Am heutigen Geburtstag wollten wir was besonders machen. Also: Ab auf einen Parkplatz!
OK, das braucht was Erklärung: Meike hatte heute Geburtstag und um dies zu feiern, wollten wir zum ersten Mal das mit 3 Michelin Sternen gekrönte „Vendome“ in Bensberg besuchen.
Und wenn man da hingeht, muss man ja auch sehr entspannt und relaxed sein – also haben wir uns für die erst kürzlich wieder eröffnete Claudius Therme einen Slot reserviert. Um dort reinzukommen, braucht es einen negativen Schnelltest und dieses bekommt man passenderweise in einer Schnelltest-Station auf dem Parkplatz vor der Therme.
Mit dem dort erhaltenen negativen Ergebnis ging es dann rein in die Therme.
Und dort blieben wir dann auch ein paar Stunden und genossen die Wärme, die Becken und auch ein kleines Mittagessen.
Klein war es, weil wir wenige Stunden später hier standen:
Durch unsere Ungeduld waren wir 15 Minuten zu früh und konnten so noch ein wenig auf dem Gelände des Schlosses herumspazieren und Meike konnte noch den einen oder anderen Geburtstagsgruß entgegennehmen.
Das Vendome ist mit seinen 3 Sternen im Michelin, 19,5 Punkten im GaultMillau oder 19,7 Punkten im Feinschmecker eines der besten Restaurants der Welt – in einer Liste, die wir gefunden haben, steht es auf Platz 15.
Den Chef de Cuisine, Joachim Wissler, hatten wir letztes Jahr schon kennengelernt. Zu Jens Geburtstag wollten wir nämlich eigentlich schon hier hin, hatten auch schon einen Tisch reserviert. Allerdings kam dann der 2. Lockdown in die Quere und so mussten wir leider stornieren. Als Alternative bot die Küche damals allerdings ein „TakeAway“-Menu an, auf Sterne Niveau. Das haben wir uns dann gegönnt und abgeholt. Zu unserer Überraschung kam Herr Wissler damals aus der Küche, erklärte und haargenau jeden der Gänge und wie er anzurichten ist, schenke uns noch 2 Weingläser und quatschte noch kurz nett mit uns über die aktuelle Situation. Da wir das Geschirr (2 Gänge waren schon auf großen Tellern angerichtet) selber zurückgebracht hatten, haben wir einen Gutschein für 2 Champagner erhalten. Und die haben wir dann natürlich jetzt als Aperitif eingelöst.
Wir waren nicht unzufrieden.
Genauer gesagt versuchten wir krampfhaft nicht wie kichernde Teenager zu wirken – wir erwarteten doch sehr, sehr viel. Und freuten uns auf das Erlebnis an sich.
Die Einrichtung war sehr gediegen und klassisch, genau so, wie man sich ein Gourmet-Restaurant so vorstellt. Bis auf einen Tisch war alles belegt, wobei man natürlich viel Platz hat und eigentlich nur die Nachbartische so richtig hörte.
Nach dem Aperitif gab es dann auch die ersten Grüße aus der Küche. Und, meine Güte, haben die ein Fest abgefeiert!
Spanischer Thunfisch mit Gurken-Wasabi Vinaigrette. Dazu eine kleine Alge für den Extra-Meeresgeschmack.
Eine Tartelette mit Weinbergschnecken und Salat.
2 Toffees von karamellisierter Gänseleber und Haselnuss, natürlich aus dem Piemont.
Von den Toffees hatten wir beim „Zu Hause“-Menu auch welche dabei und in einem Anflug von Überschwang gleich 8 bestellt. Wir haben davon noch tagelang gegessen, so lecker waren die.
Als Abschluss des Amuse-bouche-Feuerwerks: Ein Tafelspitzsalat unter einer Leinsamen Rote Beete Sabayon.
Ahhh … so eingestimmt ging es dann auch kurz danach weiter mit dem 8 Gang Degustationsmenu. Bei diesem kann man bei 3 Gängen zwischen 2 Optionen wählen. Und wir haben, und das fast schon nicht abgesprochen, jeweils die beiden Optionen gewählt. Wir würden also alles erleben können, was die Küche hier an diesem Abend bietet.
Und ein Erlebnis war es in der Tat!
