Nach einem doch etwas unstrukturierten Tag in Reykjavik, wo wir uns eher haben treiben lassen, sollte jetzt ein geplanter und durchorganisierter Punkt auf der Urlaubsliste folgen: Eine Food Tour!
Unsere hatten wir beim Anbieter „Wake up Reykjavik“ gebucht. Eigentlich wollten wir dort eine Craft Beer Tour buchen, da diese allerdings aktuell nicht mehr durchgeführt wird, gab es halt was zu Essen.
Eigentlich wären irgendwelche Sachen, die die Leistung unserer Gehirne verbessern, schon gut gewesen, denn gleich zu Anfang blieben wir doch sehr im „Verpeilt“-Modus und haben den Treffpunkt der heutigen mit dem der morgen geplanten Tour verwechselt. So saßen wir bis 4 Minuten vor dem Beginn der Tour am Ingólfur Square, schauten dem Treiben auf dem Platz zu und wunderten uns, dass niemand so nach Food Tour aussah.
Bis Jens dann merkte, dass wir uns ja heute an der Oper treffen sollten. Also auf und einen kleinen Sprint zur glücklicherweise nahen Oper und mit nur 1 Minute Verspätung kamen wir dann auch bei der bereitstehenden Gruppe an.
Unser Guide Móði wird, weil man das nicht so besonders gut aussprechen kann, Thor genannt. Und er sieht auch genau so aus, denn er ist Personal Trainer, war früher mal isländischer Fitness-Meister in seiner Jugend und stemmt auch heute noch so einige Kilos weg. Und er ist ausgebildeter Koch und dementsprechend prädestiniert für so eine Tour.
Der Rest der Gruppe bestand aus 2 Damen aus Illinois und einer Familie aus Denver (der Mann links arbeitet bei Seagate), also eine recht amerikanische Tour mit dementsprechend viel Smalltalk.
Waren aber alles ganz angenehme Gespräche, denn zum Beispiel eine der Damen ist Somellier. Und wir finden ja: Lieber oberflächlichen Smalltalk anstelle anstrengendem Schweigen.
Nachdem wir noch vergeblich auf 2 weitere Gäste gewartet haben, ging es zu ersten Restaurant. Was natürlich am Platz war, an dem wir vorher vergeblich auf den Beginn der Tour gewartet hatten. Hätten wir also auch gleich hier bleiben können.
Das Gebäude ist eines der historischen Gebäude Reykjaviks und wird das „Falkenhaus“ (Fjallkonan) genannt, weil ein findiger Däne hier Falken gehalten und den Seeleuten als Orientierungs- und Kommunikationshilfen verkauft hat. Das Essen hier ist eher traditionell und eigentlich sollte hier ein Fisch- und ein Lamm-Gang gereicht werden.
Da aber das Lamm nicht mehr verfügbar war, gab es Ente mit 2 Saucen sowie Seesaibling.
Beides hervorragend!
Währenddessen folgten wir den kleinen kulinarischen Geschichten von Thor, welche wir aber schon meistens kannten (Vorbereitung ist alles).
Nächster Stop war laut Thor dann der „Signature-Dish“ von Island. Und da unser Hotel gegenüber einer der bekanntesten HotDog Buden der Welt steht, wussten wir schon genau, was kommen würde. Das es aber auch wirklich genau diese HotDog-Bude werden würde, kam dann überraschend.
Während des Essens konnten wir sogar unser Zimmer sehen.
Der Lamm HotDog selber war gut, wenn auch die zweierlei Zwiebeln (roh und geröstet) so irgendwie nicht unseres waren. Dafür die Saucen.
Eine amerikanische Dame hat ihren HotDog nur einmal angebissen und unter dem Protest der versammelten Möven und Sperlingen (die alle auf die Reste wartend um uns herum flogen und liefen) in den Mülleimer geworfen. Sie mag Lamm nicht. Warum man dann nach Island kommt, wer weiß das schon …
Nächster Halt war das Messin, ein alt-eingesessenes Fischrestaurant direkt an der Laekjargata. Wo wir bei der Ankunft aus dem Shuttlebus vom Flughafen ausgestiegen waren. So langsam hatten wir das Gefühl, dass Thor unsere Schritte seit Ankunft in Island zurück verfolgen möchte …
Im Fischrestaurant gab es 2 Pfannen auf den Tisch.
