dabei auch wieder einige Sozialstudien machen können, denn von einer sehr irritierenden Reisegruppe älterer Spanier über die üblichen Individualreisenden bis hin zu einer 3er Gruppe sehr freizügiger Damen aus dem Ort, die sich an den Barkeeper ranmachen wollten war alles dabei.
Wir haben dann, mehr so aus Langeweile, das Menu des Restaurants im Hotel studiert und sind dabei auf ein paar sehr kreative Starter gestolpert. Und da wir im Urlaub sind (und morgen wirklich mehr zu Fuß machen würden), haben wir noch gefragt, ob wir diese Starter noch bekommen könnten.
Konnten wir.
Also ging es mit den Biergläsern ins benachbarte Restaurant (und weg von den 3 Damen, die inzwischen jeden angetanzt haben) und aus der Küche kamen einmal ein hervorragend zubereiteter Seesaibling mit selber angebautem Wasabi, Blumenkohl und Apfel.
Das war schon sehr gut. Nicht weniger lecker war das Beef Tataki (Also innen roh und nur kurz außen angebraten) mit Chili, Fühlingszwiebeln, Cashew und einem Yuzu Dressing.
Und, als wärmende Soul Food Komponente, eine Langustinensuppe mit einem Schaum aus Weißer Schokolade.
Das war gut. Und wie wir im Gespräch mit dem Kellner (der auch froh war aus den Fängen der 3 Damen entkommen zu sein) herausgefunden haben, ist das auch Absicht. Die Belegschaft des Restaurants hat sich nämlich in der Covid-Pause weitergebildet, einige Gourmet-Restaurants besucht und Kurse belegt. Ziel ist es, dass in der nächsten Hauptsaison hier ein abgeteiltes Gourmet-Restaurant entsteht. Wir finden, dass sie auf einem guten Wege dahin sind.
Für mehr Speisen hat es dann aber auch wirklich nicht gereicht. Also machten wir uns dann auf ins Zimmer, da der Parkplatz jetzt auch ruhig vor dem Fenster lag, schiefen wir auch bald ein.
Fazit: Der Weg war gut, das Ziel aber auch nicht so schlecht.
Tolle Reiseberichte!
Landschaft und Essen schauen richtig gut aus..
Viele Grüße,
MM4