Für Jens: Warmer Bio-Lachs mit Frühkräutern, Saiblingskaviar, einem Fichtensprossengelee und einer Räucherlachscreme und mit gefrorenen und zerstoßenen Fichtennadeln bestreut.
Bei Meike: Eine gegrillte Langoustine mit einer Holundervinaigrette, Topinamburcreme und Sauerklee.
Beides, fast schon erwartet aber trotzdem beeindruckend, vorzüglich. Den, wie schon gesagt, hohen Erwartungen wurde mindestens entsprochen. Wenn sie nicht sogar übertrumpft wurden.
Zweiter Gang: Oktopus-Salat mit Kartoffeln, Pimentcreme, Zuckererbsen und Minze.
Klingt sehr einfach von den Zutaten her, aber wer schon einmal versucht hat Oktopus zuzubereiten wird wissen, dass dies nicht so einfach ist. Und dieser Kollege hier war perfekt! Einfach nur zart, kein bisschen zäh, kein bisschen gummi-artig. Einfach nur gut und sehr mit den anderen Komponenten harmonierend.
Ach so: Begleitet wurde das Ganze natürlich wieder mit einer Weinbegleitung. Aufgrund der Länge des Abends sowie der dabei enthaltenen Getränke, haben wir leider nicht aufgeschrieben, welche Weine es genau gab. Und leider wurde uns auch auf Nachfrage nicht die Weinbegleitung mitgeteilt – das einzige, was im Nachhinein enttäuschend war. Aber das nächste Mal (wenn wir wieder genug Geld gespart haben) schreiben wir alles gleich auf oder fragen sofort nach den Weinen.
Der dritte Gang war dann wieder einer mit zwei Optionen.
Bei Jens gab es eine Felsen Rotbarbe mit einer Auster in Liebstöckel-Bouillabaisse. Dazu Safran-Kohlrabi-Nudeln, Meeresspargel und eine geräucherte Kartoffelmousse.
Bei Meike eine Seezunge aus der Bretagne mit einer Sauce Vine Jaune, Pfifferlingen, Schweineschnauze, Petersilienspinat, Mandeln und Gurken.
Das mit der Bouillabaisse hatte Jens sehr interessiert, erst Recht nachdem wir in der „Wir essen zu Hause“-Phase oft im La Societe in Köln unser Essen geholt haben (man gönnt sich ja sonst nix) und dabei die bislang beste Bouillabaisse unseres Lebens genossen haben.
Die Bouillabaisse war tatsächlich nicht so wie gewohnt, sondern eher fein und subtil im Geschmack. Wieder waren beide Teller sehr gut ausbalanciert in den Aromen, es gab keine lange Dominanz einer Komponente. Vielmehr bauten die einzelnen Elemente aufeinander auf und ergaben eine wunderbare Komposition.
Wir waren schon im Foodie-Himmel!
Vierter Gang (schon/erst)! Diesmal etwas, was viele Gäste offensichtlich abbestellt haben, denn hier wurde Kalbshirn verarbeitet und solche Dinge schüchtern schon viele ab, wie wir ja schon letztes Jahr im Steinheuer festgestellt haben.
Hier also Kalbshirn Piccata, sehr fein und gut gebraten, mit Spargel, Trüffeljus und einer Creme aus Tonkabohnen und Sellerie.
Vor-züg-lich!
Der fünfte Gang war schon der Hauptgang. Vorab bekamen wir noch einen kleinen „Vor-Hauptgang“ serviert: Eine Lammbrühe für Meike und ein kleinen Dim Sum mit Szechuan Pfeffer für Jens.
Neben dem „Pre-Dessert“ unser nächster Lieblings-Überraschungs-Gang in einem Menu … 😉
Nun wirklich der Hauptgang: Jens hatte ein Perlhuhn (Haut auch recht kross) mit Gänseleber, einer Curry-Emulsion, Macadamiacreme und einem Mangosalat mit grünem Spargel.
Wunderbare Aromen, die Curry Emulsion dabei überraschend scharf und sehr passend zum Perlhuhn.
Bei Meike fanden sich Teile eines Lamms vom Gutshof Polting in Niederbayern ein. Derselbe, wo wir vor 5 Wochen auch schon einmal Lamm bestellt haben – witzig zu sehen, wer dort alles bestellt. Das erste Mal hatten wir in Wirsberg beim Essen im Posthotel Alexander Herrmann gehört.