In der uns näheren gab es wieder Seeseibling, dieses Mal leicht gebeizt und angebraten mit Mandeln. Dazu lokale Tomaten, kleine Kartoffeln und Rukkola. Das war sehr, sehr gut!
Die zweite Pfanne beinhaltete eines der Lieblingsgerichte vieler Isländer: Plokkfiskur!
Plokkfiskur ist ein traditionelles Gericht für übrig gebliebene Lebensmittel: Einfach alles, was irgendwie fischig ist (oft Kabeljau oder Schellfisch) mit Kartoffeln und Zwiebeln in einer fetten Sauce Bernaise kochen. Und fertig! Früher galt dieses Gericht als das Essen armer Leute, quasi die „cucina povera“ Islands. Heute wird es gerade von den modernen Köchen, und davon gibt es viele, wieder gerne auf die Karte genommen, um das heimelige Gefühl hervorzurufen.
Nachdem wir auch hier brav alle unsere Teller aufgegessen hatten (ok, etwas von dem Fisch-Stew blieb übrig), ging es auf einen kleinen Verdauungsspaziergang und dann weiter zu einer kleinen Bar namens Islenski Barinn. Von den Gästen eher so eine Art „College Bar“, von der Aufmachung her eher ein Gastro Pub. Hier bekamen wir. Der Laden fokussiert sich auf traditionelle isländische Küche und somit fanden zwei recht kontroverse Speisen ihren Weg auf unsere Teller:
Luftgetrockneter Fisch (links), welcher zwar recht trocken aber gar nicht mal so schlecht war, und Hakarl (rechts im Glas).
Hakarl ist eine isländische Spezialität, die aus fermentiertem Fleisch des Grönlandhais besteht. Geruch und Geschmack sollten sehr intensiv sein. Hat also so etwas von dem Durian-Erlebnis oder anderen merkwürdigen Speisen, die wir bislang zu uns genommen haben.
Die traditionelle Zubereitung dauert sehr, sehr lange, denn der Hai wird ausgenommen, gesäubert und gewaschen. Ohne Gewürze oder so wird der Hai dann im Sommer 6 bis 8 Wochen, im Winter 2 bis 3 Monate im Boden gelassen und danach an der Luft aufgehangen, damit das Ammoniak entweichen kann. Das dauert auch nochmal 2 bis 4 Monate.
Das Ergebnis ist ein leicht gummiartiges, leicht fischiges Fleisch mit leichtem Geruch nach Reinigungsmittel. Kann man essen, muss man aber nicht. Und in unserem Fall nicht nochmal.
Um es quasi wieder gut zu machen, kam dann eine Schüssel Soul Food auf den Tisch: Ein Lamm-Eintopf.
War ok, aber der bei der gestrigen Farm-Tour war besser. Dafür gab es hier ein Bier dabei.
Zu unserem letzten (Nachtisch-) Halt ging es dann über die Rainbow-Street. Natürlich eine gute Möglichkeit für die Amerikaner Fotos zu machen und für Thor zu posen.
Mit Thor zu Loki zu gehen … wir probierten es mal und hofften, dass es keine Probleme geben würde.
Loki ist eine sehr alte Lokalität, welche vorwiegend kleine Speisen und Nachtische in der Nähe der Hallgrimskirkja verkauft. Für uns war im 2 Stock eingedeckt, wo eigentlich der Speiseraum für die Angestellten ist. Ein Raum mit Ausblick!
Als Abschluss der Tour gab es isländischen Donut und Roggenbrot-Eis.
Der Donut war … nichts tolles. Aber das Eis war hervorragend. Und dazu noch ein Kaffee und alles war gut. Kurz darauf wurde auch das Ende der Tour verkündet und jeder ging seiner Wege.
Eine sehr spannende Tour, wo wir aber auch glücklicherweise eine recht kleine Gruppe hatten. Bei größeren Gruppen wird es ja schnell unübersichtlich und man kommuniziert auch weniger mit einander. Heute war die Größe (7 Personen plus Guide) eigentlich gut. Ein schöner Einblick in die Küche der Hauptstadt Islands.