Mit dem Bus ging es vom Tiergarten Nürnberg zum nächsten Sightseeing-Spot: Dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Ironischerweise ist der Zoo in der umgekehrten Richtung 1932 umgezogen, als die NSDAP hier ihre Reichsparteitage veranstalten wollte.
Heute gibt es hier ein Dokumentationszentrum, welches die Geschichte des Geländes sowie Nürnbergs zur Zeit des Nationalsozialismus zeigt. Auf das Gelände selber kommt man übrigens kostenlos, dort gibt es diverse Informationstafeln an denen man sich auch informieren kann.
Wir gingen, auch angesichts des Wetters, in die 2001 eröffnete Ausstellung.
Das Dokumentationszentrum liegt in der von den Nazis konzeptionierte, aber nie komplett vollendeten Kongresshalle. Chronologisch wird man hier von den Ursachen für die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten über den Verlauf bis hin zum bekannten Ende geführt. Der Fokus liegt natürlich, der Ort der Ausstellung gibt es ja quasi vor, auf den zwischen 1933 bis 1938 abgehaltenen Reichsparteitagen.
Das Gelände war vor der Machtergreifung ein Naherholungsgebiet für die schnell wachsende Bevölkerung Nürnbergs, unter anderem war ja auch hier der Tiergarten.
Durch seine gute Lage, unter anderem was die Verkehrsanbindung angeht, war das Gelände aber eben auch irgendwann interessant für Großveranstaltungen. Die NSDAP hielt hier zwischen 1927 und 1929 ihre Parteitage ab.
1933 wurde die Parkanlage im Luitpoldhain durch eine Aufmarschfläche ersetzt, der Luipoldarena mit 84.000 m² Grundfläche. Diese kennt man von den Aufnahmen der SA und SS Aufmärschen mit bis zu 150.000 fanatischen Anhängern der Nazis.
Die Kongresshalle, in der sich heute das Dokumentationszentrum befindet, wurde wie gesagt nicht fertiggestellt. Ursprünglich war eine Halle für 50.000 Menschen geplant, die unter einem freitragenden Dach von 70 Metern Höhe Platz finden sollten. Symbolträchtig wurde die Fassade mit großen Granitplatten „aus allen Gauen des Reiches“ verkleidet.
In der Ausstellung ging es derweil von den Anfängen zu den Kriegsjahren über mit sehr eindrücklichen Ausstellungsstücken. Für uns waren vor allem Beiträge von Kindern und Jugendlichen aus der Neuzeit sehr erhellend, die mit ihren Worten schilderten, was sie von der damaligen Zeit und den Menschen bzw. ihren Absichten halten.
Die Ausstellung, die wirklich sehr sehenswert ist, endete mit den Nürnberger Prozessen zwischen 1945 bis 1949. Hier symbolisch die Protokolle der Verhandlungen einmal auf Deutsch und ins Englische übersetzt.
Über einen kleinen Raum, in dem Videos von Zeitzeugen der damaligen Zeit liefen (und die teilweise schon recht verklärt auf die Nazi-Zeit blickten) kommt man zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man die Ausmaße der Kongresshalle erleben kann.
Wenn man sich vor Augen führt, dass diese Halle noch eines der realistischeren Großprojekte war … in der Nähe sollte ja z.B. das „Deutsche Stadion“ gebaut werden, ein Stadion mit Platz für 405.000 Zuschauern.
Das solche Projekte unter normalen Umständen nicht durchführbar sind, sollte jedem klar sein. Die Nazis behalfen sich halt für den Bau unter anderem in den umliegenden Konzentrationslagern.
Zum 175. Jubiläum der deutschen Eisenbahn wurde diese Installation im Rahmen einer Sonderausstellung im Dokumentationszentrum erstellt. Die deutsche Eisenbahn hat ja sehr lange ihre Rolle bei den Massenmorden an Juden, Sinti, Roma und anderen Menschen heruntergespielt und erst durch Druck aus der Öffentlichkeit sich mit dem Thema beschäftigt.
In diesem 40 Meter langen Gleisbett liegen 60.000 Karten, jede einzelne mit Namen, Geburtsdatum und Todestag /-ort eines Menschen, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Stellvertretend für 100 weitere, denn die 6 Millionen sind so unvorstellbar viele, dass sie nicht hier hineinpassen.
Die Ausstellung ist wichtig und sehenswert – auch wenn die Stimmung danach nicht wirklich ausgelassen sein kann. Aber aus der Vergangenheit kann man eben auch lernen und um so mehr darauf achten, dass die Fehler sich nicht wiederholen.