Meike hatte heute Lamm-Sashimi (nicht wirklich roh, nur sehr rosa gebraten), Lammschulter und Lamm-Navarin (geschmortes Lamm).
Das war tatsächlich der am wenigsten gelungene Gang des Abends. Was bedeutet, dass er immer noch besser als das Meiste, was wir bislang gegessen haben, war. Das Lamm war irgendwie nicht so beeindruckend zubereitet und irgendwie war die 3er Kombination etwas unstrukturiert für uns. Oder wir haben es nicht verstanden, denn … wir haben ja schon die Weinbegleitung erwähnt, oder?
Beim Ordern hatten wir schon ein gutes Gefühl mit dem Sommelier Jochen Büscher und seiner Art. Die erst Recht mit dem Satz „Wenn Sie etwas besonders wollen, dann sagen sie Bescheid!“ und dem Hinweis „Gerade zum Dessert habe ich da was …“ dazu geführt hat …
Eine leckere Beerenauslese, älter als wir. Diese Flasche war Teil eines Kellers, die der Betreiber des Grandhotels Bensberg erworben hat. Die Flasche selber war in der Schatzkammer dieses Weinkellers und wurde erste auf mehrfaches Betteln vom lokalen Winzer übergeben. Und kam jetzt in unser Glas.
Ein Wein aus einer anderen Zeit und genau so zu verstehen: Süß, kräftig, kräutig und sehr passend, weil schön komplementär, zum Ziegenkäse mit Sesam-Radieschen und Koriander Pesto.
Ach so: Als der Wein hergestellt wurde, wurde das Tragen von Autogurten zur Pflicht.
Zum ersten süßen Nachtisch wurde dann wieder ganz tief in die technische Trickkiste des Patissier gegriffen: Zitronenschaum in einer Hippe mit Topfeneis und (als Reminiszenz an den ersten Gang von Jens) Fichtensprossen.
Super! Da kam die anschließende Banane mit Karamel und einer Gewürzganache fast schon schlicht her – auch wenn das hier auch natürlich absolute Weltklasse vom technischen her war.
Geschmacklich fanden wir den Zitronenschaum besser, kreativer fanden wir die „Banane“. Beides war sehr gut!
Zum Abschluss gab es dann noch verschiedene „Vendome Celebrations“, wobei wir gerade bei den Pralinen leider nicht mehr so genau wissen, was es alles war. Die Macron und der Schokokuss sind auf jeden Fall in Erinnerung geblieben.
Genauso wie die intensiv geführte Diskussion über die alternativen (und eigentlich nicht mehr aktuellen) Bezeichnungen für den Schokokuss. Naja, sind auch ältere Menschen, die mit den Veränderungen in der deutschen Sprache nicht so zurecht kommen.
Um den Abend gebührend zu beenden, wurde natürlich noch ein Digestif eingefordert.
Und wie üblich war Jens dabei ein Problem, denn sein Wunsch nach einem spannenden Whisky wurde erfolglos versucht zu entsprechen. Irgendwie sind alle Gourmet-Restaurants eher in Richtung von Schnäpsen unterwegs und keiner hat mal ein paar gute Whiskies im Sortiment.
Natürlich war auch der von Jens dann ausgesuchte Armagnac nicht mehr da. Und so „musste“ er sich mit einem Port von 1966 zufrieden geben. In der Not und so …
Meike wollte noch einen Eiswein und bekam einen Eiswein. Kann also auch einfach gehen.
Da wir wieder einmal als erste im Restaurant waren und so ziemlich die letzten, die das Restaurant verlassen haben, konnten wir uns noch nett mit Sommelier Jochen Bücher unterhalten und haben so den Abend ausklingen lassen.
Was ist unser Fazit? Das Essen war erwartungsgemäß Weltklasse! Teilweise wurden unsere Erwartungen an Produkte und Zubereitung noch übertroffen. Was aber ebenso Weltklasse war: Der Service! Und das macht eben auch einen großen Teil des Ganzen aus. Sie bringen das Essen, man redet mit ihnen und sie sorgen dafür, dass man das Essen genießt.
Fügt man das alles zusammen, erhält man: Eines der besten Essens-Erlebnisse unseres bisherigen Lebens! Und sicherlich etwas, woran wir uns noch lange, lange erinnern werden!
[…] dem gestrigen „Gelage“ im Vendome in Bensberg ging es heute wieder los zum […]